Exzerpt:
Im letzten Jahrhundert, so wie auch heute, hat sich der Orts- bzw. Raum-Begriff, sei es physikalisch, philosophisch oder anthropologisch, einem ständigen Wandel unterzogen und sich immer wieder neu konzeptualisiert. Vor allem Philosophen haben sich mit dem Raum-Diskurs sowie mit der Abgrenzung der Begrifflichkeiten von Raum und Ort auseinander gesetzt. Unter ihnen Größen wie beispielsweise Henri Lefebvre. Mit seiner Schrift La production de l’espace (1974) erörterte er, dass der (soziale) Raum ein (soziales) Produkt sei und somit jede Gesellschaft sich ihren eigenen Raum erschaffe. Mit Leçon sur la leçon (1982) schuf Pierre Bourdieu weitergehend die Ansätze einer Soziologie des Raumes. Etwa zehn Jahre später verfasste Dieter Läpple seinen Essay über den Raum. Für ein gesellschaftliches Raumkonzept (1991), welcher zwischen dem „Behälterraum“, dem „relationalem Raum“, dem „abstrakten Raum“ und seinem Konzept des „Matrixraumes“ unterschied. Daran anknüpfend schrieb Martina Löw 2001 eine umfassende Darlegung einer auf Raum ausgerichteten sozialwissenschaftliche Theorie in ihrem Werk Raumsoziologie. Nicht zuletzt Peter Sloterdijks Sphären-Trilogie (Opus Magnum) von 1998‒2004 unternahm eine neue Deutung der Geschichte der Menschheit und widmete sich insbesondere den Problemen des Zusammenlebens der Menschen im Raum. Hierfür sind die Raumkonstruktionen von zentraler Bedeutung.
Die vorliegende Arbeit möchte einen Einblick in den Begriff des Nicht-Ortes in Abgrenzung zu Raum und Ort ermöglichen und gleichzeitig seinen diskursiven Wandel partiell aufzeigen. Hierfür werden der Heterotopie-Terminus bei Michel Foucault sowie die Auffassungen des Nicht-Orts bei Michel de Certeau und Marc Augé herangezogen. Nach einer theoretischen Herleitung wird in einem weiteren Schritt die Site/Nonsite Dialektik in dem Werk von Robert Smithson als Vertreter einer Kunst, die sich ausschließlich mit einen diskursiven Dialog zwischen Raum und Kunst befasst, betrachtet und in Kontext mit der zuvor wiedergegebenen Nicht-Ort-Theorie gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der, Nicht-Ort
- Der Begriff der,Heterotopie bei Michel Foucault
- Eine Begriffserweiterung bei Michel de Certeau
- Marc Augés Begriff des,Nicht-Ortes
- Die Site/Nonsite Dialektik - der,Nicht-Ort in der Kunst von Robert Smithson
- Schlussgedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Begriff des Nicht-Ortes und beleuchtet dessen Entwicklung in der Gegenwartskunst. Die Analyse konzentriert sich auf die Definition des Begriffs durch Michel Foucault, Michel de Certeau und Marc Augé. Darüber hinaus wird die Site/Nonsite Dialektik in der Kunst von Robert Smithson betrachtet, um die Verbindung zwischen Nicht-Ort und Kunst zu verdeutlichen.
- Die historische Entwicklung des Raum- und Ortsbegriffs
- Der Nicht-Ort als Konzept und seine Abgrenzung zu Raum und Ort
- Die verschiedenen Definitionen des Nicht-Ortes bei Foucault, de Certeau und Augé
- Die Bedeutung des Nicht-Ortes in der Kunst von Robert Smithson
- Die Verbindung zwischen Raum, Ort und Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung gibt einen Überblick über die historische Entwicklung des Raum- und Ortsbegriffs und stellt die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit vor.
- Der, Nicht-Ort: In diesem Kapitel werden verschiedene Definitionen des Nicht-Ortes vorgestellt, beginnend mit Edward Relphs Ausführungen zur Ortslosigkeit.
- Der Begriff der,Heterotopie bei Michel Foucault: Dieses Unterkapitel beleuchtet Foucaults Konzept der Heterotopie, das den Nicht-Ort als einen realen Ort definiert, der andere Orte repräsentiert, in Frage stellt und ins Gegenteil verkehrt.
- Eine Begriffserweiterung bei Michel de Certeau: Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit de Certeaus Erweiterung des Nicht-Ort-Begriffs, indem es Raum und Ort als Antagonismus zwischen Geometrie und Bewegung sowie als Zustand und Weg betrachtet.
- Marc Augés Begriff des,Nicht-Ortes: Dieses Unterkapitel behandelt Augés Definition des Nicht-Ortes als einen anthropologischen Zustand, der die Grenzen zwischen Raum und Ort verschwimmen lässt.
- Die Site/Nonsite Dialektik - der,Nicht-Ort in der Kunst von Robert Smithson: Dieses Kapitel analysiert die Site/Nonsite Dialektik in der Kunst von Robert Smithson und stellt die Verbindung zwischen Nicht-Ort und Kunst her.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter für diese Arbeit sind: Nicht-Ort, Raum, Ort, Heterotopie, Site/Nonsite Dialektik, Gegenwartskunst, Robert Smithson, Michel Foucault, Michel de Certeau, Marc Augé.
- Arbeit zitieren
- Janina Schizmer (Autor:in), 2013, Der 'Nicht-Ort' in der Gegenwartskunst von Robert Smithson., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263546