Stadtgalerie "K in Lautern"

Auswirkungen innerstädtischer Shoppingcenter auf den Einzelhandel am Beispiel Kaiserslautern


Bachelorarbeit, 2013

45 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Themeneinführung
1.2. Zielsetzung der Arbeit
1.3. Vorgehensweise und Methodik der Untersuchung.

2. Shoppingcenter
2.1. Definition
2.2. Entwicklungsgeschichte
2.3. Entwicklungsphasen in Deutschland.

3. Innerstädtische Einkaufscenter
3.1. ECE Projektmanagement GmbH. & Co. KG
3.2. Typologie
3.3. Regionale Auswirkungen
3.4. Kriterien und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche und verträgliche Integration von Shoppingcentern in der Innenstadt
3.4.1. Größe
3.4.2. Lage
3.4.3. Bauform
3.4.4. Branchenvollständigkeit und Nutzung
3.4.5. Stellplätze
3.5. Kriterien zur Ermittlung der Ansiedlungsfolgen
3.5.1. Lagestrukturveränderung
3.5.2. Einzelhandelsmietpreis
3.5.3. Filialisierungsgrad
3.5.4. Passantenfrequenz
3.5.5. Umsatzkennziffer
3.5.6. Zentralitätskennziffer
3.6. Beispiel „City Galerie“ in Siegen
3.6.1. Innerstädtische Einzelhandelsstruktur in Siegen
3.6.2. Untersuchungsrelevante Rahmenkriterien
3.6.3. Vergleich der Kriterien für eine erfolgreiche und verträgliche Integration von Shoppingcentern in der Innenstadt mit den Eigenschaften der „City Galerie“ Siegen
3.6.4. Wirkungsanalyse und Folgen der Centeransiedlung.

4. Stadtgalerie - K in Lautern
4.1. Innerstädtische Einzelhandelsstruktur in Kaiserslautern
4.2. Projekt „Neue Mitte“
4.3. Untersuchungsrelevante Rahmenkriterien
4.4. Vergleich der Kriterien für eine erfolgreiche und verträgliche Integration von Shoppingcentern in der Innenstadt mit den Eigenschaften des Einkaufscenters „K in Lautern“
4.5. Einschätzungen über die zukünftigen Auswirkungen.

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Themeneinführung

Nachdem sich die Betreiber und Investoren von Shoppingcentern wie „ECE“ oder „mfi“ in den 90er Jahren hauptsächlich darauf konzentriert hatten neue Malls auf der „grünen Wiese“ am Rande der Stadt zu errichten, rückten in den letzten Jahren zunehmend die Innenstadtstandorte wieder in ihr Interesse. Da der innerstädtische Einzelhandel für die Zentralität und Urbanität der Städte ausschlaggeben ist und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft der Stadtkerne nach wie vor eine anziehende Wirkung haben, ist diese Entwicklung durchaus nachvollziehbar. Durch die vorherige Ansiedlung von Einkaufscentern in der Peripherie entstand für den innerstädtischen Einzelhandel jedoch eine starke Konkurrenz, was negative Auswirkungen auf die Innenstadt zur Folge hatte. Durch das Ausbleiben der Kundschaft mussten viele Einzelhändler ihr Geschäft aufgeben. Es kam zu Leerständen sowie zu einer Veränderung von Geschäften mit einem hochwertigen Sortimentangebot hin zu Billiganbietern wie „1-Euro-Läden“ oder Spielhallen. Diese „Trading-Down“-Prozesse führen zu einem Imageverlust der Innenstädte und verlaufen in einem Teufelskreis, da die Prozesse durch den Imageverlust weiter verstärkt werden.[1]

