In der Ethnologie meint Cargo-Kult den Sammelbegriff für eine bestimmte Form von Heilserwartungsbewegungen, die zuerst Ende des 19. Jahrhunderts in Neuguinea beo-bachtet worden sind. Der idealtypische Ablauf eines Cargo-Kultes beginnt mit dem Auftauchen eines Propheten, der den baldigen Anbruch paradiesischer Zustände ankündigt. Diese sollen Konsumgüter wie Radios, Lebensmittel-Konserven, Motorfahrzeuge sowie Fracht von Schiffen oder Flugzeugen in unbegrenzter Verfügbarkeit bescheren. Von dieser Fracht kommt auch der Begriff „Cargo“.
In dieser Arbeit werde ich mich mit dem Phänomen Cargo-Kult in Papua Neu Guinea beschäftigen. Dabei werde ich wie folgt vorgehen: Da der Begriff „Cargo-Kult“ heute teilweise zurückhaltend gebraucht wird, werde ich auf diese Diskussion eingehen und den Begriff „Cargo-Kult“ an sich kritisch bewerten. Anschließend werde ich erläutern was ein Cargo-Kult ist und wie er entsteht. Danach werde ich den Ablauf von Cargo-Kulten aufzeichnen und einige Ansichten von Ethnologen über Cargo-Kulte vorstellen. Hierbei beziehe ich mich auf Lamont Lindstrom, Stephen C. Leavitt, Roy Wagner, Dough Dalton und Andrew Lattas. Da bei Cargo-Kulten große Variationsmöglichkeiten bestehen, sowohl in den Kulturen wie auch unter ihnen, werde ich einen bestimmten Cargo-Kult Neuirlands beschreiben: den Johnson Kult von New Hanover. Dabei werde ich mich auf die Literatur von Dorothy K. Billings berufen, die bei den Lavongai forschte und den Johnson Kult bekannt machte. Hierbei werde ich zuerst den historischen Ablauf des Johnson Kults aufzeigen, folgend die Kult-Ideologie der Lavongai vorstellen und mich dann an eine Interpretation des Johnson Kults wagen. Im dritten Teil dieser Arbeit soll die These diskutiert werden, dass Cargo-Kulte eine Antwort auf die Herausfindung der Globalisierung sind. Hierbei werde ich aufzeichnen, wie sich Heilserwartung und apokalyptische Vorstellungen, in Zusammenhang mit der Globalisierung, auf Cargo-Kulte auswirken, um am Ende dieser Arbeit ein umfangreiches Bild über Cargo-Kulte in Papua Neu Guinea zeigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Klärung des Begriffs „Cargo-Kult"
- Was ist ein Cargo-Kult und wie entsteht er?
- Ablauf von Cargo-Kulten
- Ansichten über Cargo-Kulte
- Der historische Ablauf des Johnson Kult von New Hanover
- Die Kult-Ideologie der Lavongai
- Interpretation des Johnson Kults
- Apokalyptische Vorstellungen in Zusammenhang mit der Globalisierung und ihre Auswirkungen auf Cargo-Kulte
- Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Cargo-Kultes in Papua Neu Guinea, insbesondere mit dessen Entstehung und Entwicklung im Kontext der Globalisierung. Sie analysiert die Auswirkungen der Globalisierung auf lokale Gruppen und untersucht, wie Cargo-Kulte als Reaktion auf diese Prozesse verstanden werden können.
- Die Entstehung und Entwicklung von Cargo-Kulten
- Die Rolle der Globalisierung bei der Entstehung von Cargo-Kulten
- Die Interpretation von Cargo-Kulten als Reaktion auf den Kolonialismus und die westliche Kultur
- Die Bedeutung von apokalyptischen Vorstellungen in Zusammenhang mit der Globalisierung
- Die Analyse eines konkreten Cargo-Kultes: Der Johnson Kult von New Hanover
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Begriff „Cargo-Kult" vor und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie erläutert, dass der Begriff „Cargo-Kult" heute teilweise zurückhaltend gebraucht wird, und stellt die Bedeutung des Phänomens für die Ethnologie dar.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Klärung des Begriffs „Cargo-Kult". Es werden verschiedene Ansichten und Definitionen des Begriffs vorgestellt und die Kritik am Begriff „Cargo-Kult" diskutiert. Das Kapitel beleuchtet die Entstehung von Cargo-Kulten als Reaktion auf den Kolonialismus und die Überlegenheit der westlichen Kultur.
Das dritte Kapitel beschreibt den Ablauf von Cargo-Kulten und stellt verschiedene Ansichten von Ethnologen über diese Phänomene vor. Es werden die verschiedenen Phasen eines Cargo-Kultes dargestellt und die verschiedenen Interpretationen von Cargo-Kulten diskutiert.
Das vierte Kapitel widmet sich dem historischen Ablauf des Johnson Kult von New Hanover. Es wird die Kult-Ideologie der Lavongai vorgestellt und der Kult als eine dramatische Handlung mit großer Macht bei sowohl Akteuren als auch Publikum gleichermaßen interpretiert.
Das fünfte Kapitel analysiert die Auswirkungen von apokalyptischen Vorstellungen in Zusammenhang mit der Globalisierung auf Cargo-Kulte. Es wird die Bedeutung von chiliastischen und premillennialistischen Vorstellungen in der Entstehung und Entwicklung von Cargo-Kulten untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Cargo-Kult, die Globalisierung, die Auswirkungen der Globalisierung auf lokale Gruppen, die Kolonialisierung, die Melanesische Kultur, der Johnson Kult von New Hanover, apokalyptische Vorstellungen, Chiliasmus und Premillennialismus.
- Arbeit zitieren
- M.A. Anna Lietz (Autor:in), 2004, Cargo-Kult. Auswirkung der Globalisierung auf lokale Gruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265110