Die Europäische Union (EU) ist die Erfolgsgeschichte von Frieden, Freiheit und wirtschaftlicher Prosperität. Doch dieses Bild von Europa verschwindet zunehmend, gerade in der Wahrnehmung ihrer Bürger.
Die europäische Staatsschuldenkrise befindet sich in ihrem vierten Jahr und prägt wie kein anderes Thema die Berichterstattung der Medien über Europa. Ausgelöst durch die Immobilienspekulationen in den USA und die darauf erfolgten Bankenrettungen haben sich viele europäische Staaten hoch verschuldet. Auch wurden notwendige Strukturreformen gar nicht oder erst viel zu spät angegangen. Griechenland gilt als Synonym für die europäische Finanzkrise. Mit über 150% des BIP weist das elf Millionen Einwohner zählende Land mit Abstand die höchste Schuldenquote in der gesamten EU auf. Die Konsequenz daraus ist eine Zinslast, die das Land ohne externe Hilfe zahlungsunfähig machen würde.
Der Staatsbesuch von Angela Merkel am 9.10.2012 in Griechenland erhält durch die aktuelle Krise eine besondere politische und öffentliche Brisanz. Er fällt kurz vor die Entscheidung der sogenannten Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfond (IWF) und EU-Kommission über weitere Finanzhilfen für Griechenland. Innerhalb Europas hat sich Deutschland einen Namen als Verfechter von tiefgreifenden Sparmaßnahmen gemacht. Nicht nur in Griechenland, sondern in ganz Südeuropa führt das in der jeweiligen nationalen Öffentlichkeit zu teilweise starkem Widerstand.
Europäisierungsprozesse werden über Massenmedien, als Akteure der Öffentlichkeit kommuniziert und vorangebracht. Die Tageszeitungen gelten als die wichtigste Instanz der öffentlichen und politischen Meinungsbildung. Sie spielen in diesem Prozess nicht nur die Rolle des Vermittlers oder Kommunikationsforums, sondern agieren selbst als Öffentlichkeitsakteur und beeinflussen damit direkt den Prozess einer Europäisierung.
Im Zentrum meines Forschungsinteresses steht die Frage, wie sich Europäisierung in der europäischen Staatsschuldenkrise charakterisiert. Dies soll am Beispiel der Berichterstattung über den Staatsbesuch der deutschen Bundeskanzlerin in Athen analysiert werden.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINFÜHRUNG
- 2. MEDIEN, EUROPÄISIERUNG UND EUROPÄISCHE ÖFFENTLICHKEIT
- 2.1 DIE ROLLE DER MEDIEN IM POLITISCHEN PROZESS
- 2.2 ÖFFENTLICHKEIT UND MASSENMEDIEN
- 2.3 EUROPÄISIERUNG
- 2.4 THEORETISCHE PERSPEKTIVEN EUROPÄISCHER ÖFFENTLICHKEIT
- 3. FORSCHUNGSDESIGN
- 3.1 INHALTSANALYSE
- 3.2 QUALITATIVE FORSCHUNG UND IHRE GÜTEKRITERIEN
- 3.3 BESCHREIBUNG DES VORGEHENS
- 4. ERGEBNISSE DER ANALYSE
- 4.1 DISKUSSION
- 5. ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Europäisierung der deutschen EU-Berichterstattung im Kontext der europäischen Staatsschuldenkrise am Beispiel des Staatsbesuchs von Angela Merkel in Athen im Oktober 2012. Die Arbeit analysiert, inwiefern und in welcher Form die Berichterstattung über dieses Ereignis nationale und europäische Perspektiven integriert und welche Rolle die Medien dabei spielen, eine europäische Öffentlichkeit zu gestalten.
- Die Rolle der Medien im politischen Prozess und in der Konstruktion von Öffentlichkeit
- Europäisierungsprozesse und ihre Manifestation in der Medienlandschaft
- Theoretische Perspektiven auf die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit
- Die Darstellung der Staatsschuldenkrise und der Situation in Griechenland in der deutschen Presse
- Die Analyse der Berichterstattung über den Staatsbesuch von Angela Merkel in Athen im Hinblick auf Europäisierungstendenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage umreißt. Im zweiten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für die Analyse gelegt, indem die Rolle der Medien im politischen Prozess, die Bedeutung von Öffentlichkeit und die verschiedenen Facetten der Europäisierung beleuchtet werden. Dabei wird auch auf unterschiedliche theoretische Modelle der europäischen Öffentlichkeit eingegangen.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Forschungsdesign der Arbeit. Hier wird die Methode der qualitativen Inhaltsanalyse anhand der Grounded Theory vorgestellt und die verwendeten Gütekriterien erläutert. Darüber hinaus wird das Vorgehen der Analyse detailliert beschrieben, einschließlich der Auswahl des Materials und der Kodierprozesse.
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Inhaltsanalyse. Die Arbeit untersucht die Berichterstattung der fünf überregionalen Tageszeitungen Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, die Tageszeitung und Süddeutsche Zeitung im Zeitraum vom 6. bis 11. Oktober 2012. Die Ergebnisse werden in drei großen Themenbereichen zusammengefasst: Der Staatsbesuch, die Situation in Griechenland und die Staatsschuldenkrise in Europa. Darüber hinaus werden wichtige Akteure, Institutionen und Medien erwähnt, die in der Berichterstattung eine Rolle spielen.
Der letzte Teil der Arbeit widmet sich der Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage und die verwendeten Gütekriterien. Zudem werden die Erkenntnisse der Analyse in Bezug auf die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit und die Europäisierung der EU-Berichterstattung interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Europäisierung, Medien, Öffentlichkeit, Staatsschuldenkrise, Griechenland, Deutschland, EU-Berichterstattung, Inhaltsanalyse, Grounded Theory, qualitative Forschung, Gütekriterien.
- Arbeit zitieren
- Tobias Schäfer (Autor:in), 2013, Europäisierung der EU-Berichterstattung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264271