Verdirbt die Ökonomie den Charakter?

Oder ist das Geld der Ursprung allen Übels?


Seminararbeit, 2013

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der Ökonomie und des Geldes und deren Verhältnis zur Ethik

3. Profilierung von Geld und Ökonomie
3.1 Stellenwert in Abhängigkeit von Art der Bildung
3.2 Stellenwert in Abhängigkeit vom Berufsstand

4. Konturen von Geld im ethischen Kontext
4.1 Geld als scheinbare Anreizfunktion
4.2 Geld als falscher Wegweiser
4.3 Geld zur Signalsetzung

5. Schluss

Bibliographie

1. Einleitung

Am 24. April 2013 erschütterte die Nachricht vom Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch die Welt. Dabei kamen weit über tausend Näherinnen und Fabrikarbeiter zu Tode. Besonders seit diesem Vorfall wurden die schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilbranche in Billiglohnländern stark thematisiert.1 Vor allem die Diskrepanz zwischen der minimalen Entlohnung der Näherinnen und der Gewinnmaximierung ihrer Auftraggeber regte zur Diskussion an. Hieran wird deutlich, dass die unternehmerische Moral und Verantwortung nicht unweigerlich mit den Geschäftsgebärden der Unternehmer zu vereinbaren sind. Selbst wenn nach dem Bangladesch-Unglück viele Hersteller beteuerten ihre Kleidung nicht in derartig einsturzgefährdeten Betrieben produzieren zu lassen, ist die Debatte vom wirtschaftsethisch korrekten Handeln und gerechten Arbeitsbedingungen brisant.2

Die Wirtschaftsethik befasst sich mit diesen Problemen und der Frage, inwieweit sich ökonomische Ziele mit moralischen Idealen vereinbaren lassen.

Problematisch wird es, wenn ein unternehmerisches Individuum egoistisch die Gewinnmaximierung über moralische und menschliche Werte stellt. Geld als Zahlungsmittel und Ausdruck des Gewinns spielt hierbei eine wichtige Rolle, welche sich im Zuge des technischen Fortschritts, der Globalisierung und des daraus resultierenden wachsenden internationalen Wettbewerbs stetig verschärft.

Um der Frage nachzugehen, ob die Ökonomie schädlich für den Charakter ist, stützt sich diese Seminararbeit vor allem auf die Theorie des Geldes als unabkömmlicher Faktor des wirtschaftlichen Erfolges.

2. Geschichte der Ökonomie und des Geldes und deren Verhältnis zur Ethik

Dass ein Zusammenhang zwischen Markt und Moral besteht, lässt sich bereits in der Antike aufzeigen und markiert hieraus den Ursprung des wirtschaftsethischen Denkens. Im 18. Jahrhundert galten die Wirtschaftswissenschaft und die Wirtschaftsethik als eine zusammengehörige Disziplin. Erst ein Jahrhundert später etablierte sich die Wirtschaftsethik als eigene Wissenschaft.3 Seither bildet die Wirtschaftsethik einen Schnittpunkt zwischen der Ethik und den Wirtschaftswissenschaften. Repräsentanten der wirtschaftlich orientierten Denkweise stellen den homo oeconomicus und sein Streben nach dem Nutzenmaximum in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Hiervon grenzen sich die philosophischen Grundgedanken durch den Appell an die Moral deutlich ab.

Die generelle Akzeptanz von Geld als Zahlungsmittel und unweigerlicher Ausdruck der ökonomischen Entwicklung findet Anklang in der Gegenwart. Dennoch bleibt es bis heute für Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen unerklärlich, weshalb das einzelne Individuum für Geld als „Zwischentauschgut“4 überzeugt werden konnte. Objektiv erscheint es unökonomisch, Waren mit einem bestimmten Gebrauchswert gegen Münzen oder Scheine einzutauschen, deren Zweck und Metallwert äußerst begrenzt sind.5 In den heutigen Industriegesellschaften hat sich dieser Tauschmechanismus etabliert und markiert einen unabkömmlichen Standard in der Geschäftswelt. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Geld zum Machtmittel par excellence degradiert werden kann.6 Um etwaige Szenarien nachzuvollziehen, wird im Folgenden dargestellt, welchen Stellenwert der Einzelne dem Zahlungsmittel zuspricht.

