Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theorie: Wissen, Wissensmanagement und Wikis
2.1. Begriffsabgrenzung: Informationen und Wissen
2.2. Wissensmanagement: Definition, Aufgaben und Bausteine
2.3. Wiki: Definition und Funktionsweise
2.3.1. Wikis im Zusammenhang mit Wissensmanagement
2.3.2. Wiki als Wissensmanagementsystem in Unternehmen: Nutzen und Problemfelder
2.3.3. Wikis in kleinen und mittelständischen Unternehmen
3. Praxisbezug: Wiki als Instrument der Wissenssammlung in einem mittelständischen Fertigungsbetrieb
3.1. Einführung und Einsatz
3.2. Probleme und Lösungsansätze
4. Zusammenfassung und Fazit
5. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Bausteine des Wissensmanagements
1. Einleitung
In der heutigen Zeit ist das Wort „Wiki“ überall bekannt und wird sogleich mit dem Begriff „Wikipedia“ assoziiert. Das verwundert nicht, denn es ist die weltweit größte geschaffene Enzyklopädie (vgl. EBERSBACH et al. 2011, S. 44). Des Weiteren erscheint Wikipedia fast immer ganz oben in der Ergebnisliste einer Suchmaschine im Internet, wenn nach Begriffsdefinitionen gesucht wird. In dieser Enzyklopädie erstellen Autoren aus der ganzen Welt Artikel in verschiedenen Sprachen. Die Anwendung ist leicht zu bedienen und verleitet, durch die Möglichkeit Texte jederzeit ändern zu können, zum Mitmachen. Durch das erfolgreiche Konzept von Wikipedia sind u. a. auch deutsche Unternehmen auf diese Software gestoßen und haben versucht es auf die Speicherung interner Daten zu übertragen. Inzwischen ist die Wiki-Software ein beliebtes Instrument zur Sammlung von Wissen in Unternehmen. Nicht nur die einfache Handhabung, auch die Tatsache, dass viele Versionen kostenfrei bereitgestellt werden können, verlocken zur Anschaffung. Ist das aber eine logische Überlegung? Sind Wikis für jedes Unternehmen als Wissensmanagementlösung geeignet? Das in dieser Seminararbeit untersuchte Praxisbeispiel, ein Fertigungsunternehmen aus dem Mittelstand, stellt konkrete Bezüge zu dieser Fragestellung her. Anhand der dargestellten Problemfelder beim Wiki-Einsatz, werden Handlungsanweisungen für eine effektive Zusammenarbeit am Wissenssammlungsprozess mithilfe von Wikis gegeben.
Im Theorieteil dieser Arbeit werden die Begriffe Wissen, Wissensmanagement und Wiki im Unternehmenskontext definiert und ihre Verflechtung untereinander explizit erläuert. Im weiteren Verlauf werden Anwendungsgebiete und die Zweckmäßigkeit dieser Software beleuchtet mit dem Verweis auf generelle und mögliche Problemfelder. Der Praxisbezug stellt Parallelen zur Theorie her, indem die praktische Umsetzung eines Wikis im Beispielunternehmen beschrieben und kritisch hinterfragt wird. In der Schlussbetrachtung wird exponiert, inwiefern ein Wiki als Wissensmanagementsystem in Unternehmen sinnvoll ist und wie eine erfolgreiche Anwendung langfristig sichergestellt werden kann.
2. Theorie: Wissen, Wissensmanagement und Wikis
Wissen als Ressource wird heutzutage von Unternehmen als bedeutsamer Faktor der Wettbewerbsfähigkeit angesehen (vgl. NORTH 2011, S. 9). Diesen Faktor zu managen ist nicht leicht; das stellt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor zahlreiche Herausforderungen. In diesem Kapitel werden die Bedeutung von Wissen und die steigende Notwendigkeit von Wissensmanagement erläutert. Des Weiteren wird die Bedeutsamkeit von Wikis als Wissens- managementsystem und den damit verbundenen Vor- und Nachteilen des Einsatzes für Unternehmen beleuchtet.
2.1. Begriffsabgrenzung: Informationen und Wissen
Wissen ist die Vernetzung von Informationen in einem bestimmten Zusammenhang, die bei jedem Menschen anders verläuft. Die Erklärung des Wissensbegriffs wird erst mit der Annäherung an seine Bestandteile möglich: Zeichen, Daten und Informationen.
