Tiere im Märchen - Der Froschkönig


Unterrichtsentwurf, 2004

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Tier im Märchen

3. Der Froschkönig
3.1. Biographie der Gebrüder Grimm
3.2. Rezeption und Stilmittel des Froschkönigs

4. Leben und Fortpflanzung des Frosches

5. Verehrung/ Verteufelung des Frosches / der Kröte- ein historischer Abriss
5.1. Übersicht Bedeutung des Frosches / der Kröte und Wandel

6. Die Rolle und Symbolik des Frosches

7. Der Tierbräutigam

8. Die Notwendigkeit des Zauberhaften für das Kind

9. Heutige Nutzung und Interpretation des Märchens

10. Schluss

11. Literaturverzeichnis

12. Anlagen
12.1. Zwei Frösche- ein japanisches Märchen
12.2. Märchenmotive

1. Einleitung

Ob es uns bewusst ist oder nicht. Märchen begegnen uns häufig im Leben. Im Kindesalter hören wir die Geschichten von unseren Eltern. In der Schule bearbeitet man den Themenbereich Märchen im Deutschunterricht. Und dann sind da noch die unzähligen Wandlungen von Märchen, die uns in Form von Kontaktanzeigen und Comics begegnen.

Das besondere an den Märchen ist ihr Umgang mit Tieren. Kaum ein Märchen kommt ohne Tiere aus. Die Tiere begegnen uns in den Märchen in verschiedenen Formen. Und es ist faszinierend welch Ähnlichkeit die Tiere mit dem Menschen haben.

Im Folgenden haben wir uns auf den Froschkönig der Gebrüder Grimm konzentriert. Exemplarisch werden wir den Frosch biologisch, symbolisch und mythisch untersuchen. Im Bezug auf den Frosch sind die Tierverwandlung und das Tierbräutigam Dasein ein wichtiger Aspekt. Abschließend wird dann auf die heutige Nutzung des Märchens und die Notwendigkeit der Märchen für Kinder eingegangen.

2. Das Tier im Märchen

Märchen kommen ohne Tiere fast nicht aus. Es gibt kaum Märchen in denen keine Tiere vorkommen. Dabei sind die Tiere Subjekte, das heißt selbstständig handelnde Wesen und meist keine Objekte wie zum Beispiel der Goldesel. Die Tiere sind in den Märchen noch nicht das Untermenschliche. Und das Tier steht dem Menschen ohne natürliche Grenzen gegenüber. Tiere und Menschen sprechen die gleiche Sprache, wobei die Kommunikation in menschlicher oder tierischer Sprache verläuft. Die benutzte Sprache wird selbstverständlich benutzt, wurde erlernt oder wurde durch Zauber erworben. Außerdem werden dem Tier menschliche Eigenschaften unterstellt. So kommt es entweder zur Vermenschlichung von Tierabenteuern oder der Verwandlung eines Menschenabenteuers in ein Tierabenteuer. Dabei sind die Hauptakteure wirkliche Tiere, Tiere mit übernatürlichen Fähigkeiten oder tierverwandelte Menschen. Die Tiere im Märchen treten dann in verschiedenen Rollen auf: als Helfer, Schutztiere, Gleichgestellte oder Überlegene.

Tiere werden im Märchen oft Helfer aus Gegenleistung. Das heißt, wenn einzelne Tiere aus einer Gefahr befreit werden oder von Menschen verschont und nicht erlegt werden. Natürlich werden sie auch zu Helfern ohne eine bestimmte Ursache. Die Tiere helfen meist mit ihren natürlichen Fähigkeiten und Eigenschaften, zum Beispiel kriechen Ameisen durch kleine Lücken. Auch sind die Tiere aus der freien Natur und keine Haustiere. Erst später werden auch Haustiere zu tierischen Helden, wie zum Beispiel die Bremer Stadtmusikanten.

