Seit dem 1. Januar 1993 besteht die Slowakei als selbständiger Staat. In nur zehn Jahren entwickelte sich das postkommunistische Land zu einem vollwertigen Mitglied der Europäischen Union. Erst die Richtungsänderung durch den Regierungswechsel 1998 ebnete den Weg einer fast isolierten Slowakei in die Europäische Gemeinschaft, der mit Beitrittsverhandlungen 2000 begann und mit der Aufnahme am 1. Mai 2004 abgeschlossen wurde. Einen wichtigen Teil zu diesen Entwicklungen trug das sich in den letzten 13 Jahren stark veränderte Parteiensystem bei.
Da für die Entstehung des Parteiensystems die Wendejahre während des Zusammenbruchs des Ostblocks mit entscheidend waren, setzt diese Hausarbeit bereits vor der Staatsgründung mit den Wahlen 1990 an. Dazu werden im ersten Kapitel Genealogie der Parteien zunächst die wichtigsten Parteien beschrieben sowie ihre Entstehung und Entwicklung erläutert. Die Parteienlandschaft in der Slowakei ist dabei so vielfältig, dass ich mich auf die Parteien beschränke, die jemals den Einzug ins Parlament geschafft haben. Im zweiten Kapitel Parteisystemtyp werden anhand der Ausführungen von Steven Wolinetz in seinem Artikel Party systems and party systems types Definitionen für verschiedene Parteiensystemtypen vorgestellt. Das dritte Kapitel beschäftigt sich dann auf der Basis von Michael Lavers und Kenneth Benoits Untersuchung Party policy in modern democracies mit der jeweiligen Position der einzelnen Parteien auf einer zweidimensionalen Policy-Matrix. Im vierten Kapitel soll anhand der Sitzverteilung im Nationalrat ein Ergebnis für die Art des Parteiensystems erarbeitet werden. Der Schluss fasst die gefundenen Resultate zusammen, um dann eine Prognose für die weitere Entwicklung des slowakischen Parteiensystems formulieren zu können.
Neben den angeführten Texten von Laver, Benoit und Wolinetz waren die Werke von Kipke und Schönfeld noch von besonderer Bedeutung. Zu den Kipke-Artikeln ist zu bemerken, dass das 2002 verfasste Buch stellenweise ausführlicher ist, während der 2004 veröffentlichte Aufsatz neuere Informationen beinhaltet. Daher habe ich die teilweise identischen Werke separat im Literaturverzeichnis angeführt. Zusätzlich waren die leider nur teilweise englischsprachigen Webseiten des Parlaments, der Regierung und des Amts für Statistik der Slowakei sowie der einzelnen Parteien dennoch sehr informativ, vor allallem im Bezug auf die Parlamentswahlen im Juni 2006.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Genealogie der Parteien
- Linke Parteien
- Parteien der Mitte
- Christlich-konservative und regionale Parteien
- Extreme Rechte/Populisten
- Parteiensystemtyp
- Die Positionen der Parteien auf den zwei wichtigsten Policy-Dimensionen
- Sitzverteilung im Parlament
- Alan Siaroffs empirische Parteiensystemtypologie
- Peter Mairs Parteiensystemtypologie anhand der Regierungsübernahme
- Schluss
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert das Parteiensystem der Slowakei im Zeitraum von 1990 bis 2006. Sie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der wichtigsten Parteien, analysiert die Typologie des Parteiensystems und untersucht die Positionierung der Parteien auf relevanten Policy-Dimensionen. Die Arbeit beschäftigt sich auch mit der Sitzverteilung im Parlament und nutzt verschiedene empirische Modelle zur Einordnung des slowakischen Parteiensystems.
- Genealogie der Parteien: Die Entstehung und Entwicklung der wichtigsten slowakischen Parteien, insbesondere im Kontext des Zusammenbruchs des Ostblocks.
- Parteiensystemtyp: Klassifizierung des slowakischen Parteiensystems anhand verschiedener theoretischer Modelle.
- Policy-Positionen: Analyse der Positionen der Parteien auf relevanten Policy-Dimensionen wie Links-rechts und Privatisierung.
- Sitzverteilung: Untersuchung der Sitzverteilung im slowakischen Parlament im Zeitraum von 1990 bis 2006.
- Empirische Typologisierung: Einordnung des slowakischen Parteiensystems mithilfe empirischer Modelle von Siaroff und Mair.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Slowakei als Staat und dessen Einbindung in die Europäische Union vor. Sie betont die Bedeutung des sich entwickelnden Parteiensystems für die politische und gesellschaftliche Transformation des Landes. Die Arbeit fokussiert auf die Zeitspanne ab 1990, um die Entstehung des Parteiensystems im Kontext des Zusammenbruchs des Ostblocks zu betrachten.
- Genealogie der Parteien: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung der wichtigsten slowakischen Parteien, die im Laufe der Zeit den Einzug ins Parlament geschafft haben. Die Analyse umfasst linke Parteien, Parteien der Mitte, christlich-konservative und regionale Parteien sowie extreme Rechte/Populisten. Die Beschreibungen der einzelnen Parteien beleuchten ihre Entstehung, ihr politisches Programm und ihre Rolle im politischen System der Slowakei.
- Parteiensystemtyp: Dieses Kapitel analysiert das slowakische Parteiensystem anhand verschiedener theoretischer Modelle. Es werden Definitionen für verschiedene Parteiensystemtypen vorgestellt, und es wird versucht, das slowakische System in diese typologische Einordnung zu integrieren.
- Die Positionen der Parteien auf den zwei wichtigsten Policy-Dimensionen: Dieses Kapitel untersucht die Positionierung der slowakischen Parteien auf relevanten Policy-Dimensionen wie Links-rechts und Privatisierung. Die Analyse soll Aufschluss über die ideologische Ausrichtung der einzelnen Parteien und deren Standpunkte zu wichtigen politischen Themen geben.
- Sitzverteilung im Parlament: Dieses Kapitel analysiert die Sitzverteilung im slowakischen Nationalrat im Zeitraum von 1990 bis 2006. Die Analyse der Sitzverteilung soll Erkenntnisse über die Stärke der einzelnen Parteien, die Zusammensetzung des Parlaments und den Einfluss auf die Regierungsbildung liefern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf das slowakische Parteiensystem und befasst sich mit Themen wie Parteiengenealogie, Parteiensystemtypen, Policy-Dimensionen, Sitzverteilung und empirischen Klassifizierungen. Wichtige Begriffe sind: Postkommunismus, Europäische Union, Links-rechts-Achse, Privatisierung, Sitzverteilung, effektive Parteienzahl, Regierungsbildung und empirische Parteiensystemtypologie.
- Arbeit zitieren
- Michael Knoll (Autor:in), 2006, Das Parteiensystem der Slowakei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264895