Financial Fair Play (FFP) soll wirtschaftliche Vernunft und Rationalität in den europäischen Fußball zurück bringen. Im Finanzjahr 2007 verzeichneten die europäischen Erstligisten einen Gesamtverlust von 515 Millionen Euro. Der Fehlbetrag stieg in den folgenden Jahren weiter an. Allein im Finanzjahr 2011 betrug das Rekorddefizit der Spitzenvereine in Europa 1,7 Milliarden Euro. Daher hat der europäische Fußballverband (UEFA) reagiert und die Financial-Fair-Play-Richtlinien verabschiedet. Fußballvereine, die an den UEFA-Klubwettbewerben Champions League und Europa League teilnehmen wollen, unterliegen seit der Spielzeit 2011/12 einer um die Financial-Fair-Play-Regularien erweiterten und somit verschärften Klublizenzierungsordnung.
Die Abhandlung "Financial Fair Play - Auswirkungen auf den deutschen und europäischen Spitzenfußball" befasst sich mit der Finanzsituation der europäischen Erstligisten und detailliert mit den finanziellen Gegebenheiten der fünf wirtschaftlich stärksten europäischen Ligen. Weiter wird das Reglement ausführlich erklärt und die Entstehung der Vorschriften geschildert.
Den zweiten großen Teil dieser Diplomarbeit bildet die Online-Befragung unter den vom Deutschen Fußball-Bund lizenzierten Fußballspieler-Vermittlern und Fußballfans in Deutschland bezüglich der Thematik Financial Fair Play. Untersucht wurden die Meinungen der beiden Untersuchungsgruppen hinsichtlich der Konsequenzen der neuen Statuten auf die deutschen Erstligisten und auf die Bundesliga. Zudem wurden die Folgen von FFP auf den sportlichen Erfolg der weiteren europäischen Ligen sowie die Einstellung der Befragten gegenüber dem Regelwerk erforscht.
Zu guter Letzt deckt die Abhandlung existierende Grauzonen des finanziellen Fairplays auf und gibt einen Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Hinführung zum Thema
1.1 Forschungsleitendes Interesse und Ziel der Arbeit
1.2 Forschungsstand und wissenschaftliche Relevanz
1.3 Aufbau der Thematik
2 Der europäische Fußballverband
2.1 Grundsätzliche Aufgaben und Ziele des europäischen Fußballverbandes
2.2 Struktur und Aufgabe der UEFA-Organe
2.3 Das Bosman-Urteil
3 Entstehung der Regelung Financial Fair Play (FFP)
3.1 Finanzielle Situation der europäischen Erstligisten
3.2 Aktuelle Situation in den europäischen Topligen
3.2.1 Aktuelle Situation in Deutschland
3.2.2 Aktuelle Situation in England
3.2.3 Aktuelle Situation in Frankreich
3.2.4 Aktuelle Situation in Italien
3.2.5 Aktuelle Situation in Spanien
3.3 Entwicklung der Regelung Financial Fair Play
3.4 UEFA-Financial Fair Play und EU-Rech
3.5 Zuständige Gremien für das Financial Fair Play
3.5.1 Die UEFA-Finanzkontrollkammer für Klubs
3.5.2 Lizenzadministration und Entscheidungsorgane der Nationalverbände
3.5.3 Die Rolle der UEFA bei der Klublizenzierung
3.6 Das Reglement des UEFA Financial Fair Play
3.7 Bisherige ausgesprochene Sanktionen
3.8 Einreichung einer Klage gegen das Financial-Fair-Play-Konzept
4 Methodenentscheidung und Untersuchungsdesign
4.1 Die Befragung
4.1.1 Die Online-Befragung
4.1.1.1 Vorteile der Online-Befragung
4.1.1.2 Nachteile der Online-Befragung
4.1.2 Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validitätt
4.1.2.1 Objektivität
4.1.2.2 Reliabilität
4.1.2.3 Validität
4.2 Empirische Untersuchung
4.2.1 Forschungsleitende Fragestellungen
4.2.2 Hypothesen
4.2.3 Untersuchungsgruppen und Stichprobe
4.2.3.1 Fußballspieler-Vermittler
4.2.3.2 Fußballinteressierte in Deutschland
4.2.4 Untersuchungsablauf
4.2.5 Auswertung
5 Statistik
5.1 Deskriptive Statistik
5.2 Analytische Statistik
6 Datenanalyse und Untersuchungsergebnisse
6.1 Rücklauf
6.2 Soziodemographische Merkmale
6.3 Ergebnisse der deskriptiven Statistik
6.3.1 Lizenzierungssystem in Deutschland
6.3.2 Konsequenzen von FFP auf die Vereine der ersten Fußball Bundesliga
6.3.2.1 Anzahl der Topstars
6.3.2.2 Altersdurchschnitt der Spielerkader
6.3.2.3 Durchschnittsgehalt der Profis
6.3.2.4 Etats der Erstligisten
6.3.2.5 Finanzielle Diskrepanz zwischen den Vereinen
6.3.2.6 Kadergrößen der Erstligisten
6.3.2.7 Spitzengehälter der Profis
6.3.2.8 Transferverhalten
6.3.3 Auswirkungen von FFP auf die erste Fußball Bundesliga
6.3.3.1 Attraktivität
6.3.3.2 Ausgeglichenheit der Liga
6.3.3.3 Internationale Konkurrenzfähigkeit
6.3.3.4 Zuschauerinteresse
6.3.4 Ausgaben der Bundesligavereine für Jugendförderung und Infrastruktur
6.3.4.1 Aufwendungen der Bundesligavereine für deren Jugendförderung
6.3.4.2 Investitionen der Bundesligavereine in deren Infrastruktur
6.3.5 Notwendigkeit der Einführung einer europäischen Gehaltsobergrenze
6.3.6 Entwicklung Deutschlands in der UEFA-Fünfjahreswertung
6.3.7 Chancen deutscher Vereine auf Titel in den UEFA-Klubwettbewerben
6.3.7.1 Titelchancen deutscher Vereine in der UEFA Champions League
6.3.7.2 Titelchancen deutscher Vereine in der UEFA Europa League
6.3.8 Folgen von FFP auf den sportlichen Erfolg der Topligen in Europa
6.3.9 Zeitliche Einordnung des Reglements zum finanziellen Fairplay
6.3.10 Übertragbarkeit der FFP-Regelung auf nationale Verbände
6.3.11 Sanktionierung der Vereine nach Missachtung von Financial Fair Play
6.3.12 Durchsetzbarkeit der Statuten zum finanziellen Fairplay
6.3.13 Verringerung der Verschuldung der Vereine durch die FFP-Regelung
6.3.14 FFP-Regularien erster oder finaler Schritt
6.4 Ergebnisse der analytischen Statistik und Hypothesenprüfung
7 Fazit
7.1 Interpretation der Ergebnisse
7.1.1 Lizenzierungssystem in Deutschland
7.1.2 Konsequenzen von FFP auf die Vereine der ersten Fußball Bundesliga
7.1.3 Auswirkungen von FFP auf die erste Fußball Bundesliga
7.1.4 Ausgaben der Bundesligaklubs in Jugendförderung und Infrastruktur
7.1.5 Notwendigkeit der Einführung einer europäischen Gehaltsobergrenze
7.1.6 Entwicklung Deutschlands in der UEFA-Fünfjahreswertung
7.1.7 Chancen deutscher Vereine auf Titel in den UEFA-Klubwettbewerben
7.1.8 Folgen von FFP auf den sportlichen Erfolg der Topligen in Europa
7.1.9 Zeitliche Einordnung des Reglements zum finanziellen Fairplays
7.1.10 Übertragbarkeit der FFP-Regelung auf nationale Verbände
7.1.11 Sanktionierung der Vereine nach Missachtung von Financial Fair Play
7.1.12 Durchsetzbarkeit der Statuten zum finanziellen Fairplay
7.1.13 Verringerung der Verschuldung der Vereine durch die FFP-Regelung
7.1.14 Financial-Fair-Play-Regularien erster oder finaler Schritt
7.2 Zusammenfassung der Ergebnisse
7.3 Methodendiskussion
8 Abschließende Beurteilung
8.1 Grauzonen des Financial Fair Play
8.2 Ausblick
9 Anhang
9.1 Artikel 45 AEUV.
9.2 Artikel 54 AEUV.
9.3 UEFA-Mindestkriterien für Vereine zur Zulassung zum Europapokal
9.4 UEFA-Qualitätsstandards zur Klublizenzierung – Anforderungen
9.5 Berechnung der Verbandskoeffizientenrangliste
9.6 Kontakt mit den Untersuchungsgruppen
9.6.1 Anschreiben
9.6.2 Erinnerungsschreiben
9.7 Der Online-Fragebogen
10 Literaturverzeichnis
11 Zum Autor
12 Erklärung der Urheberschaf
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Organisationsstruktur im Weltfußball aus deutscher Sicht
Abb. 2: Vollständige Struktur des europäischen Fußballverbandes
Abb. 3: Entwicklung der Werbe-, Medien- und Ticketerlöse in der 1. Fußball Bundesliga
Abb. 4: Weltweit höchste durchschnittliche Zuschauerzahlen von Sportligen in der Saison 2011
Abb. 5: Zuschauerschnitt für die Top Fünf Ligen in Europa (Saison 2011/12)
Abb. 6: Beziehung zwischen UEFA, Lizenzgeber und Verein
Abb. 7: Ergebnisse zu Frage 1: Bitte bewerten Sie die Lizenzierungsordnung der Deutschen Fußball Liga
Abb. 8: Ergebnisse zu Frage 2_1: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftige Anzahl von Topstars in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 9: Ergebnisse zu Frage 2_2: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf den künftigen Altersdurchschnitt der Spielerkader der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 10: Ergebnisse zu Frage 2_3: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf das künftige Durchschnittsgehalt der Profis der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 11: Ergebnisse zu Frage 2_4: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftigen Etats der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 12: Ergebnisse zu Frage 2_5: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftige finanzielle Diskrepanz zwischen den Vereinen in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 13: Ergebnisse zu Frage 2_6: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftigen Kadergrößen der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 14: Ergebnisse zu Frage 2_7: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftigen Spitzengehälter der Profis in den Vereinen der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 15: Ergebnisse zu Frage 2_8: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftigen Transferausgaben der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 16: Ergebnisse zu Frage 2_9: Welche Konsequenzen bringt die Einführung des Financial Fair Play auf die künftigen Transfereinnahmen der Vereine in der 1. Fußball Bundesliga mit sich?
