Die Karrieren von Spitzensportlern werden bis heute vermehrt retroperspektiv erforscht. Im Zentrum solcher Untersuchungen steht der Verlauf der sportlichen Karriere. Hierbei sind der Anfang und das Ende einer Karriere sowie die nachsportliche Situation wichtige Elemente vieler Untersuchungen. Einblicke in die Lebensläufe von Spitzensportlern können es somit ermöglichen, die Chancen und Risiken einer sportlichen Karriere aufzudecken (Conzelmann, Gabler, & Nagel, 2001). Eine frühzeitige duale Karriereplanung ist demzufolge sehr wichtig und äußert sich oft im Sinne eines gesicherten Lebens nach der der sportlichen Laufbahn.
Baur (1998) erwähnt in diesem Zusammenhang ein Koordinationsdilemma, in dem sich Nachwuchssportler wiederfinden können. Denn einerseits müssen sie der Schule und der Ausbildung, neben der Spitzensportkarriere, große Aufmerksamkeit schenken, damit im Anschluss zur zeitlich begrenzten Spitzensportkarriere die beruflichen Optionen und Lebenschancen nicht verspielt werden. Andererseits können Schule und Ausbildung nur dann zurückgeschraubt werden, wenn die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs im Spitzensport sehr hoch ist (Baur, 1998, S. 18).
Brettschneider (1998) postuliert darüber hinaus Folgendes über die duale Karriere von Nachwuchsportlern: „Einerseits begegnet uns das zum Topos geronnene Argument, wonach leistungssportliches Engagement die Entwicklung der Persönlichkeit in vielen ihrer Dimensionen nachhaltig fördere, somit ein Gewinn fürs Leben darstelle.“ (Brettschneider, 1998, S. 100).
Die Sportpädagogen hingegen sehen die Heranwachsenden in einem Entwicklungstunnel gefangen: „Leistungssport- so ihre Argumentation- führe zu sozialer und emotionaler Verarmung, bedingend die Vernachlässigung intellektueller Interessen, kurz: impliziere den Verlust der Jugend“ (Brettschneider, 1998, S. 100).
Die Spitzensportkarriere wird darüber hinaus von vielen anderen Autoren als sehr problematisch dargestellt. Aus diesem Grund gewinnt die duale Karriereplanung immer mehr an Bedeutung, denn die Bewältigungsstrategien sind vielfältig. Dies soll in der folgenden Bachelorarbeit näher untersucht werden. Die Untersuchung der Bewältigungsstrategien steht hierbei im Fokus. Um diese deuten zu können, müssen jedoch zunächst andere Aspekte analysiert werden.[...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DER SPITZENSPORT
- Die biographische Besonderheit
- Die Totalisierung
- Die Motivation zum Leistungssport
- Der Leistungssport und die Gesellschaft
- DIE KARRIEREPLANUNG
- Der theoretische Forschungsstand
- Die sportliche Karriere
- Die berufliche Karriere
- Einfluss der Spitzensportkarriere auf die Berufskarriere
- Der Empirische Forschungsstand
- Die duale Karriereplanung
- Die Nachsportliche Karriere
- DIE EMPIRISCHE UNTERSUCHUNG
- Forschungsfragen und Arbeitshypothesen
- Die Untersuchung
- Das Interviewinstrumentarium
- Zur Personenstichprobe
- Ablauf der Untersuchung
- Untersuchungsauswertung
- ERGEBNISSE
- Abgleich mit dem Idealtypus
- Der Masterstudent der Fernuniversität
- Der Kommissaranwärter der Polizei (Sportfördergruppe)
- Der Berufssportler
- Individuelle Karriereplanung
- Der Sichere/optimal
- Der Realistische/zweigleisig
- Der Optimist/eingleisig
- Vergleichende Interpretation
- DISKUSSION
- Ergebnisdiskussion
- Methodendiskussion
- Implikation für die Praxis
- AUSBLICK
- LITERATURVERZEICHNIS
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit „Aspekte der dualen Karriereplanung von Spitzensportlern" untersucht die Herausforderungen und Bewältigungsstrategien, denen Spitzensportler im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Sportkarriere und beruflicher Laufbahn gegenüberstehen. Die Arbeit analysiert die biographischen Besonderheiten und die Totalisierung im Spitzensport, die zu einem Dilemma zwischen sportlicher Leidenschaft und beruflicher Zukunft führen können. Darüber hinaus werden verschiedene Motivationsfaktoren für den Leistungssport beleuchtet, die zu einer Fokussierung auf den Sport führen können. Die Arbeit untersucht auch die theoretischen und empirischen Forschungsstände zur dualen Karriereplanung und den nachsportlichen Karriereverläufen von Spitzensportlern.
