Die zunehmende Integration der Kapitalmärkte, die wirtschaftliche Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit und die Heterogenität der nationalen Rechnungslegungssysteme machten eine Rechtsangleichung durch Harmonisierung und Standardisierung der Rechnungslegung in Europa und Deutschland zwingend erforderlich. Als erste Reaktion auf die sich verändernden ökonomischen Umweltbedingungen, wurden die Full IFRS (International Financial Reporting Standards) in das europäische Bilanzrecht mit der Verabschiedung der EU-Verordnung EG Nr. 1606/2002 vom 19.07.2002 implementiert und kapitalmarktorientierte Konzerne mit Sitz in der Europäischen Union (EU) dazu verpflichtet, ihre Abschlüsse nach den IFRS aufzustellen und offen zu legen. Die Full IFRS werden mittlerweile auch global anerkannt und angewendet, doch sind sie auf die Bedürfnisse kapitalmarktorientierter Unternehmen ausgerichtet. Wo bleibt da der Mittelstand? Auch der Mittelstand nimmt zunehmend am internationalen Wettbewerb teil und kann sich auf Dauer nicht der internationalen Harmonisierung der Rechnungslegung entziehen. Mit der Veröffentlichung der International Financial Reporting Standards for Small and Medium-sized Entities (IFRS for SMEs) im Jahr 2009, verfolgte das International Accounting Standards Board (IASB) das Ziel, einen Standard, der auf die speziellen Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zugeschnitten ist, als „[…]einheitliches Rechnungslegungsnormensystem des globalen Mittelstands [zu] etablieren“. Die Resonanz war allerdings äußerst durchwachsen. Fast zeitgleich kam es in Deutschland zur Einführung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG ), mit dem Ziel des deutschen Gesetzgebers, die HGB-Normen an die internationale Rechnungslegung und damit die IFRS anzunähern. Auf Grund der wirtschaftlichen Bedeutung des Mittelstands mit weit über 90% der Unternehmen in Deutschland, die zudem mehr als 60% der Arbeitsplätze stellen, gilt es mit Bedacht an die Reform von Regelungen zu gehen, die den Mittelstand betreffen und so unterliegt die mögliche Einführung der IFRS for SMEs (IFRS-SME ) mit ihren Chancen und Risiken einer permanenten Diskussion.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel dieser Arbeit
- Aufbau dieser Arbeit
- Begriffliche Grundlagen und Definitionen
- Deutscher Mittelstand und KMU
- Bilanzpolitik
- Full IFRS
- IFRS for SMEs/KMU-IFRS
- KMU-IFRS - Chancen und Risiken für den deutschen Mittelstand aus bilanzpolitscher Sicht
- Chancen für den deutschen Mittelstand
- Risiken für den deutschen Mittelstand
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den neuen KMU-IFRS und untersucht die Chancen und Risiken, die sich aus bilanzpolitischer Sicht für den deutschen Mittelstand ergeben. Die Analyse betrachtet die Auswirkungen der IFRS for SMEs auf die Rechnungslegungspraxis von KMU und beleuchtet die potenziellen Vorteile und Herausforderungen, die sich für diese Unternehmensgruppe ergeben.
- Einführung der IFRS for SMEs und deren Bedeutung für den deutschen Mittelstand
- Analyse der Chancen und Risiken der KMU-IFRS aus bilanzpolitischer Sicht
- Beurteilung der Auswirkungen auf die Rechnungslegungspraxis und die finanzielle Berichterstattung
- Bewertung der Anpassungsmöglichkeiten für den deutschen Mittelstand
- Diskussion der Relevanz und der potenziellen Folgen der KMU-IFRS für den deutschen Mittelstand
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die zunehmende Internationalisierung der Kapitalmärkte und die Notwendigkeit einer Harmonisierung der Rechnungslegungssysteme. Sie erläutert die Einführung der Full IFRS und die Herausforderungen, die sich für den Mittelstand daraus ergeben. Das zweite Kapitel definiert die Begriffe „Deutscher Mittelstand“, „KMU“ und „Bilanzpolitik“ und stellt die Full IFRS im Kontext der internationalen Rechnungslegung vor. Im dritten Kapitel werden die IFRS for SMEs vorgestellt und deren Zielsetzung erläutert. Das vierte Kapitel analysiert die Chancen und Risiken der KMU-IFRS für den deutschen Mittelstand. Es beleuchtet die möglichen Vorteile wie z. B. verbesserte Vergleichbarkeit und Transparenz, aber auch die potenziellen Herausforderungen wie z. B. erhöhter Aufwand und Komplexität. Die Zusammenfassung fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen KMU-IFRS, Bilanzpolitik, Chancen und Risiken, deutscher Mittelstand, Rechnungslegung, Internationalisierung, Harmonisierung, IFRS for SMEs, Vergleichbarkeit, Transparenz, Aufwand, Komplexität.
- Quote paper
- Guido Martins Kück (Author), 2013, Die Diskussion um die neuen KMU-IFRS – Chancen und Risiken für den deutschen Mittelstand aus bilanzpolitischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263898