Abb. 17: Ergebnisse zu Frage 3_1: Bitte beurteilen Sie die Auswirkungen von Financial Fair Play auf die Attraktivität der 1. Fußball Bundesliga
Abb. 18: Ergebnisse zu Frage 3_2: Bitte beurteilen Sie die Auswirkungen von Financial Fair Play auf die Ausgeglichenheit in der 1. Fußball Bundesliga
Abb. 19: Ergebnisse zu Frage 3_3: Bitte beurteilen Sie die Auswirkungen von Financial Fair Play auf die internationale Konkurrenzfähigkeit der 1. Fußball Bundesliga
Abb. 20: Ergebnisse zu Frage 3_4: Bitte beurteilen Sie die Auswirkungen von Financial Fair Play auf das Zuschauerinteresse an der 1. Fußball Bundesliga
Abb. 21: Ergebnisse zu Frage 4_1: Wie verändern sich die Ausgaben der Bundesligisten hinsichtlich Investitionen in die Jugendförderung durch die Einführung von Financial Fair Play?
Abb. 22: Ergebnisse zu Frage 4_2: Wie verändern sich die Ausgaben der Bundesligisten hinsichtlich Investitionen in die Infrastruktur durch die Einführung von Financial Fair Play?
Abb. 23: Ergebnisse zu Frage 5: Wäre europaweit die Einführung einer Gehaltsobergrenze für Spieler angebracht?
Abb. 24: Ergebnisse zu Frage 6: Welchen Rang belegt Deutschlands in der UEFA-Fünfjahreswertung in fünf Jahren?..
Abb. 25: Ergebnisse zu Frage 7_1: Bitte bewerten sie die künftigen Titelchancen deutscher Vereine in der UEFA Champions League
Abb. 26: Ergebnisse zu Frage 7_2: Bitte bewerten sie die künftigen Titelchancen deutscher Vereine in der UEFA Europa League
Abb. 27: Ergebnisse zu Frage 9: Wie ordnen Sie den Zeitpunkt der Einführung des Financial Fair Play ein?
Abb. 28: Ergebnisse zu Frage 10: Sollte die Financial-Fair-Play-Regelung auch auf das Lizenzierungssystem der nationalen Verbände übertragen werden?
Abb. 29: Ergebnisse zu Frage 12: Wird es der UEFA gelingen die Financial-Fair-Play-Regularien durchzusetzen?
Abb. 30: Ergebnisse zu Frage 13: Wird es aufgrund von Financial Fair Play gelingen die Verschuldung der Vereine einzudämmen?
Abb. 31: Ergebnisse zu Frage 14: Ist Financial Fair Play ein erster oder der finale Schritt, um die Verschuldung der europäischen Klubs in den Griff zu bekommen
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Transferaktivitäten von Manchester City seit der Saison 2008/09
Tab. 2: Europaweite Finanzergebnisse aller Erstligisten von 2007 bis 2011
Tab. 3: Ausgaben für Personal und Transfers aller Erstligisten in Europa
Tab. 4: Umsätze der Top 5 Fußballligen Europas (Saison 2010/11 & 2011/12)
Tab. 5: TV-Einnahmen der Top Fünf-Ligen in Europa (Saison 2011/12)
Tab. 6: Verhältnis Gehaltskosten zum Umsatz der Top 5-Ligen (Saison 2011/12)
Tab. 7: Relevante und nicht-relevante Einnahmen und Ausgaben des FFP
Tab. 8: Szenarien hinsichtlich der Break-even-Vorschrift
Tab. 9: Erlaubtes Defizit des Break-even-Ergebnisses je Monitoring-Periode
Tab. 10: Internetnutzung der Deutschen 2012
Tab. 11: Lizenzspieleretats der Bundesligisten der Saisonen 2013/14 & 2012/13
Tab. 12: Transferverhalten der Bundesligisten der Saisonen 2008/09 bis 2011/12
Tab. 13: Ausgaben der Bundesligisten für die Nachwuchsförderung der Saisonen 2008/09 bis 2011/12
Tab. 14: Ergebnisse zu Frage 8: Inwiefern beeinflusst die Einführung der FFP-Regelung den sportlichen Erfolg der neun führenden Länder der UEFA-Fünfjahreswertung in der Champions League und der Europa League?
Tab. 15: Analytische Auswertung von Frage 1
Tab. 16: Analytische Auswertung von Frage 2
Tab. 17: Analytische Auswertung von Frage 3
Tab. 18: Analytische Auswertung von Frage 4
Tab. 19: Analytische Auswertung von Frage 6
Tab. 20: Analytische Auswertung von Frage 7
Tab. 21: Analytische Auswertung von Frage 8
Tab. 22: Analytische Auswertung von Frage 12
Tab. 23: Analytische Auswertung von Frage 13
Tab. 24: Analytische Auswertung von Frage 14
1 Hinführung zum Thema
„Unser Prinzip heißt: Keine neuen Schulden. Wir streben nach dem maximalen sportlichen Erfolg, geben aber nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen“ (Watzke zitiert nach eurosport.de, 2013).
Die Aussage des Geschäftsführers von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, klingt einfach und vernünftig. Fußballvereine haben sich längst von einfachen Sportvereinen zu Wirtschaftsunternehmen mit Millionenumsätzen entwickelt. Dennoch orientieren sich bei weitem nicht alle europäischen Vereine an diesem Maßstab des gesunden ökonomischen Handelns. Zu viele Klubs nehmen Kredite auf, um Spieler zu kaufen und die Personalkosten finanzieren zu können. So schlossen die europäischen Erstligisten das Finanzjahr 2011 mit einem kumulierten Rekordverlust von 1,7 Milliarden Euro ab. Zum Vergleich beendeten die Vereine das Finanzjahr 2007 noch mit einem ausgewiesenen aggregierten Defizit von 0,6 Milliarden Euro (vgl. Perry & Leach, 2013, S.82). Innerhalb von vier Spielzeiten erhöhte sich der Verlust der Teams somit um knapp 300 Prozent. Sollten die getätigten Investitionen nicht den erhofften sportlichen Erfolg mit sich bringen, drohen den Vereinen finanzielle Schwierigkeiten bis hin zur Insolvenz. Es besteht die Gefahr, dass die Vereine bei ihrem Streben nach Erfolg und Pokalen die ökonomische Sicht auf das Unternehmen "Fußballverein" vernachlässigen. Aus diesem Grund ist es nötig, das Ausgabeverhalten zu regeln. Daher entschloss sich der europäische Fußballverband, kurz UEFA, sein bestehendes Reglement zur Klublizenzierung um die Financial-Fair-Play-Regularien zu erweitern. Ziel der neuen Statuten ist,
„die finanzielle Fairness in den europäischen Wettbewerben sicherzustellen, den inflationären Druck von Gehältern und Transfersummen zu nehmen sowie langfristige Investitionen in die Jugendarbeit und Infrastruktur anzuregen“ (uefa.com, 2009a).
Allerdings ist das Regelwerk zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay ausschließlich für Vereine, die an den UEFA-Klubwettbewerben teilnehmen, gültig.
1.1 Forschungsleitendes Interesse und Ziel der Arbeit
Die UEFA Champions League wird auch als Königsklasse des europäischen Fußballs bezeichnet, in der die besten Fußballmannschaften der jeweiligen nationalen Ligen um den Titel der besten europäischen Vereinsmannschaft spielen. Die nächstbesten Teams nehmen an der Europa League teil. Voraussetzungen für die Teilnahme an der Champions League – wie auch an der Europa League – waren bis zur Spielzeit 2010/11 die sportliche Qualifikation sowie eine gültige Lizenz. Seit der Einführung des Financial Fair Play zur Saison 2011/12 unterliegen die Vereine einer neuen Lizenzordnung, die um finanzielle Kriterien erweitert wurde. Damit die Besucher in den Stadien auch in Zukunft die besten europäischen Vereinsmannschaften sehen werden, müssen die Teams künftig neben den sportlichen auch die verschärften wirtschaftlichen Bedingungen erfüllen. Als Lieblingssport der Europäer zieht der Fußball aber nicht nur die Massen ins Stadion – „in der Spielzeit 2011/12 besuchten insgesamt über 103 Millionen Zuschauer die Spiele der europäischen Topligen“ (Perry & Leach, 2013, S.25) – sondern bietet auch wirtschaftliche Attraktivität. Das erkannten viele Unternehmen. Sie betreiben Bandenwerbung, treten als Trikotsponsor auf und kaufen Namensrechte von Fußballstadien. Auch einige Investoren haben den Weg in den Fußball gefunden. Besonders in England, Frankreich, Spanien aber auch Italien wurden vermehrt Klubs von milliardenschweren Geldgebern übernommen. Beispielsweise stieg der russische Oligarch Roman Abramowitch zum 01. Juli 2003 beim FC Chelsea in England ein. In den zehn Jahren vor der Übernahme rangierte Chelsea in der Premier League auf den Plätzen zwischen Position 14 und drei. Seit Abramowitsch den Verein für 210 Millionen Euro gekauft und bis Ende der Saison 2012/13 weitere 831 Millionen Euro investiert hat (vgl. bild.de, 2013a), gewannen die Blues drei Meisterschaften, wurden dreimal Zweiter, siegten viermal im FA-Cup und triumphierten 2011/12 in der UEFA Champions League und 2012/13 in der UEFA Europa League. In der zehnjährigen Amtszeit des Russen erzielte Chelsea jedoch ausschließlich mit Abschluss der Saison 2011/12, nach den Titeln in der Champions League und dem FA Cup, einen Gewinn. Der Überschuss betrug zwar nur 1,75 Millionen Euro, was allerdings ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Verlust von 84 Millionen war, den die Londoner nach der Spielzeit 2010/11 vermeldeten (vgl. kicker.de, 2012).
