Leseprobe
Um eine gemeinsame Basis für alle Lesenden zu schaffen, wird im Folgenden zuerst das Land Ghana und sein Bildungssystem erklärt. Somit hat der Leser ein besseres Verständnis, wie der Bildungsweg eines ghanaischen Kindes aussieht. Darauffolgend wird mit Hilfe von meinen Erfahrungen in zwei ghanaischen Einrichtungen ein Vergleich zwischen der Kinderarmut in Ghana und der Kinderarmut in Deutschland gezogen.[1]
Ghana und sein Bildungssystem:
Ghana liegt am Golf von Guinea, im Westen Afrikas. Seit 1975 ist die ehemals britische Kolonie unabhängig und Dank reichen Ressourcen an Kakao, Gold und Diamanten auf dem Weltmarkt nicht unerheblich beteiligt. (vgl. GGEF e.V. o.A. o.J./vgl. Cobbinah 2012, S. 74-80) Die Landessprache ist Englisch, doch es werden noch 25 andere Dialekte gesprochen. Der Häufigste ist der Akan-Dialekt mit vielen Unterdialekten. Accra ist mit 2,5 Mio. Einwohnern Ghanas Hauptstadt und an der sogenannten Goldküste gelegen. Nach dem am 24.07.2012 John Atta Mills, der langjährige Präsident, gestorben ist, regiert nun John Dramani Mahama das Land (vgl. GhanaWeb o.A. o.J.). Das aktuelle Schulsystem besteht seit 1986 und ist an das amerikanische Vorbild angelehnt. Mit dem sechsten Lebensjahr beginnt die allgemeine neunjährige Schulpflicht. Ab dem ersten Lebensjahr können die Kinder in die Vorschule gehen. Der Besuch der Vorschule ist nicht verpflichtend. Den Kindern zwischen 1-5 Jahren werden u.a. die Farben und die Zahlen gelehrt. Nach der Vorschule beginnt das neunjährige „Basic Education Program“. Dies besteht aus sechs Jahren Grundschule und weiteren drei Jahren „Junior Secondary School“. Es dient dazu, den Kindern eine Hilfestellung zu geben. Sie sollen lernen, sich mit ihrem Umfeld auseinanderzusetzen und ihr Land zu unterstützen. An das „Basic Education Program“ schließt sich das dreijährige „Secondary Education Program“ an, welches eine Hochschulzugangsberechtigung mit einschließt. Da dieser Teil der Ausbildung kostenpflichtig ist, können die wenigstens Ghanaer diese Weiterbildung machen. Die meisten der Schulabgänger arbeiten daher als Straßenverkäufer oder einfache Angestellte. (GGEF e.V. o.A.o.J).
Kinderarmut im Vergleich:
Die erste ghanaische Einrichtung, in der ich arbeiten durfte, ist ein Waisenhaus. Es wird durch Spenden und den Einkünften durch eine Hühnerfarm finanziert[2]. In diesem Waisenhaus leben ungefähr 25 bis 45 Kinder im Alter von 2,5 bis 13 Jahren[3]. Die zweite Einrichtung ist eine „reiche“ Schule (Semesterbeitrag = 100 €[4] ). Diese kennzeichnete sich durch europäische Standardmöbel, Spielsachen und technische Geräte aus. Der Unterschied zwischen dem Waisenhaus und der Schule war gravierend, worauf jedoch später noch näher eingegangen werden soll.
[...]
[1] Aufgrund der Anonymisierung werden in dieser Arbeit keine Namen der Einrichtungen genannt
[2] Quelle: persönliche Befragung der Schulleitung
[3] s.o.
[4] s.o.