Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
1.2 GANG DER UNTERSUCHUNG
2 DER THEORETISCHE ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DER ANWENDUNG INTERNATIONALER RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS UND DEN KAPITALKOSTEN DER UNTERNEHMEN
2.1 DIE INFORMATIONSQUALITÄT DER INTERNATIONALEN RECHNUNGSLEGUNG
2.2 EINFLUSS DER „HÖHEREN INFORMATIONSQUALITÄT“ AUF DIE LIQUIDITÄT BZW. DIE EIGENKAPITALKOSTEN
2.2.1 Einfluss auf die Liquidität von Aktien 3
2.2.2 Einfluss auf die Eigenkapitalkosten 4
3 ANALYSE EMPIRISCHER STUDIEN
3.1 BESCHREIBUNG DER METHODEN UND ERGEBNISSE
3.1.1 Wechsel der Rechnungslegung und Liquidität 6
3.1.2 Wechsel der Rechnungslegung und Eigenkapitalkosten 9
3.1.3 Heterogenität der freiwilligen IFRS-Anwender 12
3.1.4 Pflichtanwendung von IFRS 14
4 SCHLUSSBETRACHTUNG
ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Mit Beginn des Geschäftsjahres 2005 sind die kapitalmarktorientierten Unterneh- men in der Europäischen Union (EU) dazu verpflichtet, ihre Konzernabschlüsse nach den internationalen Rechnungslegungsstandards, den International Financial Reporting Standards (IAS/IFRS), aufzustellen.1 Mit dieser Umstellung erhofft man sich eine bessere Vergleichbarkeit, mehr Transparenz und Qualität in der Finanzberichterstattung als unter den bisher angewendeten jeweiligen nationalen Rechnungslegungsvorschriften. Insgesamt verspricht man sich dadurch eine höhere Effizienz der Kapitalmärkte und auch sinkende Kapitalkosten.2 Während dieser Sachverhalt inzwischen weitgehend als erwiesen betrachtet wird, rankt sich um den Einfluss der IFRS auf die Eigenkapitalkosten eine wissenschaftliche Diskussion.
Das Ziel dieser Seminararbeit ist es, die theoretischen Zusammenhänge zwischen der internationalen Rechnungslegung und der Liquidität von Aktien bzw. den Eigenkapitalkosten der Unternehmen in Form argumentativer Wirkungsweisen zu beschreiben sowie anhand empirischer Studien nachzuweisen und zu analysieren. Um die Wirkungsweisen zu beschreiben, wurden die Ergebnisse zahlreicher Studien dargestellt. Eine tabellarische Zusammenfassung der empirischen Studien ist im Anhang zu finden.
1.2 Gang der Untersuchung
Diese Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. In Kapitel 2 werden die theoretischen Zusammenhänge zwischen höherer Informationsqualität und Liquidität bzw. Eigenkapitalkosten dargestellt. In Kapitel 3 werden ausgewählte Studien, die diese Zusammenhänge durch empirische Forschung bewiesen haben, näher untersucht. Abschließend werden im Rahmen einer Schlussbetrachtung Ergebnisunterschiede diskutiert.
2 Der theoretische Zusammenhang zwischen der Anwendung
internationaler Rechnungslegungsstandards und den Kapitalkosten der Unternehmen Um einen reduzierenden Kosteneffekt aus der Anwendung internationaler Rech- nungslegungsstandards abzuleiten, bedarf es zweier Bedingungen, die beide erfüllt sein müssen: Zum einen müssen die Abschlüsse der Unternehmen unter den internationalen Standards eine umfangreichere und/oder präzisere Unternehmens- publizität liefern als unter den nationalen Regelungen, zum zweiten muss eine solche „höhere Informationsqualität“ der Abschlüsse dann auch einen (reduzie- renden) Effekt auf die Kapitalkosten der Unternehmen haben3 bzw. auf die Liquidität von Aktien.