Ein weiteres Beispiel ist Manchester City. Scheich Mansour bin Zayed al Nahyan aus Abu Dhabi erwarb den Verein im September 2008 und hat seitdem über 700 Millionen Euro für die Mannschaft ausgegeben. Die Saison 2010/11 schloss Manchester City mit einem Verlust von 228 Millionen Euro ab und übertraf den bisherigen Minusrekord des FC Chelsea mit 164 Millionen Euro aus der Spielzeit 2004/05 deutlich (vgl. bild.de, 2011). Die massiven Ausgaben sind hauptsächlich dem Transfergeschäft der Citizens zuzuschreiben.
Tab. 1: Transferaktivitäten von Manchester City seit der Saison 2008/09
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an transfermarkt.de, 2013a
Aber auch die hohen Personalkosten tragen zur Verschuldung des Klubs bei. Mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 6,17 Millionen Euro in der Saison 2012/13 sind die Spieler von ManCity die Topverdiener aller Sportvereinsmannschaften weltweit. In dem Ranking führen die Engländer noch vor dem Baseball Team der Los Angeles Dodgers. Dort erhalten die Aktiven im Durchschnitt 5,72 Millionen Euro pro Jahr (vgl. bild.de, 2013b). Mit Hilfe ihres Geldgebers gewann Manchester City in der Saison 2010/11 den FA-Cup und in der darauffolgenden Spielzeit die Meisterschaft. In den sieben Jahren vor dem Einstieg von al Nahyan stieg Manchester City 2002 in die Premier League auf und rangierte anschließend zwischen den Plätzen 16 und acht.
Weitere prominente Vereine im Besitz von Investoren sind Paris St. Germain und der AS Monaco. Beide Klubs spielen in der Saison 2013/14 gemeinsam in der französischen ersten Liga. Der AS Monaco ist seit Anfang des Jahres 2012 im Besitz des Russen Dimitri Rybolovlev. Der Oligarch übernahm den Klub in der Winterpause als Tabellenletzten der zweiten französischen Liga (vgl. fussball.de, 2012). Die Mannschaft schaffte daraufhin souverän den Klassenerhalt und eine Saison später den Aufstieg in die Ligue 1. Dank ihres Investors war Monaco einer der Hauptdarsteller auf dem Transfermarkt in der Sommerwechselperiode für die Saison 2013/14. Ganze 166.200.000 Euro hat der Aufsteiger für neue Spieler ausgegeben. Demgegenüber stehen Transfereinnahmen von 6.250.000 Euro, was einem Transferminus von 159.950.000 Euro entspricht. Europaweit verzeichnete kein anderer Klub einen höheren Transferverlust als der AS Monaco (vgl. transfermarkt.de, 2013b). Allerdings nimmt der AS Monaco in der Spielzeit 2013/14 nicht an den UEFA Klubwettbewerben teil. Sollte den Monegassen jedoch in der anstehenden Saison die Qualifikation für das internationale Geschäft gelingen, müsste sich der Verein den Regeln zum Financial Fair Play unterwerfen. Dem Reglement zum finanziellen Fairplay unterliegt bereits Paris St. Germain. Die Hauptstädter sind seit Sommer 2011 im Besitz des Kronprinzen von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani. Thanis Vertreter bei Paris St. Germain ist der als Präsident fungierende Nasser Ghanim Al-Khelaifi (vgl. Germann, 2012). Aus der Transferbilanz von Minus 240.050.000 Euro für die beiden Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 resultierten die Vize-Meisterschaft 2012 und der Gewinn der Meisterschaft 2013. Die Pariser waren in der vergangenen Saison für die Champions League qualifiziert und sind auch als Meister für die anstehende Champions League Spielzeit 2013/14 spielberechtigt. Daher muss sich der Verein – wie auch Manchester City und der FC Chelsea – dem verschärften und zugleich um finanzielle Kriterien erweiterten Lizenzierungssystem unterwerfen.
Die Beispiele zeigen: Geld kann doch Tore schießen. Entgegen der Aussage des deutschen Fußballtrainers Otto Rehhagel: „Geld schießt keine Tore“ (Rehhagel zitiert nach Siemens, 2002). Besonders der FC Chelsea hat das Zitat mit dem Champions League Sieg 2012 eindrucksvoll widerlegt.
Die große Frage, die sich der Autor stellt, lautet: Wie lässt sich das Transferverhalten der europäischen Fußballvereine mit den neuen Regeln zum finanziellen Fairplay vereinbaren? Wird das Financial Fair Play nicht mit Füßen getreten? Entscheidend ist: Wird es der UEFA gelingen, ihr neues Reglement durchzusetzen? Da speziell der FC Chelsea seit über zehn Jahren die Millionen seines Geldgebers investiert, ist ein weiterer Gedanke: Wie erfolgte die zeitliche Einführung von Financial Fair Play?
Besonders in der Bundesliga sind die Vereine aufgrund der strengen Lizenzierungsordnung (vgl. Müller, 2013, S.54) auf vernünftiges Wirtschaften angewiesen. Im deutschen Profifußball herrscht zudem die sogenannte 50+1 Klausel.
„Eine Kapitalgesellschaft kann nur eine Lizenz für die Lizenzligen und damit die Mitgliedschaft im Ligaverband erwerben, wenn ein Verein mehrheitlich an ihr beteiligt ist, der über eine eigene Fußballabteilung verfügt, und der im Zeitpunkt, in dem sie sich erstmals für eine Lizenz bewirbt, sportlich für die Teilnahme an einer Lizenzliga qualifiziert ist. Der Verein („Mutterverein“) ist an der Gesellschaft mehrheitlich beteiligt („Kapitalgesellschaft“), wenn er über 50 % der Stimmenanteile zuzüglich mindestens eines weiteren Stimmenanteils in der Versammlung der Anteilseigner verfügt“ (Ligaverband, 2010, S.7).
Eine mehrheitliche Besitzübernahme externer Investoren wird somit für deutsche Profivereine ausgeschlossen. Vor der Einführung von Financial Fair Play hatten die nationalen Klubs daher einen finanziellen Nachteil, da sie im europäischen Vergleich nicht die Liquidität ihrer Konkurrenz besaßen. Vor dem Champions League Sieg des FC Bayern München in der Saison 2012/13 waren es ebenfalls die Münchner, die 2001 in der europäischen Königsklasse triumphierten und als letzte deutsche Mannschaft einen europäischen Vereinswettbewerb gewannen. Mit der Einführung des finanziellen Fairplays ändern sich die Vorzeichen. Christian Seiferts Einschätzung nach wird das „die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga verbessern“ (Seifert zitiert nach sport1.de, 2011). Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) sieht hier eindeutig die Vorteile für die deutschen Erstligisten.
Die Aussage des DFL-Geschäftsführers weckte zusätzliches Interesse zu erforschen, inwiefern die Bundesliga und die Vereine der 1. Fußball Bundesliga von Financial Fair Play profitieren werden. Des Weiteren drängt sich die Frage auf, für welche europäischen Ligen Nachteile mit dem Financial Fair Play einhergehen werden. Zusätzlichen Ausschlag für das Verfassen der Diplomarbeit über Financial Fair Play gaben die vielen unsicheren Formulierungen von Vereins- und Verbandsfunktionären während der Entwicklung und Einführung des Reglements. Exemplarisch dafür ist die Aussage von Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München:
„Wenn das Financial Fair Play von der UEFA einigermaßen konsequent umgesetzt wird, dann sind der FC Bayern, auch Borussia Dortmund und viele deutsche Vereine für die Zukunft gerüstet“ (Hoeneß zitiert nach bild.de, 2013c).
Ziel dieser explorativen Arbeit ist es, anhand von zwei unabhängigen Expertengruppen, keine hypothetischen, sondern fundierte Einschätzungen über Financial Fair Play zu bekommen. Die Befragung unter den Untersuchungsgruppen, Fußballfans in Deutschland und vom Deutschen Fußball-Bund lizenzierte Fußballspieler-Vermittler, soll Ergebnisse zu folgenden Kernfragen bezüglich Financial Fair Play liefern:
- Wie wirkt sich FFP auf die Vereine der 1. Bundesliga aus?
- Welche Konsequenzen bringt FFP für die Bundesliga mit sich?
- Welche Folgen hat FFP auf den deutschen Spitzenfußball hinsichtlich künftiger Erfolge in den europäischen Klubwettbewerben?
- Wie beeinflusst FFP den sportlichen Erfolg der europäischen Topligen?
- Wie erfolgte die zeitliche Einführung von FFP?
