Aquincum. Das römische Militärlager


Referat (Ausarbeitung), 2013

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Aquincum - Das römische Militärlager

Einleitung

Das heutige Budapest hat eine bedeutende römische Vergangenheit. Das Stadtgebiet am rechten Donauufer gehörte Jahrhunderte lang zum Römischen Reich, am linken Donauufer lagen verschiedene befestigte Brückenköpfe und kleinere Militärlager zur Grenzsicherung. Aquincum war Sitz des Statthalters der Provinz Unterpannonien (Pannonia inferior) und Standort einer Legion, dessen Bedeutung ein halbes Jahrtausend hindurch unmittelbar von seiner Lage am römischen Limes (Grenze des Imperium Romanum) abhing. Vom Rhein bis ins Donauknie standen dem Römischen Reich an den jenseitigen Flussufern insbesondere germanische Stämme mit unterschiedlichen Dialekten gegenüber, deren Kampfstil und diplomatische Gewandtheit identisch waren. Daher gab es überall in den Statthalterämtern in den Vororten der Rhein- und Donauprovinzen germanische Dolmetscher, so auch in Aquincum. In der Tiefebene Pannoniens lebten sowohl in den sumpfigen Gebieten als auch auf den saftigen Weiden immer irgendwelche Reiternomaden.

Weil Aquincum südlich vom Donauknie an der Grenze der erste geeignete Punkt unterhalb von felsigen Uferabschnitten war, an dem man die Donau überqueren konnte, diente es in erster Linie dem Grenzschutz und war militärisches Zentrum sowie ständiger Standort einer Legion ab dem Ende des ersten Jahrhunderts, was das Leben der Siedlung entscheidend geprägt hat. Aufgrund der verkehrstechnisch günstigen Lage (Flussübergänge und zusammenlaufende Straßen) galt Aquincum an diesem mehrere hundert Kilometer langen Abschnitt der Donau als der wichtigste Warenumschlagplatz, wobei sich der Handel nicht allein nach den Bedürfnissen der Bevölkerung von Aquincum und dessen Hinterland richtete, sondern auch die östlich der Provinz lebenden Reitervölker bezogen hier die von ihnen benötigten Waren.

Aquincum bestand nicht nur aus der Zivilstadt, sondern umfasste ein wesentlich größeres Gebiet, wobei der Rechtsstatus der einzelnen römerzeitlichen Siedlungen unterschiedlich war. So unterstanden das Militärlager und die Militärstadt (canabae legionis) sowie die Dörfer bei den Auxiliarlagern (vicus militares) der militärischen, die Zivilstadt dagegen der zivilen Verwaltung. Die Einwohnerzahl von Aquincum, einschließlich der Bevölkerung der umliegenden Güter und Dörfer, die für den täglichen Bedarf der Stadtbewohner zu sorgen hatten, wird etwa auf 50 bis 60 Tausend geschätzt, und die römische Rechtspraxis sowie die effektive Verwaltung sicherten der Bevölkerung für lange Zeit ein friedliches Zusammenleben und einen relativ hohen Lebensstandard.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Lage von Aquincum am Donaulimes Pannoniens2

Das Legionslager

Aquincum war in erster Linie eine Grenzstadt, die von Beginn an aus drei Siedlungsteilen mit unterschiedlichen Rechtsstatus bestand. ÄDie Siedlung der einheimischen Bevölkerung befand sich auf den Gellértberg. Die Bürger lebten in der Zivilstadt, dem Municipium (…), und etwa drei Kilometer südlich von diesem Stadtteil, am Donauufer, lag das von der Militärsiedlung umschloßene Legionslager.“3 Die Militärsiedlung war ohne Bauplan entstanden und zog sich entlang der größeren Straßen bis hinauf an den Hang der Hügel, wo sich die Villen, Gärten und Obstpflanzungen befanden. Sie wurde im Laufe der Zeit immer stärker ausgebaut, hier residierte der Statthalter und auch die Amtsräume der Provinzialverwaltung befanden sich hier, sodass die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Stadtteilen verschwanden. So bestätigen die neuen Ausgrabungen, dass die Militärsiedlung sogar schon im dritten Jahrhundert großzügiger wirkte als die Zivilstadt.4 ÄDie ausgeprägteste Form des römischen Städtebaus wäre auch in A. [Aquincum] das Militärlager, welches als eine Dauersiedlung für die Besatzung errichtet wurde. Aber die Verbauung des Hauptlagers im Mittelalter und in der Neuzeit verhindert die genaue Feststellung der Begrenzung des Lagers, die Erschließung seiner Tore und Schutzmauern.“5

Im Jahre 89 n.Chr., unter Kaiser Domitian, wurde ein zur Unterbringung einer Legion geeignetes Militärlager errichtet, von wo aus knappe 400 Jahre lang die im nordöstlichen Abschnitt der Provinz stationierten Truppen befehligt wurden. Seit dem Beginn des zweiten Jahrhunderts bis zum Ende des vierten Jahrhunderts war hier die Legion legio II. adiutrix stationiert, die zu den Eliteeinheiten zählte. So besaßen die Soldaten das römische Bürgerrecht, die Offiziere waren sehr gut ausgebildet und es dienten Juristen, Mediziner, Ingenieure und Techniker aller Art im Militär. Zu den Aufgaben der Legion zählten nicht nur der Grenzschutz und die Kriegsführung, sondern auch die Romanisierung der einheimischen Bevölkerung, also sie in die Einheit des Reichs zu fügen und somit Sprache, Kultur, Verwaltung, Handel sowie die Götterwelt mehr oder weniger zu vereinheitlichen. Das Zeichen der legio II. adiutrix war das Flügelpferd (Pegasus), und den Feiertag des Pegasus beging die Legion jährlich mit Aufmarsch, Musik und Paraden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Modell eines römischen Kastells (castrum) - 1) Principia, 2) Via Praetoria (Decumanus), 3) Via Principalis (Cardo), 4) Porta Principalis Dextra (rechtes Tor), 5) Porta Praetoria (Haupttor), 6) Porta Principalis Sinistra (linkes Tor), 7) Porta Decumana (Hintertor); von hier bis zur Via Principalis verläuft die Via Decumana.6

Das Legionslager (castrum) hatte eine Wehrmauer, an deren Innenseite Türme standen, und außen verlief ein doppelter Spitzgraben um die Lagermauer, der zu Beginn des vierten Jahrhunderts um einen dritten, viel breiteren Graben erweitert wurde. Außerdem begleitete den Verteidigungsgürtel sowohl an der Außenseite als auch an der Innenseite eine Straße. Die beiden freigelegten Lagertore zeigen zwei verschiedene Varianten: das Südtor mit seinen beiden viereckigen Türmen und drei Durchgängen stammt vom Anfang des zweiten Jahrhunderts, das zur Donau gerichtete Osttor wurde im dritten Jahrhundert vollständig umgebaut und umfasst zwei achteckige Türme mit drei Durchgängen.7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Rekonstruktion des Legionslagers von Aquincum8

ÄDie Legionslager wurden im ganzen Reich nach vergleichsweise einheitlichen Plänen erbaut, die den geographischen Gegebenheiten und der aktuellen Strategie angepaßt wurden.

[...]


1 Vgl. Póczy, Aquincum, S. 7-14.

2 Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Aquincum (Zugriff: 22.12.2013)

3 Póczy, Aquincum, S. 39.

4 Vgl. ebd., S. 39f.

5 Szilágyi, RE Suppl. XI, Sp. 82.

6 Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Römische_Militärlager#Legionslager (Zugriff: 22.12.2013)

7 Vgl. Póczy, Aquincum, S. 42f.

8 Siehe http://it.wikipedia.org/wiki/Aquincum (Zugriff: 28.12.2013)

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Aquincum. Das römische Militärlager
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt  (Geschichte)
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
20
Katalognummer
V266711
ISBN (eBook)
9783656568919
ISBN (Buch)
9783656568926
Dateigröße
983 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Archäologie, Aquincum, Römisches Militärlager
Arbeit zitieren
DI MMag Fabian Prilasnig (Autor:in), 2013, Aquincum. Das römische Militärlager, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266711

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