Diese interdisziplinär angelegte Arbeit hat es sich zu Aufgabe gemacht, die
Auswirkungen des Mediationsverfahrens auf die Identität zu untersuchen. Dabei
orientiert sich die Studie vor allem am Konzept der personalen Identität, das in der
Tradition des Symbolischen Interaktionismus nach George Herbert Mead steht.
Dieser theoretische Ansatz scheint mir zur Klärung der Ausgangsfrage besonders gut
geeignet, da hier das Individuum als ein produktiv realitätsverarbeitendes Subjekt1
verstanden wird, welches sich aktiv mit seiner Umwelt – und den darin involvierten
Mitmenschen – auseinander setzt. Auf diese Weise kann es seine Umgebung
mitgestalten, sodass es nicht mehr nur als eine tabula rasa verstanden werden kann,
in die gesellschaftliche Erwartungshaltungen eingeschrieben werden. Vielmehr
findet ein aktiver Austauschprozess zwischen dem Individuum und seiner sozialen
und materiellen Umwelt statt.
Genau diese Fähigkeit macht sich meines Erachtens nach das
Mediationsverfahren zu Nutze: Bei einem auftretenden Konflikt werden die beiden
Parteien in die Lage versetzt sich mit den Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen
ihres jeweiligen Gegenübers aktiv auseinander zusetzen um auf diese Weise
gemeinsam eine auf Konsens ausgerichtete Einigung zu erzielen. Die beteiligten
Personen treten also in eine wechselseitige Beziehung zueinander, oder – um mit den
Worten des Symbolischen Interaktionismus zu sprechen – es findet ein Prozess der
Wechselwirkung oder „Aushandlung“ zwischen zwei interdependenten Realitäten,
einer äußeren und einer inneren Realität, statt. Die äußere Wirklichkeit verkörpert
hierbei die unmittelbare und direkt erlebbare Umwelt, sowie die Sozial- und
Wertstruktur einer Gesellschaft. Die innere Realität bezieht sich hingegen auf das
einzelne Individuum: sie bezeichnet psychologisch gesehen die psychischen
Prozessstrukturen eines Menschen. Ich denke aber, dass man den Begriff der inneren
Realität auch als subjektives Abbild der äußeren verstehen kann: die Vorstellung, die
jemand von seiner Umwelt hat, muss hier ebenso integriert werden, wie die auf
individuelle Art und Weise internalisierten Werte und Normen. [...]
1Vgl. Hurrelmann, 1993
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DER MEDIATIONSPROZESS
- DER MEDIATIONSPROZESS ALS IDENTITÄTSFÖRDERNDES VERFAHREN
- DIE PERSONALE IDENTITÄT IN DER TRADITION DES SYMBOLISCHEN INTERAKTIONISMUS
- DER MEDIATIONSPROZESS ALS VERFAHREN ZUM AUSTAUSCH ZWISCHEN INNERER UND ÄUBERER REALITÄT
- HANDLUNGSKOMPETENZEN IM MEDIATIONSPROZESS
- SCHLUSSBEMERKUNGEN
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen des Mediationsverfahrens auf die Identität, wobei sie sich auf das Konzept der personalen Identität in der Tradition des Symbolischen Interaktionismus konzentriert. Ziel ist es, die Fähigkeit des Mediationsprozesses zu beleuchten, die Identität des Einzelnen zu fördern, indem er den Austausch zwischen innerer und äußerer Realität ermöglicht und Handlungskompetenzen stärkt.
- Der Mediationsprozess als ein Verfahren zur Förderung der personalen Identität
- Die Rolle des Symbolischen Interaktionismus im Verständnis der Identität
- Der Austausch zwischen innerer und äußerer Realität im Mediationsprozess
- Die Bedeutung von Handlungskompetenzen für die Identität
- Die Anwendung des Mediationsprozesses als Identitätsförderndes Verfahren in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Arbeit befasst sich mit der Auswirkung des Mediationsprozesses auf die Identität des Einzelnen. Sie verwendet die Theorie des Symbolischen Interaktionismus nach George Herbert Mead, um die Identität als einen Prozess der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt zu begreifen.
- Der Mediationsprozess: Der Mediationsprozess wird als eine Form der friedlichen Konfliktlösung vorgestellt, die auf kooperatives Einvernehmen beider Konfliktparteien abzielt. Er ermöglicht es, dass beide Seiten ihre Interessen und Wünsche einbringen und zu einer gemeinsamen Lösung gelangen.
- Der Mediationsprozess als identitätsförderndes Verfahren: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung des Mediationsprozesses für die Entwicklung einer stabilen Identität. Es beschreibt die Fähigkeit des Verfahrens, den Austausch zwischen innerer und äußerer Realität zu fördern und Handlungskompetenzen zu stärken, die wiederum wichtig für die Identitätsbildung sind.
Schlüsselwörter
Mediationsprozess, Identität, Symbolischer Interaktionismus, Personale Identität, innere und äußere Realität, Handlungskompetenzen, Konfliktlösung, soziale Arbeit.
- Quote paper
- Thomas Buchholz (Author), 2004, Der Mediationsprozess - ein identitätsförderndes Verfahren?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26046