Adam und Eva vs. Höhlengleichnis

Ein Vergleich zwischen Bibel und Platon. Bleibt Bildung ein Erziehungsziel oder "Ist der Dumme am Ende glücklich"?


Hausarbeit, 2013

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Höhlengleichnis nach Platon
2.1 Was bedeutet Bildung nach Platon und warum ist sie notwendig?

3. Zusammenfassung Erzählung Adam und Eva
3.1 Bedeutet Erkenntnis gleich Bildung?
3.2 Was hat das für Konsequenzen für die Pädagogik?

4. Gegenüberstellung Höhlengleichnis und Schöpfungstheorie

5. Schlussfolgerung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit möchte ich mich damit auseinandersetzen, wie Platon und wie die Bibel zum Bildungserwerb stehen, bzw. in wie weit diese mit der Suche nach Glückseligkeit als Sinn des Lebens zu vereinbaren ist und ob dieser somit als Ziel einer Erziehung gesehen werden kann. Um sein Verständnis von Bildung und der Wahrnehmung der Wirklichkeit zu erläutern, schrieb Platon das Höhlengleichnis. Dieses stammt in etwa aus der Zeit um 427 bis 347 v. Christus. Platon beschreibt in seinem Höhlengleichnis einige, in einer Höhle gefesselte Menschen, welche seit Beginn ihrer Zeit dort sitzen, gefesselt sind und die Wand vor sich anstarren. Das Einzige, was ihnen sichtbar ist, sind die Schatten an der Wand, die durch ein Feuer vor der Höhle und Menschen außerhalb der Höhle, welche zwischen Feuer und Höhleneingang Dinge vorbeitragen, an die Wand projiziert werden. Das heißt für die gefesselten Menschen in der Höhle stellen die Schatten an der Wand die gesamte Wirklichkeit da und sie sind nicht in der Lage von selbst die Fesseln zu lösen und nach dem Grund für die Schatten zu suchen. So sieht Platon auch die Menschen selbst. Die Menschen seien gefangen in einer Höhle und sehen hier nur Schatten der Wirklichkeit. Um die Hintergründe aller Dinge verstehen zu können, müsse sie jemand von den Fesseln befreien und sogar gegen ihren Willen in das stark blendende, dadurch stark schmerzende „Sonnenlicht“ führen. Der Blick in die Sonne ist nach Platon das Verlassen der Höhle, das Begreifen der Wirklichkeit, der Dinge hinter den Schatten, Bildung. Diese sei allerdings nicht von selbst und nicht ohne „Schmerzen“ zu erreichen. Dennoch sei dies der einzige Weg, hinter die Dinge zu schauen. Da eines jeden Menschen Ziel, ihn zur Suche nach dem Glück, zur Suche nach einem dauerhaften glücklichen Zustand ausrichtet. Die Suche nach Glückseligkeit. Platon sieht diese in einem Verständnis der Welt und einem Begreifen der tatsächlichen Dinge, deren vermeintliche Abbilder wir vorerst alleine erkennen können.

Grundsätzlich lässt sich Platons Sicht der Dinge in der Sinnerfüllung durch Wissen um die Wahrheit durchaus nachvollziehen. Denn was macht mehr Sinn, als eben die Hintergründe und Ursprünge aller Dinge zu ergründen. Dennoch muss man sich die Frage stellen, ist man in der Lage alle Dinge zu ergründen? - Ist man nicht grundsätzlich aus zeitlich determinierten Gründen gar nicht in der Lage dazu und erfährt man somit durch Bildung nicht eigentlich nur viel mehr von dem was man nicht weiß, viel mehr um das, was man gerne wissen würde und wird dadurch nicht die Erwartung an sich selbst und der Drang der Weiterbildung so groß, dass man nicht mehr in der Lage ist, diesem überhaupt nach zu kommen. Wird man nicht gerade dadurch unglücklich, dass „[man weiß, was man nicht weiß]“1 ? - Und wenn dem nicht so wäre, wieso sollte dann die Glückseligkeit, die Zufriedenheit der Menschen gerade durch Bildung erreicht werden? Bringen nicht gerade das Verständnis der Dinge und eine kritischere Reflektion dieser, ein Unwohlsein mit sich, weil die Orientierung der eigenen Person immer an unerreichten Wünschen und Erwartungen hängt?

Noch Jahrhunderte vor Platon und mit Anschluss an den bisherigen babylonischen Schöpfungsmythos und einige jüdische Erzählungen, sowie die Tora und den Talmud, wurde die Schöpfungsgeschichte der heutigen christlichen Bibel verfasst. Diese enthält die Erzählung über 6 Schöpfungstage Gottes und einen Tag der Ruhe. Am sechsten Tag schuf er den Menschen, Adam und formte aus dessen Seite, Eva, die Frau.2 Beide lebten im Paradies, dem Garten Eden, den Gott östlich anlegte. In diesem Stand der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Alle Früchte des Garten Eden dürften sie verzehren und alles mögliche dort tun. Nur eine Regel erließ Gott: Esst nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

So trug es sich aber zu, dass Eva am Baum vorbei kam und ihr die Schlange zusprach und sie überredete davon zu kosten. Sie weckte schließlich auch das Verlangen danach in Adam und beide kosteten vom Apfel des Baumes. Beide nahmen ihre bisherige Nacktheit nun mit Scham wahr und versteckten sich hinter Zweigen. Gott sprach beide daraufhin an, verbannte sie aus dem Paradies und lies sie nicht weiter vom Baum des ewigen Lebens kosten.