- Die biographischen Besonderheiten und die Totalisierung im Spitzensport
- Die Motivation und die Herausforderungen der dualen Karriereplanung
- Die nachsportliche Karriere und die Bewältigung des Karriereendes
- Die Rolle der institutionellen Unterstützung (z.B. Sportfördergruppen) bei der dualen Karriereplanung
- Die Unterschiede in der Karriereplanung von Spitzensportlern aus verschiedenen Sportarten und sozialen Herkünften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der dualen Karriereplanung von Spitzensportlern vor und hebt die Bedeutung einer frühzeitigen Planung hervor. Das Kapitel „Der Spitzensport" beleuchtet die biographischen Besonderheiten von Spitzensportlern, die Totalisierung des Sportsystems und die Motive, die junge Menschen zu einer Leistungssportkarriere bewegen. Es wird außerdem der Einfluss des Leistungssports auf die Gesellschaft und die damit verbundenen Herausforderungen für Spitzensportler dargestellt.
Das Kapitel „Die Karriereplanung" befasst sich mit dem theoretischen und empirischen Forschungsstand zur sportlichen und beruflichen Karriere sowie dem Einfluss der Spitzensportkarriere auf die Berufskarriere. Es werden verschiedene Modelle zum sportlichen Karriereverlauf und die Bedeutung einer dualen Karriereplanung vorgestellt. Außerdem werden die Herausforderungen und Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Sport und Beruf sowie die nachsportliche Karriere von Spitzensportlern näher beleuchtet.
Die empirische Untersuchung analysiert die dualen Karriereplanungen von drei Spitzensportlern aus unterschiedlichen Bereichen: einem Kommissaranwärter der Sportfördergruppe der Polizei, einem ehemaligen Berufssportler im Fußball und einem Masterstudenten der Fernuniversität. Durch qualitative Leitfadeninterviews und eine Inhaltsanalyse werden die Motive, Gründe und Einstellungen der Sportler hinsichtlich ihrer Karriereplanung untersucht. Die Ergebnisse werden im Anschluss an den Idealtypus von Hackfort et al. (1997) abgeglichen und anhand von selbst gebildeten Kategorien analysiert.
Die Diskussion des Kapitels „Ergebnisse" beleuchtet die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien der drei Spitzensportler und die Rolle der institutionellen Unterstützung bei der dualen Karriereplanung. Es werden die Hypothesen der Untersuchung diskutiert und die methodischen Besonderheiten der Untersuchung reflektiert. Abschließend werden Implikationen für die Praxis der dualen Karriereplanung von Spitzensportlern aufgezeigt.
Der Ausblick fasst die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zusammen und diskutiert die Notwendigkeit weiterer Forschung im Bereich der dualen Karriereplanung von Spitzensportlern. Es werden mögliche Forschungsansätze und die Bedeutung einer sportartübergreifenden und verbandsunabhängigen Laufbahnberatung für Spitzensportler hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die duale Karriereplanung, Spitzensport, Leistungssport, Motivation, Totalisierung, biographische Besonderheiten, nachsportliche Karriere, Sportförderung, Sportfördergruppen, Berufsausbildung, Studium, Inklusion, Institutionelle Unterstützung, und die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Sport und Beruf. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Faktoren, die die Karriereplanung von Spitzensportlern beeinflussen, und zeigt die Bedeutung einer frühzeitigen und umfassenden Beratung in diesem Bereich auf.
- Arbeit zitieren
- Marc Chapoutier (Autor:in), 2012, Aspekte der dualen Karriereplanung von Spitzensportlern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265432