„Wo sind die Menschen hin?“ fuhr der kleine Prinz endlich fort. „Man ist ein bisschen einsam in der Wüste.“
„Man ist auch bei den Menschen einsam“, sagte die Schlange.
Dieses Zitat aus Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ beschreibt mit wenigen Worten das Leben der Protagonistin in dem 1963 erschienen Roman „Die Wand“ von Marlen Haushofer.
Einsamkeit zieht sich durch ihre gesamte Biografie. Dabei ist es noch nicht einmal so, dass sie in keinem Kontakt zu anderen Menschen steht. Zumindest anfangs nicht.
Sie hat 2 Töchter, einen Mann und trifft sich auch mit anderen Frauen zum Tee, doch ist auf keinerlei Weise zufrieden. Das Patriarchat der 1960er Jahre macht ihr das Leben schwer, doch in der Gesellschaft schweigt man nur über die frauenfeindlichen Einstellungen dieser Ordnung. Ihre Töchter machen sie schon lange nicht mehr glücklich.
Sie zieht sich zurück. Isolation.
Ihr Mann stirbt, ihre Töchter werden erwachsen. Einsamkeit.
Dann kommt die Wand. Isolation.
Ein Leben mit Tieren. Ein Leben ohne Menschen. Einsamkeit?
In dieser Hausarbeit geht es nicht direkt um Einsamkeit. Vielmehr geht es darum, was sie aus der Protagonistin macht: Sie wird zu einem Misanthrop, einem Menschenfeind.
Was die Philosophie über Misanthropie denkt, wie sie generell entsteht und wie sie sich bemerkbar macht, werde ich kurz im nächsten Punkt 2.1 erläutern.
Danach (2.2) werde ich auf das Werk „Die Wand“ eingehen und untersuchen, wie die Misanthropie bei der Ich-Erzählerin entsteht, welche Faktoren diese Lebenseinstellung beeinflussen.
In 2.3 geht es darum, an welchen Textstellen man erkennt, dass die Protagonistin ein Misanthrop ist. Ich wähle bewusst das Wort „Textstellen“, da es sich bei dem gesamten Text um einen Bericht der Protagonistin selbst handelt. In der Ich-Form werden alle Gedanken unverschönt aus erster Hand berichtet.
Im letzten Punkt des Hauptteils (2.4) werde ich mich auf die Tötungsszene des Fremden spezialisieren und analysieren, inwiefern man dort die Misanthropie erkennt und warum es aus misanthropischer Sicht zu diesem Delikt kommt.
Mit dem Schluss sollen die zuvor erlangten Ergebnisse nochmals gefestigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1 Definition Misanthropie
- 2.2 Die Entstehung der Misanthropie bei der Protagonistin
- 2.3 Misanthropische Grundzüge der Ich-Erzählerin
- 2.4 Die Tötung des Fremden aus misanthropischer Perspektive
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entwicklung der Misanthropie bei der Protagonistin in Marlen Haushofers Roman „Die Wand“. Ziel ist es, die Entstehung ihrer Menschenfeindlichkeit im Kontext ihres Lebens vor und nach dem Erscheinen der Wand zu analysieren und anhand konkreter Textstellen zu belegen.
- Definition und philosophische Betrachtung der Misanthropie
- Entwicklung der Misanthropie der Protagonistin im Laufe ihres Lebens
- Analyse misanthropischer Verhaltensweisen und Einstellungen der Ich-Erzählerin
- Interpretation der Tötung des Fremden aus misanthropischer Perspektive
- Zusammenhang zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlichen Faktoren
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein, indem sie ein Zitat aus „Der kleine Prinz“ verwendet, um die Einsamkeit der Protagonistin in „Die Wand“ zu illustrieren. Sie beschreibt kurz die Ausgangssituation und kündigt die folgenden Kapitel an, die sich mit der Definition der Misanthropie, ihrer Entstehung bei der Protagonistin, deren misanthropischen Zügen und der Tötung des Fremden befassen. Der Fokus wird auf die Entwicklung der Protagonistin zur Misanthropin gelegt, anstatt auf das Thema Einsamkeit selbst.