Wie oben bereits erwähnt, drängen die Betreiber von Shoppingcenter inzwischen vermehrt in die Innenstadt. Um die „Trading-Down“-Prozesse zu stoppen und wieder mehr Kaufkraft in die Innenstädte zu locken, versucht auch die Kommunalpolitik mit Hilfe der Investoren Einkaufscenter in den Innenstädten anzusiedeln. Diese versprechen eine schnelle und effiziente Lösung des Problems zu sein. So wird die Zentralität und Urbanität schlagartig gesteigert und somit wieder mehr Kaufkraft in die Stadt gelenkt. Hinzu kommen mehr Gewerbesteuereinnahmen für die oft klammen Haushaltskassen der Städte sowie neu geschaffene Arbeitsplätze. Anfangs war dieser Trend nur in Metropolen festzustellen. Inzwischen befinden sich auch Mittelstädte wie Kaiserslautern im Fokus der Shoppingcenter-Betreiber.[2]

Doch die bisherigen Erfahrungen aus vielen Städten zeigten, dass das Hauptziel, die Innenstadt zu stärken, um damit die Qualität des städtischen Lebens zu verbessern, oft nicht erreicht wird. In vielen Fällen verlagerte sich die Wertschöpfung in den Städten von den vielen Geschäften außerhalb der Shoppingcenter nur in das Center hinein. Dies führt dazu, dass die bereits begonnen „Trading-Down“-Prozesse weiter verstärkt werden.[3]

Nach der Schließung der Karstadt-Filiale im März 2010 in Kaiserslautern beschloss der Stadtrat am 28. Juni 2010 ein Planungs- und Handlungskonzept, um das weitere Vorgehen mit dem Karstadt-Gebäude, der Fackelpassage und dem alten Theaterplatz festzulegen. Noch im selben Sommer erwarb die „ECE Projektmanagement GmbH. & Co. KG“ aus Hamburg eine Kaufoption für das Karstadt-Gebäude. Im April 2011 fasste der Stadtrat mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit den Grundsatzbeschluss zum Projekt „Neue Mitte“ mit dem Ziel, die Innenstadt wiederzubeleben. Ein Teilprojekt hierbei ist der Bau der Stadtgalerie „K in Lautern“.[4]

1.2. Zielsetzung der Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es, die zu erwartenden Auswirkungen durch die Stadtgalerie „K in Lautern“ auf den innerstädtischen Einzelhandel aufzuzeigen.

Hierfür sollen

1. allgemeine Aspekte über Shoppingcenter (Geschichte, Definition, Typen, Entwicklungsphasen, ECE,…) dargestellt,
2. mögliche Auswirkungen innerstädtischer Shoppingcenter auf den Einzelhandel beschrieben,
3. Kriterien und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Integration der Centeransiedlung in Bezug auf den bestehenden Einzelhandel aufgezeigt,
4. Veränderungen des Einzelhandels nach der Ansiedlung eines innerstädtischen Einkaufscenters in einer Stadt, die Kaiserslautern hinsichtlich Größe, Lage, etc. gleicht, dargestellt,
5. die bisherige Situation in Kaiserslautern (Einzelhandel, etc.) abgebildet,
6. die Erfüllung der Kriterien für eine verträgliche Integration der Stadtgalerie „K in Lautern“ überprüft und
7. die wahrscheinlichen Auswirkungen durch die Stadtgalerie „K in Lautern“ auf den innerstädtischen Einzelhandel sollen ermittelt und aufgezeigt werden.

1.3. Vorgehensweise und Methodik der Untersuchung

Durch Dokumenten- und Literaturanalyse wird zunächst das vorhandene Fachwissen zum Thema zusammengefasst. Hierbei sind neben der Fachliteratur vor allem die beiden Gutachten über die Einzelhandelsverträglichkeit zu berücksichtigen.

Die Teilziele 1 bis 3 sollen mit Hilfe von Dokumenten- und Literaturanalyse bearbeitet werden.

Für Teilziel 4 muss ein mit Kaiserslautern vergleichbarer Standort gefunden werden. Kriterien zur Auswahl sind unter anderem die Größe der Stadt, die Verkaufsfläche, die mikroräumliche Lage des Shoppingcenters, etc. Anschließend sollen die Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel an der Beispielstadt aufgezeigt werden. Dies geschieht ebenfalls durch Dokumenten- und Literaturanalyse. Sinn dabei ist es, durch den Ansiedlungserfolg bzw. Misserfolg einer vergleichbaren Stadt auf die zu erwartenden Auswirkungen auf Kaiserslautern zu schließen.

