Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Jürgen und Vicky gehen am Donnerstagabend gemeinsam
etwas trinken. Ziel ihres abendlichen Ausflugs ist das beliebte Wirtshaus „Lehner’s“
am Karlsruher Ludwigsplatz. Einige Stunden und mehrere Cocktails später, stolpern die beiden
ein paar Euro ärmer, dafür aber um mehrere Promille reicher, aus der Kneipe. Da Jürgen
in Offenburg wohnt, muss er zum Hauptbahnhof, um den Nachtzug in seine Heimat zu bekommen.
Es ist eine laue Spätsommernacht, Grillen zirpen irgendwo idyllisch und ein warmer
Wind fegt durch die Gassen. Jürgen möchte deshalb gerne zum Bahnhof laufen, um noch ein
wenig frische Luft schnuppern zu können. Als gute Freundin will Vicky ihn natürlich begleiten.
Aber plötzlich grollt ein Donner aus der Ferne heran.
„Lass uns aufbrechen“, lallt Jürgen motiviert.
„Du willst doch nicht etwa zu Fuß gehen?“, fragt Vicky erschrocken, die einige Cocktails
weniger hatte.
„Aber natürlich, wieso denn nicht?“, entrüstet sich Jürgen zwischen zwei Rülpsern.
„Gleich fängt es an zu Gewittern, hast du den Donner nicht gehört?“
„Doch hab ich, aber das heißt doch noch lange nicht, dass es gleich gewittert!“, entgegnet
Jürgen und freut sich über seinen eigenen Scharfsinn. „Der Donner könnte doch
von irgendetwas kommen. Vielleicht ist dahinten eine Brauerei explodiert – schade um
das schöne Bier.“
„Das meinst du doch nicht ernsthaft“, erwidert seine Freundin. „Man hat eindeutig gehört,
dass es ein Donnerschlag war, der von einem Blitz kommt. Das Geräusch war
doch eindeutig!“
„Ok, kann sein, dass es sich um das typische Geräusch handelte, das Blitze verursachen.
Etwas anderes kommt wohl wirklich nicht in Frage. Aber dann gibt es immer
noch einen Ausweg: Der Donner hatte keine Ursache! Es gab keinen Blitz, ich habe
nämlich keinen gesehen. Es war einfach ein spontaner Donner, der mal seinem Ärger
Luft machen wollte. Immer wenn es gewittert, blitzt es auch. Es hat aber nicht geblitzt,
also gewittert es nicht. Ist doch ganz einfach. Also, lass uns gehen.“, argumentiert Jürgen,
dreht sich um und torkelt Richtung Bahnhof.
„Oh man, Jürgen sollte weniger trinken.“, denkt sich Vicky. „Ein Donner ohne Blitz,
was für ein Schwachsinn! Wenn er schon zugesteht, dass andere Ursachen ausscheiden,
dann muss er davon überzeugt sein, dass es geblitzt hat. Es muss doch eine Ursache ge-
ben. Ein Donner der ‚einfach so’ auftaucht – wie lächerlich! Ich glaube, so langsam
trinkt er sich um den Verstand.“ [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Lehre der vier Ursachen
- Humes Regularitätstheorie
- Counterfactuals
- Einführung
- Goodmans meta-linguistischer Ansatz
- Erstes Problem: die relevanten Bedingungen
- Zweites Problem: Die Angabe von Gesetzen
- Das Goodman-Paradox
- Schlussbemerkungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Problem der kontrafaktischen Konditionale im Hinblick auf eine Theorie der Kausalität. Sie verfolgt das Ziel, verschiedene Ansätze zur Erklärung von Kausalität anhand des Konzepts der Counterfactuals zu analysieren und kritisch zu bewerten.
- Die Rolle von Counterfactuals in der Kausalitätsanalyse
- Goodmans meta-linguistischer Ansatz zur Erklärung von Counterfactuals
- Das Problem der relevanten Bedingungen und die Angabe von Gesetzen in der Kausalitätsdebatte
- Das Goodman-Paradox und seine Auswirkungen auf die Theorie der Counterfactuals
- Die Bedeutung der historischen Ansätze von Aristoteles und David Hume für das Verständnis von Kausalität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der kontrafaktischen Konditionale im Zusammenhang mit der Kausalität anhand eines fiktiven Szenarios vor. Sie führt den Leser in die Thematik ein und erläutert den begrifflichen Rahmen der Arbeit.
Das Kapitel "Die Lehre der vier Ursachen" befasst sich mit Aristoteles' klassischem Ansatz zur Kausalitätsanalyse. Es werden die vier Ursachen (formale, materielle, effiziente und finale Ursache) vorgestellt und deren Bedeutung für das Verständnis von Kausalität erläutert.
Das Kapitel "Humes Regularitätstheorie" beschäftigt sich mit der Theorie des Philosophen David Hume, die Kausalität auf die regelmäßige Verknüpfung von Ereignissen zurückführt. Es werden die zentralen Argumente Humes vorgestellt und deren Implikationen für die Theorie der Kausalität diskutiert.
Das Kapitel "Counterfactuals" widmet sich dem Konzept der kontrafaktischen Konditionale und dessen Bedeutung für die Kausalitätsanalyse. Es werden verschiedene Ansätze zur Erklärung von Counterfactuals vorgestellt, darunter Goodmans meta-linguistischer Ansatz.
Das Kapitel "Goodmans meta-linguistischer Ansatz" analysiert Goodmans Theorie der Counterfactuals, die diese als Aussagen über die sprachliche Struktur der Welt interpretiert. Es werden die Stärken und Schwächen dieses Ansatzes diskutiert sowie die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung dieser Theorie ergeben.
Schlüsselwörter
Kausalität, Counterfactuals, kontrafaktische Konditionale, Regularitätstheorie, Goodmans meta-linguistischer Ansatz, relevantes Bedingungen, Gesetze, Goodman-Paradox, Aristoteles, David Hume.
- Arbeit zitieren
- Holger Siebnich (Autor:in), 2004, Die Analyse kontrafaktischer Konditionale: Der meta-linguistische Ansatz von Nelson Goodman, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26093