- Welche Strafen wären bei Missachtung des neuen Reglements angebracht?
-Gelingt es der UEFA FFP durchzusetzen?
- Hilft FFP die Verschuldung der Vereine zu reduzieren?
Darüber hinaus werden weitere forschungsleitende Fragen überprüft und erste Hypothesen zu diesem Themengebiet aufgestellt.
1.2 Forschungsstand und wissenschaftliche Relevanz
Dadurch, dass das Reglement zum finanziellen Fairplay im Mai 2010 durch die UEFA verabschiedet wurde, gibt es für dieses junge Forschungsfeld nur wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen. Zudem trat die erste Phase der Financial-Fair-Play-Regelung in der Saison 2011/12 in Kraft. In vollem Umfang greifen die Regularien ab Juli 2013, mit dem Beginn der Spielzeit 2013/14. Die Umstände heben die wissenschaftliche Relevanz dieser Arbeit hervor, in der gezielt zwei unabhängige Expertengruppen – Fußballfans und Spielerberater – ihre Meinungen und Einschätzungen zur neu eingeführten Financial-Fair-Play-Regelung abgeben. Die Expertise der Befragten soll fundierte Ergebnisse zu den Auswirkungen, die Financial Fair Play impliziert, liefern.
Bereits 2011 nahm sich Thomas Dehesselles mit seinem Buch „Bilanzierung und Lizenzierung im Profifußball: DFL-Lizenzierungsordnung und UEFA Financial Fair Play“ der Thematik an . Dehesselles zieht in seiner Publikation einen kritischen Vergleich zwischen der Lizenzierungsordnung der Deutschen Fußball Liga[1] (DFL) und dem neuen Reglement zum finanziellen Fairplay, den internationalen Anforderungen des europäischen Fußballverbandes an die Vereine, die an den UEFA-Klubwettbewerben teilnehmen. Dehesselles kam zu dem Ergebnis, dass
„hinsichtlich der Gliederung der Bilanz, der Gewinne- und Verlustrechnung und der Liquiditätsberechnung weite Übereinstimmung zwischen den nationalen und internationalen Anforderungen an die Lizenzierung von Fußballklubs bestehen“ (Dehesselles, 2011, S.55).
Das Fazit wird durch die Aussage von Andrea Traverso, Vorsitzender der UEFA-Klublizenzierung, dass das deutsche Lizenzierungsverfahren „immer ein Vorbild und Inspiration für die UEFA war“ (Traverso zitiert nach Bundesliga-Magazin, 2011, S.61) bestätigt.
Ferner war für Dehesselles (2011, S.55) klar,
„solange Klubs für ihren Profispielbetrieb nicht mehr Ausgaben tätigen, als sie dort aus dem operativen Fußballgeschäft Erlöse erzielen und Prognose gerecht wirtschaften, werden sie sowohl den Vorgaben der Lizenzierungsordnung als auch dem Financial Fair Play gerecht“.
Arnd Hovemann ging 2012 in seiner Ausführung „Was Financial Fair Play ändert“ noch einen Schritt weiter und hielt fest, dass in nationalen wie internationalen Wettbewerben „die Siegchancen der bereits heute solide wirtschaftenden Klubs durch Financial Fair Play steigen werden“ (Hovemann, 2012, S.39). Ergänzend äußerste er folgende Annahme:
„Die Leistungsunterschiede werden geringer, da sich die Siegwahrscheinlichkeit der von Klubeignern subventionierten englischen Vereine wie auch der sich bislang hochverschuldeten spanischen und italienischen Teams, die den Wettbewerb zuletzt beherrscht haben, verringern wird.“ (Hovemann, 2012, S.39)
Ausführlicher hat sich Christopher Müller mit Financial Fair Play beschäftigt. In seiner Abhandlung von 2013 mit dem Titel „Eine Untersuchung zu den Auswirkungen des UEFA-Financial Fair Play“ bezieht er sich auf die Folgen der neuen Regelung für den europäischen Klubfußball und dessen Verbände. Anknüpfend an das Zitat von Hovemann und mit Blick auf die UEFA-Klubwettbewerbe hält Müller fest, dass die deutschen Vereine davon profitieren und in den folgenden Jahren eine höhere Siegwahrscheinlichkeit besitzen werden (vgl. Müller, 2013, S.47). Als Ursache dafür nennt Müller das strenge deutsche Lizenzierungsverfahren, aufgrund dessen die nationalen Vereine „solide geführt werden müssen“ (Müller, 2013, S.47). Insgesamt resümiert Müller, dass
„die Leistungsunterschiede geringer werden, was die Akzeptanz durch den Zuschauer erhöht und somit das Produkt UEFA-Champions League und UEFA-Europa League an Glaubwürdigkeit und Integrität gewinnt“ (2013, S.47).
Allerdings gibt der Autor zu bedenken, dass „Vereine durch ihre wirtschaftliche Basis einen Vorsprung gegenüber anderen Wettbewerbern haben“ (Müller, 2013, S.47), was die UEFA-Klubwettbewerbe noch konstanter und weniger vielfältig machen wird (vgl. Müller, 2013, S.47). Da Vereine ihren finanziellen Rückstand künftig nicht mehr durch kurzfristige Überinvestitionen in ihre Mannschaft kompensieren können, konstatiert Müller, dass die UEFA mit dem Financial Fair Play diesbezüglich den falschen Ansatz gewählt hat, „da der Wettbewerb nicht abwechslungsreicher gestaltet wird, sondern die bestehenden Verhältnisse zementiert werden“ (Müller, 2013, S.47).
Dieses europäische Phänomen wird laut Müller auch auf Landesebene geschehen. Die führenden Mannschaften der nationalen Ligen in Europa werden ihre
„Vormachtstellungen behalten oder sogar ausbauen, da sie eine höhere wirtschaftliche Basis besitzen und durch die zusätzlichen Einnahmen in Europa ein höheres Investitionsvolumen besitzen“ (Müller, 2013, S.48).
Einen Nachteil haben somit kleinere aufstrebende Vereine. Ihnen wird die Chance genommen ihre Position mit Hilfe von Investoren zu verbessern. Auf nationaler Ebene sind Zuschüsse von externen Geldgebern noch gestattet, sollte sich der Klub jedoch für einen UEFA-Vereinswettbewerb qualifizieren, müssen sich die Teams den Regularien zum finanziellen Fairplay, die „Finanzdoping“ untersagen, unterwerfen (vgl. Müller, 2013, S.48).
Entscheidend für die Durchsetzung des Reglements zum finanziellen Fairplay ist für Müller die Bestrafung der Vereine bei einer Missachtung der Regularien.
„Mit der Sanktionierung entscheidet sich auch, ob das Financial Fair Play in Zukunft den europäischen Klubfußball in eine verbesserte Wirtschaftlichkeit führen kann“ (Müller, 2013, S.50).
Müsste die UEFA Teams mit großer Fanbasis und bekannten Spielern aus dem Wettbewerb ausschließen, besteht nach Müller die Gefahr, dass der Verband das Gegenteil seines Zieles erreicht, nämlich Schutz von Integrität und Glaubwürdigkeit des Wettbewerbs. Denn somit würde der Wettbewerb an Interesse verlieren (vgl. Müller, 2013, S.50). Daher betont der Autor die Wichtigkeit der „Transparenz der Sanktionierung“ (Müller, 2013, S.51).
Während des Zeitraums der Ausarbeitung von Müller gab es noch keinen Sanktionskatalog. Mittlerweile wurde ein Strafenkatalog verabschiedet und kommuniziert. Die Befragung zielt unter anderem darauf ab, weitere sinnvolle Maßnahmen zu ermitteln, die die Vereine bestrafen ohne sie gleichzeitig aus den UEFA-Klubwettbewerben auszuschließen.
1.3 Aufbau der Thematik
Um die Rolle des europäischen Fußballverbandes nachvollziehen zu können, werden zunächst die grundsätzlichen Aufgaben und Ziele der UEFA beschrieben sowie die Struktur des europäischen Fußball Dachverbandes dargestellt und die Funktionen der wichtigen UEFA-Organe erläutert. Anhand des sogenannten Bosman-Urteils wird verdeutlicht, wie groß die Auswirkungen von Klagen und Gerichtsurteile auf den europäischen Fußball sein können. Kapitel drei widmet sich der Entstehung des Reglements zum finanziellen Fairplay. Zu Beginn wird die allgemeine Finanzsituation der europäischen Erstligisten aufgegriffen und im Anschluss detailliert auf die finanziellen Gegebenheiten der fünf wirtschaftlich stärksten europäischen Ligen eingegangen. Nach eingehender Schilderung der Entstehung und Entwicklung des UEFA Financial Fair Play wird ein kleiner Exkurs über die Vereinbarkeit der neuen Regelung mit gängigem EU-Recht dargelegt. Es folgt eine Charakterisierung der wichtigsten Gremien zur Umsetzung der Lizenzierung und des Financial Fair Play. Daraufhin wird das Reglement ausführlich erklärt und anschließend die bereits aufgrund von Verstößen gegen das finanzielle Fairplay sanktionierten Klubs vorgestellt. Am Ende befasst sich das Kapitel mit einer unlängst eingereichten Klage gegen das Financial-Fair-Play-Konzept. Den zweiten großen Teil dieser Diplomarbeit bildet die Online-Befragung unter den vom Deutschen Fußball-Bund lizenzierten Fußballspieler-Vermittlern und den Fußballfans in Deutschland bezüglich der Thematik Financial Fair Play. Untersucht werden die Meinungen der beiden Untersuchungsgruppen hinsichtlich der Auswirkungen des neuen Reglements auf den deutschen und europäischen Spitzenfußball sowie deren Einstellungen gegenüber dem Regelwerk im Allgemeinen. Das vierte Kapitel beinhaltet ausschließlich die theoretischen Grundlagen dazu. Der nächste Gliederungspunkt beinhaltet die statistische Vorgehensweise zur Auswertung während in Kapitel sechs die Ergebnisse umfangreich präsentiert und analysiert werden. Das Fazit der Diplomarbeit wird durch die Interpretation der Ergebnisse, der nachfolgenden Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse sowie schlussendlich anhand des inhaltlichen und methodischen Aufbaus der Arbeit gezogen. Zu guter Letzt deckt die Abhandlung existierende Grauzonen des finanziellen Fairplays auf und gibt einen Ausblick.