Auch die Bearbeitung von Teilziel 5 geschieht mit Hilfe von Dokumenten- und Literaturanalyse. Es wird ein Überblick über die bisherige Situation in KL (Einzelhandel, etc.) gegeben. Dazu werden die Einzelhandelskonzeption 2009 der Stadt Kaiserslautern und die „Verträglichkeitsstudie Einzelhandel“ der BulwienGesa AG herangezogen.

Bei Teilziel 6 werden die in Teilziel 3 dargestellten Kriterien mit denen der im Bau befindlichen Stadtgalerie verglichen und bewertet. Hierdurch gelangt man zu ersten Erkenntnissen über die Auswirkungen auf den innerstädtischen Einzelhandel in Kaiserslautern.

Teilziel 7 wird erreicht, indem die Erkenntnisse der Teilziele 3, 4 und 6 miteinander verglichen werden und dadurch eine Aussage über die zu erwartenden Auswirkungen durch die Stadtgalerie „K in Lautern“ auf den innerstädtischen Einzelhandel ermöglicht.

2. Shoppingcenter

2.1. Definition

In der Fachliteratur gibt es eine Reihe unterschiedlicher Definitionen für den Begriff „Shoppingcenter“. Das Bundesverwaltungsgericht definiert den Begriff in seinem Urteil vom 27.04.1990 zum §11, Abs.3 der Baunutzungsverordnung (BauNVO), der sich mit der Kennzeichnung sonstiger Sondergebiete in der Flächennutzungsplanung beschäftigt, folgendermaßen:

„Ein Einkaufszentrum […] setzt im Regelfall einen von vornherein einheitlich geplanten, finanzierten, gebauten und verwalteten Gebäudekomplex mit mehreren Einzelhandelsbetrieben verschiedener Art und Größe – zumeist verbunden mit verschiedenartigen Dienstleistungsbetrieben – voraus. Sollen mehrere Betriebe ohne eine solche Planung ein Einkaufszentrum im Rechtssinn darstellen, so ist hierfür außer ihrer engen räumlichen Konzentration ein Mindestmaß an äußerlich in Erscheinung tretender gemeinsamer Organisation und Kooperation erforderlich, welche die Ansammlung mehrere Betriebe zu einem planvoll gewachsenen und aufeinander bezogenen Ganzen werden lässt.“[5]

Das Gericht spricht in diesem Fall von einem Einkaufszentrum. Die Begriffe „Shoppingcenter“, „Shoppingmall“, „Einkaufszentrum“ lassen sich jedoch synonym verwenden. Im Folgenden werden die Begriffe „Shoppingcenter“ oder „Einkaufscenter“ verwendet.

Darüber hinaus lassen sich Shoppingcenter auch über ihre Mindest-Verkaufsfläche definieren. Dabei reichen die Werte von 8.000m² bis 15.000m² Verkaufsfläche. Meist wird jedoch von einer Fläche von mindestens 10.000m² gesprochen, die notwendig ist, um ein betriebswirtschaftlich funktionierendes Shoppingcenter zu betreiben.3

2.2. Entwicklungsgeschichte

Shoppingcenter sind eine eher junge Betriebsform des Einzelhandels und gelten als eine Entdeckung des 20. Jahrhunderts. Ihr Erfinder, der österreichische Architekt Victor Gruen, versuchte mit ihnen den funktionellen Schwächen der amerikanischen Stadt entgegenzuwirken, indem die Geschäfte von den Hauptverkehrswegen losgelöst und in einer konzentrierten Gruppe in Mitten eines großen Areals konzentriert werden. Die in den 1920er-Jahren errichtete Ladenagglomeration „County Club Plaza“ in Kansas City wird als erstes dieser Shoppingcenter genannt. 1951 eröffnete das erste fußläufig erschlossene Einkaufscenter „Shoppers World“ in der Nähe von Boston, 1956 das erste geschlossene, d.h. überdachte und vollklimatisierte, Shoppingcenter in einem Vorort von Minneapolis.[6][7]

