Die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien

Eine ordnungspolitische Analyse


Bachelorarbeit, 2013

49 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau der Arbeit

2. Prinzipal-Agenten-Theorie
2.1 Das Standard Modell
2.1.1 Das Grundmodell
2.1.2 First-Best-Lösung
2.1.3 Second-Best-Lösung
2.2 Informationsökonomik
2.2.1 Moral Hazard
2.2.2 Adverse Selektion
2.2.3 Hidden-Information-Modell
2.3 Ansatz der Mechanismus-Design-Theorie

3. Allgemeine ordnungspolitische Rolle des Staates

4. Rolle des Staates bezüglich dem Abbau von Informationsasymmetrien in der Lebensmittelproduktion
4.1 Akteure
4.1.1 Die Hersteller/Produzenten
4.1.2 Die Verbraucher/Konsumenten
4.1.3 Der Staat
4.2 Effekt der Informationsasymmetrien auf die soziale Wohlfahrt
4.3 Wirkung des staatlichen Eingriffs – Mechanismus-Design-Theorie

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Eigenständigkeitserklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Klassifikation der möglichen Informationsasymmetrien

Abbildung 2: zweistufiger Entscheidungsprozess zur Ermittlung der optimalen Kooperationsstruktur

Abbildung 3 : Informationsasymmetrie

Abbildung 4: Ressourcenfehlallokation

Abbildung 5: Marktliche Lösung für das Problem der Informationsasymmetrie.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Der Lebensmittelbranche sowie der staatlichen Lebensmittel- bzw. Verbraucherpolitik kommt eine hohe Verantwortung zu, um die Konsumenten mit einwandfreien Lebensmitteln zu versorgen, die zumindest den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

In den vergangenen Jahren gab es augenscheinlich eine starke Häufung von Lebensmittelskandalen. Meistens sind diese in der Lebensmittelindustrie durch vorsätzliche oder zumindest fahrlässige Nichtbeachtung bestimmter Vorgaben begründet [vgl. Voerste (2009, S.108)]. Dabei erzielen die Lebensmittelhersteller enorme Kosteneinsparungen durch Missachtung von Qualitätsvorgaben und diversen gesetzlichen Regelungen.

Die Lebensmittelhersteller, die Verbraucherpolitik mitsamt den damit verknüpften Kontrollinstanzen und die Konsumenten stehen hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in einem Beziehungsgeflecht, das durch gegenseitige Informationsasymmetrien gekennzeichnet ist. Die Lebensmittelhersteller, die gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen, wissen üblicherweise um ihr Vergehen und haben Kenntnis über die staatlichen bzw. gesetzlichen Maßnahmen. Sie wissen jedoch nicht, ob ihr Verstoß entdeckt und geahndet wird. Die Verbraucherpolitik und die Kontrollinstanzen wissen nicht, welche Hersteller gegen Gesetze verstoßen, sodass hauptsächlich die Möglichkeit besteht, mit präventiv ausgerichteten Gesetzen und Vorgaben sowie mit stichprobenhaften Kontrollen die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Die Verbraucher wissen zwar, dass Qualitätsverstöße vorkommen, haben aber ex ante keine Informationen darüber, welche Lebensmittel belastet sind, und können nur darauf vertrauen, dass der Staat – und in untergeordnetem Maße private Institutionen – Qualitätsverstöße rechtzeitig und umfassend aufdecken.

Es ist ersichtlich, dass die größte Informationsasymmetrie zwischen den Lebensmittelproduzenten und den Konsumenten besteht. Diese Informationsasymmetrie ist einer der vielen Konfliktpunkte in der Verbraucherpolitik, bei dem der Staat mit ordnungspolitischen Instrumenten eingreifen muss [vgl. Ahlheim (2011, S.5)].

