In der vorliegenden Arbeit befasse ich mich mit der Arbeits- und Lebenssituation der Hausmädchen in Segou, Mali. Hausmädchen sind weibliche
Jugendliche, die in der Regel aus ländlichen Gebieten in die Stadt
kommen, um dort in einem Haushalt zu arbeiten.
Als Basis für die vorliegende Arbeit dient meine viermonatige Feldforschung
in Segou, durchgeführt von August bis November 2000. Die gewonnenen empirischen Daten stellen die Grundlagen der Arbeit dar.
Das Ziel meiner Forschung ist es, die soziale und ökonomische Situation der Mädchen zu beleuchten. Dazu war es mir wichtig, biographische und lebensgeschichtliche Daten sowie Wünsche und Zukunftsperspektiven zu erfragen. Die Fragen nach der sozialen Herkunft, der aktuellen Lebenssituation der Mädchen sowie der Art ihrer Beziehung zu den Gastfamilien stehen dabei im Mittelpunkt meiner Untersuchung. Die Ausgangshypothese meiner Forschung entwickelte ich anhand der Literatur über Kinderadoption und Pflegschaftsverhältnisse in Westafrika. Ich sah die Hausmädchen als Teil der besonders in Westafrika weitverbreiteten Pflegschaftsverhältnisse, bei denen ein Kind zu einer verwandten Familie geschickt wird, um dort für eine bestimmte Zeit zu leben. In der Literatur werden für diese Fremdplatzierungenverschiedene Motive angegeben. So wird beispielsweise davon ausgegangen, dass die Mädchen zum Zweck einer Ausbildung oder einer besseren Erziehung von ihren Eltern in die Stadt geschickt werden. Andere Autoren sehen in der Fremdplatzierung der Kinder ein Mittel zur Neubildung und Festigung von sozialen Beziehungen und Netzwerken zwischen den ländlichen und urbanen Gebieten (vgl. u.a. Atto 1996, Page 1989, Goody 1982).
In meiner Ausgangshypothese ging ich von einem verwandtschaftlichen Verhältnis zwischen den Hausmädchen und ihren Gastfamilien aus. Während meiner Feldforschung in Segou wollte ich diese Hypothese überprüfen und bestimmen, durch welche Merkmale sich die Beziehungen charakterisieren lassen. Die Intention meiner Forschung war es, neben der sozialen Lebenssituation der Mädchen in der Stadt, die besondere Form der Beziehung zwischen ihnen und ihren Gastfamilien zu untersuchen. Dabei sollten Aspekte der Arbeit von Mädchen in einem Haushalt, ihre Beschäftigung im informellen Sektor und die Land-Stadt-Migration der jungen Frauen eine besondere Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- 1 Einleitung
- 1.1 Motivation.
- 1.2 Aufbau der Arbeit.
- 1.3 Methoden und Vorgehensweisen
- 1.3.1 Teilnehmende Beobachtung
- 1.3.2 Interviews und informelle Gespräche
- 1.3.3 Die Gesprächssituationen.
- 1.3.4 Schwierigkeiten der Feldforschung
- 2 Der Forschungsort Segou
- 2.1 Zur historischen Situation.
- 2.2 Zur gegenwärtigen Situation
- 2.3 Bevölkerungsmobilität und Wanderarbeit
- 3 Pflegschaftsverhältnisse und soziale Elternschaft
- 3.1 Darstellung von Pflegschaftsverhältnissen in der ethnologischen Literatur
- 3.2 Gründe der Pflegschaft
- 3.2.1 Sozio-ökonomische Gründe
- 3.2.2 Kritische Bemerkungen zu den funktionsorientierten Ansätzen
- 3.3 Gesellschaftliche Veränderungen und ihre Folgen für Pflegschaften.
- 3.4 Zur Situation der Pflegekinder
- 4 Dienstleistungsverhältnisse und Lohnarbeit
- 4.1 Begriff und Phänomen der Arbeit aus ethnologischer Sicht
- 4.1.1 Kinderarbeit oder arbeitende Kinder.
