Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Global Compact: Entwicklung, Zielsetzung und Inhalt
2.1. Entstehungsgeschichte
2.2. Ziele und Inhalte
3. Der globale Pakt: Pfeiler der Unternehmensethik
3.1. Auswirkungen des Paktes auf Unternehmen
3.2. Der Global Compact als Regelwerk der UNO
4. Mitwirkung weltweit bedeutender Unternehmen
4.1. Positivbeispiel Novartis
4.2. Negativbeispiel Nestlé
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Die zehn Prinzipien des Global Compact
Abb. 2: Vorteile für Untenehmen durch die Teilnahme am Global Compact
1. Einleitung
Die Globalisierung und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Zusammenwirken der Menschen verändert nach und nach die Welt, in der wir leben. In den 80er Jahren war das Ergattern einer Pampelmuse ein rares Festmahl; heutzutage sind u. a. Papayas aus Brasilien, Bananen aus Afrika und Orangen aus Spanien in zahlreichen Supermärkten erwerbbar. Jedoch ist dieser Luxus der westlichen Welt auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt entstanden. Umweltzerstörung, Armut, Kinderarbeit und Diskriminierung sind nur wenige der Kausalitäten der Globalisierung. Die vereinten Nationen stehen für global wichtige Themen wie die Achtung der Menschenrechte, des Friedens sowie für menschenwürdigen Bedingungen ein. Um Unternehmen in diese Thematik stärker einbinden zu können wurde von der UNO (United Nations Organization, deutsch: Organisation der Vereinten Nationen) das Projekt „Global Compact“ geschaffen, das als Richtlinie für unternehmerisches Handeln die internationale Zusammenarbeit menschen- sowie umweltfreundlicher gestalten soll. Mittlerweile ist dieser Pakt weltweit stark vertreten. Wie sinnvoll ist jedoch dieses gemeinsame Unternehmensprojekt? Gibt es reale Ergebnisse oder ist das Ganze eine Art PR- Maßnahme durch die Marke „Global Compact“?
In dieser Seminararbeit wird untersucht, was genau der globale Pakt aussagt, mit sich bringt und wie sinnvoll dieser ist. Im Verlauf der Arbeit wird die Entwicklung, die Ziele und Inhalte des Global Compact, der Zusammenhang zur Unternehmens- ethik sowie die Verbindung zur UNO herausgearbeitet. Im letzten Abschnitt werden die positiven und negativen Effekte anhand von zwei Weltkonzernen erläutert und daraus das Fazit gezogen, inwieweit der globale Pakt tatsächlich Nutzen bringt.
2. Global Compact: Entwicklung, Zielsetzung und Inhalt
Das aktive Zusammenwirken der UNO mit Akteuren aus der Wirtschaft war vor einigen Jahren noch ein unvorstellbares Szenario. Inzwischen ist, aufgrund der immer mehr bedeutsamen Thematik der Wirtschafts- und Unternehmensethik, die gemeinsame Arbeit an Projekten unter den Teilnehmern am Global Compact eine Selbstverständlichkeit. Dieser Meinungsumschwung war kein einmaliges Ereignis; es war ein über Jahrzehnte andauernder Prozess, auf den im Folgenden näher eingegangen wird (vgl. BRÜHL et al. 2001, S. 104 ff.).
2.1. Entstehungsgeschichte
Der Leitgedanke der UNO, dass die Weltressourcen gerechter aufgeteilt werden müssen, sorgte bereits in den 60er Jahren für die Spaltung zwischen den Vereinten Nationen und der Wirtschaft. Das zog sich bis in die 80er Jahre hinein, in denen sogar die Sprache von einer zwanghaften Ressourcenaufteilung war. Begünstigt durch die damalige konservative US-Regierung unter Reagan bildeten sich viele UNO-Gegner. Sämtliche Aktivitäten der Vereinten Nationen wurden abgelehnt, wie z. B. ein Verhaltenskodex für transnationale Unternehmen und Umweltregime. Die Industrie versuchte ebenfalls, u. a. durch die ICC (International Chamber of Commerce, deutsch: Internationale Handelskammer), die wichtigste Lobby- organisation für multinationale Unternehmen, dem Ruf der UNO zu schädigen. Die Rüstungsindustrie und Ölgesellschaften, Tabakkonzerne und viele weitere Unternehmen stellten sich gegen die Ziele der UNO sowie der WHO (Weltgesundheitsorganisation) und nutzten ihre Kontakte in der Politik, um in der Öffentlichkeit die Meinung zu verfestigen, die Vereinten Nationen seien wirtschaftsfeindlich. Es wurden regelrecht Anti-UN-Kampagnen ins Leben gerufen sowie Beitragszahlungen an die UNO verkürzt (vgl. BRÜHL et al. 2001, S. 104 ff.).