Dabei stellt sich die Frage: Ist es für die Lebensmittelproduzenten tatsächlich so einfach, die Verbraucher zu täuschen und die staatlichen Regulierungen zu hintergehen, und warum werden Vergehen häufig erst dann entdeckt, wenn es schon fast zu spät ist, um Schaden vom Verbraucher abzuwenden? Im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit wird nun die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien untersucht, wobei diesbezüglich vor allem auf die Informationsasymmetrien zwischen Hersteller und Verbraucher eingegangen wird. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Prinzipal-Agenten-Theorie, da dieser Ansatz die Basis für das Verstehen von Informationsasymmetrien liefert. Im Zuge der Übertragung dieser Theorie auf den Untersuchungsgegenstand kommt den Verbrauchern die Rolle des Prinzipals und den Herstellern die Rolle der Agenten zu.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Im zweiten Teil wird zunächst die Prinzipal-Agenten-Theorie erläutert. Anhand des Standard-Modells wird das Problem zur Beziehung zwischen Prinzipal und Agent dargestellt und eine formale Situationsanalyse durch das Grundmodell vorgestellt. Des Weiteren erfolgen die Auslegungen der First-Best- und Second-Best-Lösungen. Um das Verständnis hierfür zu stärken, wird in den darauf folgenden Seiten die Informationsökonomik sowie das dazugehörige Hidden-Information-Modell vorgeführt. Eine weitere Theorie zur Erklärung des Dilemmas zwischen den Akteuren bildet der Ansatz der Mechanismus-Design-Theorie, die ebenfalls in der Folge skizziert wird. Hier wird das Zeuthen-Harsanyi Modell vorgestellt als Beispiel dafür, dass durch die spezifische Regelung der Rahmenbedingungen eine optimale Lösung erreicht werden kann.

Nachdem die Prinzipal-Agenten-Theorie umfassend dargelegt wurde, folgt im dritten Kapitel die Vorstellung der Grundzüge der ökonomischen Theorie des Staates. Hier werden die Aufgaben des Staates sowie einige wichtige Instrumente der Ordnungspolitik, die das Ziel der Minderung von Informationsasymmetrien haben, näher betrachtet.

Das vierte Kapitel dieser Arbeit setzt sich mit der Problematik der Informationsasymmetrien in der Lebensmittelproduktion auseinander. Dabei werden zunächst die Akteure sowie ihre Funktionen und Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Informationsasymmetrie aufgezeigt. Der Sinn und Zweck der Verbraucherpolitik wird in diesem Teil der Arbeit ebenfalls untersucht.

Danach geht es um die Folgen, die die Informationsasymmetrie für die soziale Wohlfahrt hat. Abschließend zu diesem Beispiel der Informationsasymmetrie in der Lebensmittelbranche und die Rolle des Staates bei dieser Problematik wird die Wirkung des Staates mit dem Ansatz der Mechanismus-Design-Theorie analysiert.

Den Abschluss dieser Arbeit bildet eine Schlussbetrachtung mit der Verbindung der einzelnen Kapitel sowie einer kritischen Würdigung der aktuellen Situation und einigen Empfehlungen für die Zukunft der Verbraucherpolitik in Deutschland.

2. Prinzipal-Agenten-Theorie

Das Problem, mit dem sich diese Arbeit auseinandersetzt, ist die Informationsasymmetrie. Zunächst ist zu klären, was die Informationsasymmetrie genau ist. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Informationsasymmetrie.

Es heißt, dass Informationsasymmetrien zu sogenannten Agency-Problemen führen [vgl. Budde (2000, S.17)]. Es muss also zunächst einmal geklärt werden, was Agency-Probleme sind und wo sie ihren Ursprung haben.

Die übergeordnete Agency-Theorie, die sich mit der Analyse von Wirtschaftsbeziehungen auseinandersetzt, wird unterteilt in die positive Agency-Theorie und in die Prinzipal-Agenten-Theorie. Bei der positiven Agency-Theorie geht es um die deskriptive Entscheidungstheorie, die die Einflussfaktoren der Vertragsaushandlung zwischen den Partnern analysiert und empirisch belegt [vgl. Williamson (1985, S.28)]. Die Prinzipal-Agenten-Theorie analysiert mathematisch die vertragliche Beziehung der beiden Aktivisten anhand formaler Entscheidungsmodelle [vgl. Kleine (1996, S.28)].

Aus diesem Grund beschäftigt sich dieses Kapitel zunächst mit der Prinzipal-Agenten-Theorie. An dieser Stelle ist es sinnvoll, den Begriff ‚Prinzipal-Agenten-Theorie‘ zu erklären.

