In der westlichen Welt findet eine zunehmende Überalterung der Bevölkerung statt. Dieser Trend zeigt sich beispielsweise in Deutschland an einer durchschnittlichen Lebenserwartung bei Frauen von mittlerweile 81 Jahren, oder auch daran, dass der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen gegenwärtig mehr als ein Viertel der deutschen Gesamtbevölkerung ausmacht. Da sich die Geburtenraten allgemein verringern, ist davon auszugehen, dass sich der Vorgang der Überalterung fortsetzen, wenn nicht sogar verstärken wird (vgl. Destatis 2012: o. S.).
Neben dieser Tendenz ist eine weitere weltweite Entwicklung beobachtbar: das Internet nimmt mit seinen vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten eine zunehmend bedeutende Position ein, sowohl für das Individuum, als auch in der Gesellschaft. In deutschsprachigen Ländern sind inzwischen etwa 75% der Bevölkerung ab 14 Jahren online und nutzen das Internet zumindest gelegentlich (vgl. ARD/ZDF Onlinestudie 2012a: o. S.).
Für das Individuum bietet das Netz häufig eine Vereinfachung des Alltags. Für die Gesellschaft bedeutet die zunehmende Allgegenwärtigkeit des Internets fundamentale Veränderungen. Vor allem Prozesse der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Informationsübermittlung basieren vermehrt auf Internettechnologien und stehen so nur Onlinern zur Verfügung (vgl. Lamsfuß 2012: 17). Damit können für Offliner, die immerhin 25% der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren ausmachen, bestimmte Nachteile entstehen. In einer funktionierenden Gesellschaft ist es wichtig, dass alle Mitglieder in solche Wandlungsprozesse miteinbezogen werden, ansonsten kann es zu einer gesellschaftlichen Abgrenzung von Personen kommen, die in diesem Fall nicht nur digital ist, sondern auch real wird (ebd.: 14).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Digital Divide
- Definition
- Theoretischer Rahmen: Van Dijks Model of Access
- Grey Digital Divide
- Statistische Betrachtung: Situation und aktuelle Entwicklung
- Gesellschaftliche Betrachtung: Digital Natives und Digital Immigrants
- Nichtnutzung des Internets
- Motivational Access
- Einfluss des Umfelds
- Einfluss der beruflichen Situation
- Einfluss der formalen Bildung
- Einfluss des Geschlechts
- Individuelle Einflussfaktoren
- Material Access
- Zwischenresümee
- Motivational Access
- Nutzung des Internets
- Skill Access
- Einteilung der Nutzerfähigkeiten
- Altersbedingte Nutzerschwierigkeiten
- Usage Access
- Nutzungshäufigkeit/-dauer
- Variation der Anwendungen
- Art des Internetanschlusses
- Skill Access
- Exkurs: Förderung der Internetnutzung
- Nutzungsebene
- Angebotsebene
- Steuerungsebene
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert den „Grey Digital Divide“, also die digitale Spaltung zwischen der Generation 60plus und jüngeren InternetnutzerInnen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, warum SeniorInnen das Internet seltener nutzen als jüngere Generationen und inwiefern sich ihr Nutzerverhalten von diesem unterscheidet. Die Analyse betrachtet die Situation der Nichtnutzung und Nutzung des Internets von SeniorInnen und untersucht, welche Faktoren den Zugang zum Internet erschweren.
- Motivational Access: Einfluss von Umfeld, beruflicher Situation, Bildung, Geschlecht und individuellen Faktoren auf die Motivation zur Internetnutzung.
- Material Access: Untersuchung des Zugangs zu Internetgeräten und Internetanschlüssen.
- Skill Access: Analyse von Nutzerfähigkeiten und altersbedingten Schwierigkeiten im Umgang mit dem Internet.
- Usage Access: Betrachtung der Nutzungsintensität, Häufigkeit, Dauer und Variation der genutzten Anwendungen im Vergleich zu jüngeren NutzerInnen.
- Förderung der Internetnutzung: Vorstellung von Maßnahmen zur Förderung der Internetnutzung bei SeniorInnen auf der Nutzungs-, Angebots- und Steuerungsebene.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 führt in das Thema „Digital Divide“ ein und definiert den Begriff als eine Kluft in den Zugangschancen zu neuen Medien. Das Modell des Kommunikationsforschers van Djik (Model of Access) dient als theoretischer Rahmen für die Analyse der Internetnutzung von SeniorInnen.
Kapitel 3 fokussiert auf den „Grey Digital Divide“, der den Unterschied in der Internetnutzung zwischen jüngeren und älteren Menschen beschreibt. Es werden die aktuelle Situation und Entwicklung der Internetnutzung bei SeniorInnen statistisch dargestellt. Der Vergleich zwischen Digital Natives und Digital Immigrants beleuchtet die gesellschaftliche Perspektive auf die altersbedingte Spaltung.
Kapitel 4 analysiert die Nichtnutzung des Internets bei SeniorInnen. Es werden die verschiedenen Einflussfaktoren des Motivational Access im Zusammenhang mit dem Umfeld, der beruflichen Situation, der Bildung, dem Geschlecht und individuellen Faktoren betrachtet. Zudem wird die Bedeutung des Material Access im Bezug auf die Kosten für Internetgeräte und Anschlüsse untersucht.
Kapitel 5 untersucht die Nutzung des Internets bei SeniorInnen. Die Analyse betrachtet den Skill Access, also die Nutzerfähigkeiten im Umgang mit dem Internet. Altersbedingte Nutzerschwierigkeiten und ihre Auswirkungen auf die Nutzung werden erläutert. Im Bereich des Usage Access werden die Nutzungshäufigkeit/-dauer, die Variation der Anwendungen und die Art des Internetanschlusses im Vergleich zu jüngeren NutzerInnen betrachtet.
Kapitel 6 beleuchtet verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Internetnutzung bei SeniorInnen auf drei Ebenen: die Nutzungsebene, die Angebotsebene und die Steuerungsebene. Ein erfolgreiches Förderungsbeispiel, das österreichische Projekt Seniorkom.at, wird vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Grey Digital Divide“, der Internetnutzung von SeniorInnen und den Einflussfaktoren, die den Zugang zum Internet erschweren. Wichtige Themen sind die Motivation, die Nutzungskompetenz, die Verbreitung von Internetgeräten und Anschlüssen, altersbedingte Schwierigkeiten und die Förderung der Internetnutzung. Die Arbeit nutzt das Modell des Kommunikationsforschers van Djik (Model of Access) und bezieht sich auf diverse Studien aus verschiedenen Disziplinen wie Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Gerontologie.
- Arbeit zitieren
- Nina Biller (Autor:in), 2013, Grey Digital Divide, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263029