Mit dem großen „Zeitalter der Entdeckungen“ bzw. dem Zeitalter der europäischen Expansion werden in einem Atemzug Namen wie Heinrich der Seefahrer, Christoph Kolumbus oder Samuel Champlain genannt. Jedoch gab es weit vor ihrer Zeit größere und bedeutendere Entdeckungen. Bereits in der Antike war es den Menschen ein besonderes Anliegen, ihren Horizont und somit ihre Welt zu erweitern. Das Verzeichnis der antiken Entdeckungen ist lang und enthält einen berühmten Namen: Alexander der Große (356-323 v. Chr.), der schon 300 Jahre vor dem ersten römischen Imperator mit forschender Neugier und Rücksichtslosigkeit erstmals alle Grenzen der antiken Welt durchbrochen hatte. Nur wenige Persönlichkeiten in der Geschichte haben die Phantasie der Nachwelt so lebhaft beschäftigt wie der junge König von Makedonien, der schon bald nach seinem Tod in der Geschichtsschreibung, der Literatur und in Volkserzählungen zum Mythos wurde. Bereits mit 25 Jahren war er ägyptischer Pharao und Großkönig von Persien. Sieben Jahre später hatte Alexander der Große ein Weltreich erobert und gelangte in seinem wohl größten und letzten Feldzug bis zum Indus. Er brachte damit die alte Welt durch die Einbeziehung einer neuen aus ihrem inneren Gleichgewicht und erweiterte mehr als irgendeine andere Person in der Antike den Horizont der Mittelmeervölker.
Der Held Alexander, ein Schüler Aristoteles und Anhänger der Esoterik, scheinbar ein König mit strahlendsten Licht- und dunkelsten Schattenseiten. Er soll alle Pole und Extreme des Positiven und Negativen, des Guten und Bösen vereint haben. Diese Gegensätzlichkeit soll ihn auch in seinem letzten großen Vorhaben angetrieben haben: das Ende der Welt zu finden. Deshalb zog er mit einem eisernen Willen bis nach Indien. Doch welche Motivation Alexanders überwog bei diesem Vormarsch: Die quälende Sehnsucht, wie es die antiken Quellen berichten, oder war es vielmehr das Streben und die Gier nach Macht, was ihn zu diesem Schritt bewegte? Auch die damit verbundenen konträren Begriffe der Entdeckung1 und Eroberung gehen im Bezug auf den Vormarsch Alexanders nach Indien in der geisteswissenschaftlichen Forschung einher. Doch kann überhaupt von einer Entdeckung gesprochen werden? Der makedonische König hinterließ auf seinem Weg zahlreiche Tote, Furcht und Schrecken. Er gewann jedoch auch neue Kenntnisse über fremde Kulturen, Bräuche und Sitten. Rechtfertigt diese Tatsache die Benennung Alexanders auf der Liste der größten Entdecker der Antike?[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsabgrenzung Entdeckung und Eroberung — der Versuch einer Definition
- Entdeckung
- Eroberung
- Die Quellenlage — Zeitgenössische Zeugnisse und spätere Überlieferung
- Alexander der Große — eine Person voller Widersprüche
- Das antike Indien — ein Wunderland?
- Kriegslust oder quälende Sehnsucht? — die Motive des Vormarsches
- Alexander auf dem Weg nach Indien
- Der Vormarsch zum Ende der Welt beginnt
- Die Schlacht im antiken Wunderland
- Der direkte Vorstoß ins Landesinnere
- Die Porosschlacht
- Exkurs: Die Besonderheiten der Heere
- Die Umkehr am Hyphasis und ihre Folgen
- Die „Indus-Expedition"
- Richtung Ozean — vom Ende der Welt auf zur Heimat
- Anmerkungen zu den entdeckerischen Errungenschaften
- Der Versuch einer Bilanz
- Anhang A — Bild- und Kartennachweise
- Bildnachweise
- Kartennachweise
- Anhang B
- Quellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Anhang C
- Literaturverzeichnis
- Sekundärliteratur
- Internetseiten
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der Frage, ob der Indienzug Alexanders des Großen (327-324 v. Chr.) als Entdeckung oder Eroberung bezeichnet werden kann. Die Arbeit analysiert die Quellenlage und die Motive Alexanders, um den Charakter seines Feldzugs im Kontext der damaligen geographischen und politischen Verhältnisse zu beleuchten.
- Die begriffliche Abgrenzung von „Entdeckung" und „Eroberung"
- Die Analyse der Quellenlage und der damit verbundenen Problematik
- Die Rekonstruktion der Motive und Zielsetzungen Alexanders
- Die Untersuchung des Indienzugs in seinen drei Phasen: Eroberung des Nordwestlichen Indiens, die Porosschlacht und die „Indus-Expedition"
- Die Bewertung der wissenschaftlichen Errungenschaften des Alexanderzugs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt den Leser in die Thematik des Alexanderzugs nach Indien ein. Die Arbeit untersucht zunächst die Begriffe „Entdeckung" und „Eroberung" und definiert diese, um eine präzisere Analyse des Alexanderzugs zu ermöglichen. Anschließend werden die verschiedenen Quellen zur Alexandergeschichte vorgestellt und deren Zuverlässigkeit und Wahrheitsgehalt kritisch beleuchtet.
Im vierten Kapitel wird die Persönlichkeit Alexanders des Großen beleuchtet, wobei die Widersprüchlichkeit seines Wesens und die damit verbundenen Motive für den Indienzug hervorgehoben werden. Das fünfte Kapitel widmet sich dem Bild des antiken Indiens in der griechischen Vorstellungswelt und beleuchtet die geographischen Kenntnisse der Zeitgenossen Alexanders. Das sechste Kapitel analysiert die Motive des Vormarsches Alexanders nach Indien, wobei die persönlichen Ambitionen des Königs, die militärische Notwendigkeit und die entdeckerischen Interessen im Vordergrund stehen.
Die folgenden Kapitel befassen sich mit dem Verlauf des Alexanderzugs. Das siebte Kapitel beschreibt den Vormarsch Alexanders durch den Hindukusch und die Kämpfe gegen die einheimischen Bergstämme. Die Schlacht im antiken Wunderland, die Eroberung der Festung Aornos und die Porosschlacht, werden im Detail dargestellt. Die Umkehr am Hyphasis und die anschließende „Indus-Expedition" werden im achten Kapitel beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf der wissenschaftlichen Motivation Alexanders und der Erkundung der Indus-Region.
Die Arbeit endet mit einer Bilanz, in der die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst werden. Die Schlussfolgerung befasst sich mit der Bewertung des Alexanderzugs und der Frage, ob dieser als Entdeckung oder Eroberung bezeichnet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Alexander den Großen, den Indienzug, Entdeckung, Eroberung, Quellenlage, Motive, Porosschlacht, Indus-Expedition, wissenschaftliche Errungenschaften, geographisches Weltbild, antikes Indien, griechische Vorstellungswelt, militärische Operationen, politische Verhältnisse, historische Bedeutung.
- Quote paper
- Katja Kraus (Author), 2012, Entdecker oder Eroberer? - Alexander der Große in Indien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262721