“Whenever one individual depends on the action of another, an agency relationship arises. The individual taking the action is called the agent. The affected party is the principal” [Pratt op. (1991, S.29]. Laut der Definition von Pratt beschreibt die Prinzipal-Agenten-Beziehung die Situation, in der das Wohl eines Prinzipals in der Abhängigkeit der Handlungen eines Agenten steht. Merkmal dieser Beziehung ist die Tatsache, dass der Agent die Wohlfahrt seines Prinzipals beeinflusst [vgl. Decker (1994, S.13)]. Die Prinzipal-Agent-Theorie fragt „nach den besonderen Eigenschaften und Funktionslogiken der Beziehung zwischen einem Auftraggeber (‚Prinzipal’ genannt), der eine bestimmte Aufgabe an einen Auftragnehmer (‚Agent’) überträgt“ [Dehling; Schubert (2011, S.138)].

Also beschäftigt sich die Prinzipal-Agenten-Theorie mit der Analyse der Delegationsbeziehungen zwischen zwei oder mehreren Vertragspartnern mit dem Ziel einer optimalen Vertragsgestaltung für beide Seiten [vgl. Petersen (1989, S.26–27)]. Diese Theorie beschreibt insbesondere die asymmetrische Informationsverteilung zwischen Entscheidungspartnern [vgl. Kleine (1996, S.1)].

2.1 Das Standard Modell

Wie zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, stehen im Mittelpunkt der Agency-Theorie die Anreizprobleme, die vor Vertragsabschluss zu lösen sind. Ziel ist es, ein effizientes Anreizsystem zu entwickeln, um den beauftragten Entscheidungsträger zu motivieren, im Sinne des Auftraggebers zu handeln, bei gegebenen institutionellen Rahmenbedingungen [vgl. Williamson (1985, S.28)]. Die Wirtschaftssubjekte der Theorie bilden der Prinzipal und der Agent, dem die Verfügungs- oder Handlungsrechte durch den Prinzipal übertragen werden. Es entsteht eine Vertreterbeziehung [vgl. Schoppe (1995, S.180)]. In dieser Vertreterbeziehung soll der Agent im Auftrag des Prinzipals für ihn Aktivitäten durchführen. Dies bedeutet, dass ein Nutzen aus den Aktivitäten des Agenten für beide Partner entsteht. Da jedoch der Agent derjenige ist, der die Handlungen ausführt, ist er allein schon deshalb im Informationsvorsprung gegenüber seinem Prinzipal, für den erst im Nachhinein in Form von Ergebnissen oder Protokollen die Handlungen bekannt sein werden.

Hieraus resultiert das Problem, dass der Agent aufgrund seines Informationsvorteils seinen eigenen Nutzen maximieren kann und der Prinzipal diese Situation nicht erkennt. Aus diesem Grund muss er entsprechende Sanktionsmaßnahmen überlegen [vgl. Schoppe (1995, S.183)].

Das Standard Modell wird zunächst mit den Grundannahmen in Form des Grundmodells erläutert. Mathematisch formal wird anhand dieser Annahmen die First-Best- sowie Second-Best-Lösung dargestellt.

2.1.1 Das Grundmodell

Der Agent wird vom Prinzipal beauftragt, seine Ziele zu erreichen, und erhält hierfür die dementsprechend notwendigen Verfügungsrechte. Diese spezielle Form der sozialen Interaktion weist zwei Eigenschaften auf. Der Prinzipal ist abhängig vom Agenten. Dies wiederum verursacht eine Unsicherheitssituation für den Prinzipal in dieser Interaktionsbeziehung, da er nicht über vollkommenes Wissen in Bezug auf die Handlungen des Agenten verfügt, welches als Informationsproblem dargestellt wird [vgl. Gilardi (2002, S.147)].

