Intervention Mapping. Stressprävention und Stressregulierung im Setting Hochschule


Seminararbeit, 2011

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bedürfnisanalyse – Schritt Eins
2.1. Ergebnisse und Implikationen

3 Matrizen – Schritt zwei

4 Methoden und Anwendungen – Schritt drei
4.1. Theoretische Fundierung - Das Elaboration-Likelihood Modell (ELM)
4.2. Akteurzentrierte Methoden und Anwendungen

5 Programmentwicklung – Schritt vier
5.1. Ablauf des Gesundheitsprogramms

6 Implementationsplanung – Schritt fünf

7 Evaluationsplanung – Schritt sechs

8 Kritische Reflexion

Literatur

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

„In der Erkenntnis seiner Lage liegt die Chance des Menschen“, verkündete der Philosoph Blaise Pascal, der den Menschen als ein, an die Ketten des Daseins, gebundenes Wesen betrachtete.[1] Wohl wahr, sind wir alle hin- und hergerissen zwischen den Anforderungen des privaten Lebens und den Anforderungen der Arbeit. Die eigenen Erwartungen sollen genauso erfüllt werden, wie die der Familie. Man sollte sich der Karriere uneingeschränkt widmen, gleichzeitig sollen aber auch die sozialen Kontakte nicht zu kurz kommen. Prüfungen und etliche Lerneinheiten im Studium müssen pflichtgemäß und erfolgreich absolviert, aber im gleichen Atemzug müssen noch andere Prioritäten des Lebens erledigt werden.

Aufgabe des Individuums ist es nun, eine Balance zwischen den umweltbedingten Anforderungen und den persönlichen Bewältigungsstrategien zu halten. Dies geschieht zunächst einmal in der pascalschen Erkenntnis, dass der Stress im Kopf entsteht. Angesprochen ist damit der transaktionale Ansatz von Richard Lazarus, dessen Stressmodell als theoretische Rahmenkonzeption für diese Arbeit dienen soll (Lazarus & Folkman, 1984; einen aktuellen Überblick bieten Glanz & Schwartz, 2008).

Die Anwendung dieser Theorie und die Auswahl adäquater Stressbewältigungsmaßnahmen für Studierende einer Universität sollen Bestandteil einer fiktiven Intervention[2] sein, die unter dem Titel Students Stress Project firmiert. Die Realisierung dieser Intervention folgt den Schritten des Intervention Mapping Ansatzes, dessen Handlungslogik, sowohl die individuelle als auch die organisationale Ebene berücksichtigt (Bartholomew, Parcel, Kok, Gottlieb & Fernandez, 2011).

In diesem Sinne stehen auch die Hochschulen in der Verantwortung, entsprechende Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu schaffen, die eine Balance von Anspannung und Entspannung ermöglichen (vgl. Kaluza, 2011).

Obwohl das individuelle Verhalten der Studierenden bei der Stressentstehung maßgebend ist, sind auch die strukturellen Gegebenheiten der Universität relevante Einflussfaktoren für die Etablierung eines gesundheitsförderlichen Verhaltens.

2 Bedürfnisanalyse – Schritt Eins

Für die Analyse von Lebensqualität und gesundheitsbezogenen Risiken, sowie zur Bestimmung von Verhältnis- und Verhaltensursachen in der Zielgruppe der Bachelorstudenten[3], erweist sich das PRECEDE-Modell von Green und Kreuter (2005) als operabel. Die Durchführung dieser Bedürfnisanalyse obliegt einer Planungsgruppe, die aus Sportwissenschaftlern, Sozialpsychologen des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitspsychologie, Mitarbeiter des Hochschulsports und betroffenen Studierenden, die bereits eine erfolgreiche Stressbewältigung durchlebt haben, zusammengesetzt ist. Die Supervision der Planungsgruppe übernimmt der Gesundheitsmanager der Universität

Finanziert wird die Intervention durch Stiftungen, Eigenmittel der Universität, sowie durch monetäre Fördermaßnahmen der Landesregierung Baden-Württembergs. Zur kontinuierlichen Sicherung der finanziellen Lage, orientiert sich die Planungsgruppe an den Vorgaben der Techniker Krankenkasse (2010).[4] Langfristig so resümieren die Autoren

„ist es hilfreich, ein festes jährliches Budget inklusive einzelner Kostenstellen mit der Hochschule zu vereinbaren. Dabei sind insbesondere folgende Kostenpunkte zu berücksichtigen: Büromaterial, Dienstreisen, Durchführung einzelner Maßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Hilfskräfte“ (Techniker Krankenkasse, 2010, S. 101).