Anfang der 60er Jahre begann der Bau von Shoppingcentern in Europa, wenig später auch in Japan. Seit den 80er Jahren wurden sie mitunter in großen Städten außerhalb der Industrieländer eröffnet. Inzwischen sind Shoppingcenter in nahezu allen Industrie- und Schwellenländern, jedoch auch in vielen Entwicklungsländern zu finden. Ein wichtiger Grund für die weltweite Expansion ist die ansteigende Globalisierung. Durch den zunehmenden internationalen Handel und durch Offshoring[8] des Sekundären und Tertiären Sektors in weniger entwickelte Länder kommt es zu einem Einkommens- und Kaufkraftanstieg in diesen Ländern. Güter, die vor einigen Jahren noch als Luxus bezeichnet wurden, sind inzwischen zu Massenware geworden. Neue Luxusartikel, zum Beispiel Kleider von internationalen Modedesignern, haben einen enormen Verkaufsanstieg zu verzeichnen. Doch internationale Produzenten verlangen nach großräumigen, repräsentativen und attraktiven Geschäftsräumen, die vor allem in den traditionellen Altstädten der Entwicklungsländer kaum zu finden sind. Diese Ansprüche werden durch moderne und saubere Einkaufscenter erfüllt. Darüber hinaus bieten sie durch private Sicherheitskräfte und technischen Möglichkeiten mehr Vorteile für Einzelhändler und Konsumenten als dies der Straßenraum ermöglicht. Das sich daraus ergebende Potential ist ein weiterer Grund für den weltweiten Aufschwung von Shoppingcentern. Während sich der Markt für neue Shoppingcenter in Nordamerika und teilweise in Europa langsam sättigt, bieten die Märkte in Osteuropa, Asien, Südamerika und auch Afrika noch gute Aussichten.[9]

Die Standorte werden in den verschiedenen Ländern unterschiedlich gewählt. So sind in den USA die meisten Shoppingcenter noch immer im suburbanen Raum anzutreffen, wohingegen in Europa, inzwischen aufgrund heutiger gesetzlicher Vorgaben, überwiegend in Innenstädten oder anderen integrierten Lagen gebaut wird.[10]

In den nächsten Jahren werden die Anforderungen für die Betreiber von Shoppingcenter in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ausfallen. Für den amerikanischen Markt müssen neue Konzepte für den gesättigten Markt entwickelt werden, in Europa muss eine Anpassung an die demographischen Veränderungen stattfinden, und in den Entwicklungs- bzw. Schwellenländern werden zunächst die bestehenden Konzepte weiter Einzug finden.[11]

2.3. Entwicklungsphasen in Deutschland

Mit dem „Main-Taunus-Zentrum“ eröffnete 1964 das erste deutsche Shoppingcenter in Sulzbach am Stadtrand von Frankfurt am Main. Das erste innerstädtische Einkaufscenter folgte 1965 mit dem „Europa-Center“ in Berlin. In Deutschland gibt es derzeit 435 Einkaufscenter (Stand 2010). Bis zum heutigen Zeitpunkt 5 Entwicklungsphasen bzw. Generationen von Shoppingcentern feststellen.[12]

Abb. 1: Entwicklung der Zahl der Einkaufscenter in Deutschland 1965-2010

Entwurf: Eigene Darstellung

Quelle: EHI Retail Institute GmbH (Hrsg.): Shopping-Center-Report 2013, Köln

Die erste Entwicklungsphase begann 1964 mit der Eröffnung des „Main-Taunus-Zentrums“ und endete 1973. Charakteristisch für die Shoppingcenter dieser Phase sind hauptsächlich die Lage auf der „grünen Wiese“ oder an der Stadtperipherie und die relativ großen und ebenerdigen Verkaufsflächen. Sie haben außerdem eine einfache und anspruchslose sowie offene Bauweise, d.h. die Verkehrswege zwischen den Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben sind nicht überdacht. Als Magnetbetriebe[13] fungieren ausschließlich Kauf- und Warenhäuser. Die Fläche wird rein monofunktional genutzt, sie ist also nur für den Verkauf vorgesehen.[14]

