Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem delinquenten Verhalten Jugendlicher, Heranwachsender und junger Erwachsenen. Ausgangslage waren die vermehrt aufkommenden Meldungen gewalttätiger Übergriffe dieser auf oftmals Unschuldige. Allen voran wird die Frage geklärt, warum die statistischen Zahlen in Sachen Jugenddelinquenz, in den letzten Jahren signifikant gestiegen sind.
Die jährlichen Auswertungen des Statistischen Bundesamts sowie Untersuchungen in diesem Bereich geben Aufschluss über eine mögliche Resozialisierung der Delinquenten durch die derzeitig praktizierten Vollzugsformen und regen mit einer Rückfallquote von knapp 70% zum Nachdenken an. Diese hohe Zahl lässt die Vermutung aufkommen, dass die derzeitige Praxis Reformen benötigt, um die Rückfälligkeit zu senken und letztlich für die Sicherheit der Gesellschaft Sorge zu tragen.
Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, ob der derzeitig praktizierte Regelvollzug mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen noch kompatibel ist oder ob an dieser Vorgehensweise Änderungsbedarf besteht, um die Rückfallquote zu senken. Eine Stichprobenuntersuchung innerhalb einer Justizvollzugsanstalt sollte dabei ausgewertete Statistiken überprüfen und Aufschluss über die Sicht der Delinquenten auf den Regelvollzug geben.
Moffitts, Matt und Mischkowitz (u.a.) haben sich mit dem Beweggrund kriminellen Handelns sowie den Abbruchvoraussetzungen delinquenten Handelns beschäftigt. Auch die Veränderung der Identität als Folge einer Freiheitsstrafe wird genauer betrachtet. Beides ist bei der Frage nach dem richtigen Vorgehen gegen Jugenddelinquenz hilfreich und kann bei der Suche nach Alternativen zum Regelvollzug Neue Möglichkeiten aufzeigen.
In der Bundesrepublik Deutschland regelt das Jugendgerichtsgesetz die Verfehlungen junger Menschen im gesetzlich normierten Bereich. Gerade in den letzten Jahren gab es mehrere Reformen in diesem Gebiet sowie den gesetzlichen Regelungen für den Strafvollzug. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen Rückschlüsse auf die Effektivität der Veränderungen zu.
Kritiker der derzeitig praktizierten Inhaftierungsmethoden versuchten mit einer Änderung des Bayerischen Strafvollzugsgesetzes wieder eine Rechtsgrundlage für den freien Strafvollzug in Bayern zu schaffen. Baden-Württemberg hat diesen mit zwei Pilotprojekten seit Jahren erfolgreich in deren Strafvollzugsgesetz integriert und kann demnach als Beispiel für eine alternative und effektive Vollzugsform dienen.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- Begriffsklärung
- Definition „Jugendlicher“
- Definition „Delinquenz“ (und „Kriminalität“)
- 2.0 Statistische Zahlen und Ergebnisse
- 2.1 Rückfallstatistik:
- 2.1.1 Ergebnisse der Legalbewährungsstudie
- 2.2 Strafgefangenenstatistik
- 2.2.1 Jugendstrafe
- 2.2.2 Freiheitsstrafe
- 2.3 Strafverfolgungsstatistik
- 2.4 Fazit
- 3.0 Überlegungen zu einer angedachten Stichprobenuntersuchung
- 3.1 Darstellung der Erhebungsmethode
- 3.2 Vor- und Nachteile der quantitativen Methode
- 3.3 Der Entscheidungsprozess zur Nichtdurchführung der Stichprobenuntersuchung
- 4.0 Jugendliche und Kriminalität
- 4.1 Theorien und wissenschaftliche Ergebnisse
- 4.2 Freiheitsstrafe und ihre Folgen für die Identitätsentwicklung bei Jugendlichen
- 4.2.1 Die Forschungsprojekte des Kriminologischen Forschungsinstituts in Niedersachsen
- 4.2.2 Zentrale Ergebnisse der Forschungsprojekte
- 5.0 Das Jugendgerichtsgesetz als rechtliche Grundlage
- 6.0 Der derzeitig praktizierte Regelvollzug in Bayern
- 7.0 Die Gesetztesinitiative in Bayern
- 8.0 Strafvollzug in freier Form als Alternative? Das „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg
- 8.1 Die Vorstandschaft
- 8.2 Das „Projekt Chance“ in Creglingen-Frauental (CJD) und der „Jugendhof Seehaus“ in Leonberg (Prisma e.V.)