2 Der europäische Fußballverband
Der europäische Fußballverband (UEFA) ist einer von sechs Kontinentalverbänden, die dem Fußball Weltverband (FIFA) unterstehen. Die UEFA ist der europäische Dachverband und wurde am 15. Juni 1954 in Basel gegründet. Seitdem ist der Verband zum Eckpfeiler des europäischen Fußballs geworden. Die UEFA handelt im Auftrag der nationalen Fußballverbände und arbeitet mit ihnen sowie den anderen Interessensgruppen – bestehend aus Ligen, Vereinen, Spielern und Anhängern der Sportart – eng zusammen. Ziel ist es, den Fußball zu fördern und seine Stellung als wohl beliebteste Sportart der Welt weiter zu stärken. Über die Jahrzehnte hat sich die UEFA von einem hauptsächlich administrativen Verband zu einer dynamischen Organisation entwickelt. Sie repräsentiert die nationalen Fußballverbände Europas und kann nur im Einklang mit diesen Verbänden funktionieren. Mittlerweile vereint der Verband 54 Mitgliedsverbände[2] des europäischen Fußballs unter einem Dach. Aktueller Sitz der UEFA ist in Nyon in der Schweiz. Seit Januar 2007 ist der Franzose Michel Platini Präsident des Verbands (vgl. uefa.com, 2013b; uefa.com, 2013c).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 : Organisationsstruktur im Weltfußball aus deutscher Sicht
Quelle: Müller[3], 2013, S.28
Die Arbeit der UEFA beruht auf elf Schlüsselwerten – analog zu elf Spielern einer Mannschaft auf dem Platz (vgl. uefa.com, o.J.a):
1. Prioritäten für den Fußball:
Der Fußball muss immer an erster Stelle stehen und uns in unserem Handeln leiten. Fußball ist ein Spiel und kein Produkt, er ist ein Sport und kein Markt und er ist zunächst ein Spektakel und kein Geschäft.
2. Pyramidenstruktur und Subsidiarität:
Auf internationaler und europäischer Ebene kommt die Autonomie des Sports in der Pyramidenstruktur des Fußballs zum Ausdruck. FIFA, UEFA und Nationalverbände arbeiten zusammen unter Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips.
3. Einheit und Leadership:
Die UEFA agiert nicht mittels Diktat. Sie hat eine Führungsrolle inne, handelt aber auch im Sinne des Konsens.
4. Good Governance und Autonomie:
Die UEFA und ihre Mitgliedsverbände setzen sich für die Good Governence ein. Good Governance bedeutet Öffnung, Demokratie, Transparenz und Verantwortung. In diesem Sinne verteidigt die UEFA die Autonomie der Sportstrukturen. Weiter sollen die Fußballorgane – allen voran die Nationalverbände – die letzte Entscheidungsinstanz in Angelegenheiten die Sportart betreffend bleiben und es zu keiner unangemessenen Einmischung von Regierungen kommen.
5. Breitenfußball und Solidarität:
Der Breitensport für Frauen, Männer, Mädchen und Jungen stellt die Basis des Fußballs dar.
6. Jugendschutz und Ausbildung:
Als Führungsinstanz des europäischen Fußballs trägt die UEFA nicht nur eine sportliche, sondern auch eine moralische Verantwortung. Die UEFA will die Zukunft der Kinder schützen und verhindern, dass sie in einem zu jungen Alter aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen und in fremde Länder transferiert werden.
7. Sportliche Integrität und Wetten:
Das Hauptaugenmerk der UEFA muss dem bedingungslosen Engagement für den Schutz der sportlichen Integrität gelten, um die wahre Seele unseres Sports zu erhalten.
8. Finanzielles Fairplay und Regularität der Wettbewerbe:
Die UEFA setzt sich auch neben dem Spielfeld für Fairplay ein. Finanzielles Fairplay bedeutet, dass die Klubs transparent und nachhaltig arbeiten, um den sportlichen Wettbewerb und sich selbst zu schützen.
9. Nationalmannschaften und Klubs:
Nationalmannschafts- und Klubfußball sind zwei unentbehrliche und sich ergänzende Komponenten des Fußballs. Die UEFA setzt sich weiter für die Erhaltung und sogar die Stärkung dieses Gleichgewichts ein, da die Entwicklung des Fußballs auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene davon abhängt.
10. Respekt:
Respekt ist ein wichtiger Grundsatz im Fußball. Respekt gegenüber dem Spiel, der Integrität, der Verschiedenartigkeit, der Würde, der Gesundheit der Spieler, den Spielregeln, dem Schiedsrichter, dem Gegner und den Fans. Unsere Botschaft ist klar. Null Toleranz gegenüber Rassismus, Gewalt und Doping.
11. Europäisches Sportmodell und Besonderheit des Sports:
Die UEFA ist eine europäische Organisation und wir bleiben voll und ganz dem europäischen Sportmodell verpflichtet. Ein Modell, das durch das Prinzip von Auf- und Abstieg, das Solidaritätsprinzip, aber auch durch offene Wettbewerbe und Chancengleichheit geprägt ist.
2.1 Grundsätzliche Aufgaben und Ziele des europäischen Fußballverbandes
Als führende Organisation des europäischen Fußballs stellt die UEFA sicher, dass die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen des europäischen Fußballs (Ligen, Vereine, Spieler und Anhänger) angemessen berücksichtigt werden. Zudem behandelt der Verband alle Fragen, die den europäischen Fußball betreffen. Ausdrücklich soll der Fußball in Europa im Geiste des Friedens, der Verständigung und des Fairplay, ohne Diskriminierung aufgrund der politischen Haltung, des Geschlechts, der Religion, der Rasse oder aus anderen Gründen gefördert werden. Die UEFA organisiert die internationalen Wettbewerbe und Turniere des europäischen Fußballs in all seinen Formen und unter Beachtung der Gesundheit der Spieler und ist auch für deren Durchführung verantwortlich (vgl. uefa.com, 2012a, S.1+2). Für diese Arbeit sind ausschließlich die europäischen Klubwettbewerbe von Bedeutung. Das ist zum einen die UEFA Champions League (UCL), in der die jeweils besten Mannschaften aus den einzelnen europäischen Ligen antreten. Wie viele Teams jeweils aus einer Liga in der europäischen Königsklasse antreten dürfen, ergibt sich aus der UEFA-Verbandskoeffizientenrangliste[4], auch UEFA-Fünfjahreswertung, genannt. Insgesamt nehmen 32 Vereine an der mit der Gruppenphase beginnenden Champions League teil. Je nach Platzierung ihres Nationalverbandes im Verbandskoeffizientenklassement müssen die Vereine vorab bis zu drei Qualifikationsrunden sowie die Play-Offs überstehen. In der Europa League (UEL), dem zweiten Wettbewerb, treten die Mannschaften an, die sich in ihren nationalen Ligen hinter den Champions-League-Rängen dafür qualifizieren konnten. Der erste Spieltag der Europa League beginnt ebenfalls mit einer Gruppenphase. In diese ziehen die 38 Vereine ein, die die Qualifikation überstehen. Dazu kommen die zehn Verlierer aus den Champions League Play-Offs. Die Europa League-Gruppenphase startet also mit 48 Mannschaften. Des Weiteren gibt es den UEFA Super Cup in dem die Sieger aus UCL und UEL zu Beginn der neuen Spielzeit gegeneinander antreten (vgl. Müller, 2013, S.27).
Darüber hinaus überwacht und kontrolliert die UEFA die Entwicklung aller Formen des Fußballs in Europa und versucht jegliche Methoden und Praktiken, die die Regularität der Spiele oder der Wettbewerbe gefährden oder zum Missbrauch des Fußballs führen zu verhindern. Den sportlichen Grundwerten sind zudem immer Vorrang gegenüber kommerziellen Interessen zu gewähren und die Ausschüttung der Einnahmen aus dem Fußball soll nach dem Subsidiaritätsprinzip erfolgen. Dabei sind Investitionen zugunsten aller Ebenen und Bereiche des Fußballs, besonders des Breitenfußballs, zu nutzen. Eine weitere wichtige Aufgabe der UEFA ist es, Einigkeit unter den Mitgliedsverbänden in Fragen des europäischen- und des Weltfußballs zu erreichen, womit die Wahrung der Gesamtinteressen der Verbände erreicht werden soll. Anhand der geschilderten Ziele lässt sich die Zuständigkeit der UEFA als Vertretung der ganzen europäischen „Fußballfamilie“ erkennen. Die UEFA ist Mitglied der FIFA und vertritt dort die europäische Fußballgemeinschaft mit der Zielsetzung, die Pflege der guten Beziehungen und Zusammenarbeit mit der FIFA und den weiteren anerkannten Konföderationen beizubehalten und zu verbessern. Außerdem tritt der Verband auch als Schlichter bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen nationalen Verbänden auf (vgl. uefa.com, 2012a, S.1+2), da sie die Maßnahmen wie Reglements, Verträge, Abkommen, Beschlüsse oder Programme eingeführt hat, die die Mitglieder unterzeichnen und somit anerkennen müssen (vgl. Müller, 2013, S.28). Alle 54 Mitgliedsstaaten des europäischen Fußballs sind den Bestimmungen der UEFA unterworfen.
