Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Danksagungen
Abstract
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Vorwort
2 Einleitung
2.1 Begriffsdefinition "Hundegestützte Interventionen" - die "Methode Hund"
2.2 Begriffsdefinition "Therapie"
2.2.1 Begriffsdefinition "Therapiehund"
3 Ausgangssituation
3.1 Die Domestikation des Wolfes zum Hund im Abgleich mit der Bedürfnishierarchie nach Maslow
3.1.1 Die demokratisch/hierarchische Beziehung zwischen Mensch und Hund
3.2 Der Auftrag Sozialer Arbeit
3.2.1 Hundegestützte Interventionen als Methode der Sozialen Arbeit
4 Nationale Problematik
4.1 Wirtschaftspolitische Aspekte
4.2 Aktueller Stand der tiergestützten Interventionen in Deutschland
4.3 Internationale Entwicklung der Organisationsstrukturen
5 Empirischer Teil
5.1 Delphie- Methode
6 Forschungsdesign
6.1 Vorbereitungsphase
6.2 Einstiegs- und Orientierungsphase
6.2.1 Befragungsaufbau
7 Erhebungsphase I & II
7.1 Erhebungsphase I (Offene Befragung)
7.2 Erhebungsphase II (Geschlossene Befragung)
8 Grundauswertung
8.1 Auswertungsverfahren
8.2 Ergebnisse
9 Bezugnahme zur Fachdiskussion
9.1 Ausblick / Empfehlungen
10 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang A
Anhang B
Tabellenverzeichnis
Tabelle 3.1-Direkte Soziale Arbeit in Bezug auf Therapiehunde
Tabelle 4.1-Internationale Organisationen
Tabelle 6.1-Praktischer Forschungsplan
Tabelle 6.2-Durchführungsplanung
Tabelle 7.1-Erhebungsphase I Ideenaggregation
Tabelle 7.2-Erhebungsphase II Konsens
Tabelle 8.1-Schema Wirksamkeit/Umsetzbarkeit
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2.1-Hundegestützte Interventionen
Abbildung 3.1-Klassifizierung von Hunden nach Maslow
Abbildung 3.2-Sinnvoller Tiereinsatz
Abbildung 6.1-Befragungsaufbau
Abbildung 8.1-Diagramm I
Abbildung 8.2-Diagramm II
Abbildung 8.3-Diagramm III
Abbildung 8.4-Diagramm IV
Abbildung 8.5-Diagramm V
Abbildung 8.6-Diagramm VI
Abbildung 10.1-Praxisunmittelbarer Erkenntnisgewinn
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Vorwort
Seit meinem sechsten Lebensjahr begleiten mich Hunde. Mein erster Hund hieß "Bijou", ein Dackelmix aus Ungarn. Ich verbrachte 18 Jahre mit ihm. Nach seinem Tod hielt ich es nicht lange ohne einen Hund aus. Mein Leben, besonders die Natur, erschien mir trist. Der zweite Hund zog während meines Studiums ein. Er heißt "Zorro". Seinen Namen erhielt er im Tierheim, weil er immer so zornig war. Seine zornige Art rührte von fünf Vorbesitzern in nicht einmal einem Jahr, welche ihm auch körperliche Gewalt antaten. Nun hatte ich einen Hund, der alles andere als ausgeglichen und nicht im entferntesten fröhlich war (ein zaghaftes Schwanzwedeln wagte er erst nach Monaten).
Wir besuchten regelmäßig die Hundeschule und er absolvierte die Begleithundeprüfung als Gruppenbester. Das bot Potential für mehr. Um mein studentisches Budget aufzubessern und gleichzeitig der Lernbereitschaft meines Hundes zu genügen, bewarb ich mich als Mitglied in einem Berliner Therapiehundeverein. Wir wurden vorgeladen. Zwei Veterinärmediziner beobachteten meinen Hund. Er war freundlich und aufgeschlossen. Als er verstand, dass es Tierärzte waren, folgte ein erstes Zähnefletschen, doch anscheinend irritierte das die Mediziner wenig. Die Eignungsprüfung ging weiter. Prüfungsinhalt war die Reaktion auf Rollstuhl und Gehhilfe. Er zeigte sich wieder interessiert und wenig schreckhaft.
