Lehrer gehören zu den „Normenwächtern der deutschen Standardsprache in ‚Wort und Schrift‘“, so heißt es in einem Beitrag von Volmert (2006, 95) zum Einfluss der Jugendsprache auf die mündliche und schriftliche Kommunikation im Unterricht. Dabei geht er nicht von einem „absolut gerichteten Wertesystem“ aus, das sprachliche und kommunikative Ausdrucksweisen auf ihre Angemessenheit hin bestimmen soll, sondern von ihrer Funktionalität innerhalb unterschiedlicher Kommunikationssituationen (vgl. Volmert 2006, 98). Mit anderen Worten: In der Schule muss ein Bewusstsein für Sprache entwickelt und geschult werden, um mit den Schülern über den Geltungsanspruch sprachlicher Normen reflektieren zu können.
Die Problematik, vor der Deutschlehrer hinsichtlich ihrer Fehleranalyse und Bewertungspraxis stehen, ist die Wandelbarkeit der Norm. Sprachliche Normen passen sich dem Usus der Sprachgemeinschaft an, erklärt Müller (vgl. 2009, 63): es gebe im Deutschen keine so festen Regeln wie in der Mathematik.
Die Frage nach dem angemessenen Umgang mit der sprachlichen Norm impliziert also notwendig eine Auseinandersetzung mit Sprachwandelphänomenen. (...)
Wenn das endgültige Ziel des Kompetenzbereichs Reflexion über Sprache das normgerechte Sprechen und Schreiben ist, kann die Frage danach gestellt werden, wie die Schüler in ihren Schulbüchern durch die Behandlung von Sprachwandel dorthin geführt werden. In dieser Arbeit werden dazu exemplarisch vier Schulbücher – Deutschbuch 8 und 9 von Cornelsen (2009) und deutsch.werk 4 und 5 von Klett (2008) – für die Sekundarstufe I des Gymnasiums auf diese Fragestellung hin untersucht. Beim Vergleich dieser Ausgaben der beiden Verlage war eine unterschiedliche Fokussetzung festzustellen, vor allem da dieser Teilbereich mit den anderen Teilbereichen in Reflexion über Sprache verbunden wird. Eine Leitfrage der Untersuchung ist daher außerdem: Was lernen die Schüler bei den entsprechenden Aufbereitungen?
Um sprachwissenschaftliche Ansichten, Sprachdidaktik und Realisierung in den Sprachbüchern sinnvoll miteinander zu verbinden und um Wiederholungen zu vermeiden, werden themenbezogenen Aufgabenbeispiele die Basis für die Darstellung des Sprachwandels in den Schulbüchern sein. Abschließend wird das Kapitel zur Jugendsprache in Cornelsen 8 intensiv betrachtet, um einige Problemfälle, aber auch eine sinnvolle Erweiterung innerhalb der Deutschdidaktik hervorzuheben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ebenen des Sprachwandels in den Schulbüchern
- Lexikalischer Sprachwandel
- Neologismen und Bedeutungswandel
- Lehn- und Fremdwörter
- Zwischenfazit
- Semantik und Sprachgebrauch
- Klett: Orientierung am ethnographischen Ansatz
- Cornelsen: Orientierung am lexikographischen Ansatz
- Lexikalischer Sprachwandel
- Probleme und Chancen im Kapitel Die eigene Sprache finden — Jugendsprache (Cornelsen 8, 125-140)
- Jugendsprache im Schulbuch
- Problemfelder im Kapitel Die eigene Sprache finden — Jugendsprache (Cornelsen 8, 125-140)
- Erste Charakterisierungen der problemfelder
- Jugendsprache, Umgangssprache oder gesprochene Sprache?
- Jugendsprache und Medienentwicklung. Was beeinflusst was?
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert ausgewählte Sprachbücher des Klett- und Cornelsenverlags hinsichtlich der Darstellung von Sprachwandelphänomenen. Ziel ist es, die unterschiedlichen Ansätze der beiden Verlage im Bereich der Sprachdidaktik zu vergleichen und die Auswirkungen auf das Sprachbewusstsein der Schüler zu untersuchen.
- Sprachwandelphänomene in Schulbüchern
- Lexikalischer Sprachwandel (Neologismen, Lehnwörter)
- Sprachvarianten und Sprachgebrauch (Dialekt, Jugendsprache, Umgangssprache)
- Medienkommunikation und Sprachwandel (SMS, Chat-Sprache)
- Normgerechtes Sprechen und Schreiben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit führt in die Thematik des Sprachwandels im Deutschunterricht ein und stellt die Relevanz des Themas für die Sprachbewusstseinsbildung der Schüler heraus. Dabei wird die Problematik der Norm und Normtoleranzgrenzen in der deutschen Sprache beleuchtet.
Im zweiten Kapitel werden die Ebenen des Sprachwandels in den Schulbüchern untersucht. Der Fokus liegt dabei auf dem lexikalischen Sprachwandel, wobei die Behandlung von Neologismen und Lehnwörtern in den beiden Verlagsreihen verglichen wird. Außerdem wird die Darstellung von Sprachvarianten und Sprachgebrauch analysiert, wobei die unterschiedlichen Ansätze des Klett- und Cornelsenverlags (ethnographischer vs. lexikographischer Ansatz) herausgestellt werden.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Kapitel „Die eigene Sprache finden — Jugendsprache" aus dem Deutschbuch 8 von Cornelsen. Hier werden die Problemfelder der Darstellung von Jugendsprache im Schulbuch beleuchtet, wobei die Unterscheidung zwischen Jugendsprache, Umgangssprache und gesprochener Sprache sowie die Verbindung von Jugendsprache und Medienentwicklung im Vordergrund stehen.
Im Fazit werden die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst und die unterschiedlichen methodischen und theoretischen Zugänge der beiden Verlage bewertet. Es wird deutlich, dass der ethnografische Ansatz des Klettverlags möglicherweise erfolgsversprechender ist, jedoch weitere vergleichende Untersuchungen notwendig sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Sprachwandel, Schulbücher, Sprachdidaktik, Lexik, Semantik, Sprachvarianten, Jugendsprache, Umgangssprache, gesprochene Sprache, Medienkommunikation, SMS, Norm, Normtoleranz, Sprachbewusstsein, Klett Verlag, Cornelsen Verlag.
- Arbeit zitieren
- Carina Zebrowski (Autor:in), 2013, Sprachwandel in Sprachbüchern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267212