3. Profilierung von Geld und Ökonomie

3.1 Stellenwert in Abhängigkeit von Art der Bildung

Als eine mögliche Methode zur Überprüfung der Frage, ob ökonomisches Denken und die Vernachlässigung von ethischen Verhalten auf die universitäre Bildung zurückzuführen ist, lässt sich mittels des Experiments durch eine Gefangenendilemma-Situation überprüfen. Die Wissenschaftler Robert H. Frank, Thomas Gilovich und Dennis T. Regan untersuchten hierfür das individuelle Reagieren einzelner Probanden in einer Gefangenendilemma-Situation. Dabei differenzierten sie in ihrer Untersuchung nach Wirtschaftswissenschaftler und fachfremden Studierenden. Erstgenannte wurden als „wahre Wirtschaftswissenschaftler“ (Wiwis) bezeichnet, weil sie Wirtschaft als Hauptfach belegten, sogenannte economic majors. Das Gegenstück hierzu lieferte die zweite Gruppe, die Wirtschaft nur als Nebenfach studierten und innerhalb der Studie den Beinamen nonmajors bzw. Nicht-Wirtschaftswissenschaftler (Nicht- Wiwis) erhielten.

Für eine methodisch korrekte Durchführung des Experiments erhielten alle Teilnehmer eine kurze Einweisung in die Spieltheorie, um gleiche Grundvoraussetzungen zu schaffen. Erwähnenswert ist noch in diesem Zusammenhang, dass allen Studenten vor dem Experiment mitgeteilt wurde, dass ihre Anonymität vollkommen gewahrt bleibt und ihre Spielzüge daher kompromisslos sein dürfen. Um einen Anreiz zu setzen, diente Geld als Auszahlungsmöglichkeit. Abhängig von der jeweiligen Spielweise zweier Teilnehmer, erhielten bei bilateraler Kooperation beide Teilnehmer eine gleich hohe Auszahlungssumme. Beidseitiges Misstrauen wurde mit einer halb so großen Auszahlung „belohnt“. Für den Fall, dass ein Teilnehmer kooperierte, der andere jedoch nicht bedeutete dies die höchst mögliche Auszahlungssumme für den unkooperativen Partner.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Eigene Darstellung des Gefangenendilemmas7

Als Resultat lässt sich erkennen, dass „Wiwis“ in Relation zu „Nicht-Wiwis“ weitaus seltener bereit sind zu kooperieren. Gleichzeitig ist auffällig, dass Wirtschaftswissenschaftler eher männlich sind und daher als unkooperativer gelten.8

[...]


1 Vgl. Hasnai (2013): Fabrikeinsturz in Bangladesch.Abrufbar unter: http://www.spiegel.de/panorama/fabrikeinsturz-in-bangladesch-rettungskraefte-finden- ueberlebende-a-899090.html , letzter Abruf am 30.09.2013.

2 Vgl. Tietz/Amann, Susanne (2013): Konsum ist etwas Gutes.Abrufbar unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-102241678.html, letzter Abruf 30.09.2013.

3 Vgl. Meckenstock (1997): Wirtschaftsethik. Berlin: Walter de Gruyter. S.19.

4 Weddigen (1951): Wirtschaftsethik: System humanitärer Wirtschaftsmoral. Berlin: Duncker & Humblot. S.201.

5 Vgl. Menger (1892): On the origin of money. In: Economic Journal 2. S.239/240.

6 Vgl. Kramer (1996): Ethik des Geldes. In: Sozialwissenschaftliche Schriften Heft 31. Berlin: Dunker & Humboldt.

7 Vgl. Franck/Gilovich/Regan (1993): „Does Studying Economics Inhibit Cooperation?” In: Journal of Economic Perspectives, Volume 7, Number 2, S.163.

8 Vgl. Franck/Gilovich/Regan (1993): „Does Studying Economics Inhibit Cooperation?” In: Journal of Economic Perspectives, Volume 7, Number 2, S.160.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Verdirbt die Ökonomie den Charakter?
Untertitel
Oder ist das Geld der Ursprung allen Übels?
Hochschule
Universität Passau
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V263747
ISBN (eBook)
9783656527565
ISBN (Buch)
9783656531586
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
verdirbt, ökonomie, charakter, oder, geld, ursprung, übels
Arbeit zitieren
Elisabeth Anderhofstadt (Autor:in), 2013, Verdirbt die Ökonomie den Charakter?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263747

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