2.2 Struktur und Aufgabe der UEFA-Organe
Die Struktur der UEFA ist vielschichtig und die Aufgaben der Gremien umfangreich. Dieses Kapitel soll eine Übersicht zu den wichtigsten UEFA-Organen und deren Funktionen wiedergeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 : Vollständige Struktur des europäischen Fußballverbandes
Quelle: Uefa.com, 2012c, S.39
Der Kongress ist das oberste Kontrollorgan der UEFA. Jährlich wird eine ordentliche Sitzung abgehalten. Im Kongress werden unter anderem der Präsident der UEFA sowie die Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees, wie auch die europäischen Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees gewählt. Sowohl der Präsident als auch andere Mitglieder von UEFA-Gremien können wiederum nur durch den Kongress von ihren Ämtern entbunden werden. Zudem können ausschließlich im Kongress die UEFA-Statuten geändert werden und das Organ bestimmt über Aufnahme und Ausschluss von Verbänden aus der UEFA. Der Kongress genehmigt außerdem die Berichte des Präsidenten und des Exekutivkomitees sowie der UEFA-Administration (vgl. uefa.com, 2013d).
Der UEFA-Präsident wird für vier Jahre gewählt und ist der Repräsentant der UEFA. Er leitet die Sitzungen des UEFA-Kongresses sowie des UEFA-Exekutivkomitees. Bei Beschlussabstimmung hat er den Stichentscheid. Darüber hinaus ist der Präsident unter anderem verantwortlich für die Beziehungen zwischen UEFA und FIFA, der UEFA und den weiteren Kontinentalverbänden sowie zwischen der UEFA und ihren Mitgliedsverbänden, der UEFA und politischen Instanzen sowie internationalen Organisationen. Außerdem obliegt die Arbeit der UEFA-Administration seiner Aufsicht und er ist für die Umsetzung der Beschlüsse des Kongresses und des Exekutivkomitees durch die Administration verantwortlich. Bei der Ausübung seiner Verantwortlichkeiten berät sich der Präsident mit dem Exekutivkomitee (vgl. uefa.com, 2013e).
Das UEFA-Exekutivkomitee ist das oberste Exekutivorgan der UEFA. Es setzt sich aus dem UEFA-Präsidenten und 15 von dem UEFA-Kongress gewählten Mitgliedern zusammen. Das Exekutivkomitee wählt einen ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften Vizepräsidenten, von denen einer der Finanzkommission vorsitzt. Obendrein hat das Exekutivkomitee, unter anderem, folgende unübertragbare Aufgaben, wie die Oberleitung der UEFA und die Erteilung der nötigen Weisungen und Festlegung der Organisationsstruktur. Ferner die Ernennung und Abberufung des Generalsekretärs und des stellvertretenden Generalsekretärs sowie die Oberaufsicht über die UEFA-Administration, namentlich im Hinblick auf die Befolgung der Gesetze, Statuten, Reglements und Weisungen und die Genehmigung des jährlichen Geschäftsplanes der UEFA-Administration. Auch die Ausgestaltung und Beaufsichtigung des Rechnungswesens fällt unter die Obhut des Exekutivkomitees. Die Beschlüsse des Komitees treten sofort in Kraft (vgl. uefa.com, 2013f).
Der UEFA-Generalsekretär wird auf Vorschlag des UEFA-Präsidenten vom UEFA-Exekutivkomitee ernannt. Er ist für die Organisation, Verwaltung und Führung der UEFA-Administration verantwortlich. Weitere Aufgaben sind primär die Unterbreitung eines jährlichen Geschäftsplans, die Erstellung eines schriftlichen Berichts zu Händen des ordentlichen UEFA-Kongresses und eines Voranschlags über Einnahmen und Ausgaben. Der Generalsekretär erstattet dem Exekutivkomitee und dem UEFA-Präsidenten regelmäßig direkt Bericht. Er legt auch die Organisationsstruktur der UEFA-Administration in einem durch das Exekutivkomitee zu genehmigenden Reglement fest. Im Oktober 2009 wurde Gianni Infantino zum UEFA-Generalsekretär ernannt (vgl. uefa.com, 2013g).
Der strategische Beirat für Berufsfußball (PFSC) umfasst gewählte Vertreter der vier wichtigsten am europäischen Profifußball beteiligten Interessengruppen: der Klubs über die Europäische Klubvereinigung (ECA), der Ligen über den Verein europäische Berufsfußballligen (EPFL) sowie der Spieler über die FIFPro Division Europe und der UEFA als Führungsinstanz des europäischen Fußballs. Das Organ bespricht Angelegenheiten von strategischer Bedeutung für den Profifußball in Europa und berät das UEFA-Exekutivkomitee entsprechend. Zu den weiteren Aufgaben des PFSC zählt in erster Linie die Suche nach Lösungen im Hinblick auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen des europäischen Fußballs (vgl. uefa.com, 2012c, S.4).
Es gibt 19 Kommissionen und Ausschüsse, die in die Strategiearbeit der UEFA eingebunden sind und damit das breite Spektrum des europäischen Fußballs abdecken. Die Kommissionen debattieren über sehr unterschiedliche Themen. Sie handeln von medizinischen Angelegenheiten und Spielertransfers zum Schiedsrichterwesen sowie von den Finanzen der UEFA-Wettbewerbe bis hin zur Übermittlung von Anträgen und Empfehlungen an das UEFA-Exekutivkomitee. Das Exekutivkomitee kann vereinzelte Pflichten auch an Kommissionen delegieren. UEFA-Kommissionen und UEFA-Expertenausschüsse haben eine beratende Funktion, es sei denn, das Exekutivkomitee überträgt ihnen Entscheidungsbefugnisse (vgl. uefa.com, 2012d). Zu der für diese Arbeit wichtigsten Kommission zählt die Klublizenzierungskommission. Die Kommission überwacht die Umsetzung und das Erreichen der Ziele des UEFA-Klublizenzierungsverfahrens sowie die Entwicklung der verschiedenen Verfahren betreffend die Lizenzgeber[5] (siehe ausführlich Kapitel 3.3). Außerdem verfasst die Klublizenzierungskommission Änderungsvorschläge für das UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay. Zu den Aufgaben zählen auch die Überarbeitung der geltenden Kriterien und der Aufstellung neuer Kriterien für Klubs. Die Kommission berät das Exekutivkomitee ebenso in Klublizenzierungsangelegenheiten (vgl. uefa.com, 2013h).
Die Rechtspflegeorgane der UEFA sind die UEFA-Disziplinarinstanzen – bestehend aus Kontroll- und Disziplinarkammer und dem Berufungssenat – die Disziplinarinspektoren und die Finanzkontrollkammer für Klubs (FKKK) (vgl. uefa.com, 2012e). Die Finanzkontrollkammer für Klubs ist das zuständige Gremium, was die neuen finanziellen Fairplay-Regelungen betrifft. Der Kammer obliegen vor allem die Zuständigkeiten zur Beurteilung, ob die Lizenznehmer[6] die im UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay definierten Kriterien erfüllen und die Verhängung von Disziplinarmaßnahmen im Falle eines Verstoßes gegen die Bestimmungen des UEFA-Reglements zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay. Somit entscheidet das Organ über die Zulassung von Vereinen zu den UEFA-Klubwettbewerben (vgl. uefa.com, 2012f, S.2). Entscheidungen der FKKK können nur vor dem Schiedsgericht des Sports (TAS) angefochten werden (vgl. uefa.com, 2012g).
2.3 Das Bosman-Urteil
Die populärste Regeländerung im europäischen Fußball bislang war das sogenannte Bosman-Urteil, das den Fußball in seinen Grundsätzen erschüttert hat.
Die Ausgangssituation stellt sich wie folgt dar: Sollte ein Spieler seinen Arbeitgeber wechseln und sich einem neuen Verein anschließen, so war es bis einschließlich der Saison 1994/95 üblich, dass der alte Verein einen Anspruch auf die Zahlung einer Ablösesumme durch den neuen Arbeitgeber des Spielers hat. Die finanzielle Entschädigung war unabhängig vom Vertragsstand der Spieler fällig. Auch für Aktive, deren Vertrag auslief, war eine Transfergebühr fällig.
Der belgische Profi-Fußballer Jean-Marc Bosman wollte zur Saison 1990/91 vom RFC Lüttich zum französischen Zweitligisten USL Dünkirchen wechseln, weil er eine Vertragsverlängerung zu wesentlich schlechteren Bezügen ablehnte. Der Vertrag des Spielers endete mit der Spielzeit 1989/90 und Lüttich rief damals eine Ablösesumme für Bosman auf, die seinen Marktwert deutlich überstieg, wodurch der angestrebte Wechsel letztlich nicht zustande kam. Bosman klagte gegen seinen Verein und schließlich auch gegen den Verband wegen Verletzung des Reglements, da er sich in seiner Arbeitnehmerfreizügigkeit eingeschränkt sah.
Ein belgisches Gericht entschied: Bosman durfte ablösefrei zum französischen Zweitligisten USL Dünkirchen wechseln. Der belgische Fußballverband legte gegen dieses Urteil Berufung ein. Gleichzeitig rief das Gericht den Europäischen Gerichtshof (EuGH) an, um eine einheitliche Regelung zur freien Wahl des Arbeitsplatzes innerhalb Europas zu schaffen.
