Die wissenschaftlichen Untersuchungen des antiken Griechenlands erfahren seit vielen Jahrzehnten eine enorme Beachtung. Die Untersuchungen des modernen griechischen Staates werden demgegenüber als minder wichtig betrachtet, erfahren jedoch gerade in der gegenwärtigen schwierigen Lage Griechenlands eine verstärkte Aufmerksamkeit. Dies gilt analog den Untersuchungen zwischen den Beziehungen Griechenlands zu Deutschland. Stiefmütterlich wird hingegen die Nachkriegsbeziehung beider Staatenbehandelt, ganz besonders der bzgl. der ehemaligen DDR.
Diese Arbeit setzt an dieser Stelle an und zielt darauf ab, die Grundlagen der späteren diplomatischen und nicht-diplomatischen Verhältnisse zwischen den beiden Staaten sowie ihrer kommunistischen Parteien, SED und KKE, aufzuzeigen. Dabei spielt die sog. Paidomazoma, dem Verschicken griechischer Kinder in sozialistische Länder, eine gewichtige Rolle, da im Zuge dessen eine erste Annährung des noch unter sowjetischer Besatzung stehenden Ostdeutschlands mit der im Bürgerkrieg befindlichen KP Griechenlands (KKE) erfolgte.
Das schwere Schicksal der infolge des Paidomazoma verschickten Kinder geriet zu-nehmend in Vergessenheit. Wie sehr einige von ihnen darunter leiden musste, ver-deutlicht das nachstehende Zitat. Dem Nicht-Vergessen dieser Kinder soll diese Arbeit überdies ein stückweit beitragen.
„Als Kind des Paidomazoma fällt es mir nicht leicht, diesen Begriff in Zusammenhang mit jener historischen Episode gegen Ende des griechischen Bürgerkrieges, 1948/1949, da Tausende Kinder, zu denen auch ich gehörte, ihrer Heimat beraubt wurden, zu verwenden. Ich finde nicht das richtige Wort für dieses dramatische Erlebnis, einen anderen, passenderen Ausdruck für unseren – Weggang aus Griechenland. Ich frage mich: Haben wir Kinder damals Griechenland verlassen, sind wir irgendwohin übergesiedelt, hat man uns verschleppt, aufgelesen und weggebracht, oder gingen wir, was für ein Unsinn, freiwillig in die Emigration?“ (Gekas 2006: 2)
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Die Beziehung zwischen der DDR und Griechenland
- Die Außenpolitik der DDR
- Die Außenpolitik Griechenlands
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen der DDR und Griechenland
- Das Paidomazoma und die Rolle der SED und KKE
- Der griechische Bürgerkrieg und die Verbindung zwischen der SED und KKE
- Das Paidomazoma
- Zusammenfassung und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Anfängen der diplomatischen und nicht-diplomatischen Beziehungen zwischen der DDR und Griechenland sowie deren kommunistischen Parteien, SED und KKE. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Zeit des griechischen Bürgerkrieges (1946) bis zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen beider Staaten (1973). Besondere Aufmerksamkeit wird dem Paidomazoma gewidmet, der Zwangsverschickung griechischer Kinder in sozialistische Länder, die eine wichtige Rolle in der Annäherung der DDR und der KKE spielte.
- Die Außenpolitik der DDR und Griechenlands im Kontext des Kalten Krieges
- Die Entwicklung der deutsch-griechischen Beziehungen im Zeitraum 1946 bis 1973
- Die Rolle des Paidomazoma als Katalysator für die Annäherung der DDR und der KKE
- Die Beziehungen zwischen der SED und der KKE während des griechischen Bürgerkrieges
- Die Auswirkungen des Paidomazoma auf die betroffenen griechischen Kinder und ihre Integration in die DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die wissenschaftliche Relevanz der deutsch-griechischen Beziehungen und die besondere Bedeutung der Beziehungen zwischen der DDR und Griechenland, die im Vergleich zu den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Griechenland bisher weniger Beachtung fanden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Grundlagen der diplomatischen und nicht-diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten sowie ihrer kommunistischen Parteien aufzuzeigen, wobei das Paidomazoma als ein entscheidender Faktor für die Annäherung der DDR und der KKE im Fokus steht.
Das zweite Kapitel analysiert die Außenpolitiken der DDR und Griechenlands im Kontext des Kalten Krieges. Die DDR war in ihrer frühen Phase aufgrund der westlichen Isolierungspolitik stark eingeschränkt, während Griechenland eng an die USA und die NATO gebunden war. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Staaten erfolgte erst 1973, nachdem die DDR durch den Grundlagenvertrag von 1972 einen größeren außenpolitischen Spielraum gewonnen hatte.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf das Paidomazoma und die Rolle der SED und KKE. Der griechische Bürgerkrieg, in dem die KKE gegen die griechische Regierung kämpfte, führte zur Zwangsverschickung griechischer Kinder in sozialistische Länder, darunter auch die DDR. Die SED unterstützte die KKE während des Bürgerkrieges und übernahm die Obhut für über 1.200 Kinder, die in der DDR eine neue Heimat fanden. Die DDR erhoffte sich durch die Unterstützung der KKE eine stärkere internationale Anerkennung und eine Destabilisierung der Südostflanke der NATO. Das Kapitel beleuchtet die Lebensbedingungen der griechischen Kinder in der DDR und die Auswirkungen des Paidomazoma auf ihre Identitätsfindung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die deutsch-griechischen Beziehungen, die DDR, Griechenland, der griechische Bürgerkrieg, das Paidomazoma, die SED, die KKE, die Außenpolitik, die internationale Anerkennung, die kommunistischen Parteien, der Kalte Krieg, die Integration, die Identitätsfindung und die Lebensbedingungen der griechischen Kinder in der DDR.
- Citation du texte
- Diplom Sportwissenschafter Andreas Bocek (Auteur), 2013, Die Beziehung zwischen der DDR und Griechenland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262614