- 4.1.2 Hausarbeit
- 4.1.3 Pflegekinder und Hausmädchen
- 4.2 Bemerkungen zum informellen Sektor
- 4.2.1 Entstehung des Begriffes
- 4.2.2 Definitionsversuche.
- 5 Land-Stadt-Migration
- 5.1 Geschichte der Migration
- 5.2 Gründe der Migration . .
- 5.3 Migration von Frauen und jungen Mädchen
- 5.4 Folgen der Migration
- 6 Ergebnisse meiner Feldforschung
- 6.1 Biografische Hintergründe
- 6.2 Aufenthalt der Mädchen in Segou
- 6.3 Beschreibung der Hausmädchen
- 6.4 Zu den Beziehungen zwischen Hausmädchen und Patroninnen
- 6.4.1 Zur Sicht der Hausmädchen
- 6.4.2 Zur Sicht der Patroninnen
- 6.4.3 Meine Sichtweise des Verhältnisses zwischen Hausmädchen und Patroninnen
- 6.5 Zur Rolle des Vermittlers
- 7 Fazit
- 7.1 Analyse der Ergebnisse
- 7.2 Bilanz
- Anhang
- Abriß der Geschichte Malis
- Interviewleitfaden .
- Zusammenarbeit mit Nicht-Regierungsorganisationen in Mali .
- Auflistung der wichtigsten Informanten
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die sozio-ökonomische Situation der Hausmädchen in Segou, Mali. Die Arbeit analysiert die Gründe für die Migration von Mädchen in städtische Zentren und beleuchtet die Arbeitsbedingungen der Hausmädchen im Kontext von Pflegschaftsverhältnissen und informellen Arbeitsbeziehungen. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis der komplexen Lebensrealitäten der Hausmädchen im malischen Kontext zu entwickeln und die Herausforderungen und Chancen ihrer Situation aufzuzeigen.
- Migration von Mädchen in städtische Zentren
- Pflegschaftsverhältnisse und soziale Elternschaft
- Arbeitsbedingungen im informellen Sektor
- Die Rolle von Vermittlern
- Die Beziehungen zwischen Hausmädchen und Patroninnen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Motivation und den Aufbau der Arbeit sowie die angewandten Methoden und Vorgehensweisen erläutert. Anschließend wird der Forschungsort Segou vorgestellt, wobei sowohl historische als auch gegenwärtige Aspekte beleuchtet werden. Kapitel 3 befasst sich mit dem Thema Pflegschaftsverhältnisse und sozialer Elternschaft, analysiert die Gründe für Pflegschaften und diskutiert die Situation der Pflegekinder. Das vierte Kapitel widmet sich den Dienstleistungsverhältnissen und der Lohnarbeit, betrachtet den informellen Sektor und die Arbeitsbedingungen von Hausmädchen. Kapitel 5 untersucht die Land-Stadt-Migration in Mali, beleuchtet die Gründe für die Migration von Frauen und jungen Mädchen und analysiert die Folgen dieser Migration. Die Ergebnisse der Feldforschung werden im sechsten Kapitel präsentiert, wobei die biografischen Hintergründe der Hausmädchen, deren Aufenthalt in Segou sowie die Beziehungen zu den Patroninnen untersucht werden. Das Fazit der Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen und bietet eine Analyse der Situation der Hausmädchen in Segou.
Schlüsselwörter
Hausmädchen, Pflegschaftsverhältnisse, soziale Elternschaft, informeller Sektor, Land-Stadt-Migration, Mali, Segou, Arbeitsbedingungen, Patroninnen, Vermittler, sozio-ökonomische Situation, Geschlechterverhältnisse, Migration von Frauen, Lebensrealitäten
- Arbeit zitieren
- Annett Fleischer (Autor:in), 2003, Die sozio-ökonomische Situation der Hausmädchen in Segou, Mali, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25416