Portfolio. Eine alternative Lernleistungsbeurteilung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Portfolio
2.1 Herkunft und Bedeutung des Begriffs
2.2 Definitionsversuch des Begriffs

3 Portfolio im Bildungsbereich
3.1 Entstehung und Übernahme ins Schulwesen
3.2 Portfolios im Unterricht
3.3 Die Planung von Portfolioarbeit
3.4 Reflektion

4 Vorteile bei der Arbeit mit Portfolios

5 Bedingungen für eine erfolgreiche Portfolioarbeit

6 Schlusswort

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Dimensionen zur Charakterisierung von Portfolioarbeit (vgl. Häcker S.38, 2006)

1 Einleitung

„Portfolio“ als „alternative Lernleistungsüberprüfung“ ist mir als ehemaliger Gymnasiast ein unbekanntes Wort gewesen. Während meiner Schulzeit wurde ich zwar mit Projektarbeiten konfrontiert, die Eigeninitiative und Kreativität erforderten, doch im Endeffekt lief es immer auf einen benoteten Leistungsvergleich mit den Projekten der Mitschüler hinaus. Der Noten- bzw. Leistungsdruck war von der ersten Klasse an immer vorhanden, die Entwicklung des Lernprozesses war nebensächlich, nur das Resultat war entscheidend. Als Schüler gewöhnte man sich an dieses Prinzip, denn es ging nicht darum, besonders sorgfältig seine Hausaufgaben oder sonstige freiwillige Zusatzarbeiten zu bearbeiten, da diese unbenotet blieben. Vielmehr ging es darum, Leistung abzuliefern wenn es darauf ankam, somit lernt der Schüler nicht aus persönlichem Interesse, sondern er lernt für eine gute Note. In unserer heutigen Leistungsgesellschaft gilt das Versagen als negative Eigenschaft, man wird an seinen Leistungen und Erfolgen gemessen, der Charakter und die persönlichen Werte sind zweitrangig. An staatlichen Schulen wird unseren Schülern genau diese Grundhaltung anerzogen. Anerkennung der Mitschüler, der Lehrer, ja sogar der Eltern erhält man nur, wenn man gute Noten erreicht. Haben also alternative Leistungsüberprüfungen wie das „Portfolio“ keine Chance in unserem staatlichen Schulwesen? Alternative Schulsysteme wie z.B. das der Waldorfschule, das mit solchen Methoden längst arbeitet, wurde von uns Schülern damals nur belächelt. „Bis zur 11. Klasse keine Noten, da lernt doch Niemand was“ oder „wie einfach ist das denn, die bekommen ihr Abitur geschenkt“ waren unsere Gedanken über diese Art von Schule. Die Beschäftigung mit der Thematik der „alternativen Lernleistungen“, insbesondere mit dem „Portfolio“, haben mein damaliges Bild grundlegend verändert. In den folgenden Kapiteln dieser Arbeit werde ich einen Überblick über die Arbeit mit Portfolios geben und ihre Vorteile sowie ihren möglichen Einsatz in der Schule erläutern.

2 Portfolio

2.1 Herkunft und Bedeutung des Begriffs

„Der Begriff Portfolio leitet sich aus dem italienischen „portafoglio“ ab, was sich aus dem Verb „portare“ (tragen) und dem Nomen „foglio“ (Blatt) zusammensetzt“ (Häcker 2006, S.27). Der Begriff wurde schon in der Renaissance von Künstlern und Architekten verwendet. Diese führten ihre sogenannten Portfolios um sich z.B. an Akademien oder für Bauaufträge zu bewerben. „Mithilfe der in dieser Mappe enthaltenen Dokumente konnten sie nicht nur die Qualität ihrer Arbeit zeigen, sondern zugleich auch, wie sie ihr Können im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben“ (Häcker 2006, S.28). Der Betrachter konnte sich durch die Skizzen und Entwürfe ein Bild vom Arbeitsstil des Portfoliobesitzers machen. „Portfolio“ wurde im Laufe der Zeit vielfältiger verwendet, so wurden nicht nur Bewerbungs- und Ausstellungsmappen von Architekten, Künstlern und Fotografen, sondern auch die Auf- und Gegenüberstellung von Wertpapieren (Investmentportfolios) als Portfolios bezeichnet (vgl. Häcker 2006, S.27).

Die Übernahme des Begriffs in den Bildungsbereich ist daher vom selben Grundgedanken geprägt. „Ein schulisches Portfolio zeigt […], was sein Autor oder seine Autorin kann, wie sie arbeitet und sich entwickelt hat, und enthält Dinge, die diese wert erachtet hat, in ihre Mappe oder ihren Ordner aufzunehmen, um sie zu unterschiedlichen Zwecken vorzuzeigen“ (Häcker 2006, S.28). Wesentliche Elemente der Portfolioarbeit finden sich schon zur Wende des 19. Jahrhunderts in der Reformpädagogik wieder. „Dokumentationen, Reflexionen und Darstellungen des eigenen Lernens bzw. seiner Ergebnisse (finden sich) bereits […] in den „Arbeitsmappen“ (von) Fritz Karsens (1885 – 1951) […] oder in „Jahresarbeiten“ an Waldorfschulen“ (Häcker 2006, S.30) wieder.