2.1 Die Informationsqualität der internationalen Rechnungslegung
Grundsätzlich ist weitgehend unumstritten, dass die IAS4 /IFRS und vor allem die US-GAAP mehr Offenlegung und Anhangsangaben verlangen als die meisten nationalen Rechnungslegungsstandards; dies gilt insbesondere auch für die Publizitätsvorschriften des HGB, das international als wenig transparent gilt.5 Die Überlegenheit der Rechnungslegungsstandards nach IAS/IFRS und US-GAAP insgesamt wird häufig mit deren primärer Zielsetzung als anlegerorientierte Rechnungslegungssysteme sowie mit ihren vergleichsweise umfangreichen Offenlegungspflichten begründet.6 Allerdings unterscheiden sich die Rechnungs- legungssysteme nicht nur in ihren Offenlegungsanforderungen, sondern auch in ihren Ansatz- und Bewertungsregeln. Normative Eignungsanalysen verschiedener Einzelstandards liefern dabei häufig konträre Rangfolgen von HGB, IAS/IFRS und US-GAAP.7 Es muss daher klar sein, dass ein Effekt auf die Kapitalkosten grundsätzlich nur dann zu erwarten ist, wenn die Abschlüsse nach IAS/IFRS bzw. US-GAAP auch tatsächlich eine höhere Informationsqualität liefern.8
2.2 Einfluss der „höheren Informationsqualität“ auf die Liquidität bzw.
die Eigenkapitalkosten Ausgangspunkt der theoretischen Analyse von Publizität und Kapitalkosten im Allgemeinen ist die Informationsasymmetrie zwischen dem Unternehmen und seinen Investoren, die zur adversen Selektion und zu Transaktionskosten bei einer Kapitalaufnahme führen können. Zusätzliche oder präzisere Informationen können diese Informationsasymmetrie reduzieren und damit zum geringeren Risiko für die Übernahme einer Investition in ein solches Unternehmen führen.9
2.2.1 Einfluss auf die Liquidität von Aktien
Im Folgenden wird beschrieben, welchen Einfluss die nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen aufgestellten Konzernabschlüsse - sofern sie tatsächlich auch umfangreichere und/oder präzisere Informationen liefern - auf die Liquidität der Aktien des publizierenden Unternehmens haben: Zunächst senken sie die Informationsasymmetrie10, was die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass z.B. beim Wertpapierhandel ein Investor einen Informationsvorteil gegenüber einem anderen hat11 und verringert damit die Gefahr der adversen Selektion.12 Dann erlaubt sie durch die Senkung von Informationsasymmetrie die Reduktion der Komponente für adverse Selektion von Geld-Brief-Spannen.13
Daske/Hail/Leuz/Verdi haben in ihren 2007 veröffentlichten Studien die Verbin- dung zwischen den internationalen Rechnungslegungsstandards und der Liquidität analysiert. Sie stellten fest, dass es bei einer freiwilligen, qualitativen sowie bei einer durch die IAS-Verordnung erzwungenen Anwendung von IFRS als einem Commitment zu mehr Transparenz, zu einer Reduktion der Geld-Brief-Spanne und Illiquidität kommt.14 Unter Geld-Brief-Spanne versteht man beim Wertpa- pierhandel den Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreisen von Aktien.
Eine geringe Geld-Brief-Spanne ist ein Indikator für die Existenz von Liquidität auf einem Wertpapiermarkt. Albert Kyle hat in seiner 1985 veröffentlichten Studie die Liquidität als den durch eine Handelstransaktion ausgelösten marginalen Einfluss auf den Aktienpreis definiert. Bei einer liquiden Aktie weist der Kurs eine schwache kaufs- oder verkaufsbedingte Veränderung auf. Hat der Investor, wie bereits beschrieben, keinen Informationsvorteil mehr, so sieht man, dass seine Handelstransaktion ebenfalls eine schwache Kursbewegung auslöst. Kyle gelangt zu dem Schluss, dass die Informationsasymmetrie mit der Liquidität negativ korreliert.15 Während eine Reduzierung der Informationsasymmetrie eine Mög- lichkeit darstellt die Liquidität zu erhöhen, ist das Handelsvolumen ein wesentlich bedeutsamerer Einfluss.16 Es korreliert positiv mit der internationalen Rechnungs- legung. Das bedeutet, dass das Handelsvolumen durch die verbesserte Rechnungs- legung zunimmt.17
Abschließend kann gesagt werden, dass eine Erhöhung der Informationsqualität der Abschlüsse unter Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards die Liquidität erhöht.18
2.2.2 Einfluss auf die Eigenkapitalkosten
Im vorangegangenen Abschnitt wurden die Wirkungen der Informationen unter Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards auf die Liquidität erörtert. Der folgende Abschnitt knüpft teilweise an diese Ergebnisse an und diskutiert die Einflüsse auf die Eigenkapitalkosten eines Unternehmens.