Charakteristisch für die zweite Entwicklungsphase, die von 1973 bis 1982 verlief, ist die innerstädtische Lage (gelegentlich auch in Trabantenstädten) und die geschlossene Bauweise mit einer mehr-, meist zweigeschossigen Ladenstraße. Die Ladenstraßen sind dunkel und es gibt in der Regel keinen Lichteinfall. Im Vergleich zur ersten Generation ist die Architektur etwas anspruchsvoller, jedoch aus heutiger Sicht veraltet und unattraktiv. Durch die innerstädtische Lage ist die Betriebsgröße meist deutlich kleiner. Neben den Kauf- und Warenhäusern als Magnetbetrieben wurden gegen Ende der 70er-Jahre auch erste SB-Warenhäuser[15] genutzt. Diese Shoppingcenter unterliegen einer multifunktionalen Nutzung, d.h. es befinden sich Einkaufsläden, Büros, Wohnungen, Praxen etc. in dem Center.[16]

Während der dritten Entwicklungsphase (1982-1992) wurden Shoppingcenter ausschließlich in innerstädtischen Lagen mit relativ kleinen Verkaufsflächen von 15.000-20.000m² gebaut. Generell kam es in den achtziger Jahren jedoch zu einer Stagnation der regionalen Shoppingcenterentwicklung. Dies lag neben der abgeschwächten Einzelhandelsentwicklung vor allem an gesetzlichen Bestimmungen (Baunutzungsverordnung/Bundesbaugesetz), die die Bebauung, überwiegend in Ballungsgebieten, merklich behinderten. Eine anspruchsvolle Architektur ist für Shoppingcenter der 3. Generation kennzeichnend. Als „Vorbilder“ dieser Generation gelten die Passagenhäuser des frühen 20. Jahrhunderts. Die Gebäude haben eine helle und freundliche Innenraumgestaltung sowie meist eine Glasüberdachung für den Tageslichteinfall. Als Magnetbetriebe fungieren SB-Warenhäuser, teilweise auch Fachmärkte. Neu ist die wachsende Bedeutung von Image bzw. Corporate Identity und der Versuch Shopping mit Freizeit zu verbinden.[17][18]

Die vierte Entwicklungsphase (1992-2001) zeichnet sich durch zwei parallel verlaufende Entwicklungen aus: In den alten Bundesländern kam es zu einer weiteren Verbreitung von innerstädtischen Einkaufszentren. In den neuen Bundesländern wurden auf der „grünen Wiese“ zahlreiche großflächige Einkaufscenter eröffnet, zum Beispiel der Saale-Park bei Leipzig mit einer Geschossfläche von 125.000m². Als Magnetbetriebe fungieren nicht nur einzelne Fachmärkte, sondern ganze Fachmarktzentren. Dabei steht nicht mehr der einzelne Fachmarkt im Vordergrund, sondern die Magnetkraft des Centrums insgesamt. Für eine höhere Kundenfrequenz sorgen zusätzlich SB-Warenhäuser.

In dieser Phase begann außerdem die Revitalisierung von Einkaufscentern der ersten und zweiten Generation, um deren Attraktivität zu erhalten oder gar zu steigern. Dabei wurde besonders viel Wert auf die Integration von Unterhaltungselementen (z.B. Lichteffekte, Wasserfontänen, Bepflanzung) gelegt. Mögliche weitere Anpassungsmaßnahmen waren unter anderem die (Glas-)Überdachung der ehemals offenen Center, die vertikale Vergrößerung sowie die architektonische Anpassung sowohl Innen als auch Außen an den Zeitgeschmack. Außerdem die Umwandlung von bisher nicht genutzten Flächen in Verkaufsfläche und der Bau von Erlebnis- und Freizeiteinrichtungen, beispielsweise Multiplex-Kinos oder Discos.[19] 13