Zeichen sind Buchstaben, Ziffern oder Sonderzeichen (z. B. die Zahl „20“). Mithilfe eines Codes oder einer Syntax werden sie zu Daten. Daten sind demnach miteinander verknüpfte Zeichen (z. B. „20° C“). Informationen sind inhaltlich gefüllte Daten, die durch einen Bezug einen Zusammenhang darstellen (z. B. „20° C Außentemperatur“). Eine Information kann erst zu jemandem durchdringen, wenn sie bewusst verarbeitet wird und zur Interpretation des Inhaltes anregt. Dieser Vorgang wird durch das Wissen eines Menschen gesteuert; es stellt sämtliche Kenntnisse und Fähigkeiten dar, die zur Problemlösung einsetzt werden, und ist bei allen Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Wenn jemand z. B. die deutsche Sprache nicht beherrscht, wird ihm bzw. ihr die Information „20° C Außentemperatur“ nichts nützen, da er zu diesem Inhalt keine Verknüpfung herstellen kann. Jemand anderem, der seinem gegenüber nicht zuhört und lediglich den Wortlaut „20° C Außentemperatur“ hört, kann dasselbe passieren. Komplizierter wird es bei inhaltlich anspruchsvolleren Informationen und Zusammenhängen. Die Herstellung von Frontplatten und Gehäusen, das Geschäftsfeld der in dieser Seminararbeit untersuchten Firma, ist unter Umständen eine komplizierte Thematik. Das Wissen eines jeden Mitarbeiters ist in seinem spezialisierten Bereich, abhängig von der Erfahrung, stark ausgeprägt. Der Meister an einer Fräsmaschine, der bereits seit 20 Jahren seiner Arbeit nachgeht, hat im Unterschied zu seinem Lehrling ein breiteres Wissensspektrum. Seine Wissens- basis besteht aus so genanntem explizitem und implizitem Wissen. Explizites Wissen ist formulierbar und kann leicht imitiert und vermittelt werden. Es ist nicht kontext- oder personengebunden und wird für die Formulierung von Dokumenten, Datenbanken, Bedienungsanleitungen etc. verwendet. Implizites Wissen hat im Gegenzug persönlichen Charakter, ist nicht vollständig darstellbar und wird von jedem Mitarbeiter unbewusst wahrgenommen. Dieses Wissen ist stark abhängig von der Position, der Umgebung und den jeweiligen Arbeitsbedingungen einer Person. Dieses „versteckte“ Wissen ist für Unternehmen besonders wertvoll; durch seine Bewahrung können Wettbewerbsvorteile erzielt werden, was zu einem lang anhaltenden Unternehmenserfolg führen kann (vgl. NORTH 2011, S. 36 f.; MERTINS 2009, S. 11; HASLER ROUMOIS 2007, S. 47 ff.).
Damit individuelles Wissen nicht verloren geht, ist es wichtig, eine datenbasierte Wissensverwaltung zu erschaffen. Dieser Versuch, Wissen mithilfe von ITLösungen greifbar zu machen, bezeichnet einen bedeutsamen Bereich des Wissensmanagements eines Unternehmens (vgl. MERTINS 2009, S. 11).
2.2. Wissensmanagement: Definition, Aufgaben und Bausteine
In der Literatur existiert keine einheitliche Definition des Wissensmanagements, da dieser Unternehmensbereich situationsabhängig und durch den jeweiligen Verwendungszweck bedingt ist. Allgemeinen formuliert ist Wissensmanagement die systematische und methodisch fundierte Nutzung, Speicherung, Entwicklung, Sammlung und Austauschbarkeit von Wissen. Essenzielles Wissensgut soll identifiziert, aktualisiert und vermehrt werden. In dieser Seminararbeit wird der technologische Ansatz des Wissensmanagements näher betrachtet, der im untersuchten Fertigungsbetrieb angewandt wird. In dieser Ausrichtung steht die Wissenssammlung mithilfe von Datenbanken im Mittelpunkt. Die inhaltliche Aufbereitung, Verdichtung und das Abrufen von Wissen durch Mitarbeiter sind die Hauptaufgaben (vgl. GABLER 2010, S. 3464; LEHNER 2012, S. 29 ff.).
Zentrale Aufgaben des Wissensmanagements können wie folgt zusammengefasst werden (vgl. LEHNER 2012, S. 32):
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