„Er [Kapitän Cook] ward in O-Waihi mit ebenden Ehrenbezeugungen als in Nihau empfangen. Wenn er ans Ufer stieg, fielen alle Einwohner, wes Standes sie auch sein mochten, vor ihm zur Erde nieder […].“ Die Ehrerbietung, welche James Cook im Laufe seiner dritten Reise von den Südseebewohnern entgegengebracht wurde, sollte nicht von langer Dauer sein. Letztendlich war es Cook selbst, der zu Boden sank, niedergestreckt durch einen Dolch, welcher, einst Geschenk der Europäer, nun der gegnerischen Partei zur Waffe gereichte.
Der Tod des Seefahrers und Entdeckers ergriff nicht nur namhafte Zeitgenossen wie Georg Forster und Georg Christoph Lichtenberg, sondern beschäftigte bis in die jüngste Vergangenheit Anthropologen wie Marshall Sahlins und Gananath Obeyesekere.
Die vorliegende Arbeit widmet ihre Aufmerksamkeit jedoch weder den eloquenten Darstellungen zeitgenössischer Reiseliteraten, noch dem anthropologischen Diskurs der letztgenannten Forscher. Vielmehr wendet sie sich einer Reisebeschreibung zu, welche ihre Exklusivität aus der Tatsache zieht, dass sie auf den geheimen Notizen eines einfachen Matrosen fußt. Aus Abenteuerlust hatte der gelernte Gürtler Heinrich Zimmermann im Jahre 1776 auf der HMS Discovery angeheuert und das Wagnis begangen, sich der strengen Untersagung jedweder mündlichen oder schriftlichen Überlieferung dieser Reise zu widersetzen. „Ganz kurz und in halben Worten deutscher Sprache“ protokollierte er seine Eindrücke während der vierjährigen Entdeckungsfahrt und veröffentlichte sie im Jahre 1781 unter dem Titel Reise um die Welt mit Capitain Cook. Im sechsten Kapitel schildert Zimmermann die Vorkommnisse auf Hawaii und die Ereignisse, die letztendlich in Cooks Tod münden.
In der vorliegenden Arbeit soll die Frage diskutiert werden, inwieweit Zimmermann den Kapitän selbst für dessen Tod verantwortlich zeichnet. Da sich die Schuldfrage nicht allein über eine Auseinandersetzung mit der eskalierenden Situation unmittelbar vor Cooks Tod klären lässt, sondern als Klimax einer Kette vorangegangener Handlungen zu werten ist, wird sich die Arbeit dieser Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven nähern. Von der Beleuchtung wesentlicher und durchaus als ambivalent zu wertender Charaktereigenschaften James Cooks ausgehend, wird sich die Arbeit auf die Darstellung der Insulaner konzentrieren, welche im Zimmermannschen Bericht einem sukzessiven Wandel zu unterliegen scheint. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Kapitän James Cook - ein ambivalenter Charakter
- Die Hawaiianer...
- James Cook - Halbgott oder Tyrann?...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle von Kapitän James Cook im Kontext seiner letzten Reise und die Umstände seines Todes auf Hawaii. Der Fokus liegt dabei auf der Interpretation eines Reiseberichts, welcher auf den geheimen Notizen eines Matrosen, Heinrich Zimmermann, basiert. Die Arbeit beleuchtet die Frage, inwieweit Zimmermanns Darstellung Cooks Verhalten als mitverantwortlich für dessen Tod darstellt.
- Der ambivalente Charakter von James Cook
- Die Interaktion zwischen Europäern und Insulanern
- Die Mythologisierung und Entmythologisierung Cooks durch die Hawaiianer
- Die Rolle des Tauschverhältnisses im Kontext des Kolonialismus
- Die Frage der moralischen Verantwortung für Cooks Tod
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Reiseberichts von Heinrich Zimmermann ein und stellt die Frage nach der Verantwortung Cooks für seinen eigenen Tod in den Mittelpunkt der Analyse. Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse des ambivalenten Charakters von Kapitän Cook, wie er in Zimmermanns Bericht dargestellt wird. Die Darstellung der Insulaner und ihre Interaktion mit Cook stehen im Fokus des dritten Kapitels. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Mythologisierung und Entmythologisierung Cooks durch die Hawaiianer und untersucht, wie diese Prozesse zu Cooks Tod führten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Reiseberichts von Heinrich Zimmermann, die Interaktion zwischen Europäern und Insulanern, die ambivalenten Charaktereigenschaften von James Cook, die Mythologisierung und Entmythologisierung von Personen, die Rolle des Kolonialismus und die Frage der moralischen Verantwortung für Cooks Tod.
- Arbeit zitieren
- Iwa Juschak (Autor:in), 2010, Heinrich Zimmermann über den Tod von James Cook, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263847