In der nachfolgenden Arbeit soll das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium im Verständnis Martin Luthers betrachtet werden. Diese theologische Neuerung, auch als reformatorische Entdeckung oder Wende bezeichnet, hat allerdings historische Wurzeln und Ausläufer, die es ebenfalls zu betrachten lohnt. Da wären zum Einen das synergistische Menschenbild des Katholizismus, welches dem Menschen Mitwirkung am Heilsgeschehen zugesteht, und zum Anderen das Verständnis der Antinomer, welche jede bindende Kraft des Gesetzes nach der „Entdeckung“ des Evangeliums ablehnten, die sprichwörtliche „Freiheit des Christenmenschen“ also absolut setzen wollten.
Die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium berührt also den Punkt der menschlichen Werkgerechtigkeit. Dieser Problempunkt war auch für Martin Luther so zu sagen der Einstieg ins Thema. Denn er selber neigte zu einer negativen Sichtweise seiner persönlichen Bemühungen, und konnte sich so seines eigenen Heils nicht gewiss sein. Dabei hatte er schon ein klösterliches Leben gewählt, und trotzdem musste er erkennen, dass auch im guten Streben sein Tun letztlich vom Eigennutz mitbestimmt wurde. Wenn er unter „Gerechtigkeit Gottes“ also lediglich die Gerechtigkeit eines urteilenden Richters sah, so konnte er sich seines eigenen Heils nicht nur nicht gewiss sein, sondern er musste sich vielmehr seines eigenen Unheils gewiss werden.
Vor dem Hintergrund dieser beklemmenden Situation wandte Luther sich wieder der Schrift zu, um eine Antwort zu finden. Um diese Antwort und ihre Folgen soll es im Anschluss gehen, wobei das Augenmerk auf der ideengeschichtlichen Entwicklung liegt und biographische Geschehnisse oder andere historische Begebenheiten nur dort Beachtung finden, wo sie zur Klärung der zugrundeliegenden Fragestellung beitragen können. Zuerst soll dabei auf die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium eingegangen werden, die besonderen Umstände und Neuerungen werden im einzelnen betrachtet. Daran anschließend werden die Wurzeln und Ausläufer des Themas betrachtet, der katholische Synergismus und die antinomistische Position, sowie im abschließenden Teil die jeweiligen Folgen für die Entwicklung des Themas.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium bei Martin Luther
- Werkgerechtigkeit, Synergismus und Antinomismus: Klassische Probleme im Verständnis von Gesetz und Evangelium
- Die Folgen Luthers theologischer Entdeckung für das Verständnis von Gesetz und Evangelium
- Schluss
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium im Denken Martin Luthers. Sie analysiert die reformatorische Entdeckung Luthers im Kontext der klassischen Probleme des Synergismus und Antinomismus, die das Verständnis von Gesetz und Evangelium im Laufe der Geschichte prägten. Die Arbeit beleuchtet die Folgen Luthers theologischer Entdeckung für die Entwicklung des Themas und zeigt die bleibende Bedeutung seiner Erkenntnisse auf.
- Die reformatorische Entdeckung Luthers
- Das Verhältnis von Gesetz und Evangelium
- Die Kritik am katholischen Synergismus
- Die Ablehnung des Antinomismus
- Die Folgen Luthers theologischer Entdeckung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung und den Forschungsgegenstand vor, indem sie das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium im Verständnis Martin Luthers als Ausgangspunkt nimmt. Sie erläutert die historische und theologische Bedeutung der reformatorischen Entdeckung Luthers und stellt die relevanten Begrifflichkeiten wie Synergismus und Antinomismus vor.
- Das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium bei Martin Luther: Dieses Kapitel analysiert Luthers Auseinandersetzung mit der Frage der Rechtfertigung des Sünders und der Gerechtigkeit Gottes. Es beleuchtet Luthers Turmerlebnis und die Entwicklung des sola gratia-Grundsatzes, die auf einer neuen Sichtweise des Gesetzes und des Evangeliums beruhen. Das Kapitel beschreibt Luthers Kritik an der katholischen Vorstellung von Werkgerechtigkeit und seinen Ansatz, das Evangelium als unverdienten und unverdienbaren Zuspruch Gottes zu verstehen.
- Werkgerechtigkeit, Synergismus und Antinomismus: Klassische Probleme im Verständnis von Gesetz und Evangelium: Dieses Kapitel stellt die klassischen Probleme im Verständnis von Gesetz und Evangelium vor, die Luther in seiner Theologie zu bewältigen suchte. Es erläutert die katholische Lehre vom Synergismus, die dem Menschen eine Mitwirkung am Heilsgeschehen zugesteht, und die Radikalposition des Antinomismus, die jede bindende Kraft des Gesetzes ablehnt. Das Kapitel zeigt die theologischen Argumente Luthers, die ihn dazu führten, sowohl den Synergismus als auch den Antinomismus abzulehnen.
- Die Folgen Luthers theologischer Entdeckung für das Verständnis von Gesetz und Evangelium: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen Luthers theologischer Entdeckung auf die Entwicklung des Themas. Es zeigt, wie Luther durch seine Unterscheidung von Gesetz und Evangelium sowohl dem Evangelium als auch dem Gesetz zu ihrer eigentlichen Bedeutung verholfen hat. Das Kapitel analysiert die Folgen für die Theologie und die Praxis des christlichen Glaubens und stellt Luthers bleibende Bedeutung für das Verständnis von Gesetz und Evangelium heraus.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium, die reformatorische Entdeckung Luthers, die Werkgerechtigkeit, den Synergismus, den Antinomismus, die Rechtfertigung des Sünders, die Gerechtigkeit Gottes, das sola gratia-Prinzip, die Gnade Gottes und die Bedeutung des Gesetzes im christlichen Glauben.
- Arbeit zitieren
- M. A. Simon Reimann (Autor:in), 2013, Das Auseinandertreten von Gesetz und Evangelium. Zentrale Neuerungen in der Theologie Martin Luthers und ihre Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266502