Charles Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Dichter und Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1857 erschien sein umfangreichstes lyrisches Werk Les Fleurs du Mal, in dem der Dichter die Abgründe der menschlichen Seele darlegt. Der Gedichtzyklus handelt vom modernen Großstadtmenschen und dessen Ennui, einer mit Widerwillen, Unlust und Verdruss verbundenen Entfremdung gegenüber dem Dasein.
Zunächst deutete nichts darauf hin, dass mit Baudelaires Les Fleurs du Mal eine neue Epoche in der europäischen Lyrik beginnen sollte. Die Rezeption des Werkes ist bekannt: Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Erstausgabe wurde Baudelaire wegen Gotteslästerung und Be-leidigung der öffentlichen Moral zu einer Geldstrafe verurteilt und musste sechs seiner Ge-dichte, die als besonders unmoralisch eingestuft wurden, zurückziehen.
Walter Benjamin hat die beunruhigende Wirkung der Gedichte erstmals literaturwissenschaft-lich und geschichtlich begründet. Anhand von Baudelaires Schriften sowie der Tableaux pari-sens, einer Sammlung von 18 Gedichten in Les Fleurs du Mal, formulierte Benjamin Kriteri-en, die als typisch „modern“ zu bewerten sind und wies dem Dichter damit einen neuen Stel-lenwert in der französischen Literaturwissenschaft zu.
Baudelaire wird allgemein als Vorbereiter der modernen Lyrik betrachtet, weil er sein Zeit-schicksal zum Thema macht und es darin verarbeit. (vgl. Friedrich 1992: 36). Laut Benjamin war Paris die „Hauptstadt des 19. Jahrhunderts“ und Baudelaire ihr Dichter. In den Tableaux parisiens schildert Baudelaire seine Eindrücke der Stadt Paris und bringt die Befindlichkeit der Großstadtmenschen mit an Magie grenzender Sprachbeherrschung zum Ausdruck. Mit den Tableaux parisiens entsteht in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts eine neuartige, durch die Erfahrung der Großstadt geprägte Lyrik.
Ziel dieser Arbeit ist es Baudelaires Wahrnehmung und Darstellung der Großstadt Paris an-hand ausgewählter Gedichte der Tableaux parisiens zu untersuchen. Da Baudelaire immer wieder gerne als „Dichter der Moderne“ zitiert wird, behandelt das zweite Kapitel dieser Ar-beit die moderne Kunstauffassung des Dichters. Es folgt eine kurze Präsentation des Gedicht-bandes Les Fleurs du Mal. In Kapitel 4 werden sechs Gedichte aus den Tableaux parisiens analysiert. Es soll gezeigt werden, wie und mit welchen konkreten Mitteln Baudelaire die Stadt Paris darstellt...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Baudelaires Ästhetik der Moderne
- 3. Das Stadtgedicht in « Les Fleurs du Mal »
- 4. Die Stadtdarstellung in den « Tableaux parisiens »
- 4.1 Le cygne
- 4.2 Les sept vieillards
- 4.3 Les aveugles
- 4.4 A une passante
- 4.5 Le crépuscule du soir
- 4.6 Le crépuscule du matin
- 5. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Baudelaires Wahrnehmung und Darstellung der Großstadt Paris anhand ausgewählter Gedichte aus den Tableaux parisiens. Sie beleuchtet Baudelaires moderne Kunstauffassung und analysiert, wie er mit konkreten Mitteln die Stadt Paris in seinen Gedichten darstellt. Die Schlussfolgerungen würdigen Baudelaires Lyrik und deren Rezeption.
- Baudelaires Ästhetik der Moderne
- Die Integration der Großstadt in die Lyrik
- Analyse ausgewählter Gedichte aus den Tableaux parisiens
- Baudelaires Darstellung von Paris
- Rezeption von Baudelaires Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Leben und Werk Charles Baudelaires ein, wobei dessen Gedichtband Les Fleurs du Mal und dessen kontroverse Rezeption hervorgehoben werden. Sie betont Baudelaires Bedeutung als Vorreiter der modernen Lyrik und die Rolle von Paris als Inspirationsquelle. Die Arbeit wird als eine Untersuchung von Baudelaires Wahrnehmung und Darstellung von Paris durch ausgewählte Gedichte aus den Tableaux parisiens vorgestellt. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit, der die moderne Kunstauffassung Baudelaires und die Analyse von sechs Gedichten aus den Tableaux parisiens umfasst.
