„Mit Fremdheit leben“ heißt es im ersten Teil des Titels dieser Diplomarbeit. Ist es eine Feststellung oder eine Frage? Zunächst ist es keines von beidem. Im ersten Augenblick könnte diese Aussage ambivalente Assoziationen hervorrufen. Der Begriff „Fremdheit“ ist für die meisten negativ besetzt, weil er Unsicherheit, für den ein oder anderen sogar Bedrohung bedeutet. Aber Fremdheit kann auch faszinierend sein. Ich denke da beispielsweise an den Karneval in Rio oder die Verbotene Stadt in Beijing. Allerdings stellt sich die Frage, wie wir mit der Fremdheit vor unserer Haustür umgehen. Können wir mit Fremdheit leben? Und wollen wir das überhaupt? Oder wäre es nicht sinnvoller, sie zu überwinden?
Migration ist zu einem weltbewegenden Thema geworden und hat auch in Deutschland in den letzten Jahrzehnten sehr stark an Bedeutung gewonnen. In der Debatte um Zuwanderung geht es auch immer um Fremdheit. Allerdings steht meistens im Mittelpunkt, wer und wie viele Menschen nach Deutschland kommen dürfen. Ein sehr anschauliches Beispiel hierfür war die Einführung des Begriffes der „Leitkultur“ in die öffentliche Diskussion im Jahr 2000 durch den CDU-Politiker Friedrich Merz. Dahinter stand der Versuch, Kriterien dafür zu finden, wer zuwandern darf, und diese Kriterien an einer nationalen Kultur festzumachen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage danach gestellt, wie viel Fremdheit Deutschland eigentlich verträgt. Und mit eher unrealistischen Zahlen von Zuwanderern wurde die Angst vor der „Überfremdung“ der Deutschen und „ihrer“ Kultur geschürt.
Mittlerweile ist die Diskussion etwas sachlicher geworden. Dazu hat nicht zuletzt die Feststellung beigetragen, dass im Hinblick auf die demografische Entwicklung Deutschlands Zuwanderung gebraucht wird. Allerdings findet dies in der Debatte um das geplante Zuwanderungsgesetz wenig Berücksichtigung. Hier schwingt unterschwellig immer noch die Prämisse mit, dass Deutschland kein Einwanderungsland ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Migration nach Deutschland
- Einführung in das Migrationsgeschehen
- Zuwanderungsgruppen
- Rechtliche Grundlagen
- Geschichte der Migration
- "Einwanderungsland Deutschland"
- Das geplante Zuwanderungsgesetz
- Streitpunkte
- Diskussionen um Fremdheit und Integration
- Die soziale Konstruktion von Fremdheit
- Ausgrenzung und nationale Identität
- Die Dimensionen von Integration
- Handlungsmöglichkeiten
- Die Umsetzung der Integrationsziele
- Das Beispiel Niederlande
- Das kleine Land nebenan
- Zuwanderergruppen und wesentliche rechtliche Bedingungen
- Integrationspolitische Maßnahmen
- Das WIN
- Integration in Deutschland
- Allgemeine Kennzeichen der Förderstruktur
- Integrationspolitische Maßnahmen
- Die besondere Rolle der Wohlfahrtsverbände
- Unterschiede der Integrationsansätze
- Integration vor Ort - Best Practices
- Das Gemeinschaftsprojekt in Münster und Enschede
- Projektbeispiel „Verständnis der Kulturen“
- Integration und Soziale Arbeit
- Veränderte Aufgabenstellung für die Migrationsdienste
- Interkulturelle Öffnung der sozialen Regeldienste
- Qualifikationsmerkmal: Interkulturelle Kompetenz
- Bedeutung für den Aus- und Weiterbildungsbereich Sozialwesen
- Auswertung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema der Integration von Migranten in Deutschland und setzt sich zum Ziel, die Herausforderungen und Möglichkeiten der Integration vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der Integration, diskutiert die Bedeutung von Fremdheit und Integration und analysiert die Integrationsansätze in Deutschland und den Niederlanden.
- Rechtliche und politische Rahmenbedingungen der Integration
- Soziale Konstruktion von Fremdheit und ihre Auswirkungen
- Dimensionen von Integration und ihre Bedeutung für die Praxis
- Integrationsansätze in Deutschland und den Niederlanden
- Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Diplomarbeit vor und führt in die Problematik von Fremdheit und Integration im Kontext der Migration ein. Kapitel 1 legt die Grundlagen für die weitere Analyse und beschreibt wichtige Aspekte der Migration, Zuwanderungsgruppen, rechtliche Rahmenbedingungen und die Geschichte der Migration in Deutschland.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist, beleuchtet das geplante Zuwanderungsgesetz und die damit verbundenen Streitpunkte. Kapitel 3 betrachtet die Begriffe Fremdheit und Integration im Detail, analysiert die soziale Konstruktion von Fremdheit und diskutiert die verschiedenen Dimensionen von Integration.
Kapitel 4 vergleicht die Integrationsansätze in Deutschland und den Niederlanden. Es beleuchtet die integrationspolitischen Maßnahmen in beiden Ländern und analysiert die Besonderheiten des niederländischen Integrationsmodells.
Kapitel 5 stellt zwei Best-Practice-Beispiele für Integrationsprojekte in Münster und Enschede vor, die erfolgreiche Ansätze für interkulturelle Zusammenarbeit aufzeigen.
Kapitel 6 behandelt die Bedeutung der Integration für die Soziale Arbeit und beschreibt die veränderten Aufgabenfelder in der Migrationsarbeit, die interkulturelle Öffnung der sozialen Regeldienste sowie die Bedeutung der interkulturellen Kompetenz für die Sozialarbeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit lassen sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen zusammenfassen: Migration, Integration, Fremdheit, Interkulturalität, Einwanderungsland, Integrationspolitik, Soziale Arbeit, interkulturelle Kompetenz, Deutschland, Niederlande. Die Arbeit beleuchtet die Komplexität des Themas Integration und die Bedeutung dieser Begriffe für die Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft.
- Quote paper
- Katrin Lemper (Author), 2004, Mit Fremdheit leben - Entwicklungen in der Integrationsarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26167