Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Einfluss der Traditionalisten
2.1 Die Himmeroder Denkschrift
2.2 Der Einfluss der Traditionalisten bei der Himmeroder Denkschrift
2.3 Das Amt Blank
2.4 Der Einfluss der Traditionalisten im Amt Blank

3. Der Einfluss der Reformer
3.1 Graf von Baudissin
3.2 Der Einfluss von Graf Baudissin bei der Wiederbewaffnung
3.3 Theodor Blank
3.4 Die Probleme im Amt Blank

4. Schluss

Literatur

1. Einleitung

Die Bundeswehr befindet sich seit den vergangenen zehn Jahren in einer Phase grundlegender Umstrukturierung und Neuorientierung[1]. Die bis dato noch nicht abgeschlossene Umstrukturierung markiert das Ende eines historischen Abschnittes, der von der Gründung der Bundeswehr bis Anfang der 90er Jahre datierte. Für ein tieferes Verständnis der aktuellen Phase der Bundeswehr, ist es sinnvoll, die Anfänge der Bundeswehr und die Entscheidungsprozesse bei der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland zu betrachten.

Die vorliegende Hausarbeit untersucht den Einfluss der Traditionalisten und Reformer bei der Himmeroder Denkschrift und während den Anfängen der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Es soll aufgezeigt werden, welchen Einfluss die in den Kapiteln genannten Akteure bei der Entscheidung zur Wiederbewaffnung Deutschlands hatten. Es wird ebenfalls untersucht welche Akteure sich durchsetzten.

Zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland sind in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Veröffentlichungen erschienen. Daher ist es notwendig, eine Einschränkung der Literatur vorzunehmen. Die Analyse beschränkt sich deshalb auf den Einfluss der Akteure beziehungsweise Gruppen. Als Quellen wurde ältere und auch neuere Literatur herangezogen. Eine Besonderheit stellt in diesem Zusammenhang das „Braunbuch“ aus dem Staatsverlag der DDR dar[2]. Es wurde herangezogen um personelle Daten über die Akteure zu generieren. Die inhaltlichen Darstellungen wurden wegen der zum Teil fragwürdigen Kommentierungen nicht als Quellennachweise benutzt[3].

Diese Hausarbeit gliedert sich in zwei Kapitel. Nach der Einleitung soll der Einfluss der Traditionalisten[4] behandelt werden. Zur Betrachtung wurde hierfür die „Himmeroder Denkschrift“[5] und das „Amt Blank“[6] gewählt. Beide stellen einen wesentlichen Abschnitt in der Entwicklung der Bundeswehr dar. Das darauffolgende Kapitel behandelt den Einfluss der Reformer bei der Wiederbewaffnung der Bundeswehr. Hierfür wurden die zwei Hauptakteure als Beispiele benutzt. Graf von Baudissin[7], als Mitbegründer des Konzepts der „Inneren Führung“[8] wichtig für die spätere Entwicklung der Bundeswehr und Theodor Blank[9], als erster Verteidigungsminister der Bundeswehr, um die Querellen innerhalb des „Amtes Blank“ zu beschreiben. Zum Schluss werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel zusammengefasst werden und die These beantwortet, ob der Einfluss der Traditionalisten größer war als der Einfluss Reformer.

2. Der Einfluss der Traditionalisten

Die bearbeitete Lektüre nennt zwei Lager, die Einfluss auf die „Himmeroder Denkschrift“ und die Anfänge des „Amtes Blank“ hatten. Auf der einen Seite das Lager der Traditionalisten und auf der anderen das Lager der Reformer. Diese standen schon früh in Konkurrenz zueinander. Bei der Wahl der Begriffe der Traditionalisten und Reformer ist zu beachten, daß auch die Reformer ehemalige Soldaten der Wehrmacht waren, aber nicht die Denkweise der alten Schule fortsetzen wollten[10]. Um im zweiten Kapitel den Einfluss der Traditionalisten im Detail darzustellen, werden hierzu zwei wichtige Abschnitte in der Phase vor der Wiederbewaffnung und in den frühen Anfängen betrachtet. In diesem Kapitel werden deshalb im Folgenden die „Himmeroder Konferenz“ und das „Amt Blank“ bearbeitet.