Zur Beschreibung des Grundmodells wird von einem einperiodigen Intervall der Beziehung zwischen Agent (Ag) und Prinzipal (P) ausgegangen. Es wird des Weiteren angenommen, dass die Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden und eine Informationsasymmetrie zwischen den Akteuren besteht. Diese haben eine zustandsunabhängige Nutzenfunktion und verhalten sich rational. Beide haben das Ziel, ihre eigene Wohlfahrt zu maximieren. Als Kosten werden nur die Vertreterbeziehung, also Agentenbeträge, beachtet, die Kosten der Vertragsgestaltung, Informationsbeschaffung sowie Vertragsverhandlungen werden in diesem Modell vernachlässigt.

Der Agent hat aus seinen Handlungsalternativen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] eine Aktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] zu wählen. Die Handlungsalternativen sind beiden Akteuren bekannt. Seine Handlung wird als sein Aktivitätsniveau interpretiert, das dem Prinzipal jedoch nicht bekannt ist, und welches das zu erzielende Handlungsergebnis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] mit abnehmender Rate positiv beeinflusst. Das heißt, bei steigendem Anstrengungsniveau [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] steigt die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Periodenergebnis und bei sinkendem Einsatz [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sinkt dieses. Somit wird die Dichtefunktion des Periodenergebnisses [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] definiert als

1. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Hinzu kommt die Komponente des zufälligen Umweltzustandes [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] als weiteres Element, da die am Markt bestehenden Unsicherheiten in Geldeinheiten als zu messendes Ergebnis der Handlungen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] nicht nur durch das Anstrengungsniveau des Agenten beeinflusst werden.

2. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Über den Zufallseinfluss und dessen Wirkung auf das Ergebnis der Handlung vor Abschluss des Agency-Vertrages haben beide Akteure die gleiche Erwartung. Hier muss sich der Prinzipal bei seinen Erwartungen dem Agenten anschließen, da dieser bei den Handlungserwartungen einen Informationsvorsprung hat und der Prinzipal dieses für seine Wohlfahrtssteigerung nutzen möchte. Der Prinzipal muss unter diesen Umständen einen Vertretervertrag definieren, der entsprechende Anreize für ein pareto-optimales Verhalten des Agenten gewährleistet. Hierfür wird die Entlohnung [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in Abhängigkeit vom erzielten Handlungsergebnis zum Ende der Periode festgesetzt welche die Handlungsalternativen und die Umweltzustände beinhaltet.

3. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Angenommen, die Entlohnung des Agenten besteht auch aus dem Handlungsergebnis und dirigiert auch daraus, so ist der pareto-optimale Anreizvertrag gleichermaßen eine pareto-optimale Verteilung des Periodenergebnisses in Geldeinheiten [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] zwischen beiden Akteuren. Der Agent erhält die Belohnung ([Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und dem Prinzipal steht die restliche Summe zu [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten].

Je nach Risikoeinstellung des Prinzipals kann dieser in den Anreizvertrag ein ergebnisunabhängiges Fixum [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] setzen.

3a. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Die Konstante [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] beschreibt die Anreize für den Agenten, welche vom Prinzipal gesteuert werden, um ein optimales Anstrengungsniveau zu erreichen.

Das Maximum der positiv gewichteten Summe der Zielfunktion von beiden Akteuren ist die Bedingung für einen pareto-optimalen Anreizvertrag. Hierfür müssten die Nutzenfunktionen der beiden gleich sein, was jedoch aufgrund des "natürlichen" Interessenkonflikts nicht vorkommt.

Die Nutzenfunktion des Prinzipals [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ist monoton steigend und besteht aus dem Handlungsergebnis [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und der Entlohnung [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] für den Agenten. Bei der Nutzenfunktion des Agenten ist es sein Ziel, den Erwartungsnutzen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] des Ertrages der Beziehung zu maximieren.

4. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Oder

4a. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] mit festgesetztem Fixum

Das steigende Einkommen mit abnehmender Grenzrate erhöht seine Wohlfahrt positiv und seine Bemühungen gehen als Kosten mit zunehmender Grenzrate in seine Nutzenfunktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ein. Dieses wird vom Prinzipal beachtet und entsprechend als Nebenbedingung definiert:

5. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Der Vertrag wird vom Agenten nur angenommen, wenn sein Mindestnutzen garantiert wird, welches durch die Beachtung seiner exogen gegebenen Opportunitätskosten geschieht. Diese werden als Reservationskosten [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bezeichnet. Der Agent würde sie als Honorar auf dem Wettbewerbsmarkt mindestens durch andere Agency-Beziehungen erreichen. Die endgültige Formulierung des Vertretervertrags wird mit der Beachtung des Agency-Problems, der Informationsasymmetrie, abgeschlossen. Der Prinzipal kann keine vollständige Kontrolle über die Handlungen des Agenten ausüben. Hieraus resultierend wird dieser nur das Ziel verfolgen, seinen eigenen Nutzen zu maximieren. Daraus ergibt sich, dass die gewählte Handlung[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] der Menge der Handlungsmöglichkeiten (Argumente) angehört, die für die Zielerreichung notwendig sind. Diese Bedingung wird formuliert als:

6.[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

[vgl. Schoppe (1995, S.184–186)].

Mit Hilfe dieses Grundmodells kann man die Verhandlungsgrundlage unter Beachtung der Faktoren darstellen. Aufgrund der gegebenen Informationsasymmetrie wird der Agent die zwar pareto-optimale, jedoch für ihn mit weniger Anstrengung verbundene Aktion wählen. Hieraus resultiert für den Prinzipal eine Second-Best-Lösung [vgl. Meyer (2004, S.92)]. Dieser Begriff wird im folgenden Abschnitt näher erklärt.

2.1.2 First-Best-Lösung

Für eine First-Best-Lösung im Interesse des Prinzipals ist eine Informationssymmetrie notwendig. Hierfür wird vorausgesetzt, dass der Prinzipal ein vollständiges Wissen über die Handlungen des Agenten besitzt und diese kostenlos und vollkommen beobachten kann [vgl. Decker (1994, S.35)].

Dem Prinzipal sind alle Faktoren bei der Definition der Entlohnungsfunktion mit Werten bekannt. Des Weiteren werden die Handlungsalternativen sowie entsprechenden Entlohnungsfunktionen vom Prinzipal vorgegeben, so dass der Agent im eigenen Interesse gezwungenermaßen den Vorgaben des Prinzipals folgt.

Im Unterschied zum Grundmodell geht man bei der First-Best-Lösung nun davon aus, dass die Handlungsalternativen[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], welche aus den Aktionen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] bzw. dem Aktivitätsniveau des Agenten bestehen, dem Prinzipal bekannt und nachvollziehbar sind [vgl. Kleine (1996, S.32–33)].

Die Komponente des zufälligen Umweltzustandes [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ist ebenfalls für beide Seiten bekannt. Der Prinzipal formuliert für jede Handlungsalternative eine entsprechende Entlohnung für den Agenten unter Beachtung seines eigenen maximalen Nutzens sowie der Reservationskosten [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]des Agenten. Entsprechend seiner Formulierungen bietet er dem Agenten Entlohnungsalternativen je nach Arbeitseinsatz.

7. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Der Prinzipal definiert auf diese Weise die Handlungsalternativen für den Agenten und dieser hat keinen Handlungsspielraum. Wenn er sich nicht an die Handlungsalternativen hält, so wird er mit entsprechend niedriger Entlohnung bestraft. Zudem sind dem Prinzipal die Aktivitäten des Agenten anhand der Handlungsergebnisse ersichtlich. Hierdurch ist die Vertreterbeziehung im Sinne des Prinzipals und somit eine First-Best-Lösung gesichert. Diese Vertragsgestaltung wird auch als Forcing-Contract bezeichnet. Aufgrund der vordefinierten Entlohnungsregelung unter Beachtung der erreichbaren Nutzenwerte für beide Parteien hat der Agent keinen Anreiz, von den vertraglich geregelten Handlungsalternativen abzuweichen [vgl. Kleine (1996, S.69 ff.)].

2.1.3 Second-Best-Lösung

Bei der Vorstellung des Grundmodells wurde bereits erwähnt, dass das Erreichen einer First-Best-Lösung aufgrund der gegebenen Informationsasymmetrien nicht möglich ist. In diesem Abschnitt wird nun die Herleitung der Second-Best-Lösung dargestellt.