Dieser Trend setzte sich weiter fort bis 1997 ein neuer Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, sein Amt angetreten hat. Es folgten sogleich Gespräche zur Rationalisierung der UNO, Treffen mit wichtigen Vertretern aus der Gesellschaft, Politik sowie den Medien. Mit der Initiative von Kofi Annan wurden Partnerschaften mit Unternehmen eingegangen und somit die ersten Schritte Richtung Zusammenarbeit getan. Die zahlreichen Treffen mit Vertretern weltweit bedeutender Unternehmen brachten der UN ein neues, der Wirtschaft zugewandtes, Image mit sich. Die ICC hatte sich auf einen partnerschaftlichen Dialog eingelassen und die Zusammenarbeit folgte. Annan bot Unternehmen ein miteinander an: sie sollten sich sozial engagieren und zwischenstaatlichen Regeln folgen, während die Vereinten Nationen für ihre Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit sorgte. Das ist bei vielen Managern gut angekommen, da sie darin ihre eigenen Ziele widerspiegeln konnten. Durch eine großzügige Spende für ein wohltätiges Projekt zum Beispiel, tun sie etwas für ihr gutes Image. Die sichtbar werdende fehlende Verantwortung global agierender Unternehmen wurde in der Öffentlichkeit immer mehr kritisiert; hierdurch suchten Manager nach Rat bei der UNO (vgl. BRÜHL et al. 2001, S. 113 ff.; AßLÄNDER 2011, S. 329).
Die neuen partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinten Nationen und der Wirtschaft sollten in einem neuen Projekt von Kofi Annan gefestigt werden. Er nannte es den „Global Compact“, der die Werte und Normen aller Beteiligten vereinen sowie vertreten und die globale Wirtschaft somit humanisieren sollte. Viele Stimmen aus Wirtschaft, Politik und der UNO selbst, standen dem Wunsch die Ziele der Privatwirtschaft und der UNO zu vereinigen skeptisch gegenüber. Dennoch setzte Annan sein Projekt um und startete es am 26. Juli 2000 mit knapp 50 multinationalen Unternehmen, u. a. mit Nike, Shell und der Deutschen Bank. Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder der Internationale Bund freier Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände und Vertreter von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen waren ebenfalls vertreten. Für zahlreiche Unternehmen weltweit, auch in Entwicklungsländern, wurden die Prinzipien des Global Compact zum Leitbild; die Teilnahme am globalen Pakt stärkte ihren guten Ruf und wurde die Brücke zum vorbildlichen Handeln als Unternehmen mit Verant- wortungsbewusstsein (vgl. BRÜHL et al. 2001, S. 122 ff.; KELL 2009, S. 76).
2.2. Ziele und Inhalte
Der Global Compact soll für alle Branchen, international, national sowie regional einen Standard darstellen: eine gerechtere und nachhaltigere Wirtschaft für alle, indem sich die Teilnehmer gemeinsam engagieren. Die Entwicklung von Handels- beziehungen, Märkten, Technologien u. v. m. wird gefördert. Der Pakt als Netzwerk von Unternehmen und Stakeholdern ist in erster Linie ein „Lernforum“, wie auf der Homepage der UNO gezielt betont wird, das dazu dienen soll Erfahrungen auszutauschen. In Gesprächen, Veranstaltungen sowie Lernforen soll CSR (Corporate Social Responsibility) Know-How angereichert werden. Des Weiteren wird eine gleichberechtigte staatliche sowie privatwirtschaftliche Kooperation fokussiert. Die Ziele der UNO sind in den Pakt miteingeflossen; weltweit geltende Werte und Normen sollen verbreitet und in die Geschäftswelt übertragen werden. Der Beitritt ist freiwillig und soll nicht dazu dienen Unternehmen zu kontrollieren oder für diese Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Es handelt sich vielmehr um einen Orientierungsrahmen und um Vereinbarungen zur Korruptionsbekämpfung sowie zum Schutz von Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards. Die Aktivitäten der teilnehmenden Unternehmen sollen an den zehn weltweit anerkannten Prinzipien ausgerichtet werden: (vgl. AßLÄNDER 2011, S. 330; HAMM 2002, S. 35; UNITED NATIONS GLOBAL COMPACT 2013)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Die zehn Prinzipien des Global Compact
Quelle: Entnommen aus: Homepage des Global Compact der Vereinten Nationen, Abruf am 30.04.2013.
Diese Prinzipien sind aus diversen internationalen zwischenstaatlichen Erklärungen entstanden; das sind die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Erklärung zu den Fundamentalen Rechten und Prinzipien am Arbeitsplatz der International Labor Organization, der Rio-Erklärung zur Umwelt, der UN-Konvention gegen Korruption. Die Tatsache, dass die Leitlinien bereits in anderen Schriften festgehalten sind und sehr allgemein formuliert sind, ist Absicht. Je standardisierter der Wert ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er weltweit umgesetzt werden kann. Des Weiteren sind Unternehmen mehr gewillt am Global Compact teilzunehmen, da eine ausführlichere Ausformulierung der Prinzipien ein Mehr an Arbeit und ein Weniger an Umsetzungsvermögen bedeuten würde (vgl. AßLÄNDER 2011, S. 330; HAMM 2002, S. 34).
3. Der globale Pakt: Pfeiler der Unternehmensethik
Die im vorherigen Kapitel beschriebenen Prinzipien des Global Compact bilden die Grundlage für ein ethisch verantwortliches Wirtschaften der Unternehmen. Unternehmensethik ist der Konflikt zwischen gewinnbringendem Wirtschaften und Moral im Sinne der Interessen der Stakeholder; Korruption, Umweltverschmutzung.
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