[...] Dieses vielzitierte Wort Castorps, der seit 1472 Bürgermeister in Lübeck war, wird häufig als Beleg für den "Geist der Hanse"1 herangezogen: nämlich den Krieg nach Möglichkeit zu vermeiden und statt dessen eine Verhandlungslösung zu suchen. Der Frage, inwieweit sich die Hanse in Krisensituationen tatsächlich daran hielt und zu welchen Mitteln sie zur Konfliktbeilegung griff, soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden. Ausgehend vom Veranstaltungstitel "Ängste und Risiken im Mittelalter" erfordert die Fragestellung zunächst eine grundlegende Betrachtung der inneren Struktur der Hanse sowie eine Definition der möglichen Bedrohungsszenarien (Kap.2). Im folgenden Kapitel werden Fallbeispiele aus der Hansegeschichte betrachtet. Der Schwerpunkt wird dabei auf Konflikte mit ausländischen Mächten gelegt; die Auseinandersetzungen der Städte mit ihren feudalen Stadtherren können aus Platzgründen nur gestreift werden. Während diese Beispiele aus dem Zeitraum stammen, der für E. Daenell die "Blütezeit" der Hanse darstellt2, soll im 4. Kapitel ein Ausblick auf die Zeit ihres Niederganges unternommen werden, wobei sich die Frage aufdrängt, welches Gewicht die beschriebenen Machtinstrumente, Vorgehensweisen und Drohgebärden zu jener Zeit noch besaßen. Schließlich soll im Kap.5 unter Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse der Frage nachgegangen werden, ob die Hanse in für sie gefährlichen Situationen einem bestimmten Verhaltensmuster folgte und zu welchen Gelegenheiten sie zu welchen Mitteln, d.h. insbesondere, wann und warum sie zu kriegerischen Mitteln griff. In bezug auf den Titel dieser Arbeit soll dabei untersucht werden, ob die Hanse vor der Wahl zwischen "Verhandeln oder Krieg" stand oder vielleicht dem Gedanken "erst verhandeln, dann (im Falle des Scheiterns) Krieg" folgte. 2 Ernst Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, 2 Bde., 3. Aufl. Berlin/New York 2001
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Quellenlage
- Forschungsstand
- Zur inneren Struktur der Hanse
- Das "politische System" der Hanse
- Die hansische Organisationsstruktur
- Privilegien und Handel
- Voraussetzungen militärischen Vorgehens
- Konfliktsituationen
- Ziele und Instrumente hansischer Politik
- Das Risiko des Kaufmannes
- Auswärtige Konflikte
- Handelskriege und Boykotte
- Brügge und Norwegen 1280/84
- Flandern 1358
- Das "Boykottjahr" 1388
- Die benachbarte Großmacht: Dänemark
- Der Kampf gegen Waldemar Atterdag
- Der Krieg von 1361/62
- Die Kölner Konföderation
- Der Friede zu Stralsund
- Die Auseinandersetzung mit Erich v. Pommern
- Unliebsame Konkurrenten: Die Holländer
- Kampf um Privilegien: England
- Verhandeln oder Krieg? - Ein Fazit
- Von Stralsund nach Utrecht: Hansische Kriegszüge und ihre Folgen
- Die Optionen in der Phase des Niederganges
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die Hanse in Krisensituationen tatsächlich auf eine Verhandlungslösung setzte oder zu kriegerischen Mitteln griff. Ausgehend vom Veranstaltungstitel "Ängste und Risiken im Mittelalter" werden zunächst die innere Struktur der Hanse und mögliche Bedrohungsszenarien betrachtet. Anschließend werden Fallbeispiele aus der Hansegeschichte, insbesondere Konflikte mit ausländischen Mächten, analysiert. Im Fokus steht dabei das Verhältnis zwischen Verhandeln und Krieg, insbesondere die Frage, ob die Hanse einem bestimmten Verhaltensmuster folgte und zu welchen Gelegenheiten sie zu welchen Mitteln griff.
- Innere Struktur der Hanse
- Hansische Organisationsstruktur
- Konflikte mit ausländischen Mächten
- Kriegerische Mittel der Hanse
- Verhandlungslösungen der Hanse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung, die Quellenlage und den Forschungsstand dar. Kapitel 2 beleuchtet die innere Struktur der Hanse, insbesondere die Organisation und die Voraussetzungen für militärische Aktionen. Kapitel 3 untersucht verschiedene auswärtige Konflikte, darunter Handelskriege und Boykotte sowie Auseinandersetzungen mit Dänemark, den Holländern und England.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Hanse, ihre innere Struktur, ihre Konflikte mit ausländischen Mächten, das Verhältnis von Verhandeln und Krieg, sowie die Frage nach dem "Geist der Hanse".
- Quote paper
- Maik Nolte (Author), 2003, Verhandeln oder Krieg? Hansische Einstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25911