Die Auseinandersetzung mit dem Thema Umweltschutz hat sich in der Betriebswirtschaftslehre in dem Maße intensiviert, wie Umweltprobleme in der gesellschaftspolitischen Diskussion an Gewicht gewonnen haben.
Maßgebend für diese Entwicklung ist die objektiv messbare, fortschreitende Übernutzung der natürlichen Umwelt durch industrielle Produktionsprozesse und Massenkonsum. Angesichts der gestiegenen gesellschaftlichen Relevanz des Umweltschutzes muss es für die Unternehmungen u. a. darum gehen, die ökonomische Zieldimension um eine zweite, umweltschutzorientierte Kategorie von Zielen zu erweitern.
Diese Entwicklung ist dann auch nicht ohne Auswirkungen auf das Controlling als Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre geblieben. Das leuchtet ein, da sich dem Controlling als Koordination innerhalb der Führungsteilfunktionen und zwischen ihnen formell ganz unterschiedliche Beziehungen und somit prinzipiell auch Beziehungen zwischen einem um ökologische Ziele erweiterten Zielsystem und anderen Führungsteilfunktionen als Ansatzpunkt anbieten. Die Berücksichtigung von Umweltschutzaspekten im unternehmerischen Zielsystem tangiert das Controlling dabei insbesondere in zweifacher Hinsicht: Für die Ausrichtung des Informationssystems auf die Planung und Kontrolle hat dies einerseits zur Konsequenz, dass sich der entscheidungsrelevante Informationsbedarf letzterer Systeme verändert, da nun u. a. auch externe Effekte der Produktion – bis dahin in betriebswirtschaftlichen Kalkülen weitgehend ignoriert – in unternehmerische Entscheidungskalküle einbezogen werden. In Industriebetrieben, in denen Sachgüter für einen größeren Markt mit einem relativ hohen Mechanisierungsgrad produziert werden, bildet insbesondere die Aufbereitung ökologischer Informationen für Investitionsentscheidungen eine wesentliche Controlling-Aufgabe.
Andererseits müssen die mit dem ökologischen Zielsystem koordinierten Maßnahmen der Informationsversorgung, Planung und Kontrolle auch mit der Personalführung abgestimmt werden, um eine verhaltensbeeinflussende Wirkung zu entfalten. Hierbei hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere die Ausgestaltung von Anreizsystemen als neuer Schwerpunkt der Controlling-Diskussion herausgebildet. Gerade in dezentralisierten Industriebetrieben können Anreizsysteme ein mögliches Koordinationsinstrument zur zielorientierten Steuerung von Investitionsentscheidungen darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Bedeutung des Umweltschutzes für das Controlling
- Problematik einer ökologisch orientierten Steuerung von Investitionsentscheidungen
- Zum Verhältnis von Investition und Ökologie
- Der Begriff der „ökologischen Orientierung"
- Schnittstellen industriebetrieblicher Investitionen zur ökologischen Umwelt
- Charakteristika ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb
- Ansatzpunkte betrieblicher Steuerung von Investitionsentscheidungen bei zunehmender Dezentralisation
- Die Investitionsentscheidung als Teil eines idealtypischen Investitionsprozesses im Industriebetrieb
- Interdependenzprobleme als Folge einer Dezentralisierung von Investitionsentscheidungen
- Koordinationsprinzipien zur dezentralen Steuerung betrieblicher Investitionsentscheidungen
- Auswirkungen einer ökologisch orientierten Unternehmensführung auf die Investitionsbewertung
- Das Verhältnis des Umweltschutzziels zur Zielsetzung bei der finanziellen Bewertung betrieblicher Investitionen
- Die Erfassungs- und Bewertungsproblematik investitionsbedingter Umwelteinwirkungen
- Prinzipielle Möglichkeiten einer ökologisch orientierten Investitionsbewertung
- Zum Verhältnis von Investition und Ökologie
- Grundstruktur von Anreizsystemen als Koordinationsinstrument zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen
- Die ökologisch orientierte Steuerung dezentralisierter Investitionsentscheidungen als Anwendungsfall der Agency-Theorie
- Darstellung der betrachteten Entscheidungssituation
- Entscheidungstheoretische Grundlagen der Agency-Theorie
- Anreizsysteme zur Lösung typischer Principal-Agent-Probleme im Investitionsprozess von Industrieunternehmen
- Ansatzpunkte zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen
- Belohnungssystem als Teil eines Anreizsystems
- Basiselemente eines Anreizsystems
- Anforderungen an Anreizsysteme zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb
- Die ökologisch orientierte Steuerung dezentralisierter Investitionsentscheidungen als Anwendungsfall der Agency-Theorie
- Gestaltung von Bemessungsgrundlage und Ausschüttungsregel zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb
- Bestimmung anforderungskompatibler Bemessungsgrundlagen
- Ansätze zur nicht-monetären Bewertung investitionsbedingter Umwelteinwirkungen
