Sucht man nach Gemeinsamkeiten zwischen den Domänen der Pädagogik und Wirtschaftsinformatik fallen sicher nicht auf der Stelle Berührungspunkte ins Auge. Betrachtet man dagegen die Begriffswelten der beiden Fachdisziplinen, wird der Systembegriff zu einer augenscheinlichen Verbindung. Ulrich/Probst definieren: „Ein System ist ein dynamisches Ganzes, das als solches bestimmte Eigenschaften und Verhaltensweisen besitzt. Es besteht aus Teilen, die so miteinander verknüpft sind, dass kein Teil unabhängig ist von anderen Teilen und das Verhalten des Ganzen beeinflusst wird vom Zusammenwirken aller Teile.“ ([Ulri + 95], S.30). Von dieser Definition werden sowohl Bildungssysteme, als auch Informationssysteme, der Erkenntnisgegenstand der Wirtschaftsinformatik, erfasst. Fragt man nach der Natur der systembildenden Teile, stellen Module eine adäquate, wenn auch nicht die einzige Antwort dar. Damit wird am auf den Gegenstand dieser Arbeit -Modularisierungsansätze -hingeführt. Domänenspezifisch definiert Pilz für die Pädagogik Module als „in sich geschlossene Teile einer Gesamtheit“ ([Pilz99], S. 88). Für den Begriff der Modularisierung legt er den Prozess des Ins-Verhältnis-Setzen von Teilen und Gesamtheit als Verständnisgrundlage fest (vgl. [Pilz99], S. 89). Zudem verweist er auf Sloane, der die Rolle des Moduls als Teil eines Ganzen herausstellt, wobei es selbst wieder ein Ganzes bildet (vgl. [Sloa97], S.225). Ein genaueres Bild vermittelt Kloas, der folgende drei Grundvarianten gängiger Moduldefinitionen anführt:
• Modul als eine curricular-didaktische Zerlegung des gesamten Lernprozesses nach Lernsequenzen, Lernformen und Lernorten, Lernprojekten usw., • Modul als in sich abgeschlossene Teilqualifikation, die abschließend geprüft und zertifiziert werden kann und
• Modul als immer Teil eines Ganzen bleibende einzeln zertifizierbare Qualifikation (vgl. [Kloa98], S.11 f.).
Auf dem Gebiet der Wirtschaftsinformatik soll Balzert zur Klärung des Modulbegriffs herangezogen werden. Er sieht ein Modul durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: • Darstellung einer funktionalen Einheit oder semantisch zusammengehörigen Funktionsgruppe,
• weitgehende Kontexunabhängigkeit, also weitgehend unabhängig entwickelbar, prüfbar, wartbar und verständlich, • definierte Schnittstelle für Externbezüge sowie
• im qualitativen und quantitativen Umfang handlich, überschaubar und verständlich.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Modularisierung in der Pädagogik.
- National Certificate Module.
- SVQ-Scottish Vocational Qualifications.
- GSVQ - General Scottish Vocational Qualifications
- Higher Still Programm.
- Zwischenfazit.
- Modularisierung in der Wirtschaftsinformatik
- Was macht eine gute Modularisierung aus?.
- Kriterium der Modulgeschlossenheit.
- Kriterium der maximalen Bindung..
- Kriterium der losen Kopplung
- Geheimnisprinzip..
- Kriterium der minimalen Schnittstellen
- Prinzip der Lokalität
- Weitere Indizien für eine gute Modularisierung.
- Zusammenführung der Fachdisziplinen im E - Learning
- Fazit
- Literaturverzeichnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Modularisierungsansätze in der Wirtschaftsinformatik und Pädagogik im Kontext von E-Learning. Sie analysiert die unterschiedlichen Konzepte der beiden Fachdisziplinen und erörtert die Herausforderungen und Chancen einer gemeinsamen Modularisierung im Bereich der Wissensvermittlung.
- Definition und Charakterisierung von Modularisierung in der Pädagogik und Wirtschaftsinformatik
- Analyse verschiedener Modularisierungskonzepte in der beruflichen Bildung, insbesondere im schottischen Bildungssystem
- Diskussion der Kriterien für eine effektive Modularisierung
- Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Zusammenführung von pädagogischen und wirtschaftsinformatischen Modularisierungsansätzen im E-Learning
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Modularisierung in der Pädagogik und Wirtschaftsinformatik ein. Es definiert den Systembegriff und beleuchtet die Rolle von Modulen als systembildende Elemente. Das Kapitel untersucht die Bedeutung der Modularisierung im Kontext von E-Learning und die Notwendigkeit, Aspekte beider Fachdisziplinen zu integrieren.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Modularisierung in der Pädagogik. Es analysiert verschiedene Konzepte der beruflichen Bildung in Schottland, darunter die National Certificate Module (NC-Module), Scottish Vocational Qualifications (SVQ), General Scottish Vocational Qualifications (GSVQ) und das Higher Still Programm. Die einzelnen Ansätze werden anhand eines zweidimensionalen Definitionsrahmens klassifiziert und ihre Stärken und Schwächen hinsichtlich Modularisierung und Geltungsbereich diskutiert.
Das dritte Kapitel behandelt die Modularisierung in der Wirtschaftsinformatik. Es stellt die Kriterien einer effektiven Modularisierung vor, wie z. B. die Modulgeschlossenheit, die maximale Bindung, die lose Kopplung und das Geheimnisprinzip. Zudem werden weitere Indizien für eine gute Modularisierung diskutiert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Zusammenführung der Fachdisziplinen im E-Learning. Es analysiert die Herausforderungen und Möglichkeiten einer gemeinsamen Modularisierung und untersucht die Bedeutung von Interoperabilität und Standards im Bereich der Wissensvermittlung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konzepte der Modularisierung, des Moduls, der Pädagogik, der Wirtschaftsinformatik, des E-Learning, der Prinzipien und des Learning Object. Sie untersucht die Anwendung dieser Konzepte in verschiedenen Bildungssystemen und im Kontext der Wissensvermittlung durch Computer- und Internettechnologien.
- Arbeit zitieren
- Torsten Griebenow (Autor:in), 2002, Systematische Analyse und Vergleich von Ansätzen zur Modularisierung in der Wirtschaftsinformatik und Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25311