2.1 Die Himmeroder Denkschrift

In diesem Unterkapitel der Arbeit soll zunächst die „Himmeroder Denkschrift“ betrachtet werden. Diese, nach dem Tagungsort im Eifelkloster Himmerod benannte Konferenz, wurde von Konrad Adenauer ins Leben gerufen[11]. Die Leitung der Tagung übernahmen Adolf Heusinger und Hans Speidel[12], die auch zu den führenden Verfassern der Denkschrift gehörten[13]. Der Ausschuss tagte nur einmal. Sein Ergebnis war die Grundlage für eine mit einer modernen Panzerdivision ausgerüsteten und für die bewegliche Kampfführung geeignete Armee[14]. Weitere Forderungen waren die vollständige Rehabilitierung der ehemaligen Wehrmachtssoldaten und die Gleichberechtigung mit den europäischen Soldaten[15]. Mit der Denkschrift traten ehemalige Wehrmachtssoldaten erstmals seit dem zweiten Weltkrieg wieder mit politischen Forderungen an die Politik[16]. Die Tagung und die Denkschrift blieben geheim[17]. Damit der Primat der Politik in Zukunft gewahrt blieb, wollte man die Personalpolitik unter eine intensive parlamentarische Kontrolle stellen[18].

2.2 Einfluss der Traditionalisten bei der Himmeroder Konferenz

Im folgenden Kapitel wird der Einfluss der Traditionalisten bei Himmeroder Konferenz untersucht. Die meisten Teilnehmer der Konferenz waren sich darüber einig, daß das Konzept der Wehrmacht auch in die neuen Pläne der deutschen Wiederbewaffnung einfließen sollte[19]. Als Traditionalisten können hierbei die ehemaligen Wehrmachtsoffiziere Speidel und Foertsch genannt werden[20]. Diese waren maßgeblich am Entwurf der „Himmeroder Denkschrift“ beteiligt[21]. Als weiterer Akteur trat hier Graf von Baudissin auf, der mit seinem Konzept der „Inneren Führung“ an einer Neuorientierung des Militärs interessiert war[22]. Wie in den folgenden Kapiteln ausführlicher beschrieben wird, konnte er sich bei der Himmeroder Konferenz nicht mit seinem Konzept des Reformierten Militärs durchsetzen[23]. Vielmehr waren die traditionalistisch geprägten Militärs an einer Fortsetzung des alten Konzepts unter veränderten Rahmenbedingungen interessiert[24]. Da die von Konrad Adenauer einberufene Konferenz geheim blieb, wurden die Pläne für die Wiederbewaffnung ohne Wissen der Öffentlichkeit weiterverfolgt[25]. Ein grundsätzliches Problem war, daß die ehemaligen Berufssoldaten kein Interesse an einer Aufarbeitung der Wehrmachtszeit hatten[26]. Es herrschte auch nicht die Einsicht vor, daß sie sich an Verbrechen beteiligt hatten[27]. Demnach bestand ihrer Ansicht nach auch nicht die Notwendigkeit einer Umfassenden Reform des Militärs, sondern nur einer Modernisierung der Strategie[28]. Diese Auffassung wurde auch von der Politik unterstützt. Konrad Adenauer äußerte sich dahingehend über die neue Bundeswehr: „Keine Experimente!“[29]. Der Rückhalt der Militärs durch die Politik ermöglichte es, demzufolge auch eigene Forderungen zu stellen und an die Traditionen anzuknüpfen. In dieser Hinsicht bestand kein zwingender Grund für eine weitreichende Reform. Das Konzept für die „Innere Führung“ wurde nur oberflächlich in die Denkschrift integriert, so daß sich die Traditionalisten fast vollständig mit ihrem Konzept durchsetzten konnten[30]. Ein weiterer Grund für die Durchsetzung der Traditionalisten bei der Himmeroder Konferenz war auch die alte militärische Hierarchie[31]. So diente der Verfasser des Konzepts der „Inneren Führung“, Graf Baudissin im zweiten Weltkrieg nur im Rang eines Majors[32]. Dies führte dazu, daß dem Konzept in den Augen der anderen Verfasser von vorneherein die militärische Grundlage fehlte. Die Hauptverfasser waren im Rang eines Generals höher einzustufen[33]. Ebenfalls empfanden sie die Reformansätze für nicht militärisch und lehnten sie deshalb ab.

[...]


[1] Vgl. Fröhlingsdorf, Michael u.a.: Die überforderte Armee, in: Der Spiegel, Nr.11 / 11.03.2002, S. 172-186, hier: S. 177

[2] Vgl. Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und Westberlin, Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin 1968

[3] Anm. So werden neben Personen Daten über das Wirken innerhalb der Wehrmacht, gekoppelt mit Kommentierungen wie „Fanatischer Blitzkrieger“( Braunbuch: a.a.O., S. 201) oder „Vom Rassenwahn getrieben“(Braunbuch: a.a.O., S. 203).

