Die Funktion des Mythos in Goethes "Prometheus"


Hausarbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Der Prometheus-Mythos
1.1.1. Prometheus, der Rebell
1.1.2. Prometheus, der Gefesselte, der Erfinder der Künste
1.1.3. Prometheus, der Menschenbildner
1.2. Die Entstehungsgeschichte der Hymne

2. Die Funktion des Mythos
2.1. Im Kontext der Genieästhetik des Sturm und Drang
2.2. Im Kontext der gesellschaftlichen Hintergründe
2.2.1. Religion
2.2.2. Absolutismus
2.3. Vor biografischem Hintergrund

3. Fazit

Bibliographie

1. Einleitung

1.1. Der Prometheus-Mythos

Prometheus ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Sein Name bedeutet „der Vorausdenkende“. Es gibt verschiedene Versionen seiner Geschichte, doch die Grunddarstellung des Prometheus ist niemals gleich.

1.1.1. Prometheus, der Rebell

Die älteste und grundlegende Variante des Mythos stammt aus Hesiods Werken „Theogonie“ und „Werke und Tage“. Sie entstanden um 700 v. Chr.

Diesen zufolge war Prometheus, der Sohn des Titanen Iapetos, ein Rebell, dessen Taten den Zorn des Zeus herauf beschworen. Er schlachtete zwei Ochsen und teilte Knochen von Essbarem. Die Knochen wickelte er in die eine Haut, die essbaren Teile und Innereien in die andere. Dann bot er Zeus an, eine der beiden zu wählen. Zeus wählte die Haut mit den Knochen und war wütend, als er diese darunter entdeckte.

Er bestrafte die Menschen: er nahm ihnen das Feuer. Doch Prometheus stahl es zurück und machte es den Menschen zum Geschenk. Daraufhin dachte sich Zeus eine weitere Strafe aus und ließ von Hephaistos die schöne Pandora schaffen, die mit ihrer Büchse Elend und Leid auf die Welt brachte.

Prometheus wurde von Hephaistos an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet und litt endlose Qualen, weil ein Adler jeden Tag seine Leber fraß, die sich in der Nacht immer wieder regenerierte. Er wurde später von Herakles befreit.

1.1.2. Prometheus, der Gefesselte, der Erfinder der Künste

Aischylos schrieb um 460 v. Chr. das Drama „Der g efesselte Prometheus“. Er griff Hesiods Stoff auf, und zeigt in diesem Drama den Beginn von Prometheus Gefangenschaft. Das Drama setzt einen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Prometheus und den Menschen, die ihn in diese Lage gebracht hat: es geht um seine Rolle als Feuerbringer, aber auch um die Rolle als Erfinder der Künste und Wissenschaften, der die Menschen den Gebrauch von Bodenschätzen und Arzneien gelehrt hat.

1.1.3. Prometheus, der Menschenbildner

Zum ersten Mal taucht Prometheus, der Menschenbildner, bei Äsop auf. Dieser schrieb vermutlich 550 v. Chr., dass Prometheus von Zeus die Aufgabe erhielt, die Menschen und Tiere zu erschaffen. Prometheus formte die Menschen aus Lehm und ließ ihnen von Athene Leben einhauchen. Aus diesem Grund zeigen viele Gemälde den schöpfenden Prometheus in seiner Töpferwerkstatt sitzend.

1.2. Die Entstehungsgeschichte der Hymne

Die Prometheus-Hymne entstand als Teil eines gleichnamigen Dramen-fragments, an dem Goethe wahrscheinlich im Sommer 1773 schrieb. Zwischen Herbst 1773 und Anfang 1775 arbeitete er die Hymne aus dem Fragment heraus. Das Dramenfragment, in dem Prometheus seine Heimat verlässt und aus Lehm den Menschen formt, der erst durch Minervas (Athenes) Hilfe lebendig wird, hat Goethe nie beendet.