Schutztiere sind größtenteils in Form eines Schutzgeistes zu finden. Dieser ergänzt mit seinen Eigenschaften die Unvollkommenheit des Menschen.

In den afrikanischen, amerikanischen und australischen Volkserzählungen stammen der Mensch und das Tier von derselben Familie ab. Deswegen ist es nicht ungewöhnlich, dass die Tiere als Gleichgestellt oder Überlegen angesehen werden.[1] Aus diesem Zusammenhang stammt auch die Tiermenschliche Ehe, auf die später noch genauer eingegangen wird. Auch kommt es vor, dass Tiere Menschenkinder groß ziehen, also als Eltern agieren. Wobei sich das Menschenkind an seine Umgebung anpasst und (fast) zu diesem Tier wird. Dies nennt man Verwandlung.

Bei der Tierverwandlung hat der Mensch verschiedene Existenzformen:

Er ist ein Tier oder kann auch ein Tier sein (Froschkönig).

Er hat sich in ein Tier verwandelt.

Er wurde in ein Tier verwandelt.

Im ursprünglichen Märchen war die Verwandlung vom Menschen in ein Tier Wirklichkeit. Im späteren Märchen dagegen ist die Verwandlung kein Dauerschicksal sondern ein Spannungselement. Die Tierverwandlung ist dann meist ein tragisches Schicksal und dementsprechend eine entwürdigende Unmenschlichkeit. Die Verwandlung kann sich durch Verwünschung, Schuldlos, in Folge eines Tabubruches (Strafverwandlung) oder durch Selbstverwandlung (durch ständigen Kontakt mit dem Tier oder als Geschenk eines Tieres) vollführen. Tierverwandelte sind dann fast immer zur Untätigkeit bestimmt und müssen auf ihre Erlösung warten. Tierverwandelte können aber auch eine Steigerung der Leistungskraft erfahren, zum Beispiel die Selbstverwandlung, die nach eigenem Ermessen genutzt werden kann.

3. Der Froschkönig

In den alten Zeiten, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön; aber die jüngste war so schön, dass sich die Sonne selber, die doch schon so vieles gesehen hat, verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer, dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen. Wenn nun der Tag sehr heiß war, ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens, und wenn sie Langeweile hatte, nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.

Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, dass man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten.

Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: "Was hast du vor, Königstochter? Du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte." Sie sah sich um, woher die Stimme kam, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken, hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte. "Ach, du bist's, alter Wasser-patscher?" sagte sie. "Ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist." - "Sei still und Weine nicht", antwortete der Frosch, "ich kann wohl Rat schaffen; aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?" - "Was du haben willst, lieber Frosch", sagte sie, "meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage." Der Frosch antwortete: "Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und deine goldene Krone, die mag ich nicht; aber wenn du mich lieb haben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen wenn du mir das versprichst, so will ich hinunterspringen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen." "Ach ja", sagte sie, "ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst." Sie dachte aber: "Was der einfältige Frosch schwätzt! Der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt und kann keines Menschen Geselle sein."

Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab, und über ein Weilchen er wieder heraufgerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. "Warte, warte", rief der Frosch, "nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du!" Aber was half es ihm, dass er ihr sein "Quak Quak" so laut nachschrie, als er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause und hatte den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen musste.

Am andern Tage, als sie sich mit dem König und allen Hofleuten zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an die Tür und rief: "Königstochter, jüngste, mach' mir auf"' Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre; als sie aber aufmachte, saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. Der König sah wohl, dass ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach: "Mein Kind, was fürchtest du dich? Steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?" - "Ach nein", antwortete sie, "es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch." - "Was will der Frosch von dir?" - "Ach lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm, er solle mein Geselle werden; ich dachte aber nimrner mehr' dass er aus seinem Wasser herauskönnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein." Indem klopfte es zum zweitenmal und rief:

"Königstochter, jüngste. Mach' mir auf! Weißt du nicht, was gestern du zu mir gesagt bei dem kühlen Brunnenwasser? Königstochter, jüngste, mach' mir auf!"

