Massenkommunikationsmodelle. Vergleich ihrer Anwendbarkeit auf Weblogs anhand ausgewählter Aspekte


Hausarbeit, 2012

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Zum Begriff der öffentlichen Meinung
2.1 Öffentlichkeit
2.2 Meinung
2.3 Öffentliche Meinung

3. Elisabeth Noelle-Neumann: Die Theorie der Schweigespirale
3.1 Die Schweigespirale in ihren Grundzügen
3.2 Kritik an der Theorie

4. Die Rolle der Massenmedien nach der Theorie der Schweigespirale ...
4.1 Ausgangspunkt: Die Bundestagswahlen von 1965, 1972 und 1976
4.2 Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Massenmedien
4.3 Forschungsüberblick zur Rolle der Medien im Prozess der öffentliche Meinung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Öffentliche Meinung ist ein Phänomen, an dessen Vorhandensein und Bedeu- tung kaum gezweifelt wird. Seit je her stellen sich Wissenschaftler Fragen, die sich mit der Entstehung der öffentlichen Meinung, ihrer gesellschaftlichen Wirk- samkeit sowie ihrer empirischen Untersuchung befassen. Dabei taucht auch im- mer wieder die Frage auf, inwiefern die Massenmedien an der Entstehung und Gestaltung der öffentlichen Meinung beteiligt sind. (vgl. Hunziker 1996, S. 111)

Ziel dieser Arbeit ist unter anderem, einen Überblick über die für die Kommunikationswissenschaft bedeutsamen und teilweise konträren Konzepte der öffentlichen Meinung zu geben. Hierzu ist es notwendig, zunächst die Begriffe der Öffentlichkeit und Meinung zu erläutern.

Auch über Öffentlichkeit gibt es zahlreiche - zum Teil verschiedene - Vorstellungen. Für diese Arbeit sind vorrangig Noelle-Neumanns Ideen über die Öffentlichkeit und öffentliche Meinung von Bedeutung.

Des Weiteren wird im dritten Kapitel Noelle-Neumanns einflussreiche Theorie der Schweigespirale in ihren Grundzügen vorgestellt.

Ihre sozialpsychologischen Annahmen sind auch für die Kommunikationswissenschaft von großer Bedeutung, da sie nicht nur eine Theorie der öffentlichen Meinung, sondern auch eine Theorie der Medienwirkung darstellen (vgl. Fuchs et al. 1991, S. 1; Scherer 1990, S. 54).

Noelle-Neumann postuliert für eine Rückkehr zum Konzept der starken Wirkungen von Massenmedien (vgl. Roessing 2009, S. 252).

Von daher soll im vierten Gliederungspunkt der Frage nachgegangen werden, welche Rolle die Massenmedien im Prozess der öffentlichen Meinung nach Noel- le-Neumanns Theorie spielen und ob sie dabei tatsächlich einen so großen Ein- fluss ausüben.

Eine wesentliche Hypothese der Verfasserin dazu lautet: ÄBei ausgeprägter Konsonanz [der Berichterstattung] wird die Wirkung auf die Meinungsbildung stark sein […].“ (Noelle-Neumann 1979, S. 142)

2. Zum Begriff der öffentlichen Meinung

2.1 Öffentlichkeit

Die Bedeutung des Wortes Öffentlichkeit ist sehr vielschichtig. Man kann darun- ter öffentliche Angelegenheiten verstehen, die Aufgaben des politischen Systems sind. Man kann den Begriff aber auch auf die Meinungen des Großteils der Bür- ger beziehen. Das Wort kann sich sowohl auf die massenmedial hergestellte Öffentlichkeit beziehen als auch auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, die nicht privat, sondern eben öffentlich sind. (vgl. Gerhards und Neidhardt 1990,S. 3-4)

Das Substantiv Öffentlichkeit kristallisiert sich im 18. Jahrhundert mit der Zeit der Aufklärung aus dem Adjektiv öffentlich als politisches Schlagwort heraus (vgl. Beck 2010, S. 105; Gerhards 1998, S. 268).

Erst durch die gesellschaftliche Differenzierung mit Beginn der Moderne konnte Öffentlichkeit entstehen (vgl. Jarren und Doges 2011, S. 95).

Öffentliche Kommunikation findet nun in Zeitungen, Kaffeehäusern usw. statt (vgl. Beck 2010, S. 105). Sie ist gekennzeichnet durch die generell freie Zu- gangsmöglichkeit (vgl. Gerhards 1998, S. 279). Es bildet sich eine kritische Öf- fentlichkeit mit den Idealen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (vgl. Beck 2010, S. 106).

Theorien von Öffentlichkeit lassen sich anhand ihres normativen Gehalts unterscheiden (vgl. Jarren und Donges 2011, S. 96).