Zur Analyse der Ausgangssituation der Studierenden als auch der strukturellen Gegebenheiten der Universität müssen geeignete Instrumente der hochschulbezogenen Gesundheitsförderung erfasst und selegiert werden. Anhand der Literaturrecherche, die die Anwendung der einzelnen Instrumente erfasst, entscheidet sich die Planungsgruppe für die Mitarbeiter-/Studierendenbefragung bzw. die Experteninterviews, und die Fokusgruppenbefragung (vgl. Techniker Krankenkasse, 2008). Insbesondere die Fokusgruppenbefragung zeichnet sich durch eine effiziente Durchführung aus, die auf neue Erkenntnisse, Probleme und Defizite in einer Organisation hinweist (Michel, 2007, S. 93). Zusätzlich werden Mind-Mapping-Verfahren respektive sogenannte Core Processes (Bartholomew, 2011, S. 25) innerhalb der Planungsgruppe verwendet.

Nachfolgend sind die Ergebnisse der Bedarfserhebung, die epidemiologischen Daten, und die daraus resultierenden Implikationen für die Programmziele dargestellt.

2.1 Ergebnisse und Implikationen

Abbildung 1 zeigt das stressbezogene PRECEDE-Logic-Modell nach Erhebung der Baselinemessung mit den oben erwähnten Instrumenten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Studien, die einige der in der Abbildung 1 genannten Faktoren der Umwelt und der persönlichen Determinanten bestätigen, finden sich bei Hildebrand, Michel und Surkemper (2007). Überhaupt ist das Studium neben familiären Konflikten und finanziellen Sorgen, der primäre Stressauslöser (Gangl, 2009), was eine settingbezogene Intervention an den Hochschulen dringend erforderlich macht.

Als „Hauptquellen der Belastung Studierender sind einerseits Unklarheit und Unstrukturiertheit sowie andererseits ein hoher Zeitaufwand“ (Hildebrand et al., 2007, S. 21; zit. nach Hornung & Knoch, 1999, S. 192). Die Planungsgruppe nimmt an, dass sich die Unklarheiten auf die mangelnde Studienorganisation und die Unstrukturiertheit auf fehlende Bewältigungsstrategien und Prokrastination zurückführen lässt.

In der Tat ist das kritische Aufschiebeverhalten im Studium nicht zu unterschätzen. Der Anteil der Studierenden liegt laut Rückert (2011, S. 16) bei ca. 70 Prozent. Zu ähnlich hohen Ergebnissen kommt auch Schulz (2007, S.10f). Es wird vermutet, dass die Prokrastination das Stresserleben der Studierenden deutlich verschärft und folglich zur Minderung der Studienleistung beiträgt.[5] Zur Überprüfung der akademischen Prokrastination in der Zielgruppe der Bachelorstudenten, verwendet die Planungsgruppe den Academic Procrastination State Inventory -Fragebogen (Schulz, 2007, S.138), der sich im Anhang befindet. Für die Erhebung der Situationseinschätzung und die Bewältigungsart gemäß der transaktio nalen Stresstheorie, findet der modifizierte Fragebogen von Jerusalem

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(1990; vgl. auch Born, Crackau & Thomas, 2008, S.54) Anwendung.[6]

Wie Abbildung 2 verdeutlicht ist es daher nicht verwunderlich, dass Studierende Prüfungssituationen als starke Belastungen empfinden.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Fokusgruppenbefragung, dass die Universität erhebliche Kapazitäts- und Kompetenzprobleme im Umgang mit der Stressproblematik bei den Studierenden aufweist. So gibt es nur eine psychologische Beratungsstelle und eine meist indisponible Studienberatung, die zudem kaum über das notwendige Wissen verfügt. So gesehen müssen gesundheitsförderliche Ressourcen und Strukturen geschaffen werden, so dass in den Worten von Gräser (2007, S. 62) ein universitärer Kohärenzsinn entstehen kann.