- 8.3 Der „Jugendhof Seehaus“ in Leonberg.
- 8.3.1 Das Projekt
- 8.4 Das „Projekt Chance“ im CJD Creglingen
- 8.4.1 Das Projekt
- 8.4.2 Die Zielgruppe
- 8.4.3 Ziele
- 8.4.4 Konzeption
- 8.4.5 Der Aufbau einer positiven Jugendkultur
- 8.4.6 Regelmäßige Pädagogische Angebote
- 8.4.7 Das Personal
- 8.5 Ergebnisse der Begleitforschung im Zeitraum von Januar 2004 bis Juni 2007
- 8.6 Evaluation der Nachsorge - Endbericht (September 2011)
- 8.7 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kompatibilität des bestehenden Regelvollzugs in Bayern mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Jugenddelinquenz. Das Hauptziel ist die Identifizierung von Ansatzpunkten zur Reform der Vollzugspraxis, um die Rückfallquote zu senken und die Sicherheit der Gesellschaft zu verbessern.
- Analyse der Rückfallstatistik bei jugendlichen Straftätern in Bayern.
- Bewertung der Effektivität verschiedener Resozialisierungsprogramme im Jugendstrafvollzug.
- Untersuchung der Auswirkungen von Freiheitsstrafen auf die Identitätsentwicklung Jugendlicher.
- Bewertung des Jugendgerichtsgesetzes und seiner Reformansätze.
- Analyse alternativer Vollzugsformen, wie dem „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg.
Zusammenfassung der Kapitel
1.0 Einleitung: Die Einleitung stellt die Ausgangslage der Arbeit dar, indem sie auf mediale Berichterstattung über Jugendgewalt eingeht und die Problematik der steigenden Jugenddelinquenz und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft beschreibt. Sie führt in die Thematik ein und definiert die zentralen Begriffe "Jugendlicher" und "Delinquenz".
2.0 Statistische Zahlen und Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert und analysiert verschiedene statistische Daten zur Jugenddelinquenz, einschließlich Rückfallquoten, Strafgefangenenstatistiken und Strafverfolgungsstatistiken. Es vergleicht die Daten und stellt die Ineffizienz der derzeitigen Resozialisierungsprogramme in Frage.
3.0 Überlegungen zu einer angedachten Stichprobenuntersuchung: Dieses Kapitel beschreibt die Überlegungen zu einer geplanten Stichprobenuntersuchung in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt. Es erläutert die gewählte Methode, die Vor- und Nachteile der quantitativen Methode und die Gründe für den letztlichen Verzicht auf die Untersuchung.
4.0 Jugendliche und Kriminalität: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Theorien und wissenschaftliche Ergebnisse zur Jugendkriminalität, insbesondere Theorien zum Abbruch krimineller Karrieren. Es analysiert die Forschungsarbeiten von Moffitt, Mischkowitz, Matt und anderen, die die Ursachen und Folgen von Jugenddelinquenz beleuchten und den Einfluss von Haftstrafen auf die Identitätsentwicklung der Jugendlichen untersuchen.
5.0 Das Jugendgerichtsgesetz als rechtliche Grundlage: Dieses Kapitel erläutert das Jugendgerichtsgesetz (JGG) als rechtliche Grundlage für den Umgang mit jugendlichen Straftätern. Es beschreibt die verschiedenen Sanktionsmöglichkeiten und den Erziehungsgedanken, der dem JGG zugrunde liegt. Es beleuchtet die Reformen des JGG und die Einführung des Warnschussarrestes.
6.0 Der derzeitig praktizierte Regelvollzug in Bayern: Dieses Kapitel beschreibt den Regelvollzug im Freistaat Bayern, inklusive der vorhandenen Justizvollzugsanstalten, der angebotenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und der Kostenstruktur. Es analysiert die angebotenen Maßnahmen zur Resozialisierung und deren Effektivität.
7.0 Die Gesetztesinitiative in Bayern: Dieses Kapitel beschreibt eine Gesetzesinitiative im Bayerischen Landtag zur Einführung des freien Strafvollzugs in Bayern als Alternative zum Regelvollzug. Es erläutert die Argumente der Initiatoren und das Ergebnis der Abstimmung.
8.0 Strafvollzug in freier Form als Alternative? Das „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg: Dieses Kapitel analysiert das „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg als Beispiel für eine alternative Vollzugsform. Es beschreibt die Konzeption, die Zielgruppe, die Ziele, die Methoden und die Ergebnisse der Begleitforschung. Es beleuchtet die Evaluation der Nachsorge und zieht ein Resümee.
