Ein spezieller Forschungszweig in der modernen Finanzmarkttheorie beschäftigt sich mit den komplizierten Zusammenhängen zwischen Finanzinstitutionen, Finanz- und Kapitalmarktrecht und Wirtschaftswachstum bzw. zwischen institutionell unterschiedlich ausgestalteten Finanzmarktsystemen und ihrer Bedeutung für den wirtschaftlichen Wachstumsprozess. Im Zentrum dieser Diskussion steht u. a. die Frage, ob bank-orientierte (relationship-based) oder markt-orientierte (arm's-length) Finanzmarktsysteme die stärkere wachstumsfördernde Wirkung entfalten. Die bisher verfügbare empirische Evidenz lässt in dieser Hinsicht keine eindeutige Wertung zu; sie deutet mehrheitlich eher darauf hin, dass für die Wachstumswirksamkeit des jeweiligen Finanzmarktsystems vor allem die „Qualität des Rechtssystems“ und des „Rechtsvollzugs“ (unabhängige und effiziente Gerichtsbarkeit) entscheidend ist. Einen guten Überblick über die neueren Erkenntnisse zu diesem Themenbereich geben die wissenschaftlichen Arbeiten von Rajan – Zingales (1999).12 Trotz New Economy Bubble und diverser Bilanzskandale in den USA oder Grossbritannien lässt sich aktuell dennoch eine immer wichtiger werdende Rolle von kapitalmarktorientierten Märkten im Finanzsystem zu erkennen. Im folgenden analysiert der Autor, dem aktuellen Trend entgegen, die These, dass bankorientierte Finanzsysteme marktorientierten Finanzsystemen zu bevorzugen sind, wenn der Aspekt der „Finanzmarktstabilität“ im Vordergrund der Analyse steht. Grundlage zur Überprüfung seiner These ist das IMF Article IV Konsultationspapier 2004 für Österreich. Dieses überprüfte das österreichische Finanzsystem hinlänglich seiner Anfälligkeit für Finanzmarktinstabilitäten, gegenüber exogenen Finanzmarktschocks. Stresstests untersuchten, ob in Österreich ausreichende Absicherungen in diesem Zusammenhang zu finden sind. „Finanzmarktstabilität“ wird, parallel zum einhergehenden Volumenswachstum der Finanzmärkte, für nationale Volkswirtschaften immer wichtiger, denn ein effizient funktionierendes Finanzsystem leistet einen elementaren Beitrag für Wirtschaftswachstum, Produktivität und Beschäftigung.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die moderne Finanzintermediationstheorie
- Banken werden in Finanzsystemen eine immer größere Rolle spielen
- Das Finanzsystems befindet sich in einem dynamischen Transformationsprozess
- Zusammenfassung und Erkenntnisse für die Praxis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das österreichische Finanzsystem im Hinblick auf seine Stabilität und untersucht, ob ein bank-orientiertes Modell im Vergleich zu markt-orientierten Finanzsystemen Vorteile hinsichtlich der Finanzmarktstabilität bietet. Dabei werden Erkenntnisse aus der modernen Finanzintermediationstheorie und aktuelle Ergebnisse des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Österreich herangezogen.
- Die Bedeutung von Finanzsystemen für Wirtschaftswachstum und Kapitalallokation
- Der Vergleich von bank-orientierten und markt-orientierten Finanzsystemen
- Die Rolle des Rechtssystems und des Rechtsvollzugs für die Finanzmarktstabilität
- Die Stabilität des österreichischen Finanzsystems im Lichte der IMF-Bewertung
- Die Herausforderungen und Risiken für das österreichische Finanzsystem
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung in die moderne Finanzintermediationstheorie
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die moderne Finanzintermediationstheorie und die Debatte um die Vor- und Nachteile von bank-orientierten und markt-orientierten Finanzsystemen. Es werden die relevanten Studien von Rajan und Zingales (1999) und die Bedeutung des Rechtssystems für die Finanzmarktstabilität diskutiert.
2. Banken werden in Finanzsystemen eine immer größere Rolle spielen
Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Banken in modernen Finanzsystemen und beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der Banken im Hinblick auf Wettbewerb und Regulierung. Es bezieht sich auf aktuelle Erkenntnisse aus der Finanzintermediationstheorie und den IWF-Bericht über Österreich.
3. Das Finanzsystems befindet sich in einem dynamischen Transformationsprozess
Dieses Kapitel untersucht die aktuelle Situation des österreichischen Finanzsystems und analysiert dessen Stabilität im Lichte der IMF-Bewertung. Es werden die Stärken des österreichischen Bankensystems hervorgehoben, wie zum Beispiel die ausreichende Kapitalisierung und das Risikomanagement.
4. Zusammenfassung und Erkenntnisse für die Praxis
Dieses Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der Ergebnisse für die Praxis. Es wird die These vertreten, dass das österreichische "bank-based" Modell einen wichtigen Beitrag zur Finanzmarktstabilität leistet und daher von Vorteil ist.
Schlüsselwörter
Finanzintermediationstheorie, Finanzmarktstabilität, bank-orientiertes Finanzsystem, markt-orientiertes Finanzsystem, Rechtssystem, Rechtsvollzug, IWF, IMF Article IV Konsultationspapier, Österreichisches Finanzsystem, Stresstests, Ostexpansion, Fremdwährungskredite, Kostenstruktur, Einlagensicherungsystem, Finanzmarktaufsicht.
- Arbeit zitieren
- Dr. Johann Sebastian Kann (Autor:in), Sascha Mundstein (Autor:in), 2004, Bank Based Finanzstabilität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26097