2. Hauptteil: Der Hauptteil ist in vier Unterkapitel gegliedert, die sich systematisch mit der Misanthropie auseinandersetzen. Zuerst wird der Begriff Misanthropie definiert und philosophisch eingeordnet, wobei auf die Abwendung von der Welt und den Ekel vor Heuchelei eingegangen wird. Im zweiten Unterkapitel wird detailliert die Entstehung der Misanthropie bei der Protagonistin im Laufe ihres Lebens analysiert. Hier werden sowohl ihre Erfahrungen vor der Wand (Patriarchat, schwierige Beziehungen zu ihren Töchtern) als auch ihr neues Leben hinter der Wand (Annäherung an Tiere, Abwendung von Menschen) betrachtet. Das dritte Unterkapitel analysiert Textstellen, die die misanthropischen Züge der Protagonistin aufzeigen, z.B. ihre Reaktion auf das Auftreten der Wand und ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem möglichen Tod ihrer Töchter. Schließlich wird im vierten Unterkapitel die Tötung des Fremden aus misanthropischer Perspektive interpretiert, um die Entwicklung und Auswirkungen der Menschenfeindlichkeit der Protagonistin zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Misanthropie, Marlen Haushofer, Die Wand, Ich-Erzählerin, Menschenfeindlichkeit, Einsamkeit, Isolation, Patriarchat, Tier-Mensch-Beziehung, Entwicklung, Textstellenanalyse, Tötung des Fremden.
Häufig gestellte Fragen zu Marlen Haushofers "Die Wand" - Hausarbeit
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit analysiert die Entwicklung der Misanthropie bei der Protagonistin in Marlen Haushofers Roman "Die Wand". Sie untersucht die Entstehung ihrer Menschenfeindlichkeit im Kontext ihres Lebens vor und nach dem Erscheinen der Wand und belegt dies anhand konkreter Textstellen.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und philosophische Betrachtung der Misanthropie, Entwicklung der Misanthropie der Protagonistin, Analyse misanthropischer Verhaltensweisen, Interpretation der Tötung des Fremden aus misanthropischer Perspektive und den Zusammenhang zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlichen Faktoren.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil (unterteilt in vier Unterkapitel) und einem Schluss. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Ausgangssituation. Der Hauptteil definiert Misanthropie, analysiert deren Entstehung bei der Protagonistin, deren misanthropische Züge und interpretiert die Tötung des Fremden. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Protagonistin zur Misanthropin.
Was wird im ersten Kapitel der Hausarbeit behandelt?
Die Einleitung verwendet ein Zitat aus "Der kleine Prinz", um die Einsamkeit der Protagonistin zu illustrieren. Sie beschreibt kurz die Ausgangssituation und kündigt die folgenden Kapitel an, die sich mit der Definition der Misanthropie, ihrer Entstehung bei der Protagonistin, deren misanthropischen Zügen und der Tötung des Fremden befassen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Protagonistin zur Misanthropin.
Was wird im Hauptteil der Hausarbeit behandelt?
Der Hauptteil ist in vier Unterkapitel gegliedert. Er definiert Misanthropie philosophisch, analysiert detailliert die Entstehung der Misanthropie bei der Protagonistin (vor und nach der Wand), analysiert Textstellen, die ihre misanthropischen Züge aufzeigen, und interpretiert die Tötung des Fremden aus misanthropischer Perspektive.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Misanthropie, Marlen Haushofer, Die Wand, Ich-Erzählerin, Menschenfeindlichkeit, Einsamkeit, Isolation, Patriarchat, Tier-Mensch-Beziehung, Entwicklung, Textstellenanalyse, Tötung des Fremden.
Welche Rolle spielt das Patriarchat in der Analyse?
Die Hausarbeit betrachtet die Erfahrungen der Protagonistin vor der Wand, einschließlich der Einflüsse des Patriarchats auf ihre Entwicklung und die Entstehung ihrer Misanthropie.
Wie wird die Tötung des Fremden interpretiert?
Die Tötung des Fremden wird im vierten Unterkapitel aus misanthropischer Perspektive interpretiert, um die Entwicklung und Auswirkungen der Menschenfeindlichkeit der Protagonistin zu verdeutlichen.
Welche Textstellen werden analysiert?
Die Hausarbeit analysiert konkrete Textstellen aus "Die Wand", um die Entstehung und die Manifestation der Misanthropie bei der Protagonistin zu belegen.
- Arbeit zitieren
- Natascha Weis (Autor:in), 2012, Marlen Haushofers "Die Wand". Das Motiv der Misanthropie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266215