Der Schild des Aeneas


Seminararbeit, 2003

16 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Handlung der Ilias

3. Die Schildbeschreibung bei Homer
3.1. Schilde und ihre Verziehrungen im frühen Griechenland
3.2. Die Elemente des Schildes
3.3. Vergleich zur Schildbeschreibung in der Aeneis

4. Schluß

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Mit wenigen Gemälden machte Homer seinen Schild zu einem Inbegriff von allem, was in der Welt vorgeht.“[1]

Dieser Satz stammt von Johann Gotthold Ephraim Lessing. Ihn findet man in einer Fußnote zu seinem Werk Laokoon zur homerischen Schildbeschreibung, die sich im 18. Gesang der Ilias befindet. Er charakterisiert mit diesem Gedanken, welche Stellung dieser Gesang und die Beschreibung des Schildes in dem Werk einnimmt. Die Schildbeschreibung ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Epos in der ein Bild der Welt, wie Homer sie gesehen hat, gezeichnet wird.

Dem frühgriechischen Dichter Homer wird die Abfassung der beiden großen Epen Ilias und Odyssee zugeschrieben. Über den Dichter selbst ist nur sehr wenig bekannt. Zwanzig verschiedene Städte erhoben im Altertum Anspruch darauf, Heimat des Homer zu sein. Aber nur für den Raum Phokaia, Smyrna, Kolophon und Chios wird dies ernsthaft erwogen. Gestorben soll der Dichter auf der Kykladeninsel Ios sein. Die neuere Forschung geht davon aus, dass Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. gelebt hat. Auf diese Datierung kam man aufgrund verschiedener Indizien innerhalb der Dichtung sowie durch andere Erwägungen. Aber endgültig gesichert ist diese Zeitangabe noch nicht. Auch ist für die Forschung Homer „nur“ der Dichter der Ilias. Es gab und gibt immer wieder Theorien, dass die Odyssee von jemand anderem verfasst wurde, jedoch bewiesen werden konnte es nicht.[2]

Über den 18. Gesang in der Ilias mit der Schildbeschreibung gab es vielfältige Theorien. Zum Beispiel wird immer wieder angeführt, dass die Schildbeschreibung nicht mehr als eine Einlage ist, die keinen Bezug zur Handlung der Ilias hat und somit auch nicht zur Ilias gehört. Die Beschreibung wurde immer wieder als Sondergedicht oder Erweiterung des eigentlichen Geschehens von verschiedenen Forschern gesehen und galt somit für sie als nicht zugehörig zum „Grundgedicht“. Heute jedoch widerspricht man dieser Kritik und stellt die Schildbeschreibung sowie den 18. Gesang in den Kontext der Handlung. Würde man die detaillierte, lange Beschreibung des Schildes weglassen, entstünde dadurch nicht nur eine Handlungslücke, sondern der inhaltliche Wert der Schildbeschreibung würde untergehen. Wozu wäre dann die Vorszene so groß angelegt mit der Beschreibung der Werkstatt und der Fertigkeiten des Hephaistos?[3] Die Schildbeschreibung bildet meiner Meinung nach mit den vorangegangenen Szenen ein Ganzes in der epischen Form der Nebeneinanderreihung und kann nicht getrennt vom Rest der Handlung gesehen werden.

Durch meine Quelleninterpretation möchte ich der Frage nachgehen, ob Homer in der Beschreibung der Bilder auf dem Schild ein Abbild der Gesellschaft zu seiner Zeit, also dem 8. Jahrhundert v. Chr., gibt, oder ob er eine Ordnung darstellt, die seinen Vorstellungen vom menschlichen Leben entspricht, die er den Menschen durch die Schildbeschreibung vermitteln will. Um darauf näher eingehen zu können, möchte ich den 18. Gesang der Ilias und hier speziell die Beschreibung des Schildes des Achilleus vorstellen. Als erstes gebe ich kurz die Handlung vor und nach diesem Gesang an. In einem weiteren Schritt werde ich die Darstellung der einzelnen Bilder auf dem Schild interpretieren und in ihren inhaltlichen Gegensätzen zueinander untersuchen. Bedeutungsvoll ist für mich ein kurzer Vergleich zu einem anderen Schild, dem des Aeneas bei Vergil. Als Literatur verwende ich die Ilias von Homer, die Aeneas von Vergil sowie zwei Aufsätze aus einem Sammelband, zum einen „Homer über die Dichtung. Der Schild des Achilleus“ von Walter Marg und zum anderen „Der Schild des Achilleus“ von Wolfgang Schadewaldt. Ich habe mich in meiner Interpretation weitestgehend auf Schadewaldt bezogen, da hier in eine Richtung interpretiert wird, die meiner Meinung entspricht, während ich aus dem anderen Aufsatz nur Grundinformationen entnommen habe.