So ist es doch im Schöpfungsmythos der Bibel nun so, dass Adam und Eva in Unwissenheit und fern von jeder Erkenntnis um Gut und Böse, im Paradies leben. Einem Raum in dem sie sich über nichts Gedanken machen müssen und auch gar nicht tun, weil sie nicht dazu befähigt sind. Sie leben so zu sagen in den Tag hinein und folgen ihren menschlichen Trieben und Bedürfnissen. Die Erkenntnis von Gut und Böse, analog praktisch zum Verlassen der Höhle bei Platon, dem Erkennen dessen, was hinter all den Dingen steht, scheint beide zu reizen und sie gehen diesen Schritt fast von allein, auch wenn die Schlange sie dazu „verführt“. Beide erlangen also die Erkenntnis um die Dinge, um das was sie nicht wissen und das was letztlich Gut und Böse ist und somit auch um die menschlichen Sorgen. Dieses innere aufgeklärt sein, das Wissen und gleichzeitig die nun entstandene Sorge, machen aus beiden einen nicht mehr ausgeglichenen, nicht mehr glückseligen Menschen, der nicht mehr alleine seiner Triebe frönt, sondern sich menschlichen Sorgen hingeben muss. Adam und Eva haben analog zu dem Befreiten in Platons Höhlengleichnis den Zustand der Bildung erreicht. Unterschiedlich ist hier jedoch die Bedeutung dessen. Während Adam und Eva durch die Erkenntnis das Paradies auf Erden, den Zustand der Glückseligkeit verlassen mussten, wird dieser Zustand bei Platon eben erst genau dadurch erreicht und der Zustand der nicht Wissenden, die alleine in der Höhle die Schatten der Wirklichkeit wahrnehmen, entspricht nach seiner Sichtweise eher dem Verlassen des Paradieses, dem nicht erreichen der Glückseligkeit.

In drei Dingen sind sich beide Gleichnisse einig: Das Erreichen von Erkenntnis/Bildung geht nicht alleine durch einen Protagonisten, sondern bedarf eines „wissenden Helfers“. Der Akt der Erkenntnis/Bildung ist im ersten Moment unangenehm für die aktiven Handelnden. Das Erkennen/Bilden hat Auswirkungen auf den Sinn des Lebens gefasst im Erstreben von Glückseligkeit.

Somit sind sich die Gleichnisse der Bedeutung von Erkenntnis bzw. Bildung im Bezug auf den Verlauf und Sinn des Lebens, bzw. erreichen dessen Ziels einig. Unterschiede entstehen alleine durch die Deutung im positiven wie negativen Bereich. Auf den Punkt formuliert: Kann man nur ohne Bildung/ Erkenntnis glücklich werden, weil man nicht um das weiß, was man nicht weiß, weil man nicht um die Sorgen weiß, die man eigentlich haben müsste. Oder aber kann man nur glücklich werden durch Erkenntnis, durch Wissen um die Dinge hinter den „Schatten des Lebens“, durch das Wissen um das Verstehen dessen.

Diese Frage möchte ich zur Leitfragestellung meiner Arbeit machen. Im Folgenden werde ich beide Gleichnisse ausführlich wiedergeben und verschiedene Deutungsversuche derer gegenüberstellen. In einer abschließenden Schlussfolgerung möchte ich die Frage wenigstens durch eine Tendenz bzw. eine persönliche Interpretation und Sichtweise, begründet beantworten können.

2. Höhlengleichnis nach Platon

Platon beschreibt in seinem Werk Politeia eine Höhle in der verschiedene Menschen von Kindheit an gefangen sind. Sie sind gefesselt und können weder sich selbst noch andere Gefangene sehen.3 Das einzige was sie sehen sind an die Wand vor ihnen geworfene Schatten, die durch den Höhleneingang hinein geworfen werden und die von unten nicht in ihrer Herkunft und ihrem Ursprung zu erahnen sind. Tatsächlich ist vor der Höhle eine Mauer, hinter der wiederrum ein Feuer brennt und hinter dem ständig Personen mit Gegenständen vorbei laufen. Die Spiegelungen sind also alles, was die Gefangenen in der Höhle Zeit ihres Lebens gesehen haben und somit die einzige und tatsächlich wahrhaftige Wirklichkeit für sie. Die Stimmen und Gespräche die von den Menschen ausgehen, die die Schatten verursachen, werden auch direkt den Schatten zu geschrieben und gehören zu den einzigen akustischen Signalen, die die Gefangenen abgesehen von den Kommentaren der anderen Gefangenen, wahrnehmen.

[...]


1 Vgl. E. Heitsch, Platon: Apologie des Sokrates, Göttingen, 101.

2 Vgl. F. Crüsemann, Eva - eine Seite des Menschen. In G. O. Britta Hübener, Gestalten des Lebens - 24 Männer und Frauen des Alten und Neuen Testaments,18 ff.

3 Vgl. Platon, das Höhlengleichnis in Politeia VII, 514a1-517c6.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Adam und Eva vs. Höhlengleichnis
Untertitel
Ein Vergleich zwischen Bibel und Platon. Bleibt Bildung ein Erziehungsziel oder "Ist der Dumme am Ende glücklich"?
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut I für Bildungsphilosophie, Anthropologie und Pädagogik der Lebensspanne)
Veranstaltung
Jugend und Soziales Handeln
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V264445
ISBN (eBook)
9783656538578
ISBN (Buch)
9783656542636
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adam und Eva, Höhlengleichnis, Platon, Dumm und Glücklich, Bildung, Erziehungsziel
Arbeit zitieren
Maximilian Möhring (Autor:in), 2013, Adam und Eva vs. Höhlengleichnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264445

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