Da sagte der König: "Was du versprochen hast, das musst du auch halten; geh' nur und mach' ihm auf." Sie ging und öffnete die Tür; da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: "Heb' mich hinauf zu dir!" Sie zauderte, bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhle war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er: "Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen." Das tat sie zwar, aber man sah wohl, dass sie's nicht gern tat. Der Frosch ließ sich's gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bisslein im Halse. Endlich sprach er: "Ich habe mich satt gegessen und bin müde, nun trag mich in dein Kämmerlein und mach' dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen."

Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie sich nicht anzurühren getraute, und der nun in ihrem schönen, reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig und sprach: "Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten." Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bette lag, kam er gekrochen und sprach: "Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du; heb' mich hinauf, oder ich sag's deinem Vater." Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf, warf ihn aus allen Kräften wider die Wand und sagte: "Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch!" Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen, freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußenfedern auf dem Kopfe und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr in einen Frosch verwandelt worden war, dass er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn, dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief: "Heinrich, der Wagen bricht!" "Nein, Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als Ihr in dem Brunnen saßt, als Ihr ein Frosch wart." Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Wege, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.

3.1. Biographie der Gebrüder Grimm

Im folgende wird die Biographie der Gebrüder Grimm in Bezug ihrer Arbeit mit Volksliedern, Märchen und Sagen kurz dargestellt.

Jacob Ludwig Carl Grimm wurde am 4.1.1785 in Hanau geboren. Gestorben ist er am 20.9.1863 in Berlin. Genau wie sein Bruder wurde Wilhelm Carl Grimm in Hanau geboren. Am 24.2.1786 kam er zur Welt und starb am 16.12.1859 vier Jahre vor seinem älteren Bruder.

An der Sammlung der Volkslieder, Märchen und Sagen war Jacob Grimm vorerst umfangreicher beteiligt. Beide strebten jedoch danach, in ihren Aufzeichnungen der mündlichen Überlieferung so nahe wie möglich zu kommen. Dennoch veränderten sie die Märchen stilistisch und moralisch. Dabei ist kein Unterschied in der sprachlichen Gestaltung der Märchen zu erkennen, wer der beiden Brüder die jeweilige Umgestaltung vorgenommen hat. Wilhelm Grimm befasste sich vorwiegend mit der Entstehung, der Verwandtschaft und der zeitunabhängigen Überlieferung von Märchen. Jacob Grimm setzte seinen Akzent auf die dokumentarische Auswertung bestimmter Elemente in Märchen und Sagen. Zum Ende war Wilhelm Grimm allein verantwortlich für die Arbeit mit den Märchen und Sagen. Jacob Grimm half lediglich bei der Stoffsammlung.

3.2. Rezeption und Stilmittel des Froschkönigs

Die erste Grimm- Sammlung der Märchen wurde 1812 veröffentlicht. Der Froschkönig ist die Eröffungserzählung der Sammlung und die Gebrüder Grimm selbst sagten über dieses Märchen, dass es „eines der allerältesten und schönsten Märchen“ sei.

[...]


[1] Einen Rest aus diesem ursprünglichen Verständnis kann man heute auch noch erkennen. Zum Bespiel werden die Tiere auf einem Bauernhof vom Tode des Gutsherren in Kenntnis gesetzt. Tieren werden Namen gegeben und sie bekommen Geschenke und besseres Essen zu Festtagen. Auch besteht in einigen Völkern die Vorstellung, dass Tieren ein bestimmter Teil des Himmels nach ihren Tod zugedacht ist.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Tiere im Märchen - Der Froschkönig
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Bruder Tier
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V26038
ISBN (eBook)
9783638284950
Dateigröße
583 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tiere, Märchen, Froschkönig, Bruder, Tier
Arbeit zitieren
Inga Riedel (Autor:in), 2004, Tiere im Märchen - Der Froschkönig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26038

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