Der Briefbomber von Österreich - eine anankastische Persönlichkeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Persönlichkeitsstörungen im Allgemeinen
2.1 Zur Ätiologie und Pathogenese von Persönlichkeitsstörungen
2.2 Verläufe von Persönlichkeitsstörungen.
2.3 Diagnostische Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung

3 Die anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung

4 Die Bekennerschreiben

5 Der Briefbomber – eine anankastische Persönlichkeit

6 Literatur

1 Einleitung

Von Dezember 1993 bis Oktober 1997 erschütterten mehrere Serien von Briefbombenanschlägen ganz Österreich. 27 Bomben, darunter auch drei Rohrbomben, wurden an Menschen geschickt bzw. in ihrem Umfeld deponiert, die ausländischer Herkunft waren oder die sich politisch und/oder sozial für Ausländer engagierten.

Nachdem Peter Binder und Franz Radl festgenommen wurden, weil sie unter dringendem Tatverdacht standen, begann der Briefbomber Bekennerschreiben zu versenden. Verfasser war die Bajuwarische Befreiungsarmee (BBA) – die verschiedenen Briefe wurden zur Tarnung angeblich von jeweils verschiedenen Kampftrupps geschrieben.

Nach fast vierjähriger Suche wurde schließlich Franz Fuchs festgenommen und als alleiniger Täter verurteilt.

In der folgenden Hausarbeit wird aufgezeigt, dass es sich bei Franz Fuchs um einen Täter mit einer zwanghaften Persönlichkeit handelt. Dieser Nachweis erfolgt anhand einer Analyse zweier Bekennerschreiben, die Franz Fuchs am 1.2.1995 und am 10.5.1995 verschickte.

In Kapitel 2 erfolgt zunächst eine Definition von Persönlichkeitsstörungen an sich, bevor in Kapitel 3 die zwanghafte Persönlichkeitsstörung anhand von ICD-10 und DSM-IV sowie einigen Lehrbücher der klinischen Psychologie, Psychiatrie und der Persönlichkeitspsychologie näher erläutert wird.

In Kapitel 4 findet eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Erpresserbriefen und der Einbettung dieser Erpresserschreiben in das Gesamtgeschehen statt.

Schließlich werden in Kapitel 5 die Erkenntnisse der beiden vorausgegangenen Kapitel zusammengefügt, so dass ein Nachweis erfolgt, dass es sich beim Briefbomber von Österreich um eine zwanghafte Persönlichkeit handelt.

2 PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN IM ALLGEMEINEN

Unter Persönlichkeitsstörungen wird eine heterogene Gruppe von Störungen zusammengefasst. Allen ist jedoch gemeinsam, dass lange bestehende, unflexible und schlecht angepasste Persönlichkeitsmerkmale vorliegen, die sich sowohl in der inneren Verfassung als auch im Verhalten des Menschen niederschlagen. Diese anhaltenden, tief verwurzelten Verhaltensmuster führen zu starren Reaktionen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Sowohl im Wahrnehmen, als auch im Denken, Fühlen und Handeln unterscheiden sich Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung von anderen Menschen. Um von einer Persönlichkeitsstörung sprechen zu können, darf das auffällige Verhalten nicht auf eine hirnorganische oder sonstige psychiatrische Störung zurückzuführen ist.

Persönlichkeitsstörungen sind oft gekennzeichnet durch Merkmale, die durchaus bei vielen Menschen zu finden sind und nicht krankhaft sein müssen. Im Laufe der Zeit entwickeln alle Menschen einen bestimmten Stil ihr Leben zu meistern – einige sind eher ängstlich, andere sind egoistisch und wieder andere lieben das Risiko. Es handelt sich erst dann um eine Störung der Persönlichkeit, wenn die Verhaltensweisen sowohl über längere Zeit bestehen als auch weite Bereiche umfassen und dysfunktional sind. Es müssen sich ernsthafte Leidenszustände und/oder Konflikte ergeben.

2.1 Zur Ätiologie und Pathogenese von Persönlichkeitsstörungen

Über Ätiologie und Pathogenese von Persönlichkeitsstörungen ist nur wenig bekannt. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, wie z.B. den Psychoanalytischen Ansatz oder den biologischen Ansatz, aber bislang ist es nur gelungen, Einzelbefunde aufzuzeigen, nicht aber eine komplette, abgerundete Theorie.

Ergebnisse aus Adoptionsstudien sprechen für einen genetischen Faktor bei der Genese von Persönlichkeitsstörungen. Erkenntnisse aus entwicklungspsychologischen Untersuchungen unterstützen diese Befunde.

Andere Studien wiederum konnten belegen, dass auch Entwicklungsbedingungen eine wichtige Rolle bei der Genese von Persönlichkeitsstörungen spielen.

Die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen ist also mit Sicherheit multikonditional – wie die genaue Ätiologie aussieht, ist jedoch noch weitgehend unbekannt.

2.2 Verläufe von Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen treten meist zum ersten Mal in der Kindheit oder Adoleszenz auf und bestehen während des Erwachsenenalters weiter fort.

Im Laufe des Lebens bleiben die Persönlichkeitsmerkmale qualitativ weitgehend unverändert. Trotzdem handelt es sich bei Persönlichkeitsstörungen nicht um absolute Größen, die kontinuierlich in der gleichen Weise in Erscheinung treten. Im Laufe der Zeit und in Abhängigkeit von der aktuellen Lebenssituation kann vielmehr die Ausprägung der Störung variieren. In der zweiten Lebenshälfte treten kaum noch neue Symptome auf.

2.3 Diagnostische Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung

Laut ICD-10 müssen folgende Punkte erfüllt sein, damit von einer Persönlichkeitsstörung (F60) gesprochen werden kann:

- „Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben/Normen ab“ und äußern sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche: Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung sowie in der Art des Umganges mit anderen Menschen und der Handhabung zwischenmenschlicher Beziehungen.
- Die Abweichung von der Norm muss so ausgeprägt sein, dass das Verhalten des Menschen in vielen sozialen und persönlichen Bereichen unflexibel, unangepasst oder auf eine andere Weise inadäquat ist. Diese Unzweckmäßigkeit ist weiterhin nicht als Reaktion auf eine einzelne bestimmte Situation oder einen bestimmten Stimulus zu verstehen.
- Das abweichende Verhalten führt zu persönlichem Leidensdruck und/oder zu einem nachhaltigen Einfluss auf die soziale Umwelt.
- Es muss feststehen, dass die Abweichung stabil und von langer Dauer ist und dass sie schon im späten Kindesalter oder in der Adoleszenz begonnen hat.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Briefbomber von Österreich - eine anankastische Persönlichkeit
Hochschule
Universität Wien  (Psychologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V25997
ISBN (eBook)
9783638284707
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kriminalpsychologie, Täterprofile
Schlagworte
Briefbomber, Persönlichkeit
Arbeit zitieren
Raphaela Böhmer (Autor:in), 2002, Der Briefbomber von Österreich - eine anankastische Persönlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25997

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