Sicherlich war der Nationalsozialismus mit seinen politischen Ritualen und Symbolen, die um
die Begriffe von Nation und Volk, Größe und Macht kreisten, Teil einer gemeineuropäischen
Entwicklung, die als „Nationalisierung der Massen“ bezeichnet wurde: Diese bediente sich
der Formen einer politischen Liturgie und romantisch – frühzeitlicher Mythen, um das Volk
scheinbar an der Politik teilhaben zu lassen. Nicht in der parlamentarischen Rede und im
gelehrten Gespräch, sondern in einer symbolischen Kommunikation, durch Zeichen und
Rituale, teilten die nationalen Bewegungen ihre Botschaften mit. Wenn das gesprochene Wort
eingesetzt wurde, dann diente es weniger der rationalen Auslegung einer Ideologie, sondern
war Teil eines Zeremoniells, das sich meist pseudoreligiöser Formen bediente.
Die Auslegung der Ideologie des Nationalsozialismus und die Verbreitung und Stärkung des
Rassenwahns aber bleiben dem geschriebenen Wort vorbehalten. Hier werden neue
Weltbilder geschaffen, die mit der Wirklichkeit nicht mehr viel gemein haben. Der
gesellschaftliche und kulturelle Fokus wird immer weiter verengt, die Sprache immer roher
und gewaltverherrlichender. Durch ein Forcieren der eigenen „Literatur“ und der Zensur alles
„undeutschen“ oder „unvölkischen“ wird den Menschen die Möglichkeit genommen, andere
Informationsquellen als die des Regimes zur eigenen Bildung zu nutzen. Die Intelligentia der
Weimarer Republik wird – sofern sie nicht in die Partei Adolf Hitlers eintritt – verdrängt oder
vernichtet.
Das deutsche Volk soll „gleichgeschaltet“ werden – auch im Bezug auf die geistige
Ausbildung.
Die geistige Vergiftung der Deutschen dieser Zeit geht einher mit der Vergiftung der Sprache.
Die Vergiftung der Sprache wiederum trägt zur Vergiftung des Geistes bei. Die „Motoren“
dieses Teufelskreises sind vor allem zwei Werke, deren Auflagen Millionen zählen. Zum
einen Adolf Hitlers „Mein Kampf“, zum anderen Alfred Rosenbergs „Mythus des XX.
Jahrhunderts“. Beide Büche r waren bereits lange vor der Machtergreifung käuflich – und
trugen somit sicherlich auch zum Ziel der Machtübernahme der NSDAP bei.
„Mein Kampf“ und der „Mythus“ sollen aus diesem Grunde die Hauptwerke bei einer
Untersuchung auf „Gift im Text“ darstellen. Danach soll mit Hilfe von drei
Sprachwörterbüchern geprüft werden, ob der dort verwendete Sprachgebrauch nur von den
Autoren genutzt, oder ob er tatsächlich in den Wortschatz des Deutschen eingeflossen ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- SPRACHE IM DRITTEN REICH
- VERÄNDERUNGEN INNERHALB DER DEUTSCHEN SPRACHE
- "VERGIFTUNG" DER SPRACHE
- "Blut und Boden"
- Rassenwahn und Fachtermini aus den Naturwissenschaften
- DIE SPRACHE DER SS
- "VERGIFTUNG" DURCH DIE SPRACHE: EIN RÜCK- UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Vergiftung der deutschen Sprache im Dritten Reich, insbesondere mit der Rolle von „Mein Kampf“ und dem „Mythus des XX. Jahrhunderts“ in diesem Prozess. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie die nationalsozialistische Ideologie die Sprache manipulierte und damit die deutsche Gesellschaft beeinflusste.
- Die Veränderung der deutschen Sprache durch die nationalsozialistische Ideologie
- Die Rolle von „Mein Kampf“ und dem „Mythus des XX. Jahrhunderts“ in der Verbreitung des Rassenwahns
- Die sprachlichen Merkmale des Nationalsozialismus und ihre Wirkung auf die Gesellschaft
- Die Verbreitung und Verfestigung der nationalsozialistischen Ideologie durch Sprache
- Die Auswirkungen der Vergiftung der Sprache auf den deutschen Geist
Zusammenfassung der Kapitel
2. Sprache im Dritten Reich
Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen der deutschen Sprache im Dritten Reich. Es wird auf die gezielte Umgestaltung des Sprachgebrauchs durch die Nationalsozialisten eingegangen, die mit Hilfe von Rundfunk, Zeitung und Fernsehen eine neue Sprache verbreiteten. Auch die Rolle von demagogischen Reden und die Bedeutung von Wiederholungen in der nationalsozialistischen Propaganda werden beleuchtet.
2.1. Veränderungen innerhalb der deutschen Sprache
Hier wird die Veränderung des Wortschatzes im Dritten Reich betrachtet. Es wird gezeigt, dass die nationalsozialistische Ideologie die Sprache nicht nur durch Neologismen, sondern vor allem durch die Veränderung von Wortbedeutungen und Worthäufigkeiten prägte. Die Sprache der Nationalsozialisten zeichnet sich durch eine mechanische und unbewusste Aufnahme von Wörtern und Redewendungen aus, die den Rassenwahn und die nationalistische Ideologie verbreiteten.
2.2. "Vergiftung" der Sprache
Dieses Unterkapitel befasst sich mit der „Vergiftung“ der deutschen Sprache durch die nationalsozialistische Ideologie. Es werden verschiedene Aspekte der sprachlichen Manipulation betrachtet, wie zum Beispiel die Verwendung von Begriffen wie „Blut und Boden“ sowie die Integration von Fachtermini aus den Naturwissenschaften, um den Rassenwahn zu untermauern. Die Bedeutung von „Mein Kampf“ und „Mythus des XX. Jahrhunderts“ in diesem Zusammenhang wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der nationalsozialistischen Ideologie wie Rassenwahn, „Blut und Boden“, Sprache, Propaganda, "Vergiftung", "Gleichschaltung", "Mein Kampf", "Mythus des XX. Jahrhunderts" und die Rolle der Sprache in der Vermittlung und Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie. Darüber hinaus werden auch die Sprachmerkmale des Nationalsozialismus, wie die Verwendung von Stereotypen, die Verzerrung von Begriffen und die bewusste Einsetzung von Sprachbildern, untersucht.
- Arbeit zitieren
- Heiko Wenzel (Autor:in), 2003, Rassenwahn und NS-Ideologie - Die "Vergiftung" der deutschen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26734