[4] Anm. Detlef Bald kritisiert in dem Buch Hilmar Linnenkamp/ Dieter S. Lutz: Innere Führung. Zum Gedenken an Wolf Graf Baudissin, 1. Aufl., Baden-Baden 1995, S. 44, die Aufteilung der Akteure in Traditionalisten und Reformer von Gert Schmückle, da die Gruppen nicht so Heterogen seien wie der Name dies Vermuten lässt. In dieser Hausarbeit sollen diese Begriffe dennoch benutzt werden da sie eine klare Abgrenzung zulassen und so den Einfluss der einzelnen Gruppen zu erklären erlaubt.

[5] Anm. Nach dem Tagungsort im Eifelkloster Himmerod benannte Konferenz welche das Konzept für Rüstung und Organisation, Ausstattung und Ausrichtung der Bundeswehr verfasste.

[6] Anm. Das Verteidigungsministerium wurde in seinen Anfängen umgangssprachlich nach dem ersten Verteidigungsminister Theodor Blank benannt.

[7] Nähere Beschreibung siehe Kapitel 3.1, S. 9

[8] Anm. Als „Innere Führung“ oder auch „Staatsbürger in Uniform“, wird das von Wolf Graf von Baudissin entwickelte Konzept bezeichnet . „Es bedeutete die Übertragung grundlegender Wertvorstellungen der Demokratie auf das Militär“, Kleßmann, Christoph: Zwei Staaten, eine Nation. Deutsche Geschichte 1955-1970, 2., überarbeitete und erweiterte Aufl., Bonn 1997, S. 148

[9] Nähere Beschreibung siehe Kapitel 3.3, S. 10

[10] Vgl. Bald, Detlef: Graf Baudissin und die Reform des deutschen Militärs, in: Hilmar Linnenkamp/ Dieter S. Lutz (Hrsg.): Innere Führung. Zum Gedenken an Wolf Graf von Baudissin, 1. Aufl., Baden- Baden 1995, S. 19-53, hier: S. 22

[11] Vgl. Lowry, Montecue J.: The Forge of West German Rearment. Theodor Blank and the Amt Blank, New York u.a. 1990, S. 91

[12] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, in: Detlef Bald/ Johannes Klotz/ Wolfram Wette (Hrsg.): Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, 1. Aufl., Berlin 2001, S. 17-65, hier: S. 22- 23

[13] Vgl. Krüger, Dieter: Das Amt Blank. Die schwierige Gründung des Bundesministeriums für Verteidigung,1. Aufl., Freiburg 1993, S. 15

[14] Vgl. ebd., S. 25

[15] Vgl. ebd., S. 25

[16] Vgl. Wette, Wolfram: Die Bundeswehr im Banne des Vorbildes Wehrmacht, in: Detlef Bald/Johannes Klotz/ Wolfram Wette (Hrsg.): Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege, 1. Aufl., Berlin 2001, S. 66-115, hier: S. 68

[17] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 32

[18] Vgl. Krüger, Dieter: a.a.O., S. 25.

[19] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 23

[20] Anm. Speidel war Generalleutnant und Chef des Generalstabes der Heeresgruppe B in der Wehrmacht, Foertsch war Generalleutnant und Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Kurland. (Braunbuch: a.a.O., S. 231, S. 224)

[21] Vgl. Krüger, D.: a.a.O., S. 15

[22] Vgl. Bald, Detlef: Graf Baudissin und die Reform des deutschen Militärs, S. 22

[23] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 29

[24] Vgl. Bald, Detlef: Graf Baudissin und die Reform des deutschen Militärs, S. 43

[25] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 32

[26] Vgl. Stosch, Stefan: Die Adenauer- Legion. Geheimauftrag Wiederbewaffnung, Konstanz 1994, S. 62

[27] Vgl. ebd., S. 62

[28] Vgl. Bald, Detlef: Kämpfe um die Dominanz des Militärischen, S. 25

[29] Ebd., S. 41

[30] Vgl. ebd., S. 32

[31] Vgl. Bald, Detlef: Graf Baudissin und die Reform des deutschen Militärs, S. 26

[32] Braunbuch.: a.a.O., S. 223

[33] Vgl. Bald, Detlef: Graf Baudissin und die Reform des deutschen Militärs, S. 26

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut)
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V26713
ISBN (eBook)
9783638289641
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wiederbewaffnung, Bundesrepublik, Deutschland
Arbeit zitieren
Andreas Feld (Autor:in), 2002, Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26713

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