- Bemessung der investitionsbezogenen Umweltleistung eines Bereichs auf Basis der Methode der „ökologischen Knappheit"
- Der Einfluss von Zeitpräferenzen auf den investitionsbezogenen Umweltleistungsindikator
- Beachtung einer mehrperiodigen Anreizwirkung bei der Gestaltung der Ausschüttungsregel
- Ansätze zur Periodisierung investitionsbedingter Umwelteinwirkungen
- Möglichkeiten zur Vermeidung kurzfristigen Denkens und Handelns der Bereichsführungen
- Bestimmung anforderungskompatibler Bemessungsgrundlagen
- Gestaltung der Belohnungsfunktion zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb
- Funktionsweise ausgewählter Belohnungsfunktionen
- Beitrag der Belohnungsfunktionen zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen
- Ökologisch orientierte Belohnungsfunktionen im Spannungsfeld zwischen Controllability und Anreizkompatibilität
- Zur Gefahr kollusiven Verhaltens bei den betrachteten Belohnungsfunktionen
- Einsatz des Profit Sharing zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb
- Integration der ökologischen Bemessungsgrundlage in das Profit Sharing
- Möglichkeiten zur Verknüpfung ökologischer und ökonomischer Leistungsindikatoren beim Profit Sharing
- Mit „grünen" Investitionen „schwarze" Zahlen schreiben?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Master-Thesis befasst sich mit der Frage, wie Anreizsysteme im Industriebetrieb zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen eingesetzt werden können. Die Arbeit analysiert die Problematik der Steuerung dezentralisierter Investitionsentscheidungen unter Berücksichtigung von Umweltschutzaspekten und untersucht die Eignung verschiedener Anreizmodelle zur Lösung des entstehenden Koordinationsbedarfs.
- Die Bedeutung des Umweltschutzes für das Controlling
- Die Problematik der ökologischen Orientierung bei Investitionsentscheidungen
- Die Anwendung der Agency-Theorie zur Steuerung dezentralisierter Investitionsentscheidungen
- Die Gestaltung von Anreizsystemen zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen
- Die Integration ökologischer und ökonomischer Leistungsindikatoren in Anreizsysteme
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Bedeutung des Umweltschutzes für das Controlling und zeigt auf, wie sich die Berücksichtigung ökologischer Aspekte auf die Informationsversorgung, Planung und Kontrolle auswirkt. Kapitel 2 analysiert die Problematik der ökologischen Orientierung bei Investitionsentscheidungen. Es werden die Schnittstellen industriebetrieblicher Investitionen zur ökologischen Umwelt sowie die Charakteristika ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb herausgearbeitet. Außerdem werden die Auswirkungen einer dezentralen Steuerung von Investitionsentscheidungen und die damit verbundenen Interdependenzprobleme beleuchtet. Kapitel 3 stellt die Agency-Theorie als theoretisches Fundament zur Erklärung der Funktionsweise von Anreizsystemen vor. Es werden verschiedene Anreizmodelle zur Lösung typischer Principal-Agent-Probleme im Investitionsprozess von Industrieunternehmen vorgestellt. Kapitel 4 befasst sich mit der Gestaltung von Bemessungsgrundlagen und Ausschüttungsregeln für Anreizsysteme zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen. Es werden verschiedene Ansätze zur nicht-monetären Bewertung investitionsbedingter Umwelteinwirkungen diskutiert und die Methode der „ökologischen Knappheit" als Grundlage für die Bemessung der investitionsbezogenen Umweltleistung eines Bereichs vorgestellt. Außerdem wird der Einfluss von Zeitpräferenzen auf den investitionsbezogenen Umweltleistungsindikator untersucht. Kapitel 5 analysiert verschiedene Belohnungsfunktionen, die im Rahmen von Anreizsystemen eingesetzt werden können. Es werden die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle in Bezug auf die Anforderungen der Controllability, Anreizkompatibilität und Kollusionsfreiheit diskutiert. Kapitel 6 beleuchtet die Frage, ob sich „grüne" Investitionen auch finanziell rechnen. Es wird argumentiert, dass die Wirkung „grüner" Maßnahmen immer von der Zielkonstellation zwischen umweltbezogenen und finanziellen Zielen eines Unternehmens abhängt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Anreizsysteme, ökologisch orientierte Investitionen, Industriebetrieb, Agency-Theorie, dezentrale Steuerung, Investitionsentscheidungen, Umweltschutz, Controllability, Anreizkompatibilität, Profit Sharing, ökologische Knappheit, Umwelt-Belastungspunkte, Ökofaktoren, mehrperiodige Anreizwirkung, Kollusionen.
- Quote paper
- Tim Niesser (Author), 2013, Anreizsysteme zur Förderung ökologisch orientierter Investitionen im Industriebetrieb, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262695