Amitai Etzioni (1969, S.157, zit. nach Neidhardt 1994, S. 8) versteht ÄÖffentlichkeit als ein Kommunikationssystem […], in dem Themen und Meinungen […] gesammelt (Input), […] verarbeitet (Troughput) und […] weitergegeben (Output) werden“. Auf diese drei Prozessstufen lassen sich normative Ansprüche und Aufgaben politischer Öffentlichkeit beziehen.

Öffentlichkeit soll in der Inputphase eine Transparenzfunktion gewährleisten, in- dem sie für alle gesellschaftlichen Gruppen offen ist. (vgl. Neidhardt 1994, S. 8) Sie soll in der Troughputphase eine Validierungsfunktion ausüben, dadurch dass Akteure in der öffentlichen Kommunikation Diskursivität gewährleisten. Eine öf- fentliche Meinung soll somit durch gute Argumente entstehen. (vgl. Neidhardt 1994, S. 8; Gerhards 1998, S. 272) In der Outputphase schließlich soll Öffent-lichkeit eine Orientierungsfunktion für gesellschaftliches und politisches Handeln erfüllen (vgl. Neidhardt 1994, S. 9; Beck 2010, S. 109).

In seinem berühmten Werk Strukturwandel der Öffentlichkeit erläutert Jürgen Habermas allerdings, dass es unter anderem mit der Kommerzialisierung der Medien zum Zerfall dieser kritischen Öffentlichkeit komme (vgl. Beck 2010, S. 106). Das Publikum sei nun kein räsonierendes, sondern ein konsumierendes Publikum (vgl. Sarcinelli 2011, S. 63).

Mit dem sozialen Strukturwandel Äverliert der bildungsbürgerliche Diskurshabitus an Bedeutung“ (Jarren und Donges 2011, S. 98). Mit dem politischen Funktionswandel entwickele sich eine Öffentlichkeit, die durch die Massenmedien bestimmt ist (vgl. Jarren und Donges 2011, S. 99).

Mit seinem normativen Diskursmodell entwickelt Habermas ein Idealmodell von Öffentlichkeit und fasst drei Prinzipien der kritischen bürgerlichen Öffentlichkeit zusammen (vgl. Beck 2010, S. 106; Gerhards 1998, S. 268): 1. ÄPrinzipielle Gleichheit der Teilnehmer“, 2. ÄPrinzipielle Problematisierbarkeit aller Themen“ und 3. ÄPrinzipielle Unabgeschlossenheit des Publikums“.

Demnach soll Öffentlichkeit Äals demokratisches Forum für alle (Bürger) einen herrschaftsfreien Diskurs ermöglichen, bei dem nur die Kraft des besseren Ar- guments zählt“ (Beck 2010, S. 107). Dadurch soll eine öffentliche Meinung ent- stehen, Ädie die Grundlage politischer Entscheidungen bildet“ (Gerhards 1998, S. 268).

Massenmedien sollen infolgedessen ein für alle zugängliches Forum sein und vor allem Informationen bereitstellen. Zumindest können die Medien in der modernen Gesellschaft Hinweis auf politisch bedeutsame Themen geben. (vgl. Beck 2010,S. 108)

Durch die vermittelnde Funktion der Massenmedien zwischen Sprechern und Publikum Äwird Öffentlichkeit zu einer dauerhaft bestimmenden gesellschaftlichen und politischen Größe“ (Neidhardt 1994, S. 10). Öffentlichkeits- und Massenme- dienforschung sind daher nicht voneinander zu trennen (vgl. Neidhardt 1994, S. 10).

Für ein realistischeres und normativ anspruchsloseres Modell von Öffentlichkeit plädiert vor allem Niklas Luhmann, welcher mit seinen systemtheoretischen Überlegungen eine theoretische Gegenposition zu Habermas darstellt (vgl. Beck 2010, S. 108; Gerhards 1998, S. 269; Jarren und Donges 2011, S. 97).

Öffentlichkeit ermögliche nach seinem sogenannten Spiegelmodell die Selbstbeobachtung der Gesellschaft durch Publikation von Themen (vgl. Donges und Imhof 2011, S. 192).

Luhmann definiert Öffentlichkeit als Ägesellschaftsinterne Umwelt der gesell- schaftlichen Teilsysteme“ (Luhmann 1996, S. 184). Systeme wie Politik, Wirt- schaft oder Wissenschaft beobachten sich im Medium der Öffentlichkeit gegen- seitig (vgl. Beck 2010, S. 109). Der Autor bezeichnet Öffentlichkeit zudem als Äein allgemeines gesellschaftliches Reflexionsmedium“ (Luhmann 1996, S. 187). Mit seiner Spiegelmetapher verweist Luhmann auf die Beobachtungen von Be- obachtern, welche durch Berichte oder Meldungen über Ereignisse zur Verfü- gung gestellt werden (vgl. Beck 2010, S. 109; Jäckel 2011, S. 271).

