Der Begriff der Anomietheorie geht auf Emile Durkheim zurück, der
ihn bereits 1893 prägte. Er nutzte ihn „zur Erklärung sozialer Desintegrationserscheinungen
im Gefolge der Arbeitsteilung“1 in modernen
Gesellschaften.
Robert K. Merton griff 1938 Durkheims Theorie wieder auf und erweiterte
sie um wesentliche Punkte.
Eine weitere soziologische Theorie ist die der differentiellen Kontakte
sowie die Subkulturtheorie. Hauptvertreter dieser Denkmodelle
waren Clifford R. Shaw, Henry D. McKay und Edwin H. Sutherland.
Die wesentliche Intention, die Richard A. Cloward beim Verfassen
seiner Abhandlung „Illegitime Mittel, Anomie und abweichendes
Verhalten“2 hatte, war, eine Verknüpfung der Anomietheorie eine rseits
und der Subkulturtheorie sowie der Theorie differentieller Kontakte
andererseits zu schaffen.
In seiner Einleitung begründet er diesen Versuch mit der Tatsache,
dass beide Theorienansätze sich zwar gegenseitig befruchtet haben,
sich letztlich jedoch unabhängig voneinander entwickelten. 3
Diese Arbeit versucht nun, die entstandene Verknüpfung näher zu
untersuchen. Dazu ist zunächst nötig, die Theorien, die verknüpft
wurden, kurz zu betrachten, um dann auf die entstandene Synthese
näher einzugehen und sie kritisch zu betrachten.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Ausgangspunkte
- 2.1 Emile Durkheims Anomietheorie
- 2.2 Mertons Erweiterungen
- 2.3 Die Subkulturtheorie
- 2.4 Die Theorie der differentiellen Kontakte
- 3. Die Chancenstrukturtheorie
- 4. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Chancenstrukturtheorie von Cloward und ihre Bedeutung für Theorien abweichenden Verhaltens. Sie untersucht, wie Cloward die Anomietheorie mit der Subkulturtheorie und der Theorie differentieller Kontakte verknüpft, um das Auftreten abweichenden Verhaltens in Gesellschaften zu erklären.
- Die Entwicklung der Anomietheorie von Durkheim bis Merton
- Die Subkulturtheorie und die Theorie differentieller Kontakte als wichtige Denkansätze
- Clowards Synthese aus den genannten Theorien
- Die Chancenstrukturtheorie als Erklärung für abweichendes Verhalten
- Kritische Betrachtung der Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Begriff der Anomietheorie vor, die ursprünglich von Emile Durkheim geprägt wurde, um soziale Desintegration in modernen Gesellschaften zu erklären. Sie führt die Erweiterungen der Theorie durch Robert K. Merton ein und erwähnt weitere soziologische Theorien wie die Subkulturtheorie und die Theorie differentieller Kontakte. Schließlich wird das Ziel der Arbeit erläutert: die Untersuchung von Clowards Verknüpfung der Anomietheorie mit anderen Ansätzen.
2. Die Ausgangspunkte
2.1 Emile Durkheims Anomietheorie
Dieser Abschnitt beschreibt Durkheims Anomietheorie, die die Entstehung von Anomie als Folge der Individualisierung in modernen Gesellschaften und dem Verlust gemeinsamer Werte und Normen erklärt. Es wird auf Durkheims Argument eingegangen, dass ein Mangel an gemeinsamer Solidarität zu einem Übersteigen von Wünschen und Bedürfnissen über die Möglichkeiten ihrer Erfüllung führt, was wiederum zu anomischem Verhalten führt.
2.2 Mertons Erweiterungen
Dieser Abschnitt behandelt Mertons Erweiterung von Durkheims Anomietheorie, die sich auf die Diskrepanz zwischen kulturellen Zielen und den institutionalisierten Mitteln zur Zielerreichung konzentriert. Es werden Mertons fünf Anpassungsarten des Individuums vorgestellt, die unterschiedliche Reaktionen auf diese Diskrepanz beschreiben.
- Arbeit zitieren
- Michael Müllers (Autor:in), 2003, Die Chancenstrukturtheorie von Cloward und ihre Bedeutung für die Theorien abweichenden Verhaltens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26249