"Im Dorf Altsellershausen, bei Leipzig, liebten sich ein Jüngling von 19 Jahren und ein Mädchen von 17 Jahren, beide Kinder armer Leute, die aber in einer tödlichen Feindschaft lebten und nicht in eine Vereinigung des Paares willigen wollten. Am 15. August begaben sich die Verliebten in eine Wirtschaft, wo sich arme Leute vergnügen, tanzten daselbst bis nachts 1 Uhr und entfernten sich hierauf. Am Morgen fand man die Leichen beider Liebenden auf dem Feld liegen; sie hatten sich durch den Kopf geschossen."
Dieser Artikel in der Züricher Freitagszeitung diente Gottfried Keller als Inspiration für seine Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Schon von Beginn an erweckt sie beim Leser die Annahme einer tragischen Geschichte. Besonders ist das auf den Titel zurückzuführen, der eine starke Anspielung auf Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ darstellt. Diese Erwartung wird auch erfüllt: Die beiden Protagonisten Sali und Vrenchen verlieben sich unsterblich ineinander und sind am Ende bereit, lieber zu sterben als jemals wieder von dem anderen getrennt zu sein. Es handelt sich um eine tragische Liebesgeschichte, die mit dem Tod von Sali und Vrenchen endet.
Die nachfolgende Arbeit setzt sich mit dem Thema der Liebe in Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ auseinander. Zuerst soll dabei ein allgemeiner Überblick zum Thema der Liebe im Realismus gegeben werden. Dabei wird besonders auf die Veränderung des Liebeskonzepts und den Begriff der Sozialität eingegangen, der ebenfalls eine wichtige Rolle für die Literatur spielte. Danach folgt eine Analyse des Liebesbegriffs in der Novelle selbst. Hierbei werden wichtige Abschnitte in der Beziehung von Sali und Vrenchen beleuchtet. Das erste Unterkapitel thematisiert das Entdecken der Liebe der beiden füreinander und die Gründe dafür, dass diese Liebe schon immer ein Teil von beiden war. Im Anschluss daran sollen die Beziehung und die gesellschaftlichen Normen und Werte, die das Leben der beiden bestimmen, in den Vordergrund rücken. Es soll gezeigt werden, was Sali und Vrenchen unter Glück verstehen und wie ihr Denken von den Wertvorstellungen der Gesellschaft geprägt ist. Der dritte Abschnitt widmet sich der Bedeutung von Liebe und Sexualität in Salis und Vrenchens Beziehung. Im letzten Kapitel soll der Liebestod im Zentrum der Betrachtung stehen. Ist der Tod die einzige Lösung für die Probleme der beiden oder werden mögliche Alternativen nicht ernsthaft in Betracht gezogen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Konzept der Liebe im Realismus
- 3. Analyse des Liebesbegriffs
- 3.1 Entdeckung der Liebe
- 3.2 Entwicklungen einer Beziehung gegen alle Normen
- 3.3 Sexualität vs. Liebe
- 3.4 Liebestod
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Liebesbegriff in Gottfried Kellers Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ im Kontext des Realismus. Es wird analysiert, wie sich das Verständnis von Liebe im 19. Jahrhundert veränderte und wie diese Veränderungen in Kellers Werk reflektiert werden.
- Das Konzept der Liebe im Realismus und seine Abweichung vom romantischen Ideal
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Sali und Vrenchen
- Die Rolle von gesellschaftlichen Normen und Werten
- Die Bedeutung von Sexualität im Verhältnis zur Liebe
- Die Darstellung des Liebestodes als Lösung oder alternativlose Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein, indem sie den tragischen Ausgang der Liebesgeschichte von Sali und Vrenchen in Kellers Novelle skizziert und auf den Bezug zu Shakespeares „Romeo und Julia“ hinweist. Sie umreißt den Aufbau der Arbeit, der einen Überblick über die Liebe im Realismus und eine detaillierte Analyse des Liebesbegriffs in der Novelle umfasst, wobei die Entdeckung der Liebe, die gesellschaftlichen Widerstände, das Verhältnis von Liebe und Sexualität sowie der Liebestod im Fokus stehen.
2. Das Konzept der Liebe im Realismus: Dieses Kapitel beleuchtet die Veränderungen im Liebeskonzept während des Realismus. Im Gegensatz zum romantischen Ideal rückte die Wirklichkeit in den Vordergrund. Die Liebe beruhte nun auf gegenseitiger Anerkennung, Liebe und Sexualität, im Gegensatz zur Vorstellung von vollkommenen Geliebten des 18. Jahrhunderts. Die gemeinsame Welt der Liebenden, geprägt von Erlebnissen und Charaktereigenschaften, wurde zum zentralen Element. Die Ehe war nicht länger die bestimmende Instanz der Liebe, sondern wurde von ihr bestimmt. Das neue Liebeskonzept versuchte, Körperlichkeit und geistige Zuneigung zu vereinen, wobei die Individualität der Liebenden an Bedeutung gewann. Doch kämpfte die Liebe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Schwierigkeiten, besonders mit dem Aspekt der Sozialität, die die Ehe als zentrale Institution für den geschlechtlichen Kontakt etablierte.
Schlüsselwörter
Liebe im Realismus, Gottfried Keller, Romeo und Julia auf dem Dorfe, Sozialität, Sexualität, Individualität, tragische Liebesgeschichte, gesellschaftliche Normen, Liebestod.
Häufig gestellte Fragen zu Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe"
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Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung, Das Konzept der Liebe im Realismus, Analyse des Liebesbegriffs (mit Unterkapiteln zu Entdeckung der Liebe, Entwicklungen einer Beziehung gegen alle Normen, Sexualität vs. Liebe und Liebestod) und Schluss.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Liebesbegriff in Kellers Novelle im Kontext des Realismus. Sie analysiert, wie sich das Verständnis von Liebe im 19. Jahrhundert veränderte und wie diese Veränderungen in Kellers Werk reflektiert werden. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung der Beziehung zwischen Sali und Vrenchen gewidmet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Das Konzept der Liebe im Realismus und seine Abweichung vom romantischen Ideal, die Entwicklung der Beziehung zwischen Sali und Vrenchen, die Rolle gesellschaftlicher Normen und Werte, die Bedeutung von Sexualität im Verhältnis zur Liebe und die Darstellung des Liebestodes als Lösung oder alternativlose Handlung.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung führt in die Thematik ein, skizziert den tragischen Ausgang der Liebesgeschichte und den Bezug zu Shakespeares "Romeo und Julia". Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit und benennt die Schwerpunkte der Analyse: Entdeckung der Liebe, gesellschaftliche Widerstände, das Verhältnis von Liebe und Sexualität sowie der Liebestod.
Was wird im Kapitel "Das Konzept der Liebe im Realismus" behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Veränderungen im Liebeskonzept während des Realismus. Es beschreibt die Abkehr vom romantischen Ideal hin zu einer realitätsbezogenen Betrachtung der Liebe, die auf gegenseitiger Anerkennung, der Verbindung von Liebe und Sexualität und der gemeinsamen Welt der Liebenden beruht. Die Bedeutung der Individualität der Liebenden und die Herausforderungen des neuen Liebeskonzepts im Kontext der gesellschaftlichen Normen des 19. Jahrhunderts werden ebenfalls diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die Schlüsselwörter sind: Liebe im Realismus, Gottfried Keller, Romeo und Julia auf dem Dorfe, Sozialität, Sexualität, Individualität, tragische Liebesgeschichte, gesellschaftliche Normen, Liebestod.
- Arbeit zitieren
- Anna Maria Heinisch (Autor:in), 2013, Liebe in Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263765