Insbesondere nach den dramatischen Ereignissen, die sich im Sommer 2011 in Fukushima ereignet haben, steht in vielen Ländern der EU die Frage nach dem richtigen Energiemix wieder oben auf der Agenda. Keine Regierung hat jedoch bislang so konsequente und weitreichende Entscheidungen getroffen wie die Bundesrepublik Deutschland, die bis zum Jahr 2022 den Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie durchführen will. Zugleich bewirkt die politische Förderung der erneuer¬baren Energiequellen im Zielbereich der Energiewende einen radikalen Umbau der gegenwärtigen Energieversorgungssysteme. Der Ausbau der langfristig nachhaltigen Strukturen stellt die Bundesrepublik Deutschland unverkennbar vor neuen Herausforderungen, die derzeit ohne fossile Energieträger nicht bewältigt werden können. Parallel zu erneuerbaren Energien gewinnt Erdgas in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Es ist nach Mineralöl mit einem Anteil von rund 25 Prozent am deutschen Primärenergieverbrauch im Jahr 2012 der zweitwichtigste Primärenergieträger. Ferner gehen einige Prognosen davon aus, dass der Energieträger noch weiter an Bedeutung zunimmt und im Jahr 2030 den Mineralöl ablösen wird. Diese Entwicklung wird durch die rückläufige Nutzung von Kernenergie und den umweltfreundlichen Eigenschaften von Erdgas gestützt.
Diesen Vorzügen stehen die Tatsachen entgegen, dass es sich auch bei Erdgas um einen fossilen und somit endlichen Energieträger handelt. Darüber hinaus werden die Beziehungen auf der politischen Ebene zu den wichtigen Energielieferanten, insbesondere Russland von vielen Akteuren skeptisch bis ablehnend diskutiert. Regeläßig auftauchende Erdgasstreits, wie die Auseinandersetzungen der Ukraine mit Russland, lassen in Politik und in Medien Zweifel aufkommen, ob Russland ein zu¬verlässiger Energiepartner sei. Ferner werden mit dem anwachsenden Umfang an russischen Lieferungen an Energierohstoffen Argumente hinsichtlich der gefährlichen Importabhängigkeit und sich daraus resultierenden Erpressbarkeit geäußert.
Die vorliegende Arbeit fokussiert sich auf die Problematik der Erdgasexportpolitik zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Sowjetunion/Russland im Rahmen der europäischen Energieaußenpolitik. Zugleich erfolgt eine umfassende Analyse über die Importabhängigkeit und die Gefährdung der Versorgungssicherheit insbesondere durch die russischen Erdgaslieferungen.
Kapitel 2 befasst sich nach einer kurzen Vorstellung der Entwicklung der deutschen Gasversorgung mit den heutige
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung des Erdgassektors in Deutschland
- Formung und Beginn der Erdgasversorgung
- Erdgasverbrauch und -Verwendung in Deutschland
- Erdgasanwendungen im Wärmemarkt
- Erdgasanwendungen im Strommarkt
- Szenarienüberblick: Erdgaseinsatz in einer Energieversorgung von morgen
- Erdgaseinfuhr und die wichtigen Importrouten
- Europäischer Erdgasmarkt und die Problematik der Energieaußenpolitik der EU
- Die Rohstoffseitige Verfügbarkeit als Basis für die Erdgasversorgung von Europa
- Charakteristika des Handels mit Erdgas
- Erdgastransport und Lieferstrukturen
- Vertragliche Strukturen im Erdgassektor
- Preisbildungssysteme und Entwicklung der Preise für Erdgas
- Historische Entwicklung des Europäischen Erdgasmarktes
- Europäische Union und Problematik einer gemeinsamen Energiepolitik
- Die „Versicherheitlichung“ der Energiedebatte
- Energiebeziehungen zwischen Russland und Deutschland und die Schwierigkeiten der Gasexportpolitik
- Sowjetunion und Einleitung des deutsch-russischen Gashandels
- Infrastruktur der sowjetischen Erdgaswirtschaft und Auflösung der Sowjetunion
- Gasdispute zwischen Transitregionen und Russland nach der Zeit der Sowjetunion
- Russische Erdgaswirtschaft und Preise auf dem Exportmarkt
- Russische Erdgaslieferungen und die Importabhängigkeit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Studienarbeit befasst sich mit der Bedeutung von Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland. Sie analysiert die historische Entwicklung des Erdgassektors, untersucht den aktuellen Erdgasverbrauch und die verschiedenen Anwendungen in Deutschland, beleuchtet die Herausforderungen der europäischen Energiepolitik und die strategischen Bedeutung von Erdgasimporten aus Russland.
- Entwicklung des Erdgasmarktes in Deutschland
- Bedeutung von Erdgas für die deutsche Energieversorgung
- Herausforderungen der europäischen Energiepolitik
- Die Rolle von Russland als Erdgaslieferant
- Geopolitische Aspekte des Erdgashandels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung von Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland dar und gibt einen Überblick über die Themen der Arbeit. Das zweite Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung des Erdgassektors in Deutschland, untersucht den Erdgasverbrauch und die verschiedenen Anwendungen in Deutschland sowie den Einfluss auf die Energiepolitik. Kapitel drei befasst sich mit dem europäischen Erdgasmarkt, insbesondere der Rohstoffseitigen Verfügbarkeit, den Charakteristika des Handels, der Preisbildung und der historischen Entwicklung. Das vierte Kapitel analysiert die Energiebeziehungen zwischen Russland und Deutschland sowie die Schwierigkeiten der Gasexportpolitik. Die Arbeit gipfelt in einer Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Erdgas, Energieversorgung, Deutschland, Russland, Europäische Union, Energieaußenpolitik, Gasexport, Rohstoff, Import, Preisbildung, Geopolitik.
- Arbeit zitieren
- Victor Lotz (Autor:in), 2013, Der Stellenwert des Erdgases in der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263849