Aus der Konsequenz der bisherigen Erkenntnisse sind folgende Programmziele anzustreben. Erstens die positive Veränderung stressinduzierter Bewertungen von situativen Anforderungen. Zweitens die Anwendung von geeigneten Bewältigungsstrategien. Schließlich die Optimierung der Studienleistung durch einen gesundheitsförderlichen, universitären Kohärenzsinn.

3 Matrizen – Schritt zwei

Basierend auf der Bedürfnisanalyse, erfolgt im nächsten Schritt die Spezifikation proximaler Programmergebnisse, um feststellen zu können, welche konkreten Veränderungen sich durch die Intervention ergeben sollen (Schlicht & Brand, 2007, S. 142). Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind weiter unten die dafür nötigen Determinanten und Änderungsziele (change objectices) in Matrizenform dargestellt.

Tabelle 1 zeigt die Matrix der Risikogruppe der Studierenden. Die Determinanten Selbstwirksamkeit und Konsequenzerwartung sind aus der Sozial Kognitiven Theorie von Bandura übernommen (einen guten Überblick über die Theorie bieten McAlister, Perry & Parcel, 2008). Die noch fehlenden Determinanten Wissen und Soziale Unterstützung gewann die Planungsgruppe mit Hilfe einer umfangreichen Literaturrecherche. Die Auswahl dieser zwei Determinanten gründet sich auf den Faktoren Relevanz (relevance) und Veränderbarkeit (changeability) wie es Bartholomew und Kollegen (2011, S. 272) vorschlagen.

Die drei Handlungsziele in Tabelle 2 basieren auf den drei Komponenten Verstehbarkeit, Machbarkeit und Sinnhaftigkeit des salutogenetischen Kohärenzsinnes von Antonovsky (1988; siehe auch einzelne Beiträge zur Salutogenese bei Jerusalem & Weber (2003). Die Determinante Einstellung entnimmt die Planungsgruppe aus der Theorie des geplanten Verhaltens (für einen umfassenden Überblick über das Gesamtmodell bieten Wänke & Bohrer, 2006; Schlicht & Strauß, 2003; Luszczynska & Sutton, 2007; Montano & Kasprzyk, 2008; Bartholomew et al., 2011).

Tab. 1. Outcome des Verhaltens: Erreichen einer Balance von Anforderung und Bewältigung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Das Zitat stammt ursprünglich von dem Rezensenten Ralf Konersmann, der in seinem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung (12.08.11) die Pascal-Monographie von Robert Hugo Ziegler kritisiert. Der Titel lautet: Hin- und hergerissen zwischen dem guten und dem bösen Gelüste.

[2] Empirische Daten, die aus eventuellen Fragebögen, Interviews oder Evaluationsmaßnahmen stammen, sind aus logischen Gründen nicht gegeben. Vielmehr soll die Konzeption dieser Seminararbeit als Heuristik aufgefasst werden.

[3] Angesprochen sind alle Studenten und Studentinnen jeglicher Fachrichtung, da das Stressprogramm an sämtlichen Instituten etabliert werden soll. Die Intervention richtet sich nicht an Masterstudierende, weil hier angenommen werden muss, dass diese bereits ausreichend Kompetenzen und Bewältigungsstrategien im Umgang mit studienbedingtem Stress besitzen.

[4] Ein expliziter Budgetplan kann in dieser Arbeit aus ersichtlichen Gründen nicht aufgestellt werden, ist aber für eine reale Interventionsplanung unerlässlich.

[5] Prokrastination ist hier einerseits Ursache von Stress, andererseits ist das Aufschieben auch als ungeeignete Stressreaktion zu verstehen.

[6] Die Ergebnisse der Studie von Born et al. (2008) können als richtungsweisend für Trainings- und Beratungsprogramme zur Stresspravention im Setting Hochschule angesehen werden. Die in der Studie verwendeten Fragebogenitems, müssten für diese fiktive Intervention sinnvoll ergänzt und modifiziert werden.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Intervention Mapping. Stressprävention und Stressregulierung im Setting Hochschule
Hochschule
Universität Stuttgart
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
24
Katalognummer
V265614
ISBN (eBook)
9783656554684
ISBN (Buch)
9783656554820
Dateigröße
871 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
intervention, mapping, stressprävention, stressregulierung, setting, hochschule
Arbeit zitieren
Master of Arts Sascha Schmid (Autor:in), 2011, Intervention Mapping. Stressprävention und Stressregulierung im Setting Hochschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265614

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