"Ein irrtümlich als geheilt entlassener Irrer, der sich an seiner Frau, die er für die Ursache und also für schuldig hält an seinem Aufenthalt im Irrenhaus, rächen will und auf dem Nachhauseweg und dem vergeblichen Suchen nach seiner Frau zum mehrfachen, bestialischen Mörder völlig unbeteiligter, zufälliger Opfer wird, bis der tödliche Schuß eines Polizisten seinem Mord- und Zerstörungsrausch ein Ende macht, ist das Thema der Erzählung Heyms."
Diese kurze Beschreibung stellt Waltraut Schwarz‘ Versuch einer Inhaltsanalyse der oft als Novelle bezeichneten Erzählung Der Irre des expressionistischen Autors Georg Heym dar. Dass dabei gänzlich darauf verzichtet wird, die Eigenheiten der Präsentation des narrativen Inhalts zu beschreiben, könnte darauf zurückzuführen sein, dass dies ein wesentlich komplexeres Vorhaben wäre, als es eine reine Nacherzählung der Ereignisse in ihrer chronologischen Reihenfolge bedeutet. Wie wichtig aber eben die Beschreibung und Analyse der narrativen Gestaltung einer Erzählung sein kann, soll im Rahmen dieser Arbeit durch die Auseinandersetzung mit der strukturalistischen Erzähltheorie sowohl im theoretischen als auch im angewandten Sinn gezeigt werden.
Hierzu wird nach einer Abhandlung zur Entstehung der strukturalistischen Herangehensweise an literarische Texte detailliert auf die Analysekategorie Modus eingegangen, welche wiederum durch die Parameter Distanz und Fokalisierung charakterisiert ist. Um Heyms Erzählung im zweiten Teil der Arbeit in Hinblick auf die strukturalistische Erzähltheorie fundiert beschreiben und analysieren zu können, wird in den theoretischen Abhandlungen versucht, verstärkt einen Schwerpunkt auf diejenigen Aspekte zu legen, welche auf der narrativen Ebene zur Konstitution des Bildes des Wahnsinns des Protagonisten beitragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Exemplarische Textanalyse zu Georg Heyms Der Irre
- Einführung in die strukturalistische Erzähltheorie
- Theoretische Reflexion zur Analysekategorie Modus
- Fokalisierung
- Distanz
- Zur Darstellung des Wahnsinns durch die narrativen Mittel der Kategorie Modus in Georg Heyms Erzählung Der Irre
- Gegenüber von Realität und Wahn durch dynamische Fokalisierungswechsel
- Nutzung des dramatischen Modus zur Vergegenwärtigung der wahnsinnigen Psyche des Protagonisten
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Georg Heyms Erzählung "Der Irre" mit Hilfe der strukturalistischen Erzähltheorie. Ziel ist es, die narrative Gestaltung der Erzählung zu untersuchen und die Bedeutung der Analysekategorie Modus für die Darstellung des Wahnsinns des Protagonisten zu beleuchten.
- Die Rolle der Fokalisierung bei der Darstellung von Realität und Wahn
- Der Einsatz des dramatischen Modus zur Vergegenwärtigung der psychischen Verfassung des Protagonisten
- Die Analyse der Erzählung in Bezug auf die Kategorien Zeit, Stimme und Modus
- Die Bedeutung der strukturalistischen Erzähltheorie für das Verständnis von Heyms Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Erzählung "Der Irre" vor und führt in die Thematik der Arbeit ein. Sie erläutert die Bedeutung der strukturalistischen Erzähltheorie für die Analyse von literarischen Texten und stellt die zentralen Analysekategorien vor.
Die Einführung in die strukturalistische Erzähltheorie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung dieser Theorie und stellt die wichtigsten Vertreter und ihre Ansätze vor. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen histoire und discours und der Bedeutung der Kategorie Modus für die Analyse von Erzählungen.
Der Abschnitt "Theoretische Reflexion zur Analysekategorie Modus" beschäftigt sich mit den beiden Parametern Fokalisierung und Distanz. Er erläutert die verschiedenen Fokalisierungstypen nach Genette und die Unterscheidung zwischen narrativer und dramatischer Darstellung in Bezug auf die Mittelbarkeit des Erzählten.
Der Abschnitt "Zur Darstellung des Wahnsinns durch die narrativen Mittel der Kategorie Modus in Georg Heyms Erzählung Der Irre" untersucht die Erzählung "Der Irre" in Hinblick auf die Kategorie Modus. Er analysiert die dynamischen Fokalisierungswechsel und die Nutzung des dramatischen Modus zur Vergegenwärtigung der wahnsinnigen Psyche des Protagonisten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Georg Heym, "Der Irre", strukturalistische Erzähltheorie, Modus, Fokalisierung, Distanz, narrativer Modus, dramatischer Modus, Darstellung des Wahnsinns, psychische Verfassung, Erzählanalyse, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Luise Glistau (Author), 2013, Exemplarische Textanalyse zu Georg Heyms Erzählung "Der Irre" auf der Grundlage der strukturalistischen Erzähltheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263072
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