Zunächst stellte der EuGH klar, dass Profi-Fußballer innerhalb Europas normale Arbeitnehmer im Sinne des EG-Vertrages (heute Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, kurz AEUV) sind und sich daher auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit, insbesondere Artikel 45 AEUV (siehe Anhang 9.1) berufen können, sofern sie sich auf Vorschriften berufen, die der kollektiven Regelung der Arbeit dienen. Diese Regelungen waren in diesem Fall insbesondere die Transferregelungen. In diesem Rahmen wurde den Fußballvereinen auch die Unternehmereigenschaft nach Art.54 AEUV (siehe Anhang 9.2) zugesprochen, sodass sie unter das Gemeinschaftsrecht fallen, sofern es zum Wirtschaftsleben gehört.
Der Gerichtshof verbot schließlich alle Forderungen nach Zahlung einer Ablösesumme für den Wechsel eines Spielers von einem EU-Staat in einen anderen nach Vertragsende, weil genau dies gegen die Arbeitnehmerfreizügigkeit verstoße. Somit brachte der EuGH das Transfersystem im europäischen bezahlten Fußball zu Fall (vgl. fußball-recht.com, 2012).
Die Regeländerung bezüglich der Auswirkungen auf den europäischen Fußball, die dem Bosman-Urteil am nächsten kommt, ist die Financial-Fair-Play-Regelung. Das Konzept zum finanziellen Fairplay wird in seiner Entstehung und Entwicklung sowie dessen Reglement ausführlich im nächsten Kapitel behandelt.
3 Entstehung der Regelung Financial Fair Play (FFP)
„Vereine sollen nicht mehr Geld ausgeben als sie verdienen“ (Platini zitiert nach uefa.com, 2009b), lautet der Grundsatz von Financial Fair Play.
Daher wird in diesem Kapitel zunächst aufgezeigt, wie sich das Einnahme- und Ausgabeverhalten der europäischen Erstligisten in den letzten fünf Jahren entwickelt hat. Besonders die fünf wirtschaftlich stärksten kontinentalen Ligen werden genau in Augenschein genommen. Insgesamt wird klar, dass die UEFA zu Recht das neue Reglement zum finanziellen Fairplay eingeführt hat. Anschließend wird die Entstehung und Entwicklung des einheitlichen europäischen Klublizenzierungssystems bis hin zum finanziellen Fairplay beschrieben. Des Weiteren wird auf die Vereinbarkeit der neuen Regularien mit gängigem EU-Recht verwiesen. Nachfolgend werden die für Financial Fair Play verantwortlichen Gremien dargelegt und die Regelung genau erläutert. Abschließend befasst sich das Kapitel mit den bisherigen Auswirkungen des neuen Regelwerks und einer bereits eingereichten Klage.
3.1 Finanzielle Situation der europäischen Erstligisten
Dieser Gliederungspunkt gibt einen Überblick über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der europäischen Spitzenvereine. Es werden die Veränderungen in den letzten fünf verfügbaren Jahren betrachtet. Dabei handelt es sich um die Finanzergebnisse aller europäischen Erstligaklubs von 2007 bis 2011.
Tab. 2: Europaweite Finanzergebnisse aller Erstligisten von 2007 bis 2011[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an die UEFA-Finanzberichte von 2008-2011 (vgl. Perry, 2010, S.43+52; Perry, 2011, S.63+78; Perry & Leach, 2012, S.59+66; Perry & Leach, 2013, S.87+94).
Anhand der Werte in der Tabelle lässt sich feststellen, dass der Fußball in Europa gesund ist, denn die Vereine konnten ihre Erträge in den letzten fünf Jahren sukzessive erhöhen. Trotz einer Verlangsamung des Wachstums im europäischen Klubfußball im letzten Jahr stiegen die aggregierten Erträge der Klubs im Verlauf von 2007 bis 2011 um durchschnittlich 5,6 Prozent, während das Durchschnittswachstum der europäischen Volkswirtschaften in diesen fünf Jahren lediglich 0,5 Prozent betrug (vgl. Perry & Leach, 2013, S.76). Allerdings ist die Zunahme der Aufwendungen ebenso kontinuierlich. Bedrohlich für die Wirtschaftlichkeit der Vereine ist die Tatsache, dass das Wachstum der Ausgaben die Erlöse der Klubs übertrifft. So nehmen die aggregierten Verluste der Vereine stetig zu. Erste Auswirkungen des neuen Konzepts zum finanziellen Fairplay lassen sich erst beim Vergleich der Finanzjahre 2010 und 2011 erkennen. Obwohl die Vereine mit 1,7 Milliarden Euro einen neuen Rekordfehlbetrag vermeldeten, war erstmals der prozentuale Anstieg des Ertrags größer als der der Aufwendungen. Zudem überstieg das neue Defizit nur gering den Vorjahreswert.
Die wachsende Entwicklung der Gehaltskosten und der Nettotransferaufwände der Erstligavereine in Europa bestärkt die Notwendigkeit zur Einführung der Financial-Fair-Play-Regelungen durch die UEFA.
Tab. 3: Ausgaben für Personal und Transfers aller Erstligisten in Europa
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die UEFA-Finanzberichte von 2007-2011 (vgl. Perry, 2010, S.52; Perry, 2011, S.78; Perry & Leach, 2012, S.66; Perry & Leach, 2013, S.94)
Zwar konnten die europäischen Klubs ihre Erträge in den letzten fünf Jahren um 24 Prozent steigern, doch sind ihre Kosten in dieser Zeit weit schneller gestiegen. So wurde bei den Gehältern ein massiver Anstieg von 6,2 auf 8,6 Milliarden Euro verzeichnet. Insgesamt wuchs der gesamte Personalaufwand zwischen den Finanzjahren 2007 bis 2011 um 38 Prozent. Das Verhältnis zwischen dem kombinierten Personal- und Nettotransferaufwand und den Erträgen der Vereine stieg während dieser Periode von 62 auf 71 Prozent. Das bedeutet, dass das Ertragswachstum von 2,6 Milliarden Euro[11] von den Finanzjahren 2007 bis 2011 nicht ausreicht, um die Zunahme des kombinierten Personal- und Nettotransferaufwands von 2,8 Milliarden Euro zu decken. Zudem erhöhten sich die Betriebs- und Finanzierungskosten der Vereine in dieser Periode um eine weitere Milliarde (vgl. Perry & Leach, 2013, S.80). Allein 2011 wiesen 63 Prozent der Erstligaklubs einen Betriebsverlust aus (vgl. Traverso, 2013, S.8). Anhand der dramatischen Steigerung der ausgewiesenen aggregierten Verluste der Vereine von 0,6 Milliarden Euro im Finanzjahr 2007 bis auf einen rekordmäßigen Nettoverlust von 1,7 Milliarden Euro in 2011 lässt sich erkennen, dass die Einführung der Financial-Fair-Play-Regelung unumgänglich ist.
3.2 Aktuelle Situation in den europäischen Topligen
Als europäische Topligen werden die Nationalverbände bezeichnet, deren Erstligisten durchschnittlich über 50 Millionen Euro umsetzen. Das trifft auf Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien zu (vgl. Perry, 2010, S.41). Zusätzlich unterstreicht der sportliche Erfolg in der UEFA Champions League die Dominanz der fünf Nationen in Europa. So konnten sich ab der Spielzeit 2005/06 ausschließlich Vertreter der genannten fünf Länder für das Champions League Halbfinale qualifizieren. Die aktuelle Lage dieser fünf Ligen wird in den nächsten Kapiteln genauer dargestellt.
3.2.1 Aktuelle Situation in Deutschland
Der wirtschaftliche Aufschwung der deutschen Fußball Bundesliga hält an. Was die Erlöse der europäischen Ligen betrifft, bleibt die Bundesliga auch in der Saison 2011/12 hinter der Premier League auf Rang zwei der umsatzstärksten Klubs. Die 18 Vereine der ersten Fußball Bundesliga erzielten in der Saison 2011/12 einen Gesamtumsatz von 2,08 Milliarden Euro. Es war der achte Umsatzrekord in Folge. Im Vergleich zum Vorjahr wurden rund 140 Millionen Euro mehr eingenommen, was einer Umsatzsteigerung von 7,2 Prozent entspricht. So wurde erstmals der Umsatz von zwei Milliarden übertroffen. 14 von 18 Klubs wiesen am Ende der Spielzeit einen Gewinn aus. Insgesamt stand für die erste Bundesliga ein Überschuss von 55 Millionen Euro nach Steuerabgaben. In der Spielzeit 2001/02 hatte die erste Bundesliga zum ersten Mal die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro erreicht. Somit haben die Klubs ihre Gesamteinkünfte innerhalb von nur zehn Jahren verdoppelt (vgl. DFL, 2013, S.6).