2.2 Definitionsversuch des Begriffs

Das Portfolio ist im pädagogischen Bereich aus der Praxis heraus entwickelt worden. Daher haben unterschiedliche Ideen und Überlegungen in die Portfoliopraxis Eingang gefunden, was sich anhand der vielfältigen Arten und Formen von Portfolios wiederspiegelt. Es muss hinterfragt werden, ob in der Vielfalt des Portfoliobegriffes ein gemeinsamer Kern steckt, der es rechtfertigt das Portfolio als eigenständiges pädagogisches Konzept zu bezeichnen (vgl. Häcker 2006, S.33f).

Die folgende Gliederung versucht die Begriffsvielzahl anhand von verschiedenen Kriterien und Beispielen zu kategorisieren:

- Bestimmter Zweck (z.B. Bewerbungsportfolio, Beurteilungsportfolio, Entwicklungsportfolio)
- Nachweis für bestimmte Qualifikationen (z.B. Medienportfolio, Sprachenportfolio, Kompetenzportfolio)
- Bestimmter Zeitabschnitt eines Bildungsganges (z.B. entrace portfolio, exit portfolio)
- Form des mit ihm verbunden Unterrichts (z.B. Projektportfolio)
- Medium in dem das Portfolio erstellt wurde (z.B. Elektronisches Portfolio)
- Zeitrahmen über den das Portfolio geführt wird (z.B. Epochenportfolio, Schulzeitportfolio, Jahresportfolio)

Die Stärke des Konzepts liegt in seiner Offenheit, daher fällt eine Definition, die möglichst alle Aspekte beinhaltet, schwer.

Portfoliopraktiker aus den USA unterscheiden den Portfoliobegriff in eine enge und eine weite Fassung. „In der engeren Fassung wird das Portfolio als alternatives Beurteilungsinstrument, das heißt eine alternative oder ergänzende Methode der Leistungsbeurteilung betrachtet, welche die Beurteilungsgerechtigkeit erhöht und gestattet, angestrebte higher order cognitive skills und soft skills in einer ökologischen validen Weise zu beurteilen“ (Häcker 2006, S.36). Diese Betrachtung sorgt fälschlicherweise häufig für die Annahme, dass Portfolios die Messgenauigkeit der Leistungsbeurteilung erhöhen würden und setzt dadurch falsche Erwartungen und Ansprüche. In der weiteren Fassung wird das Portfolio als Entwicklungs-, Lern- und Lehrinstrument verstanden. „In dieser Fassung werden an Portfolios Hoffnungen auf eine Unterrichtsreform in Richtung auf einen dem Lernen förderlichen, stärker schülerorientierten Unterricht geknüpft. In der weiten Fassung wird oft von Portfolioarbeit gesprochen, was den Prozess stärker hervorhebt und darauf hinweist, dass bei der Arbeit mit Portfolios methodische Elemente, Techniken und Prinzipien wirkungsvoll zu einem Lern-Lehr-Konzept verbunden werden“ (Häcker 2006, S.36). Der Begriff Portfolioarbeit weist darauf hin, dass es sich um mehr als nur eine Unterrichtsmethode handelt, daher wird in der weiten Fassung auch von einem Portfolioansatz bzw. Portfoliokonzept gesprochen.

Eine ziemlich alles umfassende Definition lieferten die Portfoliospezialisten Pearl und Leon Paulson:

„Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Die Sammlung muss die Beteiligung der/des Lernenden an der Auswahl der Inhalte, der Kriterien für die Auswahl, der Festlegung der Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die Selbstreflexion der/des Lernenden einschließen“ (Paulson et al. S.60; Übers. T.H.).

Diese Definition beinhaltet eine kooperative Beziehung zwischen den Beteiligten. „Sie orientiert sich an den Prinzipien der Kommunikation, Transparenz und Partizipation“ (Häcker 2006, S.37).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Portfolio. Eine alternative Lernleistungsbeurteilung
Hochschule
Universität Stuttgart
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V264037
ISBN (eBook)
9783656532330
ISBN (Buch)
9783656532958
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Portfolio, alternative Lernleistung, Leistungsnachweis, Schulportfolio
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Sven Langjahr (Autor:in), 2013, Portfolio. Eine alternative Lernleistungsbeurteilung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264037

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Portfolio. Eine alternative Lernleistungsbeurteilung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden