Migration im Care-Umfeld – der Titel der vorliegenden Arbeit klingt fast lapidar. Genau besehen werden mit Migration und Care jedoch zwei überaus umfangreiche und komplexe Themengebiete menschlicher Gegenwart untersucht. Konkret geht es dem Verfasser um Darstellung, Analyse und Deutung der aktuellen Entwicklungen auf beiden Feldern vor dem Hintergrund verfehlter Sozialpolitiken und Ausbeutungstendenzen und im Hinblick auf geschlechtsspezifische Wanderungserscheinungen.
Das Label „Moderne Sklaverei“ erscheint provokant. Es wird aber dargelegt, weshalb sich tatsächlich Parallelen zum historischen Sklavenhandel zeigen. In derlei Zusammenhängen bilden Begriffe wie Sorgearbeit, Care, Reproduktion von Arbeitskraft, aber auch Transmigration und die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die sich hinter Neoliberalismus und Globalisierung verbergen, zentrale Termini des Textes.
Im zweiten Kapitel folgt die Beschreibung der Situation von Care-Migrantinnen. Beispielhaft für deutsch-europäische Verhältnisse kommen Betroffene zu Wort. Allerdings sind es Determinanten politisch-juristischer Art, in deren Rahmen sich die Thematik bewegt. Wie und mit welchen Folgen sich hierzulande die Bedingungen für osteuropäische Migrantinnen manifestieren, wird in diesem Kapitel behandelt, die arbeitsrechtliche Realität wie die politisch-juristische Genese dargelegt. Im globalen Vergleich von Care-Bedingungen wird aber offensichtlich, dass Prozesse, die sich am Beispiel der Beschäftigung osteuropäischer Frauen in deutschen Haushalten mit Pflegebedarf zeigen, keineswegs ein rein deutsches oder europäisches Problem darstellen. Vielmehr lässt sich die Problematik weltweit verorten – Untersuchungen und Beispiele aus Asien, Afrika und den Amerikas belegen diese globale Relevanz.
Bei der Untersuchung Suche nach Erklärungen geraten zwei historisch bedeutende Stränge ins Blickfeld: Patriarchat und Kapitalismus. Vor diesem Hintergrund werden im dritten Kapitel sozialwissenschaftliche Deutungsansätze herausgearbeitet und verhandelt.
Das vierte Kapitel bildet das Konzentrat des Textes, fasst Ergebnisse zusammen und überführt Diskurse letztlich zu einer Synthese, die nicht weiter zu verbergen sucht, dass der Zorn über die prekären Lebensumstände von Migrantinnen weltweit zur wesentlichen Triebfeder des Autors wurde...
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Einleitung
- 1.1 Moderne Sklaverei
- 1.2 Zur Terminologie
- 1.2.1 Care — Sorgearbeit
- 1.2.2 Migration — Transmigration
- 1.2.3 Neoliberalismus — Globalisierung
- 2 Globale Schieflagen
- 2.1 Situationsbeschreibungen von Care-Migrantinnen in Deutschland
- 2.2 Beschäftigungsverhältnisse von Care-Migrantinnen in Deutschland
- 2.2.1 Illegale Beschäftigung
- 2.2.2 Scheinselbstständigkeit
- 2.2.3 Legale Beschäftigung
- 2.3 Politischer Rahmen in Europa
- 2.3.1 Europäische Verträge: Hegemonie ökonomischer Interessen
- 2.3.2 Deutsche Sozialpolitik: Verwaltung von Mängeln
- 2.3.3 Alternativen europäischer Nachbarn: Nicht immer gut, aber oft besser
- 2.4 Zur Situation in Afrika, Amerika und Asien
- 2.5 Zwischenfazit
- 3 Deutungsmodelle
- 3.1 Historische Entwicklungen
- 3.1.1 Über die Rolle des Patriarchats
- 3.1.2 Über die Rolle des Kapitalismus
- 3.1.3 Von der Subsistenzwirtschaft zum Ernährermodell
- 3.1.4 Vom Ernährermodell zur Bedarfsgemeinschaft mit Familieneinkommen
- 3.2 Migrationstheoretische Grundlagen
- 3.2.1 Ursachen für Transmigration
- 3.2.2 Feminisierung von Migration
- 3.3 Dichotomie der Sphären
- 3.4 Ansätze eines intersektionellen Blickwinkels
- 3.4.1 Zur Frage des Geschlechts: Genderspezifisches
- 3.4.2 Zur Frage der Herkunft: Ethnizität
- 3.4.3 Zur Frage der Klasse: Prekarisierungen in Zeit und Raum
- 3.5 Herkunftsländer — Zielländer: Zu den Folgen von Care-Migration
- 4 Fazit
- 4.1 Moderne Sklavinnen einer entfesselten Ökonomie
- 4.2 Ein persönliches Wort zum Schluss oder cui bono?
- Stichwortverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Master-Thesis „Migration im Care-Umfeld" untersucht die aktuelle Entwicklung von Migration und Care-Arbeit, insbesondere im Kontext der Beschäftigung von Migrantinnen im Care-Bereich. Die Arbeit analysiert die Folgen von verfehlter Sozialpolitik und Ausbeutungstendenzen im Hinblick auf geschlechtsspezifische Wanderungserscheinungen.
- Moderne Sklaverei und Ausbeutung von Care-Migrantinnen
- Transnationale und europäische Aspekte von Care-Migration
- Soziokulturelle und wirtschaftliche Ursachen von Care-Migration
- Die Rolle von Geschlecht, Ethnizität und Klasse im Kontext von Care-Migration
- Die Folgen von Care-Migration für Herkunftsländer und Zielländer
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Definition von Care und Migration, sowie dem Einfluss von Neoliberalismus und Globalisierung auf diese Themen. Der Begriff der „modernen Sklaverei" wird eingeführt, um die prekären Arbeitsbedingungen von Care-Migrantinnen zu verdeutlichen.
Kapitel zwei beschreibt die Situation von Care-Migrantinnen in Deutschland anhand von Interviews mit Frauen aus Osteuropa. Die Arbeit beleuchtet die illegalen und prekären Beschäftigungsverhältnisse, die fehlende soziale Absicherung und die psychischen Belastungen der Migrantinnen. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden die europäischen und globalen Rahmenbedingungen von Care-Migration beleuchtet, wobei die Situation in anderen europäischen Ländern (Österreich, Schweden, Dänemark, Frankreich) und in Afrika, Amerika und Asien im Vergleich dargestellt wird.
Kapitel drei untersucht die Ursachen von Care-Migration. Es werden die Rolle des Patriarchats und des Kapitalismus, sowie die Entwicklung von Familienmodellen und Arbeitsmärkten in der Geschichte beleuchtet. Der Fokus liegt auf den Themen Transmigration und Feminisierung von Migration, sowie auf der Intersektionalität von Geschlecht, Ethnizität und Klasse im Kontext von Care-Migration. Die Folgen von Care-Migration für Herkunftsländer und Zielländer werden untersucht.
Im vierten Kapitel fasst die Arbeit die Ergebnisse zusammen und zeigt die Folgen von Care-Migration für alle Beteiligten auf. Die Arbeit endet mit einem kritischen Blick auf die Ursachen der prekären Situation von Care-Migrantinnen und stellt die Frage nach den Profiteuren der bestehenden Strukturen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Care, Migration, Transmigration, Care-Arbeit, Care-Migration, Feminisierung von Migration, Neoliberalismus, Globalisierung, Patriarchat, Kapitalismus, Ausbeutung, soziale Reproduktion, Geschlechterverhältnisse, Ethnizität, Klasse, Intersektionalität, Herkunftsländer, Zielländer, Sozialpolitik, Pflegeversicherung, Deutschland, Europa, Afrika, Amerika, Asien.
- Arbeit zitieren
- Peter Engert (Autor:in), 2013, Migration im Care-Umfeld. Aspekte der Beschäftigung von Migrantinnen im Care-Bereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266441