[...] In dieser Arbeit soll die
Anwendung des Case Management Konzeptes von Neuffer dargestellt
werden. Er richtet sein Konzept ganz speziell auf die fallorientierte
soziale Arbeit mit dem Einzelnen und mit Familien (Neuffer, 2002). Im ersten Schritt meiner Arbeit ist es zunächst erforderlich darzustellen,
was es für das Familiensystem bedeutet, wenn ein Elternteil psychisch
erkrankt. Dabei lege ich für den Begriff der ,Familie’ die Definition des
siebten Jugendberichts, des Bundesministeriums für Jugend, Familie,
Frauen und Gesundheit aus dem Jahr 1986 zugrunde. Da ist mit Familie
die „auf persönlichen Beziehungen gegründete Gemeinschaft gemeint, in
der Erwachsene und junge Menschen auf Dauer angelegt miteinander
leben, dabei aufeinander Einfluss nehmen und füreinander
Verantwortung tragen“ (zitiert n. Schewe, 2000, S. 277). Diese
Definition umfasst alle mögliche Formen von Familienbeziehungen, wie
die klassische Familie, Mutter, Vater, Kinder, die Ein-Eltern-Familie,
Stieffamilien usw. Es ist zunächst danach zu fragen, welche Funktionen die Familie hat und
welche Funktionsverluste die psychische Erkrankung eines Elternteils
nach sich zieht. Was konkret die psychische Erkrankung eines Elternteils
in bezug auf die Situation der einzelnen Familienmitglieder innerhalb des
Familiensystems bewirkt, soll hier thematisiert werden.
Im dritten Teil der Arbeit werde ich der Frage nachgehen, welche
Unterstützungsangebote die Erwachsenenpsychiatrie und die Jugendhilfe, als die beiden wichtigen Institution im Umgang mit
psychisch kranken Menschen und bei familiären Problemen für diese
Familien anbieten. Dabei zeige ich auf, welche Hilfsangebote die beiden
Institutionen anbieten, was sie voneinander unterscheidet, wo ihre
Grenzen und Möglichkeiten liegen und was dies für die praktische Arbeit
mit den Familien bedeutet. Ich beschreibe anschließend die Konflikte
und Spannungsfelder, welche in der praktischen Zusammenarbeit durch
die unterschiedlichen Handlungsaufträge der beiden Institutionen
auftreten, Anschließend stelle ich Ansätze dar, wie die
Kommunikationsstruktur und Zusammenarbeit der Fachkräfte der beiden
Institutionen verbessern werden könnte. Im anschließenden Kapitel soll
dann untersucht werden, welches spezifisches Lösungspotenzial Case
Management hat. Wo dieses Konzept institutionell unter welchen
Bedingungen verortet werden soll, stelle ich im letzten Abschnitt vor. Im
Ressüme werde ich die Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend
darlegen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- AUSWIRKUNGEN DER PSYCHISCHEN ERKRANKUNG EINES ELTERNTEILS AUF DIE FAMILIE
- Funktionen der Familie und Funktionsverluste der Familie durch die psychische Erkrankung eines Elternteils
- Die Auswirkungen der psychischen Erkrankung auf die einzelnen Mitglieder der Familie
- Der psychoseerkrankte Elternteil
- Die Folgen einer akuten psychotischen Erkrankung
- Die chronisch psychische Erkrankung und ihre Bedeutung für die Familie
- Die Folgen für die Kinder
- Unmittelbare Reaktionen der Kinder auf den veränderten erkrankten Elternteil
- Folgeprobleme für die Kinder
- Auswirkungen auf den Partner
- Die Belastungen für den Partner in der psychotischen Krise
- Auswirkung auf den Beziehungsalltag des Paares
- AUFGABEN, ANGEBOTE UND ZUSAMMENARBEIT DER ERWACHSENEN-PSYCHIATRIE UND JUGENDHILFE IN DER FAMILIENARBEIT
- Aufgaben und Angebote einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung
- Aufgaben einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung
- Angebote einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung
- Stationäre Angebote
- Komplementäre Angebote
- Ambulante Angebote
- Aufgaben und Leistungen der Jugendhilfe
- Aufgaben der Jugendhilfe
- Leistungen der Jugendhilfe
- Hilfen zur Förderung der Erziehung in der Familie
- Hilfen zur Erziehung
- Zwischenergebnis
- Zusammenarbeit der beiden Handlungssysteme Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe in der Praxis
- Spannungsfelder der beiden Handlungssysteme
- Parteilichkeit der beiden Institutionen
- Selbstbestimmung des Erkrankten kontra mögliche Gefährdung des Kindes
- Unterschiedliche Bearbeitungszeiten der Institutionen
- Unterschiedliche zeitliche Maßstäbe in der Betreuung von Eltern und Kindern
- Möglichkeiten einer gelingenden Kooperation
- CASE MANAGEMENT IN DER SOZIALEN ARBEIT
- Die Entwicklung der Sozialen Einzelfallhilfe (Case Work) und ihre Verbindungslinien zum Case Management
- Das Konzept des Case Management nach Neuffer
- Leitlinien einer fallorientierten Sozialen Arbeit
- Ablauf und Phasen des Case Management
- EINSATZMÖGLICHKEITEN FÜR DAS CASE MANAGEMENT KONZEPT NACH NEUFFER IN DER SOZIALEN ARBEIT IM ARBEITSFELD PSYCHIATRIE
- Parallelen des personenzentrierte Ansatzes zum Case Management-Konzept
- Case Management im Sozialpsychiatrischen Dienst
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit das Case Management als Arbeitsform der Sozialen Arbeit Familien mit psychisch erkrankten Eltern effektiv und effizient unterstützen kann. Dabei wird speziell auf das Case Management Konzept von Neuffer eingegangen, welches sich auf die fallorientierte soziale Arbeit mit dem Einzelnen und mit Familien konzentriert.
- Die Auswirkungen psychischer Erkrankungen eines Elternteils auf das Familiensystem.
- Die Aufgaben und Angebote der Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe in der Familienarbeit.
- Die Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe.
- Das Konzept des Case Management nach Neuffer.
- Die Einsatzmöglichkeiten des Case Management Konzeptes in der Sozialen Arbeit im Feld der Psychiatrie.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Analyse der Auswirkungen psychischer Erkrankungen eines Elternteils auf die Familie. Sie beleuchtet die Funktionsverluste, die die Erkrankung mit sich bringt, und untersucht die spezifischen Folgen für den erkrankten Elternteil, die Kinder und den Partner. Im nächsten Abschnitt werden die Aufgaben und Angebote der Erwachsenenpsychiatrie und Jugendhilfe in der Familienarbeit dargestellt, einschließlich ihrer spezifischen Leistungen und der Herausforderungen bei der Zusammenarbeit zwischen den beiden Handlungssystemen. Abschließend wird das Case Management Konzept von Neuffer vorgestellt und dessen Potenzial für die Unterstützung von Familien mit psychisch erkrankten Eltern beleuchtet.
Schlüsselwörter
Familien mit psychisch kranken Eltern, Case Management, Sozialpsychiatrischer Dienst, Jugendhilfe, Erwachsenenpsychiatrie, Familienarbeit, fallorientierte Soziale Arbeit, psychische Erkrankungen, Funktionsverluste, Unterstützungsmöglichkeiten.
- Arbeit zitieren
- Birgit Lesker (Autor:in), 2003, Sozialarbeit in Familien mit psychisch krankem Elternteil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26483