Schlüsselwörter
Jugenddelinquenz, Regelvollzug, Resozialisierung, Rückfallquote, Jugendgerichtsgesetz, Strafvollzug in freier Form, Projekt Chance, Identitätsentwicklung, Kriminologie, Prävention, Sozialtherapie, Bayern, Baden-Württemberg.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Jugendstrafvollzugs in Bayern
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Vereinbarkeit des bestehenden Regelvollzugs für Jugendliche in Bayern mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Jugenddelinquenz. Das Hauptziel ist die Identifizierung von Ansatzpunkten zur Reform der Vollzugspraxis, um die Rückfallquote zu senken und die Sicherheit der Gesellschaft zu verbessern. Die Arbeit analysiert statistische Daten, verschiedene Resozialisierungsprogramme, die Auswirkungen von Haftstrafen auf die Identitätsentwicklung Jugendlicher und alternative Vollzugsformen.
Welche statistischen Daten werden untersucht?
Die Arbeit analysiert Rückfallstatistiken (inkl. Ergebnisse der Legalbewährungsstudie), Strafgefangenenstatistiken (Jugend- und Freiheitsstrafen), und Strafverfolgungsstatistiken. Die Ergebnisse werden verglichen und hinsichtlich der Effizienz bestehender Resozialisierungsprogramme bewertet.
Welche Methode wurde für die Untersuchung verwendet?
Ursprünglich war eine Stichprobenuntersuchung in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt geplant. Das Kapitel 3 beschreibt die Überlegungen zur Erhebungsmethode (quantitative Methode), deren Vor- und Nachteile, und die Gründe für den Verzicht auf die Durchführung der Untersuchung.
Welche Theorien und wissenschaftlichen Ergebnisse zur Jugendkriminalität werden behandelt?
Die Arbeit untersucht verschiedene Theorien und wissenschaftliche Ergebnisse zur Jugendkriminalität, insbesondere Theorien zum Abbruch krimineller Karrieren. Sie analysiert die Forschungsarbeiten von Moffitt, Mischkowitz, Matt und anderen, die die Ursachen und Folgen von Jugenddelinquenz beleuchten und den Einfluss von Haftstrafen auf die Identitätsentwicklung der Jugendlichen untersuchen. Dabei wird der Fokus auf den Einfluss von Freiheitsstrafen auf die Identitätsentwicklung gelegt.
Welche Rolle spielt das Jugendgerichtsgesetz (JGG)?
Das Kapitel 5 erläutert das Jugendgerichtsgesetz (JGG) als rechtliche Grundlage für den Umgang mit jugendlichen Straftätern. Es beschreibt die verschiedenen Sanktionsmöglichkeiten, den Erziehungsgedanken des JGG, Reformen des JGG und die Einführung des Warnschussarrestes.
Wie wird der Regelvollzug in Bayern beschrieben?
Kapitel 6 beschreibt den Regelvollzug in Bayern, einschließlich der vorhandenen Justizvollzugsanstalten, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Kostenstruktur, angebotener Resozialisierungsprogramme und deren Effektivität.
Gibt es Informationen zu einer Gesetzesinitiative in Bayern?
Kapitel 7 beschreibt eine Gesetzesinitiative im Bayerischen Landtag zur Einführung des freien Strafvollzugs als Alternative zum Regelvollzug. Es erläutert die Argumente der Initiatoren und das Ergebnis der Abstimmung.
Was ist das „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg?
Kapitel 8 analysiert das „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg als Beispiel für eine alternative Vollzugsform. Es beschreibt detailliert die Konzeption, die Zielgruppe, die Ziele, die Methoden, die Ergebnisse der Begleitforschung, die Evaluation der Nachsorge und zieht ein Resümee. Es werden auch die Standorte CJD Creglingen und der Jugendhof Seehaus in Leonberg im Detail behandelt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Jugenddelinquenz, Regelvollzug, Resozialisierung, Rückfallquote, Jugendgerichtsgesetz, Strafvollzug in freier Form, Projekt Chance, Identitätsentwicklung, Kriminologie, Prävention, Sozialtherapie, Bayern, Baden-Württemberg.
- Quote paper
- Thorsten Übel (Author), 2013, Jugenddelinquenz. Vollzugspraxis in Bayern vs. wissenschaftliche Erkenntnisse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263843