Damit war die Prüfung beendet und ich stolz aber entsetzt zugleich. Nun sollte Zorro als "geprüfter Therapiehund" die Senioren beglücken. Ich erhielt ebenso wie mein Hund keine Ausbildung. Als gelernte Erzieherin eignete ich mir vieles selbst an. Ich plante Angebote und definierte Ziele. Die Arbeit im Seniorenheim war äußerst erfüllend. Eine ältere Dame hatte seit vier Monaten nicht mehr gesprochen. Als sie Zorro sah, brach sie ihr Schweigen. Eine andere Dame war bettlägerig. Die Altenpfleger waren zu Tränen gerührt, als Zorro sie dazu animierte, den Kopf zu drehen und sie ihn zu berühren versuchte.
Beide Erlebnisse haben mich, neben vielen anderen, zutiefst berührt. Doch blieb eine Frage.
Was hätte ich gemeinsam mit meinem Hund und den Senioren erreichen können, wenn ich eine Ausbildung erhalten hätte? Und weiter: Sind diese "kleinen" Erfolge nicht Grund genug zu forschen und einen Standard zu entwickeln?
2 Einleitung
Die "Methode" Hund hat viele Namen: Therapiehund, Therapiebegleithund, Besuchshund, Assistenzhund, Hilfshund, Servicehund, Co-Pädagoge, Co-Therapeut, Schulhund, Päddog, ...der deutsche Wortschatz wird durch diese Begriffe verwirrend bereichert. Etabliert wurde der ungünstige Begriff "Therapiehund" (siehe Kapitel 2.2.1). Dieser Begriff ist europaweit kein geschützter Begriff. Hierdurch ist ein unqualifizierter Einsatz unkontrolliert möglich. Hinter jedem Begriff steckt die Motivation, einem Menschen durch den Kontakt zum Hund eine Milderung seiner Problemlage zu verschaffen.
All diese Begriffe deuten aber auch auf eine Problematik hin: Der große Wunsch, etwas korrekt zu definieren, das in Deutschland noch keine Definition erlangt hat.
2.1 Begriffsdefinition "Hundegestützte Interventionen" - die "Methode Hund"
"Hundegestützte Interventionen" ist ein Begriff, der keine einheitliche Definition besitzt. Der Begriff "hundegestützt" findet sich weder alleinstehend noch im Zusammenhang mit dem Begriff "Interventionen" in gängigen Nachschlagewerken oder Enzyklopädien. Er lässt Freiraum für verschiedene mitwirkende Berufsgruppen, vom therapeutischen bis in den pädagogischen Sektor und wird als Überbegriff wie folgt, genutzt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1-Hundegestützte Interventionen
Diese Einteilung wurde von der US-amerikanischen Delta-Society/Pet-Partners übernommen. "Hundegestützte Interventionen" bedeuten, philosophisch betrachtet, nicht nur eine Intervention mit einem Hund, sondern vielleicht auch eine Intervention zu Lasten eines Hundes. Tierschutzethisch könnte es daher "Intervention mit Hund" heißen, dies impliziert, den Hund ganzheitlich zu verstehen und seine Grenzen zugunsten der Vermeidung von Ausbeutung anzuerkennen.
2.2 Begriffsdefinition "Therapie"
Da diese Bachelorthesis sich in erster Linie mit der Entwicklung und Forschung zur Professionalisierung von Hunden im pädagogischen sowie therapeutischen Kontext beschäftigt, folgt hier nur eine kurze Definition.
"Der Begriff "Therapie" stammt vom griechischen "therapeia" und impliziert im Deutschen Sprachgebrauch -heilsam- und -pflegend-. Eine Therapie bedeutet die Behandlung von Erkrankungen und Störungen. Abhängig von Diagnose, Krankengeschichte und Behandlungsplan folgen individuelle Therapien."[1]
2.2.1 Begriffsdefinition "Therapiehund"
Für den Einsatz von Hunden im sozialen Sektor wurde der Begriff "Therapiehund" etabliert. Dieser Begriff stammt aus der freien amerikanischen Überlieferung "Pet facilitated therapie"[2]. Er ist ungünstig gewählt, da der Hund alleine keine Therapie durchführen kann. Er begleitet den Pädagogen lediglich im therapeutischen oder pädagogischen Kontext. Der Pädagoge wird durch die Anwesenheit eines "Therapiehundes" auch nicht zum Therapeuten. In den USA wurde der Begriff von ausgebildeten Therapeuten bemängelt, da er der Definition von "Therapie" nicht gerecht sei.