Die Erlöse[12] erhöhten sich von 1,718 Milliarden Euro in der Saison 2010/11 auf 1,871 in der nachfolgenden Saison. In den drei wichtigsten Einnahmequellen – Werbung, Vermarktung der Medienrechte und Ticketverkauf – konnten die Bundesligisten ihre Erträge steigern. Die Steigerung der Einnahmen fiel dabei deutlicher aus als in den beiden Spielzeiten zuvor.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 : Entwicklung der Werbe-, Medien- und Ticketerlöse der 1. Fußball Bundesliga
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DFL, 2013, S.7
In keiner der anderen großen Fußballligen in Europa herrscht solch ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Einnahmen aus Werbung, medialer Verwertung und dem Ticketverkauf. Die Einnahmen aus Werbung belaufen sich auf 26,6 Prozent des Gesamtumsatzes. Das Einkommen aus der Vermarktung der Medienrechte macht 26,2 Prozent aus und die Spieltagserlöse stellen 21,2 Prozent des Gesamtertrags dar. Folglich ergeben die drei tragenden Säulen nahezu drei Viertel des Gesamtertrags. Der Rest verteilte sich in der Spielzeit 2011/12 auf Transfereinnahmen (10,1 Prozent), Merchandising (4,5 Prozent) und Sonstiges (11,4 Prozent). Somit sind die deutschen Erstligisten nicht auf eine bestimmte Einnahmequelle angewiesen. In Bezug auf die Medieneinnahmen lässt sich eine deutlich geringere Abhängigkeit feststellen als in anderen europäischen Topligen. In Spanien, England und Italien beispielsweise stammen zwischen 45 und 60 Prozent des Liga-Umsatzes von den Medienpartnern. Allerdings werden die Bundesligisten ab der Saison 2013/14, aufgrund des neuen Medienvertrages, deutlich höhere Einnahmen in diesem Bereich verzeichnen können. Die Medienerlöse werden für die nächsten vier Spielzeiten voraussichtlich mehr als 30 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen (vgl. DFL, 2013, S.7-9). Denn der deutsche Ligaverband erlöste für die erste und zweite Bundesliga in den vier Spielzeiten von 2013/14 bis 2016/17 rund 2,5 Milliarden Euro aus der Vermarktung der Inlandsrechte, was durchschnittlich etwa 628 Millionen Euro pro Jahr ausmacht. Dies bedeutet eine Steigerung von rund 52 Prozent im Vergleich zu den durchschnittlichen Erlösen von derzeit 412 Millionen Euro jährlich (vgl. bundesliga.de, 2012).
Die ausgezeichneten wirtschaftlichen Zahlen lassen sich auch auf das große Interesse der Deutschen für den Fußball zurückführen. So ist die erste Bundesliga sportartenübergreifend die Liga mit dem zweithöchsten Zuschauerschnitt weltweit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 : Weltweit höchste durchschnittliche Zuschauerzahlen von Sportligen in der Saison 2011/12
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Ahrens, 2013; DFL, 2013, S.48
Betrachtet man in folgendem Diagramm ausschließlich die Sportart Fußball, so führt die deutsche Fußball Bundesliga das Ranking des Zuschaueraufkommens der fünf großen Ligen Europas deutlich an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 : Zuschauerschnitt für die Top Fünf Ligen in Europa (Saison 2011/12)
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an DFL, 2013, S.48
Während in den meisten der europäischen Topligen die Zuschauerzahlen im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen, verbuchte die Bundesliga eine Steigerung von 2.192 Zuschauern beziehungsweise 5,2 Prozent pro Spiel und erreichte so einen historischen Höchststand (vgl. DFL, 2013, S.48).
Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Bundesliga ist zudem die Vernunft der Klubverantwortlichen. Zwar stieg der Gesamtaufwand der Spielzeit 2011/12 gegenüber der Vorsaison um 7,3 Prozent auf einen neuen Höchstwert von 2,026 Milliarden Euro, wobei die Personalkosten mit knapp 788 Millionen Euro den größten Posten ausmachten, aber der Personalaufwand erhöhte sich nur um 6,8 Millionen Euro beziehungsweise 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt weisen die Bundesligavereine lediglich eine Personalkostenquote von 43,1 Prozent gegenüber dem Gesamtertrag aus (vgl. DFL, 2013, S.25). Im Vergleich zu den europäischen Erstligaklubs ist der Wert der Bundesliga hervorragend, denn der durchschnittliche Personalaufwand aller europäischen Erstligisten betrug in der Saison 2011/11 65 Prozent des Gesamtertrags (vgl. Perry & Leach, 2013, S.94).
Die Bundesliga ist ein Musterbeispiel für eine perfekte Symbiose zwischen Streben nach Erfolg und wirtschaftlicher Vernunft.
3.2.2 Aktuelle Situation in England
Die englische Premier League bleibt weiterhin die umsatzstärkste europäische Fußballliga. Englands höchste Spielklasse verzeichnete mit einem Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in der Saison 2011/12 einen neuen Rekordumsatz[13] von 2,9 Milliarden Euro und zugleich das stärkste Wachstum der fünf europäischen Topligen (vgl. deloitte.com, 2013, S.6).
Tab. 4: Umsätze[14] der Top Fünf Fußballligen Europas (Saison 2010/11 & 2011/12)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an deloitte.com, 2013, S.6; DFL, 2013, S.6
Zwar konnten alle fünf Ligen ihre Umsätze nach oben schrauben, doch bereits zum fünften Mal in Serie erwirtschafteten in der Saison 2011/12 ausschließlich die Bundesliga und die Premier League einen operativen Gewinn[15]. Die Bundesliga erzielte mit einem Betriebsgewinn von 190 Millionen Euro zum vierten Mal in Folge das beste Ergebnis aller Top Fünf-Ligen und bleibt in puncto Wirtschaftlichkeit absolute Spitze in Europa. Noch vor der Premier League, die einen operativen Gewinn von 121 Millionen Euro verzeichnen konnte (vgl. deloitte.com, 2013, S.7). Im Gegensatz zur Bundesliga lässt sich in Englands Eliteliga zudem eine gewisse Abhängigkeit gegenüber einer der drei zentralen Einnahmequellen – bestehend aus medialer Vermarktung, Spieltagserlösen und Werbung – erkennen. Während in Deutschand die drei Haupteinnahmen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen (siehe Kapitel 3.2.1), stammen in der Premier League[16] 50 Prozent der Erlöse aus der medialen Vermarktung sowie 23 Prozent aus den Erträgen der Spieltage und 27 Prozent aus Werbeeinnahmen. Jedoch ist die erste englische Liga das Nonplusultra im europäischen Fußball was die Vermarktung der Medienrechte betrifft. Insgesamt bezogen die englischen Profivereine für die Spielzeiten von der Saison 2010/11 bis 2012/13 rund 3,7 Milliarden Euro[17] aus Inlands- und Auslandsvermarktung (vgl. deloitte.com, 2013, S.7).
Tab. 5: TV-Einnahmen der Top Fünf-Ligen in Europa (Saison 2011/12)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Der Deutsche Fußball-Bund hat die vollständige Lizenzvergabe für Spieler und Klubs an die DFL delegiert (vgl. Ligaverband, 2010, S.3f).
[2] Nachfolgend wird allerdings von 53 Mitgliedsverbänden der UEFA ausgegangen, da Gibraltar erst im Mai 2013 beitrat.
[3] Nach Müller waren es noch 53 Mitgliedsverbände, die Grafik wurde allerdings um Gibraltar aktualisiert.
[4] Am Ende jeder Spielzeit erstellt die UEFA ein Leistungsklassement (UEFA-Verbandskoeffizientenrangliste), das auf den fünf letzten Spielzeiten der Champions League und Europa League (früher UEFA-Cup) beruht und anhand dessen die Anzahl der Plätze festgelegt wird, die einem Verband in der Champions League und der Europa League zustehen (vgl. uefa.com, 2012b, S.52).
[5] Lizenzgeber sind die nationalen Ligen. Sie müssen gewisse UEFA-Qualitätsstandards erfüllen und erteilen ihren nationalen Vereinen eine Lizenz für Champions League und Europa League basierend auf den Mindeststandards der UEFA (vgl. Traverso, 2008, S.9).
[6] Lizenznehmer sind Fußballvereine, die eine Lizenz zur Teilnahme an den UEFA-Klubwettbewerben erhalten haben (vgl. uefa.com, 2012f, S.1).
[7] Alle Angaben gerundet; gilt für alle Tabellen und Abbildungen der Arbeit
[8] Der Abschlussstichtag für ein Finanzjahr im europäischen Fußball ist von Liga zu Liga unterschiedlich. Beispielsweise kommt den großen europäischen Ligen ein Finanzjahr einer Saison vom 01. Juli bis 30. Juni gleich, während vor allem bei den ehemaligen GUS-Klubs ein Finanzjahr dem Kalenderjahr entspricht (vgl. Perry & Leach, 2013, S.35).
[9] Unter Ertrag versteht man in diesem Fall die Einnahmen aus medialen Übertragungsrechten, Eintrittsgeldern, Werbung und Sponsoring sowie kommerzielle und sonstige Einnahmen. Gewinne aus Transfergeschäften, aus Veräußerung übriger Vermögenswerte, aus dem Verkauf von Finanzanlagen sowie aus finanziellen Beteiligungen und aus Steuererträgen sind hier nicht beinhaltet (vgl. Perry, 2010, S.42).
[10] Prozentuale Veränderung jeweils nach Wechselkursanpassung aus dem Vorjahr. Daher rechnerische Abweichungen. Zählt ebenfalls für alle Tabellen der Arbeit
[11] Nach Wechselkursanpassungen aus den Vorjahren
[12] Wie in Kapitel 3.1 ohne Transfers
[13] Ohne Transfers
[14] Ohne Transfers
[15] Ohne Transfer- und Finanzierungskosten sowie vor Steuern (vgl. deloitte.com, 2013, S.7)
[16] Englische Klubs teilen in der Regel alle Einnahmen auf Eintrittsgelder, medialer Vermarktung und Sponsoring auf (Perry & Leach, 2013, S.87).
[17] Nach Wechselkurs vom 30.06.12 1£ = 1,236 € (vgl. deloitte.com, 2013, S.15)
- Arbeit zitieren
- Manuel Deutschmeyer (Autor:in), 2013, Financial Fair Play. Auswirkungen auf den deutschen und europäischen Spitzenfußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265977