2. Baudelaires Ästhetik der Moderne: Dieses Kapitel beleuchtet Baudelaires Verständnis von „Modernität“. Es erklärt, wie Baudelaire dem Begriff "modern" einen neuen Sinn gab, indem er die Flüchtigkeit und das Transitorische des modernen Großstadtlebens als spezifisch moderne Form des Schönen erkannte. Der Text diskutiert Baudelaires kritische Haltung gegenüber dem technischen Fortschritt und dessen Auswirkungen auf den Menschen. Gleichzeitig wird seine Faszination für die Großstadt als Kulisse und Quelle für poetische Inspiration dargestellt. Baudelaire's neue Definition von Schönheit als Verbindung von Reinheit und Bizarrheit und seine Hinwendung zum Hässlichen als Quelle des Zaubers wird ebenfalls erläutert. Das Kapitel schließt mit einer Diskussion über die Diskrepanz zwischen traditionellen Gedichtformen und modernen Inhalten als charakteristisches Merkmal von Baudelaires Werk.
3. Das Stadtgedicht in « Les Fleurs du Mal »: Dieses Kapitel untersucht die Integration der Großstadt in Baudelaires Les Fleurs du Mal. Es diskutiert die Entwicklung des Stadtgedichts in Baudelaires Werk, von der Abwesenheit einer expliziten Darstellung der Stadt in der ersten Auflage bis zur Entstehung der Tableaux parisiens in der zweiten Auflage. Es wird der Einfluss Walter Benjamins und seine Analyse des "effacement de la ville" in Baudelaires Poesie hervorgehoben, und der Wandel in Baudelaires Darstellung der Stadt wird erklärt. Das Kapitel betont die Bedeutung der Tableaux parisiens als Auftakt der modernen Stadtlyrik und den Kontrast zu den Stadtdarstellungen Victor Hugos.
Schlüsselwörter
Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal, Tableaux parisiens, Moderne Lyrik, Stadtgedicht, Großstadt, Ästhetik der Moderne, Modernität, Paris, technischer Fortschritt, Schönheit, Hässlichkeit, Sonett, Alexandriner.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Baudelaires Pariser Gedichten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Charles Baudelaires Wahrnehmung und Darstellung der Großstadt Paris, insbesondere anhand ausgewählter Gedichte aus seinen Tableaux parisiens. Sie untersucht Baudelaires moderne Kunstauffassung und die konkreten Mittel, mit denen er Paris in seinen Gedichten darstellt.
Welche Gedichte werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf sechs Gedichte aus den Tableaux parisiens: Le cygne, Les sept vieillards, Les aveugles, A une passante, Le crépuscule du soir und Le crépuscule du matin.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Baudelaires Ästhetik der Moderne, die Integration der Großstadt in die Lyrik, die Analyse der ausgewählten Gedichte, Baudelaires Darstellung von Paris und die Rezeption seines Werkes. Insbesondere wird Baudelaires Verständnis von „Modernität“ beleuchtet, seine kritische Haltung gegenüber dem technischen Fortschritt und seine Faszination für die Großstadt als Inspirationsquelle.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung zu Baudelaires Leben und Werk, gefolgt von einem Kapitel zu Baudelaires Ästhetik der Moderne. Ein weiteres Kapitel untersucht das Stadtgedicht in Les Fleurs du Mal. Der Hauptteil analysiert die sechs ausgewählten Gedichte aus den Tableaux parisiens. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbemerkung.
Welche Rolle spielt die Stadt Paris in Baudelaires Werk?
Paris ist für Baudelaire eine zentrale Inspirationsquelle. Die Arbeit zeigt, wie Baudelaire die Flüchtigkeit und das Transitorische des modernen Großstadtlebens als spezifisch moderne Form des Schönen erkannte und in seinen Gedichten darstellt. Die Stadt wird nicht nur als Kulisse, sondern als aktiver Bestandteil seiner Poesie gezeigt.
Wie wird Baudelaires Modernität definiert?
Baudelaire gab dem Begriff "modern" eine neue Bedeutung, indem er die Besonderheiten des modernen Großstadtlebens als ästhetisch relevant erkannte. Er verband die Reinheit mit dem Bizarren und sah im Hässlichen eine Quelle des Zaubers. Seine Poesie zeigt einen Kontrast zwischen traditionellen Gedichtformen und modernen Inhalten.
Welche Bedeutung haben die Tableaux parisiens?
Die Tableaux parisiens werden als Auftakt der modernen Stadtlyrik betrachtet und im Kontrast zu den Stadtdarstellungen Victor Hugos gesetzt. Sie zeigen eine Entwicklung in Baudelaires Darstellung der Stadt, vom Fehlen einer expliziten Darstellung in der ersten Auflage von Les Fleurs du Mal bis zur Entstehung der Tableaux parisiens in der zweiten Auflage.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal, Tableaux parisiens, Moderne Lyrik, Stadtgedicht, Großstadt, Ästhetik der Moderne, Modernität, Paris, technischer Fortschritt, Schönheit, Hässlichkeit, Sonett, Alexandriner.
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- Ann Christine (Author), 2010, Die Stadtdarstellung in Baudelaires "Fleurs du Mal", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263664