Als Vater der Psychoanalyse und der Psychotherapie würde Sigmund Freud selbst diesen Begriff vielleicht dennoch unterstützen:
"Immer wieder outet sich der vermeintliche Tierverächter von einst als enthusiastischer Tierfreund. Sowohl Vater wie Tochter erwarteten von ihren Hunden, dass sie an den Therapiesitzungen teilnahmen. Doch während Wolf, der schwarze Schäferhund, sich als analytisch wenig begabt erwies (er neigte dazu, Patienten anzuknurren und anzuspringen; außerdem müffelte er heftig nach Hund), bildeten sich um die Chow- Chows[3] bald Legenden, besonders um Jofie. Wenn sie sich etwa von einem Besucher nach dem Beschnüffeln abwendete und knurrend unter den Schreibtisch ihres Herrn verzog, dann war für Freud der erste Diagnoseschritt gelaufen. 'Wen die Jofie nicht mag, bei dem stimmt was nicht', habe der Professor immer gesagt."[4]
Der europäische Dachverband für tiergestützte Therapie (ESAAT) hat folgende unspezifische Definition für ein "Therapiebegleittier-Team" mit domestizierten Tieren entwickelt:
"Aufgabe des Therapiebegleittier-Teams ist es im Berufsfeld des menschlichen Teammitglieds oder unter fachkompetenter Einbindung mitzuhelfen, den Menschen mit seinen Beeinträchtigungen in seinem Bedürfnis nach Linderung seiner Beschwerden, Autonomie und personaler und sozialer Integration zu unterstützen. Die Einsätze werden zielorientiert unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze durchgeführt und dokumentiert."[5]
Der Begriff "Therapiehund" ist zwar anstößig, jedoch etabliert, daher findet er auch in dieser Bachelorthesis Verwendung. Aus der Einleitung dieser Bachelorthesis geht hervor, dass derzeit viele Begriffe kursieren. Diese Bemühungen führen nicht zur Professionalisierung sondern lediglich zum Verlust der Niedrigschwelligkeit, da Angehörige auf der Suche nach Hilfen für eine Person durch Begrifflichkeiten verwirrt werden. Aus dieser Sichtweise sollte es bei dem etablierten Begriff bleiben, ebenso wie sich der Begriff "Polizeihund" etablierte, ohne dass diese Hunde Polizisten sind.
3 Ausgangssituation
Das dritte Kapitel dieser Bachelor-Thesis behandelt die Ausgangssituation. Um den Hund im sozialarbeiterischen Kontext zu verstehen, ist es fundamental, den historischen Hintergrund der Beziehung zwischen Mensch und Hund zu kennen. Kapitel 3.2 behandelt anschließend nähergehend mit dem Auftrag der Sozialen Arbeit und bearbeitet Möglichkeiten, diesem Auftrag unter Einbindung des Hundes nachzukommen.
3.1 Die Domestikation des Wolfes zum Hund im Abgleich mit der Bedürfnishierarchie nach Maslow
Die Grundannahme der humanistischen Psychologie als verwandte Disziplin der Sozialen Arbeit ist, dass eine relativ störungsfreie Entwicklung welche dem Grundgerüst nach Maslow folgt, die "innere Natur"[6] eines Menschen bis hin zur Selbstverwirklichung prägen kann. Dieses Ziel verfolgt auch die Soziale Arbeit (siehe Kapitel 3.2) und wird im Folgenden auf die Historie von Mensch und Hund beleuchtet.
Der Hund, welcher vom Wolf, vor etwa 15.000 Jahren zum Jagdhelfer und Hütehund domestiziert wurde, ist in Deutschland noch immer nicht als pädagogische Methode anerkannt. Dies mag darin begründet sein, dass dem Hund „primitive“ und nicht komplexe Aufgaben zugeschrieben werden.
Unter Betrachtung der Bedürfnishierarchie nach Abraham Maslow, ist eindeutig, welches Bedürfnis der domestizierte Wolf damals für den Menschen erfüllen sollte. Er diente der zweiten Ebene, dem Bedürfnis nach Sicherheit, bewahrte vor (möglichen) Gefahren und deren Folgen durch Eindringlinge und sicherte den Jagderfolg.