Für Jürgen Gerhards und Friedhelm Neidhardt ist Öffentlichkeit ein intermediäres Kommunikationssystem. Öffentlichkeit soll demnach zwischen Politik und Gesell- schaft vermitteln (vgl. Jarren und Donges 2011, S. 101). Durch die Kommunikati- on zwischen den Akteuren der Politik und den Bürgern in der Öffentlichkeit wür- den öffentliche Meinungen entstehen (vgl. Gerhards 1998, S. 269). Oftmals findet man in der Literatur auch die Unterscheidung zwischen drei Ebe- nen von Öffentlichkeit (vgl. Donges und Imhof 2011, S. 187). Neidhardt unter- scheidet so zwischen der Encounter-Ebene, der Themenöffentlichkeit sowie der Medienöffentlichkeit (vgl. Beck 2010, S. 110).

Auf der Encounter-Ebene entstehen elementare Formen einer Öffentlichkeit. Dazu gehören Kommunikationen zwischen Menschen, die sich mehr oder weniger zufällig treffen. (vgl. Gerhards und Neidhardt 1990, S. 20) Auf dieser Ebene gibt es keinen Vermittler (vgl. Jarren und Donges 2011, S. 104).

Zu der Themenöffentlichkeit gehören Äthematisch zentrierte Interaktionssysteme“, bspw. in Form von öffentlichen Veranstaltungen (Gerhards und Neidhardt 1990,S. 22). Die Medienöffentlichkeit schließlich ist gekennzeichnet durch eine technische Infrastruktur, spezialisierte Berufe, bspw. Journalisten, und ein abstrakteres Publikum (vgl. Gerhards und Neidhardt 1990, S. 23-24).

Noelle-Neumann betrachtet Öffentlichkeit aus sozialpsychologischer Sicht (vgl. Roessing 2009, S. 141). Sie beschreibt Öffentlichkeit als ein Tribunal, einen Zu- stand, indem jeder beobachtet und beurteilt werden kann (vgl. Noelle-Neumann 2009, S. 436).

2.2 Meinung

Klaus Beck (Beck 2006a, S. 188) versteht unter einer Meinung die Äindividuelle Anschauung auf der Grundlage eines persönlichen Urteils oder einer Einschätzung eines Sachverhalts“.

Meinungen können sich sowohl auf unsicheres Wissen als auch auf wertende Reaktionen beziehen (vgl. Kepplinger 2009, S. 651).

Kant bezeichnet die Meinung als eine Vorstufe des Wissens, die ein Objekt fordert, auf das sie zurückgeht (vgl. Merten 2007, S. 239).

Meinungen können in der interpersonalen und in öffentlicher Kommunikation entstehen und verändert werden. Propaganda, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und andere persuasive Kommunikationsformen haben das Ziel, Meinungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Die Demoskopie, auch Meinungsforschung genannt, befasst sich mit Meinungsverteilungen in der Bevölkerung. (vgl. Beck 2006a, S. 189)

Medien haben die Aufgabe, zur Meinungsbildung der Bevölkerung beizutragen. Thema der Medienwirkungsforschung ist daher immer wieder die Untersuchung des Einflusses der Medien auf die individuelle und öffentliche Meinung. (vgl. Beck 2006b, S. 189)

Mit der Vorstellung der Konzepte von Öffentlichkeit und Meinung, kann nun der Begriff der öffentlichen Meinung erläutert werden.

2.3 Öffentliche Meinung

Wie für den Begriff der Öffentlichkeit, gibt es auch für den damit verwandten Be- griff der öffentlichen Meinung zahlreiche Definitionsversuche (vgl. Merten 2006,S. 286). So ist in der Literatur eine Menge von verschiedenen Konzepten vertreten (vgl. Pfetsch und Bossert 2006, S. 204).

Susan Herbst nennt vier Konzepte, zu denen sich Definitionen öffentlicher Meinung zuordnen lassen:

Es existieren Vorstellungen über die öffentliche Meinung als (1) Aggregation und

(2) Majorität einzelner Meinungen. (vgl. Bergmann 1994, S. 296) Gerade in der aktuellen US-amerikanischen Debatte besteht eine solche Idee von öffentlicher Meinung (vgl. Pfetsch und Bossert 2006, S. 204).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Massenkommunikationsmodelle. Vergleich ihrer Anwendbarkeit auf Weblogs anhand ausgewählter Aspekte
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Kommunikations- und Medientheorien
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V263391
ISBN (eBook)
9783656522287
ISBN (Buch)
9783656531883
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
massenkommunikationsmodelle, vergleich, anwendbarkeit, weblogs, aspekte
Arbeit zitieren
Sarah Maulhardt (Autor:in), 2012, Massenkommunikationsmodelle. Vergleich ihrer Anwendbarkeit auf Weblogs anhand ausgewählter Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263391

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