Kennzeichnend für die fünfte Entwicklungsphase (2001 bis heute) ist die ausschließlich innerstädtische Lage der Einkaufscenter. Dabei rücken vor allem Mittelstädte in den Fokus der Investoren, was auf Sättigungstendenzen in den Verdichtungsräumen und Großstädten hindeutet. Meist architektonisch sehr anspruchsvoll, werden die Center mit relativ kleiner Verkaufsfläche in hochintegrierten Lagen realisiert. Das Erlebnis-und Freizeitangebot spielt in der derzeitigen Phase eine übergeordnete Rolle. Ein Beispiel hierfür ist das „CentrO“ in Oberhausen. Neben einer Verkaufsfläche von 70.000m² beherbergt es unter anderem ein Multiplex-Kino, ein Aquarium, einen Freizeitpark, eine Mehrzweckhalle mit bis zu 11.500 Sitzplätzen und eine Gastronomiestraße mit 30 Restaurants, Bars und Cafés.

Eine weitere neue Entwicklung ist die Umgestaltung von Bahnhöfen in Einkaufscenter. Dafür werden SB-Warenhäuser, gastronomische Betriebe und Dienstleistungsbetriebe sowie Hotels und Freizeiteinrichtungen in den Bahnhof integriert. Durch eine moderne und attraktive Architektur, sowie ein hohes Maß an Sicherheit und Sauberkeit sollen die Bahnhöfe aufgewertet werden. Beispiele für dieses neue Konzept sind zum Beispiel Leipzig, Hamburg und Düsseldorf.[20][21]

Während zu Beginn der Shoppingcenterentwicklung durch die Zunahme der Mobilität und dem Trend zum zeitsparenden „One-stop-Shopping“ versucht wurde den Bedarf an Einkaufscentern kostengünstig auf der „grünen Wiese“ zu decken, wird es in Zukunft entscheidend sein eine noch engere Verknüpfung zwischen Einkaufen und Erleben bei hoher Qualität herzustellen. Des Weiteren ist der zunehmende Wettbewerb zwischen den verschiedenen Städten zu beachten.[22]

3. Innerstädtische Einkaufscenter

2010 waren ca. 230 der 435, das heißt 53% der Einkaufscenter in Deutschland innerstädtisch. Allein 2010 wurden 60 neue Center mit einer Fläche von 1,8 Mio. m² und Innenstadtlage eröffnet. Nach den Passagen und Galerien aus dem 19. Jahrhundert und den Warenhäusern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet wurden, sind innerstädtische Einkaufscenter eine Art „dritte Innovation“ für den innerstädtischen Handel. Der „Shoppingcenter-Boom“ lässt sich dadurch begründen, dass sie, sofern richtig lokalisiert, strukturiert und gemanagt, erfolgreicher sind als der traditionelle Handel in der Innenstadt. Während der traditionelle Handel von 2000 bis 2006 mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hatte, konnte beispielsweise die ECE-Gruppe (europäischer Marktführer auf dem Gebiet innerstädtischer Shopping-Center) größtenteils Umsatzsteigerungen verzeichnen (siehe Abbildung 2).[23]

Abb. 2: Umsatzentwicklung im gesamten Einzelhandel und in der ECE-Gruppe 2000-2006

(Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent)