Eine Erhöhung der Informationsqualität durch Anwendung internationaler Rech- nungslegungsstandards kann die Eigenkapitalkosten der Unternehmen senken. Das kann durch die Reduktion des Risikos der Investoren in der Einschätzung der Unternehmen19, durch höhere Liquidität und über Transaktionskosten erfolgen.
Investoren nutzen bei der Einschätzung zukünftiger Aktienkurse die am Markt verfügbaren Informationen.20 Die generell mit Einschätzungen verbundenen Unsicherheiten der Investoren sinken, wenn dank eines verbesserten Rechnungs- legungsstandards hochwertige Informationen vorliegen.21 Ebenfalls zu einer Reduzierung des Risikos für Investoren führt eine höhere Liquidität der Aktien22, die wie bereits beschrieben durch verbesserte Rechungslegungsstandards erreicht werden kann. Vermutlich schätzen Investoren das Risiko liquider Aktien geringer ein, da sie diese im Falle drohender Kursverluste schneller verkaufen können. Bedingt durch die beschriebene Risikoreduktion, verlangen Investoren eine geringere Entschädigung in Form von Rendite.23 Da diese meist in Form von Dividenden ausgezahlt wird, führt der beschriebene Sachverhalt zu geringeren Eigenkapitalkosten für das Unternehmen.24
Die Senkung der Eigenkapitalkosten über die Transaktionskosten für Investoren lässt sich dadurch erklären, dass die Transaktionskosten mit der Liquidität der Aktien negativ korrelieren. Steigt die Liquidität, sinken die Transaktionskosten, weshalb die Investoren bereit sind, einen höheren Preis für die Aktien zu zahlen, was wiederum eine Senkung der Eigenkapitalkosten zur Folge hat. Damit verringern sich in diesem Kontext ebenfalls die Eigenkapitalkosten.25
Zusammenfassend sei gesagt, dass die Eigenkapitalkosten in hohem Maße von der Liquidität abhängen.
Die in den letzten beiden Unterkapiteln 2.2.1 und 2.2.2 beschriebenen Zusammenhänge basiert auf zahlreichen Studien. Im folgenden Kapitel werden die Methoden und Ergebnisse einiger, der obigen Überlegungen einbezogenen Studien exemplarisch behandelt.
[...]
1 Daske (2006), S. 455.
2 Vgl. Daske (2006), S.455.
3 Daske (2006), S. 456-457.
4 International Accounting Standard (IAS) wurde in 2001 in IFRS umbenannt. In dieser Arbeit wird IAS im Sinne von IFRS verwendet.
5 Daske (2006), S. 457; Vgl. auch bspw. Ordelheide (1998).
6 Daske (2006), S. 457.
7 Daske (2006), S. 457; Vgl. bspw. die umfangreiche Analyse bei Bonse (2004), S. 236-239.
8 Vgl. Leuz (2003a), S. 469.
9 Vgl. Daske (2006), S. 459-460.
10 Vgl. Leuz/Verrecchia (2000), S. 94.
11 Vgl. Brennan/Tamarowski (2000), S. 34.
12 Vgl. Welker (1995), S. 803.
13 Vgl. Leuz/Verrecchia (2000), S. 99.
14 Vgl. Daske/Hail/Leuz/Verdi (April 2007), S.4-5; Vgl. Daske/Hail/Leuz/Verdi (Oktober 2007), S.27.
15 Hier wurde eine Umkehrinterpretation von Kyle s Aussagen vorgenommen. Vgl. hierzu Kyle (1985), S. 1316 ff.
16 Vgl. Brennan/Tamarowski (2000), S. 33.
17 Vgl. Leuz/Verrecchia (2000), S. 110.
18 Vgl. Daske (2006), S.330; Vgl. Leuz/Verrecchia (2000), S. 100.
19 Vgl. bspw. die Ergebnisse von Pictet & Cie/Societe Fiduciare Suisse/Coopers & Lybrand (1991), S. 7.
20 Vgl. Handa/Linn (1993), S. 84.
21 Vgl. Auer (1998), S. 137, 151.
22 Vgl . Brennan/Tamarowski (2000), S. 35.
23 Vgl. Amihud/Mendelson/Lauterbach (1997), S. 387.
24 Vgl. Poshakwale/Courtis (2005), S. 431.
25 Vgl. Amihud / Mendelson (1986), S. 228-231.