Prometheus, der Schöpfer von Mensch und Kultur, ist im Drama in seinem mythischen Umfeld dargestellt, die Hymne hingegen liegt außerhalb, an einem unbestimmten Ort, und spielt zu einer unbestimmten Zeit. Ihre mögliche Stellung im Mythos, bzw. Prometheus Biografie bleibt unklar. Einige Motive des Dramas sind jedoch auch in der Hymne dominierend: die Auflehnung gegen die Autorität der Götter, die ihren Ursprung in seiner Kindheit hat, das Genie- bzw. Schöpfungsmotiv und die alleinige Anerkennung von Zeit und Schicksal als übergeordnete Instanzen.[1]

Zusätzlich greift Goethe von Hederich[2] auf, dass Zeus der Vater des Prometheus ist. Durch die Verbindung von Vater und Sohn wird der Konflikt innerhalb der Hymne verstärkt.

Im Grunde nicht für die Veröffentlichung gedacht, zeigte Goethe die Hymne nur seinem Freundeskreis. Eher aus Versehen wurde sie dann 1785 veröffentlicht. Friedrich Heinrich Jacobi veröffentlichte sie als Teil seiner Abhandlung „Über die Lehre des Spinoza[3] in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“, zwar anonym, aber durch die Vorwegnahme von Goethes Gedicht „Das Göttliche“, war der Verfasser offensichtlich. Da Jacobi bewusst war, dass „Prometheus“ ein „atheistisches Skandalon“[4] war, ließ er es nur lose einheften, damit man es, falls es Anstoß erregte, leicht entfernen könnte, ohne das gesamte Werk zu verlieren.

Erst 1789 nahm Goethe die Hymne in seine „Schriften“ auf.

2. Die Funktion des Mythos

2.1. Im Kontext der Genieästhetik des Sturm und Drang

Im Kontext des Sturm und Drang fungiert Prometheus in erster Linie als „Urbild aller genialen Schaffenskraft und menschlicher Autonomie[5]. Er erschafft den Menschen aus sich heraus und wird durch seine Auflehnung gegen Fremdbestimmung zur Symbolfigur für alle Menschen, die nach Selbstbestimmung im sozialen, politischen und geistigen Leben streben.

Die Figur Prometheus verkörpert ein festes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Sein Selbstbewusstsein und seine Schöpferkraft stehen im starken Kontrast zum Bild der Götter, so dass die Hymne prägnant die „Antithese von Tatenlosigkeit der Götter und Schaffenskraft des Titanen“[6] darstellt. Prometheus verwirklicht sich selbst und wird zum Vorbild für den Titanismus[7] des Sturm und Drang: durch die Schaffung des Menschen geht er über seine Grenzen hinaus.

[...]


[1] Vgl. Heimerl, Joachim: Systole und Diastole. Studien zur Bedeutung des Prometheus-symbols im Werk Goethes. München 2001 (Cursus; Bd 1); S. 73f

[2] Hederich, Benjamin, veröffentlichte 1770 sein „Gründliches mythologisches Lexikon“, das wahrscheinlich Goethes Hauptquelle für Information über den Prometheus-Mythos war.

[3] Spinoza, Baruch de. 1632-1677. Der Philosoph vertrat die Ansicht, dass Gott mit seiner Schöpfung, der Welt, identisch ist. Diese Philosophie wurde oft als atheistisch bezeichnet. Goethe sah im Spinozismus die Bestätigung seiner säkularen Weltsicht und pantheistischen Überzeugung von der Einheit Gottes und der Natur. (nach Martin Bollacher, 1998)

[4] Goethe-Handbuch, Bd. 1 (1996, S.107ff)

[5] Joachim Heimerl (2001, S.29)

[6] Rudolf Drux, in: Heine-Jahrbuch. Vol. 25. (1986, S.12)

[7] Titanismus: Das Verlangen des Menschen, immer wieder über seine Grenzen hinaus zu gehen, das zu einem Motiv des Sturm und Drang wurde.

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Details

Titel
Die Funktion des Mythos in Goethes "Prometheus"
Hochschule
Universität Siegen
Veranstaltung
Lyrik des 19. Jahrhunderts
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V25980
ISBN (eBook)
9783638284547
ISBN (Buch)
9783638748001
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mythos, Prometheus, Lyrik, Goethe, Sturm und Drang, Thema Prometheus
Arbeit zitieren
BA, MA Kathrin Gerbe (Autor:in), 2004, Die Funktion des Mythos in Goethes "Prometheus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25980

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