Entwurf: Eigene Darstellung

Quelle: Junker/Kühn/Nitz/Pump-Uhlmann, 2008, S.20

3.1. ECE Projektmanagement GmbH. & Co. KG

Die ECE Projektmanagement GmbH. & Co. KG mit Sitz in Hamburg ist der europäische Marktführer auf dem Gebiet der innerstädtischen Einkaufscenter. Gegründet wurde die ECE 1965 von Versandhauspionier Professor Werner Otto zunächst unter dem Namen „Werner Otto Vermögensverwaltung“. Wegen der Spezialisierung auf Einkaufscenter erfolgte die Umbenennung zur „KG Einkaufs-Center Entwicklung mbH“. Da sich das Unternehmen im Laufe der Zeit jedoch auch wieder um weitere Gewerbeimmobilien kümmerte, erfolgte 1979 eine weitere Umbenennung zur „ECE Projektmanagement GmbH. & Co. KG“. Heute ist das Unternehmen noch immer in Familienbesitz und wird von Alexander Otto geführt. Neben den Einkaufscentern entwickelt und realisiert die ECE Verkehrsimmobilien, Logistikzentren, Firmenzentralen, Bürokomplexe, Industrie- sowie weitere Spezialimmobilien. Das Unternehmen hat ca. 3300 Mitarbeiter und ist derzeit in 17 Ländern aktiv. Das erste Einkaufscenter der ECE eröffnete 1969 in Nürnberg. Inzwischen managt ECE insgesamt 189 Center. Diese haben zusammengenommen eine Verkaufsfläche von 6 Mio. Quadratmetern, einen Einzelhandelsumsatz von 21 Milliarden Euro und ca. 4 Mio. Besucher pro Tag.[24]

[...]


[1] Vgl. Junker/Pump-Uhlmann, 2006, S. 11-13

[2] Vgl. Ebenda

[3] Vgl. Ebenda

[4] Vgl. URL: http://www.kaiserslautern.de/leben_in_kl/neue_stadtmitte/das_projekt/planungsgeschichte/index.html?lang=de (abgerufen am 03.09.2013)

[5] Vgl. Franke, 2007, S. 28-29

[6] Vgl. Junker/Kühn/Nitz/Pump-Uhlmann, 2008, S.16

[7] Vgl. Hahn, 2007, S. 17

[8] Bezeichnet eine Form der Verlagerung unternehmerischer Prozesse und Funktionen ins Ausland, häufig in Niedriglohnländer in Osteuropa oder Asien.

[9] Vgl. Hahn, 2007, S. 15-31

[10] Vgl. Hahn, 2007, S. 30

[11] Vgl. Hahn, 2007, S. 31

[12] Vgl. Junker/Kühn/Nitz/Pump-Uhlmann, 2008, S.17

[13] Oft auch Ankermieter genannt. Bezeichnet die Hauptnutzer einer gewerblich genutzten Immobilie. Hat eine überdurchschnittliche Anziehungskraft auf Kunden und dient deshalb auch Kundenfrequenzbringer für das gesamte Objekt.

[14] Vgl. Falk, 1998, S.20

[15] Nach dem Discountprinzip arbeitender Einzelhandelsgroßbetrieb mit Selbstbedienung, Verkaufsfläche ca. 5000m², umfassendes Sortiment mit Schwerpunkt auf Nahrungs- und Genussmittel, häufig an Randortlage (z.B. Real oder Globus)

[16] Vgl. Falk, 1998, S.21

[17] Vgl. Falk, 1998, S.21-22

[18] Vgl. Franke, 2007, S.33

[19] Vgl. Falk, 1998, S.22-23

[20] Vgl. Falk, 1998, S.23-24

[21] Vgl. Franke, 2007, S.33-34

[22] Vgl. Falk, 1998, S.25

[23] Vgl. Kühn, 2006, S. 21-22

[24] Vgl. o.V.: Wer ist ECE?, in: Stadtbild. Kaiserslautern im Wandel (Ausgabe 1), 2011, S. 3

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Stadtgalerie "K in Lautern"
Untertitel
Auswirkungen innerstädtischer Shoppingcenter auf den Einzelhandel am Beispiel Kaiserslautern
Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau  (Raum- und Umweltplanung)
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
45
Katalognummer
V266025
ISBN (eBook)
9783656577263
ISBN (Buch)
9783656577102
Dateigröße
2695 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
innerstädtisch, Shoppingcenter, Einkaufscenter, Einzelhandel, Kaiserslautern, Trading-Down, ECE, Siegen, Einzelhandelsstruktur, 1a, 1b, Zentralität, Lagestruktur, Urbanität
Arbeit zitieren
Johannes Jester (Autor:in), 2013, Stadtgalerie "K in Lautern", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266025

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