[...] In dieser Arbeit soll es um den Mythos Napoleons als einer der wichtigsten Personen der französischen oder aktueller, der europäischen Geschichte gehen. Wie hat Napoleon selbst dazu beigetragen, einen Kult um seine Person aufzubauen und wie enstand der legendäre Napoleon nach seinem Tod? Wer sich mit dem Mythos Napoleons beschäftigt, trifft zwangsläufig auf das Problem, mit mindestens zwei Mythen konfrontiert zu sein. Auf der einen Seite der Glanz um seine Persönlichkeit die Napoleon zu Lebzeiten bewußt aufgebaut hat, auf der anderen Seite der Umgang mit Napoleon nach seinem Ableben. 80.000 Bücher sind seit dem Tod Napoleons 1821 über ihn und sein Wirken geschrieben worden. Nicht die faktischen Leistungen im historiographischen Sinne sollen bei der Auseinandersetzung mit Napoleon im Mittel punkt stehen, vielmehr wird diese Arbeit versuchen den Mythos Napoleon im Wandel der Zeit darzustellen. Im ersten Teil soll auf die Anstrengungen eingegangen werden, die Napoleon zu Lebzeiten unternommen hat, um seiner Person eine Mythos ähnliche Popularität zu verleihen und auf diese Weise seine auf Plebiszite basierende Macht auszubauen. Im zweiten Teil wird dann die Mythosbildung nach dem Ableben Napoleons genauer beleuchtet. Während Napoleon kurz nach seiner Verbannung innerhalb der französischen Gesellschaft fast vollständig negiert und er als größenwahnsinniger Korse in die Geschichtsbücher einzugehen drohte, änderte sich dieses Bild bald zu seinen Gunsten. Eine Jugend, die mit den glorreichen Frontberichten der Grande Bulletins aufgewachsen war, verhalf Napoleon zu erneutem Ruhm. Die auftauchenden angeblichen Memoiren, die Las Casas auf Stankt Helena niedergeschrieben hat, knüpfen an die Bestrebungen Napoleons zu Lebzeiten an, als einzigartiger Herrscher in die Französische Geschichte einzugehen, und trugen zu einer zusätzlichen Verherrlichung Napoleons bei und verklärten zusätzlich die Zeit des Empire als Goldenes Zeitalter. Im dritten Teil soll dann auf das Konzept der Lieux de mémoire von Nora eingegangen werden. Welche Rolle kann Napoleon als Diktator in Noras Werk spielen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. ZWISCHEN VERZAUBERUNG UND REPRESSION – DER KONTROLLIERTE AUFBAU EINES MYTHOS ZU LEBZEITEN
- 1.1 Repression im Öffentlichen Raum
- 1.2 Verzauberung der Öffentlichkeit
- 2. NAPOLEON NACH SEINEM TOD: EIN LEBENDIGER MYTHOS
- 2.1 Die schwarze Legende: Napoleon als der Despot
- 2.2 Die goldene Legende: Napoleon der Revolutionär
- 2.3 Le Bonarpartisme: Die Hoffnung der Rückkehr
- 3. NAPOLEON ALS «
- 3.1 Noras Konzept der «Lieux de memoire»
- 3.2 Napoleon bei Pierre Nora
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Mythos Napoleons und untersucht, wie er zu Lebzeiten und nach seinem Tod aufgebaut wurde. Sie analysiert die Strategien Napoleons, um seine Popularität zu steigern und die Entstehung der Legende nach seinem Tod.
- Der Aufbau eines kultischen Images Napoleons zu Lebzeiten
- Die Entstehung der Legende nach Napoleons Tod
- Die unterschiedlichen Perspektiven auf Napoleon in der französischen und europäischen Geschichte
- Die Rolle Napoleons als "Lieux de mémoire" im Werk von Pierre Nora
- Die Bedeutung des Mythos Napoleons im Kontext der französischen und europäischen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Mythos Napoleons ein und beleuchtet die Problematik, die mit der Auseinandersetzung mit mindestens zwei verschiedenen Mythen verbunden ist. Der erste Teil untersucht die Anstrengungen Napoleons, um seiner Person eine mythosähnliche Popularität zu verleihen und seine Macht zu konsolidieren. Der zweite Teil konzentriert sich auf die Mythosbildung nach Napoleons Tod und analysiert die Entstehung der schwarzen und goldenen Legende. Der dritte Teil widmet sich dem Konzept der Lieux de mémoire von Pierre Nora und untersucht die Rolle Napoleons in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Napoleon, Mythos, Legende, Lieux de mémoire, Pierre Nora, Frankreich, Geschichte, Revolution, Empire, Propaganda, Propaganda, Verzauberung, Repression, Erinnerungskultur.
- Arbeit zitieren
- Urte Lützen (Autor:in), 2003, Napoleon - Ein Mythos im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26588