Auf der dritten Ebene, dem Bedürfnis nach Zuwendung erfüllen Diabetiker,- Epilepsie,- sowie Blindenführhunde die Bedürfnisse ihres Menschen.
Ihre primäre Aufgabe ist zwar die Kompensation der Krankheit / Beeinträchtigung, doch bilden sie damit die Grundlage für soziale Bedürfnisse wie Gruppenzugehörigkeit und Beziehungen zu anderen Menschen durch die Ermöglichung einer relativen Selbstständigkeit. Diese Theorie belegen Forscher nicht nur im Bezug auf Blindenführhunde, sondern auf den Hundehalter allgemein wie folgt:
"Das amerikanische Soziologen- und Ethnologenteam Robins, Sanders und Cahill untersuchte [...] das Problem sozialer Inklusion. Etablierte Gruppen neigen dazu, sich gegen nicht dazugehörende Personen abzuschließen. Das entspricht unser aller Alltagserfahrung [...] und führte zur Ausbildung ganzer sozialwissenschaftlicher Theorien über In- und Exklusion. Die Hundebesitzer [...] verhielten sich allerdings auffallend anders, als die beobachtenden Forscher aus ihrer Erfahrung mit anderen Gruppen erwartet hatten: Sie integrierten nämlich jede fremde Person, die auf sie zuging. Für das beobachtende Forscherteam gab es nur einen einzigen Schlüssel für dieses untypische Verhalten der Gruppenmitglieder: Ihre Hunde. [...] Hunde können also für mehr Gesellschaft sorgen, als nur ihre eigene. Sie sind gleichzeitig ein Mittel gegen die heute übliche Anonymität [...]. Hunde ermöglichen Kontakt, Vertrauen Gespräch und Verbindung."[7]
Diabetiker,- sowie Epilepsiewarnhunde dienen dem Menschen durch den Einsatz ihrer visuellen und olfaktorischen Sinne in Verbindung mit einer natürlichen sowie erlernten Beobachtungsgabe. Sie werden von gemeinnützigen Vereinen ausgebildet. Diese Hunde haben jedoch noch nicht die Privilegien des Blindenführhundes wie die Begleitung im Supermarkt oder der Reise im Flugzeug.
Der Blindenführhund, der Diabetikerwarnhund, sowie der Epilepsiewarnhund dienen dem körperlich eingeschränkten Menschen.
Dass Hunde sich jedoch auch auf das seelische Wohlbefinden auswirken, zeigen immer wieder Pressemeldungen verschiedener Erfolgsgeschichten durch Therapiehunde von Autisten, von Kindern mit AD(H)S, sowie als präventives Mittel gegen Depressionen.
Diese Hunde (Therapiehunde) erfüllen die vierte Ebene, das Bedürfnis nach Anerkennung. Als nonverbale, körperliche Wesen finden sie einen Zugang zu Menschen mit und ohne psychische Erkrankungen. Sie bestätigen, ohne ein Lob aussprechen zu können, sie haben ein dankbares Naturell, ohne den Wert schätzen zu können, unabhängig vom gesellschaftlichen Stand oder der Optik des Menschen. Sie bereiten ihren Menschen Erfolge, sei es auf Turnieren oder privat. Auch vermittelt es Menschen ein Gefühl von Macht und Verantwortung, einen Hund zu halten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.1-Klassifizierung von Hunden nach Maslow
Es lässt sich daher feststellen, dass der Hund die Bedürfnishierarchie nach Maslow auf verschiedenen Ebenen erfüllt hat und noch immer erfüllt.
"Warnung vor dem Hunde" - Zahlreiche Schilder an Gartenpforten weisen noch immer auf das Bedürfnis nach Schutz des Menschen durch den Hund hin. Sie erfüllen als Schlüsselfunktion für Menschen mit körperlichen Einschränkungen das Bedürfnis nach autonomer Lebensgestaltung und Zugehörigkeit zur Gesellschaft.
Sie bieten eine Projektionsfläche für Anerkennung mit oder für den Hund. Er hat also auch nach 15.000 Jahren noch immer einen berechtigten Platz in der Gesellschaft.