2. Die Handlung der Ilias

Allgemein wird die Ilias als Schilderung des Trojanischen Krieges angesehen. Dieses ist jedoch nur bedingt richtig. Homer schildert nicht den Ablauf des Krieges, sondern setzt diesen als bekannt voraus. Zwar gibt der Dichter zahlreiche Hinweise auf die Vor- und Nachgeschichte, schneidet aber ein Stück von nur wenigen Tagen aus den Kriegshandlungen heraus, um in dieser kurzen Spanne sein Thema zu entwickeln, den Zorn des Achilleus und seine unmittelbaren, verderblichen Folgen. Dies wird schon in den ersten 5 Versen des 1. Gesanges angedeutet:

„Göttin, singe mir nun des Peleussohnes Achilleus

Unheilbringenden Zorn, der tausend Leid den Achäern

Schuf und viele stattliche Seelen zum Hades hinabstieß

Der Heroen, sie selbst zu Beute machte den Hunden

Und den Vögeln zum Fraß – Zeus` Ratschluß ging in Erfüllung -, [...]“[4]

Grund für den Zorn des Achilleus ist der Raub des Ehrengeschenkes des Kriegers, die Briseis, welche er zuvor von Agamemnon erhalten hatte. Durch seine Mutter Thetis beklagt sich der Beraubte bei Zeus. Durch den Beschluss des Göttervaters wird die Handlung bis zum bitteren Ende, dem Tod des Patroklos, getrieben.

Im 2. Gesang bringt Zeus die Handlung in Gang, indem er einen Trugtraum zu Agamemnon schickt. Das Heer wird versammelt und dieses stürmt zu den Schiffen. Erst Odysseus bringt die Männer auf Weisung der Athene wieder zur Ruhe.

Im 3. Gesang kommt es zum Kampf zwischen Troern und Griechen. Es werden die Haupthelden der Troer (Alexandros und Hektor) und der Achäer (Agamemnon, Odysseus, Menelaos, Aias, usw.) charakterisierend vorgestellt. Ein Zweikampf zwischen Menelaos und Alexandros, dem Urheber des Krieges, wird vereinbart, der aber vorzeitig abgebrochen wird und somit den Krieg weiter verlängert.

Die nächsten Gesänge sind gekennzeichnet durch den Kampf zwischen den Troern und den Achäern, wobei sich das Kriegsglück mal der einen, mal der anderen Seite zuwendet. Aufgrund der Befürchtungen der Achäer, der Rückweg in die Heimat könnte abgeschnitten werden, errichten diese in einer Kampfpause einen Graben und eine Mauer mit Türmen um die Schiffe zu schützen.

Im 9. Gesang beschließt der Rat der Achäer Odysseus, Aias und Phoinix zu Achilleus zu entsenden, um diesen zu überreden wieder in das Kampfgeschehen einzugreifen und den stark bedrängten Griechen zu helfen. Nach verschiedenen Versuchen Achilleus zu überzeugen, weißt dieser die Geschenke und Angebote zurück und die Gesandten müssen unverrichteter Dinge in die Versammlung der Fürsten zurückkehren.

[...]


[1] Zitiert nach: Schadewaldt, W.: Der Schild des Achilleus, in: Latacz, J. (Hg.): Homer. Die

Dichtung und ihre Deutung, Darmstadt 1991, S. 173 – 199, hier S. 173.

[2] Vgl. Hampe, R.: Nachwort zur Ilias, in: Homer, Ilias, übersetzt von Roland Hampe, Reclamverlag,

Stuttgart 2001, S. 531f.

[3] Vgl. Marg, W.: Homer über die Dichtung. Der Schild des Achilleus, in: Latacz, J. (Hg.): Homer.

Die Dichtung und ihre Deutung, Darmstadt 1991, S. 200 – 226, hier S. 201.

[4] Homer, Ilias, 1. Gesang, Verse 1 - 5.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Schild des Aeneas
Hochschule
Universität Kassel  (FB Geschichte)
Veranstaltung
Homer und seine Zeit
Note
2,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V26227
ISBN (eBook)
9783638286329
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Quelleninterpretation zum Schild des Aeneas
Schlagworte
Schild, Aeneas, Homer, Zeit
Arbeit zitieren
Thomas Wittmann (Autor:in), 2003, Der Schild des Aeneas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26227

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