Die Second-Best-Lösung ist das Resultat aus bestehenden Informationsasymmetrien. Für den Prinzipal sind nur die erzielten Periodenergebnisse ersichtlich. Angenommen, der Agent ist risikoavers, so wird er nur die Aktionen durchführen, die seinen eigenen Nutzenwert steigern und nicht diejenigen, die die First-Best-Lösungen erzielen. Dieser Agent wird seine Aktivitäten entsprechend seiner Entlohnungsfunktion wählen. Hieraus resultiert ein Wohlfahrtsverlust für den Prinzipal. Denn bei der Ableitung der Erwartungsfunktionen des Prinzipals (Formel 4) und der Erwartungsfunktion des Agenten (Formel 5) entstehen verschiedene Grenznutzen. Die Abweichung von der First-Best-Lösung vergrößert sich auch durch unterschiedliche Grenznutzen der Entlohnungsfunktion. Hier existiert ein Anreizproblem, da der Agent aufgrund der Informationsasymmetrie nicht im Interesse des Prinzipals handelt. Zur Lösung des Anreizproblems gibt es drei grundlegende Ansätze, die wie folgt dargestellt werden [vgl. Decker (1994, S.42 ff.)].

Beim ersten Ansatz zur Bildung einer optimalen Anreizbedingung wird der Output in Abhängigkeit des Aktivitätsniveaus sowie dem Umweltzustand gesehen. Dies entspricht dem Grundmodell. Die Erwartungswerte werden anhand der Verteilung von Zufallsvariablen gebildet. Durch eine Variationsrechnung kann man die Anreizbedingungen feststellen. Jedoch ist hierfür eine differenzierbare und optimal gestaltete Entlohnungsfunktion die Voraussetzung [vgl. Harris (20, S.231)].

In dem Lösungsansatz von Holmström (1979, S.74–91) entfällt die Zufallsvariable des Umweltzustands. Das Handlungsergebnis wird nur vom Aktivitätenniveau [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] des Agenten beeinflusst. Die Verteilungsfunktion besteht aus dem Handlungsergebnis und den Aktivitäten, also [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Wobei die Aktivität eine stochastisch dominante Wahrscheinlichkeitsverteilung besitzen muss, bei der gilt [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], und für Handlungsergebnisse die Werte [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gelten müssen. Dadurch wird [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und dies bedeutet, dass das Handlungsergebnis mit zunehmender Aktivität steigt.

Hieraus resultiert folgende Funktionsdarstellung zur Ermittlung der optimalen Ent-lohnungsfunktion

8. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

mit den Nebenbedingungen, dass zum einen die Nutzenfunktionen des Agenten additiv sind und dass zum anderen die Entlohnungsfunktion auf ein endliches Intervall eingegrenzt wird.

Der dritte Ansatz setzt eine Informationssymmetrie voraus und das Entlohnungsproblem wird in zwei Schritten gelöst. Zuerst wird für jede Handlungsalternative ein optimaler Vertrag definiert. Im zweiten Schritt entscheidet der Prinzipal über das für ihn mit maximalen Nutzenwerten entsprechende Handlungsverhalten des Agenten [vgl. Grossman (1983, S.7 ff.)].

Bei diesem Ansatz wird dem Agenten bei Abweichung von der First-Best-Lösung eine Strafe oder eine Bonuszahlung auferlegt [vgl. Holmström (1979, S.79)]. Hierfür werden im Voraus Sanktionsmaßnahmen oder Belohnungsregelungen getroffen, die auch dem Agenten bekannt sind.

Anhand dieser Optimierungsansätze wird versucht, die Anreizstruktur für den Agenten bestmöglich zu gestalten. Hierbei entstehen die ersten Anzeichen der Agency-Kosten [vgl. Decker (1994, S.48)].

[...]

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien
Untertitel
Eine ordnungspolitische Analyse
Hochschule
Universität Hohenheim  (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbes. Umweltökonomie sowie Ordnungs-, Struktur- und Verbraucherpolitik)
Note
2,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
49
Katalognummer
V267188
ISBN (eBook)
9783656582243
ISBN (Buch)
9783656580201
Dateigröße
695 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rolle, staates, minderung, informationsasymmetrien, eine, analyse
Arbeit zitieren
Güler Cicek (Autor:in), 2013, Die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267188

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