Doch diese Eigenschaften des Hundes machen ihn nicht zu einem „Therapiehund“. Ein Hund kann für den Menschen zwar ein „Therapeutikum“[8] darstellen, doch ist der Erfolg der "Therapie" -Hund- von subjektiven Gegebenheiten abhängig (siehe Abbildung 3.2-Sinnvoller Tiereinsatz) . Durch die leichtfertige Bezeichnung „Therapiehund“ wird die Arbeit zwischen Sozialarbeiter, Hund und Klient nicht professioneller sondern stagniert durch fehlende Forschung und Entwicklung. Die mangelnden Hürden in Form einer standardisierten Ausbildung begründen vielleicht eine fehlende Anerkennung des Hundes im pädagogischen Setting.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.2-Sinnvoller Tiereinsatz[9]
3.1.1 Die demokratisch/hierarchische Beziehung zwischen Mensch und Hund
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist ein Streitthema. Folgende Zitate legen dar, dass selbst unter Experten noch kein einheitlicher Kontext darüber besteht, ob die Beziehung zwischen Menschen und Hunden hierarchisch oder demokratisch strukturiert ist. Frau Dr. Feddersen-Petersen vom Institut für Haustierkunde in Kiel betont eher hierarchische Strukturen:
„Bereits in prähistorischer Zeit muss der Hund ein beliebtes Haustier gewesen sein - gemessen an der Zahl der Knochenfunde. […] Ausgehend vom Sozialverhalten des Menschen und der Wölfe sind soziale Gründe anzunehmen, die Wölfe/Hunde zum Menschen führten/bei ihm beließen. […] Menschen und Wölfe/ Hunde passen von ihrer Sozialordnung her sehr gut zueinander; der Wolf war - mit seinem geselligem Wesen und dem ausgeprägten „Rangordnungsdenken“ - sehr gut geeignet für eine Domestikation.[…]
Vor rund 15.000 Jahren begann die Geschichte des Haushundes, und in diesem großen Zeitraum wurden die Wolfsnachfahren den ganzen ökologischen Bedingungen des Hausstandes und dem Leben mit dem Menschen angepasst. […] Wie die sog. 'angeborene Zahmheit der Hunde', das Fehlen der Fluchttendenz dem Menschen gegenüber, so gibt es eine Reihe genetisch fixierter Änderungen, die den Hund zum idealen Menschenbegleiter gemacht haben."[10]
Eine demokratische Beziehungsgestaltung beobachtete Günther Bloch unter den Wölfen[11] im Yellowstone Nationalpark:
"Viele Wissenschaftler argumentieren, dass wir Menschen uns nicht in die typischen Grundsätzlichkeiten von Kanidengesellschaften[12] hineindenken können, weil wir gemeinsame Vorfahren aus der Affenwelt haben, wo oft hierarchische Zweckgesellschaften vorherrschen. [...] Ein solches Verhalten entspricht nicht den Kanidengruppen, deren Zweckgemeinschaften eben gerade nicht streng hierarchisch funktionieren."[13]
[...]
[1] (Schaub & Zenke, 2002) S. 544
[2] (Greiffenhagen & Buck-Werner, 2012) S.13
[3] Hunderasse FCI Gruppe 5 - Spitze und Hunde vom Urtyp
[4] (Etzold, 2008)
[5] (Wohlfahrth)
[6] vgl. (Hobmair, 2006) S. 396
[7] (Greiffenhagen & Buck-Werner, 2012) S. 42
[8] Therapeutikum: Mittel mit Eigenschaften zur Heilung oder zur Verhütung menschlicher Krankheiten.
[9] (Saumweber, 2009)
[10] (Feddersen-Petersen D. D., 2004) S. 30 - 32.
[11] Die Bezugnahme auf den Wolf begründet sich in folgendem Verständnis: Wölfe und Hunde begehen zwar seit 15.000 Jahren eine getrennte Evolution, jedoch eignete sich der Hund kaum spezifizierte Verhaltensweisen an.
[12] Der Begriff "Kaniden" leitet sich vom lateinischen Canis-Lupus (Wolf) sowie Canis-Lupus forma familiaris (Hund) ab.
[13] (Bloch & Radinger, 2010) S. 12